Djihad. Christoph Hoenings

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Djihad - Christoph Hoenings

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der Mosel, ein Wochenende im Monat kam ihr Verlobter und besuchte sie in Düsseldorf. Bemerkungen über ihre Sonnenbräune tat sie ab mit: „Sonnenstudio!“, um sich anschließenden lebhaften Diskussionen über die Gefahren des Hautkrebses ausgesetzt zu sehen.

      Hätte jemand sie gefragt, ob sie Rupert Graf liebte, sie hätte diese Frage verneinen müssen. Sie war sich sicher, sie liebte Graf nicht. Sie war allerdings bereit, zuzugeben, fasziniert zu sein von seiner Welt und von seiner Umtriebigkeit. Zu Grafs Unrast und seinem ständigen Aktivitätsdrang gehörte ein aktives Liebesleben, das sie sehr genoss, ihr aber zuweilen auch zuviel wurde. Andererseits führte er sie zu zuvor nie erlebten Höhepunkten. Nie zuvor war sie in der Lage gewesen, so wie bei Rupert Graf alle Hemmungen fallen zu lassen und in ihrer Lust Dinge zu tun, die ihr allein im Traum nicht eingefallen wären!

      Niemals wäre sie bereit gewesen, das Bett mit Ihrem Verlobten und einer Dritten zu teilen. Zuzusehen, wie diese völlig Fremde sich hingab, oder zu erleben, wie diese Frau sich an ihr selbst zu schaffen machte. Und wie sie dies genossen hatte.

      Sabine Sadler hatte lange überlegt, ob sie Rupert Graf nicht doch berichten sollte, dass sie erpresst wurde.

      Der kleine unscheinbare Mann, von dem sie nur den Namen Ariel wusste, hatte sie in dem Gespräch in Düsseldorf in der Studentenkneipe „Ergo Bibamus“ überzeugt, dass es besser für sie war, auf seine Forderungen einzugehen.

      Es war ja nicht viel, was sie tun sollte. Aufzeichnungen machen darüber, wohin Graf reiste, mit wem er sich traf. Sie musste nicht heimlich Unterlagen fotografieren, die Graf mit in seine Wohnung brachte, oder Gespräche belauschen.

      Nur sagen, wann eine Reise anstand und das Ziel nennen. Und wenn möglich, Namen oder Position seiner Gesprächspartner.

      Und dann hatte sie diese Daten per SMS an das Telefon von Ariel zu schicken. Das war alles.

      Zu diesem Zweck hatte Ariel ihr sogar ein eigenes Mobiltelefon gegeben. Er hatte ihr eingeschärft, ausschließlich dieses Telefon für die Mitteilungen an ihn zu benützen, und niemals ihr eigenes. Und sie sollte dieses Telefon niemals für ihre Privatgespräche nutzen!

      In dem Telefon war nur ein einziger Name eingespeichert: Ariel. Keine Nummer. Es wurde auch keine Nummer sichtbar.

      Sabine Sadler war nicht dumm. Entgegen der Anweisung Ariels hatte sie über die Tastatur ihr eigenes Handy angewählt und dieses dreimal klingeln lassen, ohne den Anruf entgegenzunehmen. Dann hatte sie auf ihrem Handy nachgeguckt, ob der verpasste Anruf mit einer Nummer unterlegt war. Da stand aber nur: Unbekannt.

      Wenige Minuten darauf hatte sie allerdings eine SMS von Ariel erhalten, der schrieb:

      „Tun Sie das nie wieder!“

      Etwas lästig war, dass sie dieses Gerät, so winzig es auch war, immer bei sich tragen musste, damit sie jederzeit Ariel benachrichtigen konnte. Außerdem sollte sie mindestens zweimal täglich nachsehen, ob eine Nachricht von Ariel eingegangen war.

      Ob die Informationen, die Sabine Sadler in den vergangenen Wochen an Ariel geliefert hatte, irgendeinen Wert besaßen, konnte sie nicht einschätzen. Ihrer Meinung nach konnte es nicht sonderlich wichtig für jemanden Dritten sein, zu wissen, wohin Graf reiste oder wen, wenn sie das überhaupt herausbekam, er dort traf.

      Und solange sie selbst in Frieden gelassen wurde, und ihre Familie und ihr zukünftiger Ehemann nichts mitbekamen, war ihr alles recht!

      Sabine Sadler war nicht unglücklich, hier allein zu sitzen. Sie hatte auf Empfehlung Grafs in einem Restaurant in Fußweite, Rampoldi, vorzüglich zu Abend gegessen. Das Hotel hatte dort bei der Reservierung von Sabines Tisch hinterlassen, die Rechnung ginge an das Hotel de Paris. Sie hatte ein paar Lehrhefte zu ihrem Studium dabei, die sie unbedingt hatte durcharbeiten müssen und in denen sie sich während des Essens, aber auch jetzt in der Hotelbar noch einige Notizen machte. Sie mochte es, nachts zu arbeiten. Das Stimmengemurmel störte sie nicht, ebenso wenig wie die dezente Musik. In der Bar hatte in der letzten Stunde eine gediegene ruhige Atmosphäre geherrscht, die Sabine Sadler durchaus Gelegenheit gab, ihre Unterlagen zu studieren.

      Diese Ruhe wurde jedoch gegen kurz nach eins sehr plötzlich unterbrochen durch mehrere Pressefotografen, die in die Bar gestürmt kamen und mit Blitzlicht eine Gruppe von zwei Paaren ablichteten, die ihnen in die Bar folgte. Drei Kellner trieben allerdings innerhalb weniger Sekunden die Fotografen hinaus und es wurde wieder ruhig.

      Sabine Sadler versuchte, herauszufinden, wem diese Aufmerksamkeit galt. Die beiden Paare konnte sie nur von hinten sehen. Allerdings erschien wenige Minuten, nachdem wieder Ruhe eingekehrt war, ein Kellner mit einem Glas Champagner an ihrem Tisch und sagte:

      „Madame Graf, wir bitten Sie höflich, diese Belästigung zu entschuldigen. Paparazzi!“ Das letzte Wort klang, als müsse er sich übergeben.

      In diesem Augenblick drehten sich die beiden Paare vor ihr um und prosteten ihr lächelnd zu: Eine der Damen ein Mitglied des monegassischen Fürstenhauses mit ihrem Gemahl, die andere eine prominente amerikanische Filmschauspielerin mit, Sabine musste zweimal hingucken, um sicher zu sein, einem Gitarristen einer der bekanntesten und ältesten britischen Rockbands, gezwängt in einen mitternachtsblauen Abendanzug!

      Und genau in diesem Moment blinkte noch ein Blitzlicht auf.

      Auch dieser Fotograf wurde sofort unter Schimpfworten der Kellner vertrieben.

      Sabine Sadler fand das Ganze ziemlich grotesk.

      Sie hatte sich nie sonderlich für Berichte in Illustrierten über sogenannte Prominente interessiert, und auch jetzt war sie eher amüsiert über das Theater, das sie gerade miterlebt hatte. Sie war ziemlich sicher, dass einer der Kellner die Presse über das Erscheinen dieser Gäste unterrichtet und dafür bestimmt mehrere großzügige Trinkgelder kassiert hatte.

      Sabine Sadler beobachtete mit einem gewissen Interesse, wie sich um den Tisch der beiden prominenten Paare einige andere Gäste scharten. Alle schienen einander zu kennen. Die Kellner schafften Champagner heran und gossen Gläser voll.

      Sabine Sadler schaute von ihrem Platz aus zu und trank in Ruhe ihr Glas aus. Gerade, als sie sich in ihr, beziehungsweise Rupert Grafs Zimmer zurückziehen wollte, kam wiederum ein Kellner und bat sie, am Tisch Ihrer Fürstlichen Hoheiten doch noch einen Drink zu nehmen. Als sie versuchte, dankend abzulehnen, kam der Rockstar dazu und packte sie stumm am Arm, um sie mit sich zu ziehen. Sie war zu fasziniert von den Falten in seinem Gesicht, die tiefer zu sein schienen als die Gräben des Grand Canyon, und von den Brillanten, die auf der Fliege unter seinem Kinn glitzerten, um ernsthaft protestieren zu können!

      „Was macht diese dämliche Schickse da nur?!“ fluchte Ariel Roth zwei Etagen höher in dem Zimmer, das er sich mit Ezrah Goldstein teilte. Ariel, genannt Ari, war Führungsoffizier dieses Frauenzimmers. „Wann geht denn diese Kuh endlich ins Bett?“

      „Geduld, Ari, Geduld!“ antwortete Ezrah Goldstein.

      Hätte Sabine Sadler mit Rupert Graf je über Ariel gesprochen, hätte er wahrscheinlich darum gebeten, das ihr von Ariel ausgehändigte Telefon dem Sicherheitsdienst seines Unternehmens zur Prüfung aushändigen zu können. Dieser Dienst hätte bemerkt, dass das Telefon aus der Ferne durch ein elektronisches Signal angeschaltet werden konnte, ohne dass dies für den Besitzer überhaupt erkennbar wurde. Und mit dem Moment des Einschaltens fungierte das Telefon wie ein Mikrofon, das alle Geräusche an ein extern eingerichtetes Aufnahmegerät übertrug.

      Wo immer Sabine Sadler gerade war, konnte Ariel jedes Geräusch und jedes gesprochene Wort mithören!

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