Djihad. Christoph Hoenings
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Dass der Fernseher lief, störte Oberst Moishe Shaked nicht. Er war gewohnt, auch bei Lärm nachzudenken. Sein kleines Büro im Verteidigungsministerium hatte so dünne Wände, dass er Gespräche seiner unmittelbaren Büronachbarn ohne besondere Konzentration hätte mithören können.
Moishe Shaked dachte an das Gespräch mit Ezrah Goldstein aus der Deutschlandabteilung. Gemeinsam hatten sie die eingegangenen Nachrichten aus Riad und aus Cannes analysiert, die sie beunruhigend fanden. Ezrah hatte einen Kameraden aus der Marine hinzugerufen, Itzak Salomonowitz, der seinerzeit mit dem Beschaffungsprogramm der israelischen U-Boote beschäftigt gewesen war.
Auch Itzak fand den Gedanken an U-Boote in der Hand der Saudis nicht sonderlich sympathisch.
„Eigentlich halte ich die Araber für zu faul, um sich eingehend genug mit den Möglichkeiten zu befassen, die diese Waffengattung bietet. Denkt daran, was die sich in den vergangenen Jahren alles angeschafft haben! Fregatten, von denen unsere Marine nur träumen kann. Flugzeuge, die besser sind als unsere, Panzer, die besser sind als unsere. Mit nichts davon können sie richtig umgehen. In den Operationszentralen sitzen französische, englische oder amerikanische Offiziere. Die Saudis sitzen lediglich am Steuer. Die lenken und landen ihre AWACS-Flugzeuge, aber in die OPZ kommen sie nicht mal rein. Mit ihren Panzern fahren sie mit Höchstgeschwindigkeit durch die Wüste, aber taktische Übungen machen sie nicht. Mit ihren Schiffen fahren sie raus in den Golf oder ins Rote Meer, sind aber nach wenigen Tagen wieder zuhause. Trotzdem, diese U-Boote sind alles andere als gut!“
„Warum?“ hatte Goldstein gefragt.
„Über die Systeme, die sie aus Deutschland bekommen, können sie Einzelheiten über die Fähigkeiten unserer U-Boote ableiten. Im Roten Meer können sie uns nicht wirklich gefährlich werden, wenn sie sich wegen der zahlreichen Untiefen überhaupt dort hintrauen. Um ins Mittelmeer zu gelangen, müssten sie um ganz Afrika herum und wären monatelang unterwegs. Aber sie werden im Arabischen Golf und der Arabischen See unterwegs sein. Und genau dort stellen sie eine Bedrohung für Israel dar.“
„Im Golf? Was meinst du damit?“ fragte Goldstein.
„Nun, du weißt, dass ständig mindestens eines unserer Dolphin-U-Boote im Arabischen Golf vor der Küste des Iran kreuzt. Damit wir jederzeit einen Atomschlag gegen den Iran ausüben können. Auch wenn die Gefahr begrenzt sein dürfte: Die Saudis könnten herausfinden, wo sich unser Boot befindet. Sie könnten es schlimmstenfalls ausschalten.“
„Die Saudis haben selbst Angst vor dem Iran!“ warf Shaked ein.
„Trotzdem darf die Sicherheit Israels nicht davon abhängen, dass ein saudisches U-Boot unseren Dolphin erkennt!“
„Warum glaubst du, dass sie unser Boot mit ihren U-Booten eher erkennen als mit ihren Überwasserschiffen?“ fragte Shaked. „Die sind doch auch mit Unterwasserlauschgeräten ausgestattet.“
„Weil du von einer Plattform unter Wasser viel weiter hören kannst als von der Oberfläche aus!“
Moishe Shaked war auf seine Sorge zurückgekommen, die Saudis könnten eigene Erkenntnisse, gewonnen mit Booten, die denen der Israelischen Marine ähnlich wären, an andere arabische Marinen weitergeben.
Das hatte Itzak das nicht so tragisch genommen.
„Wem? Den Ägyptern? Deren alte Romeos hören wir schon, wenn sie noch im Hafen von Alexandria sind. Unsere Marine weiß jederzeit, wo sich jede dieser alten Schluffen befindet. Algerien? Marokko? Alle diese Boote sind so alt und so laut, dass wir sie jederzeit finden. Nein, neue leise saudische Boote sind eine Gefahr für unsere Dolphins im Golf! Und ausgerechnet aus Deutschland!“
Ezrah und er hatten stumm genickt.
Keiner von ihnen würde jemals vergessen, was die Deutschen ihrem Volk angetan hatten! Jeder von ihnen hatte Verwandte, Onkels, Tanten, Großeltern in deutschen Konzentrationslagern verloren. Oder sie hatten in Familien eingeheiratet, hatten Freunde, deren Verwandte dort umgekommen waren.
Wenn Deutschland diese Boote lieferte, so wussten alle drei, ohne dass es ausgesprochen werden musste, würden deutsche Unternehmen über diese Waffenlieferung hinaus zusätzliche Geschäfte im zivilen Bereich mit Saudi Arabien abschließen. Das war üblich. Keinem von ihnen war der Gedanke sympathisch, dass Deutschland seine Wirtschaftskraft über einen israelische Interessen tangierenden Auftrag noch vergrößern würde.
„Wir müssen es genau beobachten! Und wenn wir etwas finden, womit wir es verhindern können, tun wir das. Vor allem müssen wir alles herausfinden, um was es geht: Bootsgröße, Ausstattung, Geräuschsilhouetten, Liefertermine,“ hatte Itzak gesagt.
Ezrah hatte geantwortet:
„Ich werde morgen mit dem Ministerpräsidenten sprechen.“
Ezrah hatte keine Zeit verloren.
Wie er Moishe mitgeteilt hatte, hatte der Ministerpräsident ihm volle Rückendeckung zugesagt. Der Regierungschef war ohnehin verärgert, weil die Deutschen als Anführer einer europäischen Initiative sich in die Siedlungspolitik Israels in der Westbank und im Gazahstreifen einmischten und offene Sympathieerklärungen zugunsten der enteigneten Palästinenser abgegeben hatten.
Ezrah hatte sofort die Botschaft in Berlin eingeschaltet.
Lieutenant Commander Carl Almaddi war alles andere als glücklich, als er den Mittschnitt des Telefonates auf seinen PC bekam. Der Anruf war von einem der Randbezirke von Rawalpindi aus geführt worden, von einem Mobiltelefon, das ein pakistanischer Geschäftsmann vor Monaten schon als verloren oder gestohlen hatte registrieren lassen. Die angerufene Nummer hatte sofort die US-Computer in Wachsamkeit versetzt: Das in den Niederlanden zugelassenene Telefon, von dem aus Riad heraus die Koranschule in Peshawar angerufen worden war. Das Gespräch aus Rawalpindi war in Riad entgegen genommen worden, in einem Bezirk in der Nähe der Großen Moschee.
Die Nachricht war wiederum sehr kurz:
Anrufer: Hat dir der grüne Tee gemundet?
Angerufener: Sehr! Es war ein Vergnügen, dich zu treffen. Allah sei gepriesen!
Anrufer: Wir haben gefunden, was du suchst. Ideal für euren Plan! Und voller Hass.
Angerufener, lachend: Allah sei gepriesen!
Anrufer: Du wirst alle Einzelheiten, so Allah will, auf dem üblichen Weg erhalten.
Angerufener: Shukrah!Allah sei Dank!
Lieutenant Commander hörte sich das Gespräch mehrmals an. Es waren die gleichen Stimmen wie bei dem ersten Telefonat. Eine Stimmenanalyse würde dies, so war er überzeugt, bestätigen.
Aber der Inhalt klang nicht gut. Gar nicht gut!
2. Vorgeplänkel
Samuel Schwartz führte eine kleine aber erfolgreiche Handelsgesellschaft in Bremen. Er handelte mit Elektronikgeräten. Er importierte Zubehör für Mobiltelefone aus Polen, wo ein Schwager eine preiswerte Lieferquelle aufgetan hatte. Batterien, Plastiktaschen, Ladegeräte waren dort erheblich billiger als auf dem deutschen Markt.
Samuel