Djihad. Christoph Hoenings

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Djihad - Christoph Hoenings

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heiser und drückte seinen Kopf zurück auf ihr Bein.

      Ariel Roth hatte in seinem Mietwagen gedöst.

      Es war bereits hell, als Holger Brockert das Haus verließ, in dem Rupert Graf wohnte.

      Herauszufinden, wer der Besitzer des Jaguar war, war ein Klacks gewesen. Das war Roth innerhalb weniger Minuten über Handy gelungen.

      Roth war erleichtert, dass Brockert von beiden Damen begleitet wurde. Er würde noch am selben Tag wissen, welche von den beiden mit Graf zusammen gewesen war.

      Roth folgte dem Wagen Brockerts in gebührendem Abstand. Um diese Zeit gab es so gut wie keinen Verkehr.

      Zunächst fuhr Brockert in den Stadtteil Benrath, wo unmittelbar an der Uferpromenade eine der beiden Frauen ausstieg und sich innig von Brockert verabschiedete. Roth notierte sich die Anschrift der Villa, deren in eine weiße Mauer eingelassenes Portal sie mit einem Schlüssel öffnete. Die andere Frau wurde von Brockert in den Vorort Eller gefahren und vor einem Apartmentgebäude abgesetzt. Diesmal war die Verabschiedung weniger herzlich.

      Roth wartete, bis Brockert weitergefahren war. Erst dann ging er zu dem Eingang und notierte sich sämtliche auf den Türklingeln aufgeführten Namen einschließlich der nur mit Initialen abgekürzten Vornamen.

      Er fuhr zurück in den Stadtteil, in dem Grafs Wohnung lag.

      Trotz der frühen Stunde klingelte er den Besitzer der Wohnung heraus, von der aus Grafs Wohnung belauscht wurde.

      Nur eine knappe Stunde später wusste er, dass die Frau, mit der Rupert Graf sich vergnügt hatte, Sabine Sadler hieß und aus einem kleinen Ort an der Mosel stammte. Major Ariel Roth schätzte nach einem Blick auf seine Straßenkarte, dass er nicht länger als anderthalb Stunden brauchte, um dorthin zu gelangen. Als er am selben Abend nach Düsseldorf zurückkehrte, kannte er die gesamte Lebensgeschichte von Sabine Sadler.

      Er war sicher, Sabine Sadler würde eine wichtige Informationsquelle werden.

      Es dauerte gute zwei Wochen, bis Graf von Scheich Mahmut hörte.

      Graf befand sich zu diesem Zeitpunkt in Buenos Aires, wo er einen möglichen Auftrag verfolgte.

      Als sein Handy piepte, saß Graf mit einigen Repräsentanten der Argentinischen Marine beim Abendessen in einem Restaurant in La Coleta, einem Viertel der Stadt, in dem sich zahlreiche gute Restaurants befinden.

      Graf, verwundert, wer ihn um diese in Europa tiefer Nachtstunde noch anrufen könnte, nahm das Gespräch an.

      „Wir müssen uns dringend sehen!“

      Keine Begrüßung, keine Nennung des Namens des Anrufers.

      Trotzdem erkannte Graf Mahmuts Stimme.

      Allein schon wegen Mahmuts Unhöflichkeit beschloss Graf, kühl zu bleiben. Kurzfristige Treffen in Europa lehnte er wegen weiterer Verpflichtungen in Südamerika ab. Erst nach einigem Hin und Her stimmte Graf zu, Mahmut vierzehn Tage später in Marbella zu treffen.

      3. Ahmed

      Riad, Königreich Saudi Arabien

      Ahmed Falouf und Majed Akhad saßen in einem der kleinen Cafés in der Nähe des Souks, des alten Basars von Riad. Hier, in den älteren Teilen der Stadt, in der Nähe der Großen Moschee, gibt es noch die engen Gässchen, die außer zur Mittagsstunde, wenn die Sonne senkrecht steht, im Schatten der Häuser liegen. Dennoch waren hier über den Gehwegen Markisen gespannt, unter denen die Kunden an den zahlreichen Ständen und winzigen Geschäften vorbei schlendern konnten. Hier störte keinerlei Autoverkehr die Fußgänger, diese Gassen und ihre Häuser waren gebaut worden, lange, bevor Autos in Riad Einzug gehalten hatten.

      Außer zu den Gebetszeiten herrscht hier stets reger Betrieb bis tief in die Nacht. In den offenen Verkaufsständen werden Lebensmittel, Gewürze, aber auch Textilien und sogar Goldschmuck und teure, aus Europa importierte Armbanduhren feil geboten.

      Sämtliche Auslagen waren zur Straße hin offen, selbst die mit dem Gold. Diebstähle gab es so gut wie nicht. Sollte ein Dieb gefasst werden, so drohte ihm eine unvergessliche Strafe: Ihm wurde nach dem Freitagsgebet auf dem Platz vor der Großen Moschee in aller Öffentlichkeit die Hand abgehackt.

      Ahmed hatte dies mehrere Male miterlebt.

      Allerdings wurde der blutige Armstumpf nicht mehr, wie in früheren Zeiten, in ein Gefäß mit siedendem Öl getaucht, um die Wunde zu verschließen. Heute wurden die Delinquenten mit bereitstehenden Ambulanzfahrzeugen in eines der umliegenden Krankenhäuser gebracht, wo die Wunde von Ärzten versorgt wurde.

      Ahmed Falouf hatte auch Enthauptungen miterlebt. Er würde die am ganzen Leibe schlotternden Delinquenten genauso wenig vergessen wie das knackende Geräusch, wenn das niedersausende Schwert den Kopf des Opfers von seinem Körper trennte.

      Was mit Kopf und Körper anschließend geschah, hatte er wegen des dichten Gedränges auf dem Platz nicht sehen können. Aber jedes Mal hatte eine Atmosphäre geherrscht wie auf einem Jahrmarkt, aufgeregt, lebhaft, munter.

      Durch die offenen Fenster und Türen konnten Ahmed und Majed die Frauen sehen, die durch die Gasse vor dem Café gingen, tief verschleiert unter ihren schwarzen Umhängen, manchmal waren die Augen zu sehen, oft genug jedoch nur ein dunkles Gitter aus Stoff. Wie Ahmed wusste, gaben diese Frauen jedes gesparte Geld für Goldschmuck aus. Das war ihre Altersvorsorge. Armreifen und Ringe aus Gold.

      Jede dieser Frauen konnte jederzeit von ihrem Mann verstoßen werden. Dann war der Schmuck, den sie trug, oft das Einzige, was ihr blieb. Der Mann konnte dreimal sagen: „Ich verstoße dich“, und das war es. Die Kinder blieben beim Vater, die Mutter wurde aus dem Haus geworfen. Da die Frauen nicht arbeiten durften, waren sie auf den Erlös ihrer Schmuckstücke angewiesen. Und da sie dies wussten, kauften sie zu jeder sich bietenden Gelegenheit Gold.

      Manchmal hatte Ahmed die Arme von Frauen gesehen, wenn sie Waren untersuchten oder bezahlten. Die Hände voller Goldringe, die Arme von den Handgelenken bis dahin, wo der Arm unter den Umhängen verschwand, voller goldener Armreifen.

      Sollte es ihm je gelingen, Zaidah für sich zu gewinnen, er würde sie niemals verstoßen, und Zaidah würde niemals auf ihren Schmuck angewiesen sein!

      Ahmed Falouf sah voller Genugtuung, dass Majed immer ungeduldiger wurde.

      Sie hatten über alles mögliche gesprochen, nur nicht, weshalb er Majed hierher bestellt hatte.

      Majed hatte bereits mehrmals ostentativ auf seine Armbanduhr gesehen. Ahmed ließ sich davon jedoch nicht beeindrucken. Wenn Majed in seinen Jahren bei den Israelis die orientalische Geduld verloren gegangen war, so war das Majeds Problem.

      Ahmed Falouf hatte Zeit.

      Der General war auf Reisen. Seine Dienste als Chauffeur würden in den kommenden Tagen nicht benötigt. Er hätte zuhause fernsehen können, alte, amerikanische Filme, deren Handlung man trotz der arabischen Untertitel nicht verstand, weil sämtliche Szenen, in denen eine unverschleierte Frau auftrat, herausgeschnitten waren. Da war es schon wesentlich unterhaltsamer, Majeds wachsende Ungeduld zu beobachten.

      Ahmed betrachtete Majed Akhad in aller Ruhe. Majed, den er von klein auf kannte, war behäbig geworden, beinahe dicklich. Sein Haar, das

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