Djihad. Christoph Hoenings
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Sein Freund Holger Brockert war inzwischen in eine Unterhaltung mit der neben ihm sitzenden jungen Frau vertieft, die darin bestand, dass beide sich wechselseitig etwas ins Ohr brüllten. Immerhin vermittelten die direkt an das Ohr des Zuhörers gelegten Münder den Eindruck von bereits zustande gekommener Intimität.
Graf spürte wieder den Atem der Frau neben ihm an seinem linken Ohr. Soweit er verstand, wollte sie wissen, wie er hieß.
„Otto!“ rief er zurück. „Und du!?“
„Sabine!“
Sabine Sadler stammte aus einem kleinen Ort in der Nähe von Koblenz.
Sie hatte vier Semester lang in Bonn Medizin studiert und war seit neuestem an der Universität Düsseldorf eingeschrieben.
Solange sie die Universität in Bonn besucht hatte, war sie fast täglich erst mit dem Bus nach Koblenz und von dort mit der Eisenbahn nach Bonn gefahren.
Hier in Düsseldorf, hatte sie ein kleines Apartment im Stadtteil Eller gefunden, zwei Straßenbahnstationen entfernt von der Uni.
Normalerweise fuhr sie an den Wochenenden nach Hause, wo ihre Eltern und ein Verlobter auf sie warteten, der Sohn eines engen Freundes ihres Vaters. Außerdem erlaubte ihr der Besuch im elterlichen Haus, sich mit Lebensmitteln für die Woche einzudecken und somit, ihr, wie sie fand, viel zu geringes Taschengeld zu sparen.
Ihr Vater praktizierte als Arzt in ihrem Heimatort und verdiente für die dortigen Verhältnisse recht gut, aber wie alle Menschen der Gegend ging er höchst sorgsam mit seinem Geld um. In Sabines Augen war er ein Geizkragen. Für ihre Eltern stand fest, dass Sabine eines Tages die väterliche Arztpraxis übernehmen würde. Ihr älterer Bruder war Jurist und arbeitete in Mainz im Finanzministerium.
Seit Sabine Sadler in Düsseldorf wohnte, war sie an den Wochenenden, die sie dort verbrachte, ein regelmäßiger Gast im Sam´s. Alleine wäre sie nie dorthin gegangen, aber ihre Freundin Simone hatte irgendwann gesagt:
„Du musst einfach mal mitkommen!“
Simone Martins war im Sam´s bekannt. Simones Eltern gehörten zur Gesellschaft Düsseldorfs, und da Simone über ein großzügiges Budget verfügte, konnte sie es sich leisten, Sabine einzuladen. Wie Sabine festgestellt hatte, war es letztlich nicht Simone, die für den Champagner bezahlte, sondern es waren die männlichen Bekannten, die sich zu ihnen setzten und mit denen sie tanzten.
Sabine Sadler war nicht ohne sexuelle Erfahrung.
Selbstverständlich hatte sie mit einigen Jungen aus ihrer Schule geschlafen, mit ein paar Kommilitonen in Bonn, und natürlich mit ihrem Verlobten. Aber sie hatte sich gehütet, mit den Männern, die sie im Sam´s kennen gelernt hatte, etwas anzufangen.
An dem neben ihr sitzenden glatzköpfigen Typ und seinem langhaarigen Freund vorbei sehend erkannte sie, dass Simone ihr mit einem blitzschnellen Blick klarzumachen versuchte, sie solle Simone zur Toilette folgen.
Als sie aufstanden, erhoben sich auch die beiden Männer.
Erst in der Damentoilette, wo der Lärm nicht so groß war wie draußen, konnten sie miteinander sprechen.
„Das ist Holger Brockert!“ rief Simone ganz begeistert.
Sabine guckte verständnislos.
„Brockert! Einer der wichtigsten Männer in der Werbebranche! Wenn wir Glück haben und dem gefallen, bringt er uns in einem seiner Werbespots unter! Das ist die Chance!“
„Und der andere?“ fragte Sabine. „Otto?“
Bevor Simone etwas sagen konnte, lachte eine junge Frau ein, die neben Sabine Sadler vor dem Spiegel stand und ihren Lidstrich nachzog, plötzlich laut los.
„Otto?“ rief sie prustend. „Nennt der sich plötzlich Otto? Das ist Rupert Graf!“
Sabine guckte wiederum völlig verständnislos.
„Kind, liest du keine Zeitungen? Manager eines großen Unternehmens in Oberhausen. Hat irgendwas mit Rüstung zu tun, mit Waffen! Geschieden und seit Jahren wieder eingefleischter Junggeselle. Wenn du dir den angelst, hast du ausgesorgt. Er ist allerdings ein entsetzlich arroganter Stiesel!“
Von der anderen Seite meldete sich Simone zu Wort:
„Ich dachte, du hättest ihn erkannt und dich deshalb so schnell neben ihn gesetzt. Eine Freundin von mir war mal kurze Zeit mit ihm zusammen. Graf hat sie dreimal nach New York mitgenommen! Dreimal in nicht mal zwei Monaten! Sie schwärmt heute noch davon. Nur nicht, wie er sie fallen gelassen hat!“ Sabine konnte im Spiegel sehen, wie Simone versonnen grinste.
„Was ist passiert?“
„Er hat ihr gesagt, sie sei ihm zu dumm. Zitat: `Du bist wunderschön, du bist aufregend, aber du bist so entsetzlich dumm, dass ich dich nicht länger ertragen kann.` Sie hat geheult wie ein Schlosshund als sie es mir erzählt hat. Aber ich gehe jede Wette ein, sie würde sofort, wenn er nur mit den Fingern schnippte, wieder zu ihm in die Kiste hüpfen!“
„Das sieht Graf ähnlich!“ sagte die Frau auf Sabines anderer Seite. „Ich sage doch, ein arroganter Stiesel!“
Als Sabine und Simone zurück zu ihren Plätzen kamen, waren zwei andere junge Frauen bedenklich nahe an Graf und Brockert herangerutscht. Wie auf Kommando standen Graf und Brockert, die sich miteinander unterhalten hatten, auf, und warteten, bis Sabine und Simone Platz genommen hatten.
Ohne dass Gelegenheit zu neuerlicher Beratung oder zu Absprachen gewesen wäre, zahlte Graf nach einer Dreiviertelstunde die beiden Flaschen Champagner, die sie verputzt hatten, und alle vier stiegen in den Jaguar, den Holger Brockert wenige Meter vom Eingang der Diskothek geparkt hatte.
Nach knapp fünf Minuten Fahrt, während der Graf stumm neben Sabine auf der Rückbank gesessen hatte, stellte Brockert den Wagen vor einem mehrstöckigen Gebäude in einer stillen Seitenstraße im Zooviertel ab. Wie Sabine sehen konnte, war es Graf, der die Haustür aufschloss und ebenfalls einen Schlüssel im Aufzug betätigte, der sie direkt in die im obersten Stockwerk gelegene Wohnung brachte.
Plötzlich standen sie in einem großen Wohnraum mit riesiger Fensterfront zu einem mit hohen Bäumen bewachsenen Garten, die in der Dunkelheit durch Scheinwerfer von unten erhellt wurden.
Während Sabine Sadler noch die Aussicht bewunderte und während Rupert Graf vier weitere Gläser mit Champagner füllte, flüsterten Simone und Brockert miteinander, mit dem Erfolg, dass sie ihre vollen Gläser nahmen und in einem angrenzenden Zimmer verschwanden.
Plötzlich war Sabine Sadler mit Graf allein, der sich ihr gegenüber hingesetzt hatte und sie ernst ansah.
„Du bist wunderschön!“ sagte er. „Vorhin habe ich dich nur von der Seite sehen können. Es ist selten, dass man jemanden von so ästhetischer