Djihad. Christoph Hoenings

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Djihad - Christoph Hoenings

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Gespräch mit Sabine Sadler verlief zäh.

      Rupert Graf war erstaunt, wie diese wenigen Wochen, besser gesagt, wenigen Tage der Trennung sie einander entfremdet hatten.

      Natürlich war sie noch immer ein saftiges und attraktives junges Frauenzimmer!

      Aber die Unbeschwertheit ihrer Beziehung war weg.

      Graf fragte nach Sabines Familie, die er nie kennen gelernt hatte und die, wenn es sich vermeiden ließe, er auch nie kennen lernen würde.

      Er fragte nach dem Bräutigam.

      „Die Verlobung habe ich aufgelöst,“ antwortete Sabine. „Das Thema ist durch! Ich will zurück zu dir.“

      „Warum?“

      Rupert Graf liebte den irgendwann gelesenen Spruch: „Ich bin ja nicht eitel, auch wenn ich allen Grund hätte, es zu sein“!

      „Du hast nie gemerkt, wie sehr ich dich liebe,“ sagte Sabine leise, Grafs Hand auf dem Tisch mit ihren beiden Händen umklammernd. „Ich würde so gerne bei dir bleiben.“

      Sie sah ihm tief in die Augen. „Auch heute Nacht.“

      Ahmed Falouf hatte eine ganze Reihe von Filmen über den Geheimagenten James Bond gesehen. Viel hatte er von den Geschichten nicht verstanden. Die arabischen Untertitel übersetzten die Dialoge nur unzureichend. Ahmed konnte nicht wissen, dass die Stories auch deshalb so schwer nachvollziehbar waren, weil die arabische Zensur alle Szenen mit leichtbekleideten oder ihr Haar offen tragenden Frauen, alle Flirt- und Kussszenen sowieso und alle weiteren Szenen, die das Auge eines gläubigen Muslim hätten beleidigen können, herausgeschnitten hatte.

      Von daher dauerten die Filme nicht allzu lang.

      Ahmed Falouf begann jedoch inzwischen, sich selbst wie eine Gestalt aus einem James Bond-Film zu fühlen.

      Als richtiger Spion.

      Allerdings war er keineswegs froh über dieses Gefühl.

      Einmal im Monat kam es zu einem persönlichen Kontakt mit dem Mann, der sich als sein Führungsoffizier ausgegeben hatte. Die Treffen kamen an unterschiedlichen Orten und zu unterschiedlichen Uhrzeiten zustande:

      Mal in einer Moschee, mehrmals im Menschengewühl des alten Basars von Riad.

      Zu zwei Treffen war der Mann in Begleitung einer Frau erschienen, von der Ahmed jedoch wegen des Schleiers nichts gesehen hatte. Diese beiden Treffen hatten in Restaurants stattgefunden, hinter den Spanischen Wänden, hinter denen Gäste in Begleitung ihrer Ehefrauen und Töchter speisten. Bevor der Kellner servierte, wurden die Familien hinter der Wand gewarnt, so dass die Frauen ihre Schleier herunterlassen konnten.

      Der Mann, der sich als sein Führungsoffizier vorgestellt hatte, sah aus wie einer der zahlreichen muslimischen Ausländer, die in Saudi Arabien lebten und als Anwälte und Kaufleute tätig waren. Er schien das Leben eines Einheimischen zu führen. Arabisch sprach er mit einem Akzent, der aus Jordanien oder Palästina stammen konnte. Jedes Mal trug er Burnus und Kufiya.

      In der Moschee hatte er neben Ahmed gekniet und die heiligen Gebete fehlerfrei mitgesprochen.

      Ahmed wusste nicht einmal mit Sicherheit, ob der Mann tatsächlich ein Israeli war. Was ihn vermuten ließ, dass es sich um einen Israeli handelte, waren die profunden Kenntnisse um Ahmeds Familie in Ramallah und die Drohungen, was seinen Verwandten passieren würde, wenn er nicht mitarbeitete.

      Von dem Mann wusste Ahmed keinen Namen und schon gar keine Anschrift.

      Die Übergabe des für Siddiqui bestimmten Geldes an Ahmed war ein Mal in der Moschee und die beiden anderen Male bei den Treffen im Restaurant erfolgt.

      In der Moschee hatte der Mann Ahmed beim Herausgehen mitten im Gedränge der Gläubigen unauffällig den Umschlag mit dem Geld zugesteckt. Im Restaurant hatten sie wegen der Paravents diese Rücksicht nicht nehmen müssen.

      Ahmed Falouf hatte in dem toten Briefkasten für ihren Austausch von Nachrichten und USB-Sticks die Aufforderung vorgefunden, sich mit dem Mann zu treffen. Hierzu hatte es drei unterschiedliche Zeitvorgaben gegeben, denn im Vorhinein konnte niemand wissen, wann der General seinen Fahrer benötigen würde. Der Mann, so vermutete Ahmed, würde entweder zu allen drei Zeitpunkten am vorgesehenen Ort sein, oder aber, da, wie Ahmet vermutete, das Fahrzeugs des Generals unter Beobachtung stand, wissen, ob Ahmed Dienst als Chauffeur tun würde.

      Heute trafen sie sich nach dem Nachmittagsgebet in dem gerade wieder öffnenden Alten Basar.

      Das hatte den Vorteil, trotz der einsetzenden Dämmerung auf der noch leeren Gasse sehen zu können, dass der andere allein gekommen war. Sie mussten jetzt nur noch einander im Auge behalten, als die Händler die Rollläden und Gitter vor ihren Geschäften wieder hochzogen und der Markt sich mit dem üblichen Menschengewimmel füllte.

      Kurz darauf standen sie nebeneinander und betrachteten die Auslage im Fenster eines Schuhgeschäftes.

      Inzwischen war es dunkel. Markt und Gassen waren weniger durch die spärlichen Laternen als durch das aus den Läden und Buden nach außen fallende elektrische Licht erhellt.

      „Was den neuen Freund aus Pakistan angeht, hier ist die erste Rate,“ sagte der Mann ohne Begrüßung oder ein Wort der Freundlichkeit und drückte Ahmed einen Umschlag in die Hand. „Eintausend Dollar.“

      „Aber er will doch…“ versuchte Ahmet zu protestieren.

      „Wir wollen erst sehen, was er liefert!“

      Ahmed Falouf sah im Weggehen, dass der Mann das Schuhgeschäft betrat wie ein Kunde, der in der Auslage etwas für sich entdeckt hatte.

      Während Ahmed sich seinen Weg durch die Menge der Menschen bahnte, jubelte er innerlich. Siddiqui wusste nichts von dem Geld, das Ahmed für den Kontakt mit Naqui zusätzlich verlangt hatte. Ahmed Falouf war überzeugt, seiner Hochzeit mit Zaidah wieder einen Schritt näher gekommen zu sein.

      Hakeem bin Zaif mochte seine Deutschlehrerin nicht. Nicht, weil sie ihn schlecht behandelte. Im Gegenteil, sie war sehr freundlich. Sie war hübsch, etwas älter als er selbst, aber sie verwirrte und verunsicherte ihn.

      Die Eltern der jungen Frau stammten aus Marokko. Sie, so hatte sie erzählt, war auch dort geboren, aber als Kind mit den Eltern nach Deutschland gekommen.

      Sie sprach Deutsch wie eine Deutsche.

      Sie sprach Arabisch wie eine Araberin.

      Sie hieß Aisha. Ihr Name war abgeleitet von dem Namen der jüngsten Frau des heiligen Propheten Mohammed, Ayesha, die im Alter von neun Jahren vom Propheten geheiratet worden war.

      Das Sprachinstitut hieß InterSpeech und hatte seine Klassenräume in einem schönen alten Gebäude an der Straße Eppendorfer Baum.

      Neben Hakeem gab es drei weitere Schüler, Adnan, den Sohn eines im Generalkonsulat in Hamburg tätigen Diplomaten aus dem Oman, Rashid, Sohn eines Kaufmannes aus Tunesien, und Memo, Sohn eines ägyptischen Ingenieurs.

      Alle sollten sie an der Universität Hamburg studieren, alle vier waren in etwa gleich alt, und alle wurden von Aisha völlig gleich behandelt.

      Hakeem

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