Djihad. Christoph Hoenings

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Djihad - Christoph Hoenings

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erkannt hatte.

      Wie sehr hatte Ahmed sich gefreut!

      Stundenlang hatten sie bei Tee und Zigaretten Erinnerungen ausgetauscht. Majed war trotz der in Israel verbrachten Zeit, Allah sei gepriesen, kein Freund der Juden geworden. Im Gegenteil, er hasste die Juden wie Ahmed und wie alle anderen Palästinenser. Wie hatten sie gelacht über die Dummheit der Juden, Majed eine teure Ausbildung zu geben, damit dieser, kaum hatte er sein Diplom in der Tasche, Israel den Rücken kehren und mit Hilfe Allahs bekämpfen konnte! Tränen hatten sie gelacht!

      Danach hatten Ahmed und Majed sich regelmäßig getroffen. Eines Tages hatte Majed ihm gesagt, dass er in Kontakt stand zu einem großen Unternehmen aus Frankreich, einem mit den Arabern befreundeten Land, und dass die Franzosen bereit waren, große Summen zu bezahlen, zu wissen, was Ahmeds Arbeitgeber, General Faisal bin Salman sagte und tat. Diese Summen, so hatte Majed gesagt, würde er mit Ahmed teilen. Da auf Ahmed die Hauptlast der Tätigkeit lag, gab Majed sich mit einem Drittel der Beträge zufrieden. Schließlich besaß er den Kontakt. Das war, so fand auch Ahmed, nur fair.

      Wieder hatten sie sich halbtot gelacht, diesmal über die Christen, die bereit waren, soviel Geld auszugeben für unnütze Informationen, die ein hinter dem General hergeschickter Taxifahrer für einen Bruchteil des Geldes hätte liefern können.

      Trotzdem hatte Ahmed, Allah war sein Zeuge, seine Aufgabe stets gewissenhaft erfüllt.

      Und dafür kassiert.

      Während Ahmed den schweren Mercedes zu dem Haus steuerte, in dem die jüngste Ehefrau des Generals wohnte, dachte er darüber nach, ob die Franzosen bereit sein mochten, mehr als üblich für die Information zu bezahlen, dass der General sich heute Abend stundenlang mit zwei Marineoffizieren unterhalten hatte. Das wusste Ahmed aus den Gesprächen mit dem Fahrer von Admiral Zaif, einem Pakistani namens Siddiqui.

      Das war ein Abweichen von der Routine des Generals, und Ahmed wusste, diese Information konnte wertvoll sein.

      Nizza / Cannes, 3. Oktober

      Es war elf Uhr dreißig, als Rupert Graf aus der kleinen Düsenmaschine stieg, die vor dem Terminal von Cannes-Mandelieu ausgerollt war.

      Die Maschine hatte am Morgen am General Aviation Terminal in Düsseldorf auf ihn gewartet. Die Piloten waren Engländer, die Maschine hatte keine Kennung, lediglich auf dem Leitwerk war winzig klein die saudische Flagge aufgemalt.

      Graf war der einzige Passagier an Bord. Der Copilot hatte ihm während des Fluges ein Frühstück vorgesetzt, ansonsten blieb Graf unbehelligt bis zur Landung.

      In Mandelieu kletterte Rupert Graf in einen weißen Rolls Royce, der ihn in zwanzig Minuten direkt vor das Portal des Ritz Carlton Hotels brachte.

      Graf wurde von einem Hotelangestellten in einer der oberen Etagen zur Tür einer Suite geführt.

      Ein arabisch aussehender Mann in gut geschnittenem dunkelblauen Anzug nahm Graf in Empfang und bat ihn, zu warten. Scheich Mahmut würde jeden Moment kommen.

      Graf wartete eine geschlagene halbe Stunde.

      Scheich Mahmut wirkte unausgeschlafen, als er in Jeans und knallrotem Poloshirt auf nackten Füßen in den Wohnraum der Suite geschlurft kam.

      Mahmut war jünger als Graf, hatte den für Araber seiner Klasse dünnen Oberlippenbart und einen schmalen Bartstreifen, der sich von der Unterlippe zum Kinn zog. Sein Haar war dicht und tiefschwarz. Er hatte strahlend weiße, schöne Zähne. Graf vermutete, dass Mahmut statt sich die Zähne mit einer Bürste zu putzen, Süßholzstäbchen kaute. Mahmut war kleiner als Graf, aber Graf schätzte, dass er sicherlich hundertzwanzig Kilo wog.

      Ohne Handschlag und ohne jede Begrüßung ließ Mahmut sich auf eines der Sofas gegenüber Graf plumpsen, zog die Füße auf die Sitzfläche, und sagte:

      „Ohne Ihren Freund Mr. Schmehling, der Sie sehr empfohlen hat, säße hier jetzt einer Ihrer Wettbewerber. Bedanken Sie sich bei unserem Freund.“

      Graf blieb stumm.

      Der Sekretär erschien und fragte nach ihren Getränkewünschen.

      Graf bat um Mineralwasser, der Scheich verlangte eine Bloody Mary.

      „Woher kennen Sie Schmehling, Exzellenz?“ fragte Graf, um das Gespräch zu eröffnen. In Deutschland war Sonntag und außerdem Nationalfeiertag, und Graf hätte diesen Tag lieber genutzt, um auszuschlafen als hier mit diesem arroganten Typen zu sitzen.

      „Wir hatten einige Male miteinander zu tun. Ein zuverlässiger Mann. Er war meiner Regierung von Mr. P. empfohlen worden. Sie wissen, dass unsere Regierung gerne mit Personen arbeitet, die uns von Freunden empfohlen werden.“

      Mit P. konnte nur der Ministerfreund Schmehlings gemeint sein. Graf fragte sich, was die beiden in Saudi Arabien gemacht haben konnten, ohne dass dies in der deutschen Öffentlichkeit bekannt geworden war.

      „Erzählen Sie mir etwas über Deutschland, Mr. Graf. Ich weiß nicht viel über Ihr Land, außer dass wir vor Jahren einmal große Schwierigkeiten mit Ihren Regierungen hatten, als uns ein von zweien Ihrer Kanzler versprochenes Fahrzeug verweigert wurde. Das hat zu tiefer Verstimmung geführt, die bei einzelnen Persönlichkeiten meines Landes immer noch anhält.“

      Rupert Graf konnte sich nur zu gut an den von Mahmut angesprochenen Sachverhalt erinnern. Saudi Arabien hatte Anfang der achtziger Jahre Kampfpanzer des Typs Leopard kaufen wollen, diese Lieferung war jedoch aufgrund des von Israel auf die deutsche Regierung ausgeübten Drucks nicht zustande gekommen.

      Während Graf die damaligen Geschehnisse aus seiner Sicht schilderte, pulte sich Mahmut versonnen mit dem rechten Zeigefinger zwischen den nackten Zehen. Jetzt war Graf froh, Mahmut zur Begrüßung nicht die Hand geschüttelt zu haben.

      Graf wurde unterbrochen, als mehrere Kellner Servierwagen herein fuhren und vor Graf und Mahmut Kanapees und Häppchen ausbreiteten, die der Menge nach für zehn Personen gereicht hätten.

      „Greifen Sie zu, Mr. Graf, Sie müssen nach Ihrer Anreise hierher Hunger haben!“ forderte Mahmut ihn auf.

      Graf bemühte sich, als er sich bediente, nicht in die Nähe der Speisen zu geraten, von denen Mahmut sich mit den Fingern bedient hatte. Auf den Salat verzichtete er, nachdem Mahmut sich mit der Hand, die er zuvor zur Reinigung der Räume zwischen seinen Zehen benutzt hatte, einige Krabben aus der Schüssel fischte. Als Graf jedoch seinen Teller leergegessen hatte, pulte Mahmut einige weitere Krabben aus dem Salat und legte sie auf Grafs Teller.

      Bisher hatten sie kein Wort über das Vorhaben verloren, dessentwegen Mahmut Graf hierher geholt hatte.

      Rupert Graf war hierüber nicht unfroh. Er ging davon aus, dass Mahmuts Suite abgehört wurde. Deshalb erging Graf sich in Allgemeinheiten über Deutschland und über die politische Situation im Mittleren Osten.

      Mahmut schien dies keinesfalls zu stören.

      Im Orient hatte man Geduld.

      Erst nachdem sie ausgiebig von den Süßspeisen genommen und einen kleinen schwarzen Mokka getrunken hatten, sagte Mahmut:

      „Ich darf annehmen, dass unser gemeinsamer Freund Sie darüber ins Bild gesetzt hat, was ich mit Ihnen besprechen will.“

      „Nur sehr oberflächlich,“ antwortete

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