Djihad. Christoph Hoenings
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Dass gleich mehrere gut ausgebildete, gutverdienende Männer sich in kollektiven Selbstmord stürzten, hatte es bisher nicht gegeben.
Carl Almaddi wusste, die meisten Selbstmordattentäter waren entweder bitterarme Schlucker, denen für ihre Familien großzügige finanzielle Absicherung versprochen worden war, oder junge Frömmler, die wirklich an den Unfug mit den siebzig im Himmel wartenden Jungfrauen glaubten.
Eine Meuterei durch Mitglieder der Besatzung? Eine Handvoll Leute, die die Offiziere beseitigt, das Kommando übernimmt, und auf eigene Faust handelt? Ebenfalls wenig wahrscheinlich. Die würden ohne kompetente Führung den Weg nicht finden.
Lieutenant-Commander Carl Abdul Almaddi rief sich über Jane´s Fighting Ships, dem jährlich überarbeiteten Almanach mit der Beschreibung sämtlicher auf der Welt existenter Kriegsschiffe die Leistungsdaten der U-Boote der infrage kommenden Staaten auf seinen Bildschirm. Egal ob französische Daphnes, russische Kilos, deutsche 209er, alle waren extrem leise und brandgefährlich. Die alten Romeos der Ägypter würde man hören. Die Pakistanis hatten zudem noch eine Handvoll Mini-U-Boote, zu klein, um über den Atlantik zu schippern, es sei denn, sie würden in einem Mutterschiff zu ihrem Operationstheater gebracht. Almaddi war sicher, dass es in diesem perfiden Pakistan einen zum Dockschiff umgebauten Frachter oder Tanker gab, mit dem die Boote unerkannt überallhin gebracht werden konnten. Aber hier wäre die Anzahl der Mitwisser noch größer! Sicherheitshalber vergewisserte er sich, dass Saudi Arabien nicht über U-Boote verfügte. Aber Saudi Arabien würde nicht die USA angreifen!
Oder dachte er in die falsche Richtung? War statt gegen die USA etwas gegen Israel geplant?
Er hörte sich das Gespräch noch mal an. Es war vom Großen Teufel die Rede gewesen!Damit waren gemeinhin die USA gemeint.
Trotzdem beschloss Lieutenant-Commander Carl Abdul Almaddi, den Marineattaché der Israelischen Botschaft in Washington, Chaim Zimmerman anzusprechen.
Es gab noch etwas, das Carl Almaddi wissen wollte.
Er rief seinen Freund Peter Huntzinger an.
Peter arbeitete seit kurzem bei Navy-International Programs, NIPO, und dort für das Royal Saudi Navy Support Office.
Nach kurzer Begrüßung fragte Carl:
„Peter, weißt du, ob Saudi Arabien sich mit U-Booten beschäftigt? Bei Jane´s finde ich nichts.“
„Kannst Du nicht! Die haben keine U-Boote! Die Saudis können kaum mit ihren Überwasserschiffen umgehen! An U-Boote trauen die sich nicht ran! Außerdem kenne ich die Budgetplanung für die nächsten Jahre. Kein Wort über U-Boote!“
September 2009
Rupert Graf war gerade von einem Abendessen mit Geschäftspartnern in seine Wohnung zurückgekehrt und hörte sich die auf seinem Anrufbeantworter eingegangenen Gespräche an.
Einen der Anrufe musste er mehrmals abspielen, bis er verstand, was der Sprecher wollte.
Der Mann hatte sich in stark dialektgefärbtem Englisch als Mahmut vorgestellt und um ein Treffen innerhalb der nächsten Tage gebeten, der Ort sei egal.
Es gehe um ein äußerst wichtiges Vorhaben.
Die hinterlassene Rufnummer war, wie Graf feststellte, die eines Anschlusses in Genf. Da eine Zimmernummer genannt worden war, vermutete Graf, dass sich der Anrufer aus einem Hotel gemeldet hatte.
Rupert Graf putzte sich in aller Ruhe die Zähne und machte es sich vor dem Fernsehgerät bequem, um die Spätnachrichten und eine anschließende Talkshow zu verfolgen.
Erst dann wählte er die angegebene Nummer.
Er erreichte eine freundliche Dame, die sich mit Hotel Beau Rivage meldete, und wurde unverzüglich zu der genannten Zimmernummer durchgestellt.
Dort wurde so prompt abgehoben, dass Graf den Eindruck hatte, der Bewohner habe direkt neben dem Telefon gesessen und auf seinen Anruf gewartet.
„Ja?!“
Mehr nicht.
„Ich bin von Mr. Mahmut gebeten worden, diese Nummer anzurufen. Mein Name ist Graf.“
„Einen Moment.“ Kein `Bitte`!
Das war nicht die Stimme auf dem Anrufbeantworter.
Graf hörte im Hintergrund Stimmengewirr, das er als Arabisch deutete, Stimmen ausschließlich von Männern, Gelächter. Zumindest hatte er niemanden aus dem Schlaf geschreckt. Wahrscheinlich lief dort ein Kartenspiel, und anschließend würde man essen gehen. Genf, so wusste Graf, hatte sich auf arabische Gäste bestens eingestellt, und dort würde ungeachtet jeder Polizeistunde auch um drei Uhr früh noch Essen serviert, solange gut bezahlt würde.
Der Hörer wurde wieder aufgenommen.
„Vielen Dank für Ihren Rückruf, Mr. Graf. Wann können wir uns sehen?“
Das war die Stimme des Anrufers auf seinem Band.
„Darf ich fragen, um was es geht?“
„Das ist nichts für das Telefon. Aber es ist sehr wichtig. Wann?“
„Woher haben Sie meinen Namen und meine Rufnummer?“ fragte Graf ungerührt.
„Von einem Freund. Einem gemeinsamen Freund aus Monaco. Er liebt es, viel und gut zu essen.“ Gelächter.
„Die nächsten zwei Wochen bin ich ausgebucht,“ antwortete Graf. „Danach gerne.“
„Solange kann ich nicht warten. Entweder Sie sagen jetzt zu, mich in den nächsten drei Tagen zu treffen, oder ich wende mich heute noch an einen Ihrer Wettbewerber.“
Graf verfluchte Norbert Schmehling. Nur Schmehling konnte es gewesen sein, der diesem unverschämten Patron seine Rufnummer gegeben hatte. Trotzdem bemühte er sich, höflich zu bleiben.
„Ich müsste andere Termine umschichten. Das kann ich um diese Tageszeit nicht. Können Sie nach Deutschland kommen?“
„Kommen Sie zu mir! Ich bin ab morgen in Cannes. Im Carlton. Kommen Sie dorthin! Ich schicke ein Flugzeug, das Sie abholt.“
„Ich kann das jetzt nicht zusagen. Ich rufe Sie morgen wieder an.“
„Ich muss jetzt wissen, ob Sie kommen, oder ich rufe sofort einen Ihrer Konkurrenten an. Die kommen!“
Rupert Graf hatte oft genug mit Vertretern aus arabischen Ländern zu tun gehabt, um zu wissen, dass dort gerne und häufig mit Erpressung gearbeitet wurde. Das war wie auf einem Bazar. Wenn er jetzt nachgab, würde Mahmut ihm gegenüber immer wieder zu diesem Mittel greifen, um was auch immer es gehen mochte.
„Ich wünsche Ihnen viel Erfolg, Mr. Mahmut.“ sagte Graf und legte auf.
Trotz der dort schon