Djihad. Christoph Hoenings

Чтение книги онлайн.

Читать онлайн книгу Djihad - Christoph Hoenings страница 28

Автор:
Серия:
Издательство:
Djihad - Christoph Hoenings

Скачать книгу

angeheiterter Nachtschwärmer anhören zu müssen. Sein einziger Trost war, dass auch Ezrah Goldstein diesem Gequatsche zuhören musste.

      Sie teilten sich das Zimmer. Ihr Dienst wäre nicht bereit gewesen, für jeden von ihnen den Preis eines Einzelzimmers zu bezahlen. Schon gar nicht in diesem sündhaft teuren Hotel! Zudem konnten sie sich so an dem Gerät ablösen, das die von Sabine Sadlers Telefon aufgenommenen Geräusche wiedergab. Im Moment hatten sie den Kopfhörer, der die Lautsprecher des Gerätes automatisch auf stumm schaltete, herausgezogen, so dass sie beide das Stimmengewirr und Gelächter aus der Hotelbar hören konnten.

      Ari Roth maulte. Er wollte schlafen. Es war tiefe Nacht. Normale Menschen schliefen um diese Zeit. Morgen würden sie abwechselnd Sabine Sadler folgen müssen, und, wenn sie mit Graf zusammen traf, über das Handy die Gespräche zwischen Graf und der jungen Frau mithören, aber auch den Teil der Gespräche, den Graf über sein eigenes Mobiltelefon bestritt.

      „Schschschscht!“ machte Ezrah Goldstein und winkte Ari, er solle still sein. Norbert Schmehling und Rupert Graf waren zu der Gruppe gestoßen.

      Sie hörten zu, wie Schmehling die Mitglieder der fürstlichen Familie begrüßte, mit denen er offensichtlich gut bekannt war, und Rupert Graf vorstellte. Als Graf sich als Begleiter der jungen Dame herausstellte, die Ihre Durchlauchten so freundlich an ihren Tisch eingeladen hatten, gab es großes Hallo und die Aufforderung, sich dazu zu gesellen. Es war Schmehling, der ablehnte mit der Begründung, Graf und er hätten Geschäftliches zu besprechen und wollten sich in einen ruhigen Winkel zurückziehen. Beide redeten jedoch Sabine Sadler zu, bei der Gesellschaft zu bleiben.

      „Scheiße!“ sagte Ari Roth. „Das wäre eine schöne Gelegenheit gewesen, Graf und Schmehling zuzuhören!“

      Aber genau in diesem Augenblick fragte Sabine Sadler:

      „Rupert, bist du so nett, die Mappe mit meinen Unterlagen an dich zu nehmen? Dann muss ich die nicht ständig im Auge behalten!“

      An den Geräuschen aus dem Lautsprecher hörten Ezrah Goldstein und Ari Roth, dass sich das Handy in dieser Mappe befinden musste.

      Goldstein grinste Roth breit an und sagte nur:

      „Massel tow!“

      Hakeem bin Zaif saß wenige Tage später mit einer Reihe von Freunden zusammen im Nebengebäude der Moschee, in der sie sich zum Gebet zu versammeln pflegten. Im Anschluss an das Nachmittagsgebet trafen sie sich hier zu Diskussionen und zu Interpretationen des Heiligen Buches. Als Sohn eines der ranghöchsten Militärs im Lande hatte Hakeem die Ehre, in unmittelbarer Nähe des Imam sitzen zu dürfen.

      Der Imam war ein Mann in den Vierzigern, dessen Vater und dessen Vorväter bereits Gelehrte gewesen waren, die in sämtlichen muslimischen Staaten bis hin nach Indonesien gepredigt und den Koran ausgelegt hatten. Auch Imam Hadschi Omar hatte zu den Gläubigen gesprochen, in Marokko im Westen, in ganz Nordafrika, im Sudan, in Pakistan, Afghanistan, Bangladesh, Malaysia, in Indonesien, sogar auf den Philippinen.

      Hadschi Omar war nach Gaza und in die Westbank gereist, selbst im Iran und im Irak war er gewesen, zu Zeiten, als dort bereits der Krieg tobte.

      Hadschi Omar war ein Held! Ihr Held!

      Was die kleine Gruppe von Schülern und angehenden Studenten vereinte, war ihre Wut.

      Ihre Wut auf Israel, das seit mehr als sechs Jahrzehnten ihre Glaubensbrüder in Palästina unterdrückte, und ihre Wut auf die Amerikaner, die Israel völlig unkritisch unterstützten.

      Sie wussten nicht, auf wen dieser beiden Staaten sie wütender sein sollten. Aber die Amerikaner waren hier! Hier, in ihrem eigenen Land, mit Panzern, Flugzeugen, sogar mit Schiffen, die, wie Hakeem von seinem Vater wusste, in den Marinebasen von Jeddah und Dhahran gewartet und versorgt wurden. Und die im benachbarten Bahrain eine eigene amerikanische Marinebasis besaßen. Ein kleines Stück USA!

      Die Amerikaner, die die gesamte arabische Nation beleidigt hatten, als sie während des Golfkrieges in Scharen in Saudi Arabien eingerückt waren, laut, arrogant, unverhohlen auf die einheimische Bevölkerung herabblickend.

      Nicht nur, dass sie ungefragt und ungebeten den Schutz der arabischen Halbinsel übernommen hatten und im Gegenzug enorme Geldbeträge dafür verlangten. Sie hatten so getan, als seien die Araber zu faul oder zu feige, sich selbst zu verteidigen! Welche Beleidigung für ein Volk, das sich am Anfang des vergangenen Jahrhunderts unter großen Opfern, aber todesmutig den türkischen Besatzern trotz deren überlegenen Waffen entgegengestellt und diese aus dem Lande getrieben hatte! Als wäre die reine Anwesenheit der Amerikaner nicht genug gewesen, hatten diese auch noch Frauen geschickt, Soldatinnen, Wesen ohne Seelen, vorgeblich, um Arabien und die heiligen Stätten des Islam zu schützen! Frauen, die in offenen Jeeps mit wehendem Haar durch die Straßen Riads und der weniger kultivierten Orte gefahren waren, ein Hohn und eine Herausforderung für jeden Gläubigen, der von seiner eigenen Frau verlangte, den Schleier zu tragen und ihr Haar zu verstecken, selbst wenn engste Familienangehörige zu Besuch kamen!

      Sie hassten die Amerikaner!

      Fast alle aus ihrer Gruppe waren einmal in den USA gewesen.

      Hakeem erinnerte sich an den Besuch gemeinsam mit seinen Eltern und Geschwistern in New York und in Florida.

      Welch ein Sündenpfuhl!

      So voller Sünde, dass er selbst – Allah möge ihm vergeben - außerstande gewesen war, der Versuchung zu widerstehen. Noch immer dachte er voller Scham an seine Erfahrungen mit Freudenmädchen in New York und in Miami! Herausgeputzte schamlose Weiber, die sich ihm an den Hals geworfen und anschließend für ein kurzes und äußerst geschäftsmäßig abgewickeltes Vergnügen eine Menge Geld verlangt hatten.

      Und wie hatten die Amerikaner ihre arabischen Freunde behandelt?

      Den Schah von Persien, einen Vetter der eigenen königlichen Familie, fallen gelassen wie eine heiße Kartoffel, als sie ihn nicht mehr brauchten.

      Saddam Hussein, einen weiteren arabischen Vetter, erst als guten Freund mit den modernsten Waffen versorgt, damit er seinen Krieg gegen den Ajatollah führen konnte, dann zum Feind erklärt, als es den amerikanischen Interessen diente! Osama bin Laden, einen der Ihren, benutzt wie eine Hure, um den Widerstand in Afghanistan gegen die Russen anzuführen, aber nach erfolgreich geführter Schlacht fallen gelassen!

      Was würden die Amerikaner mit der Führung Saudi Arabiens machen, wenn sie diese nicht mehr bräuchten? Mit dem alten und von Krankheit schwer gezeichneten König, dem ältesten noch lebenden Sohn des von allen verehrten Staatsgründers Abdul Aziz.

      Was die Amerikaner wollten, war ihr Öl! Das einzige Wertvolle, das ihr Land zu bieten hatte. Die Amerikaner hatten eigene Ölquellen, ergiebig genug, um ihr gesamtes Volk zu versorgen. Aber sie importierten lieber Öl und hoben ihr eigenes auf!

      Mehrere aus ihrer Gruppe hatten Ferienzeiten dazu benutzt, sich in Lagern in Afghanistan ausbilden zu lassen. Sie hatten begeistert davon erzählt. Hakeem träumte davon, auch in ein solches Lager zu gehen, eine Ausbildung an Waffen und in der Herstellung von Bomben zu erhalten, mit den anderen zu beten und die Predigten der kämpferischen Geistlichen zu hören. Und sich vorzubereiten auf den Kampf gegen die Ungläubigen, die der arabischen Welt eine Beleidigung nach der anderen zufügten!

      Die Freunde Hakeems stammten ebenso wie er selbst aus angesehenen Familien. Die Väter waren Geschäftsleute, Ärzte, oder Militärs wie sein eigener Vater.

      Unter der Anleitung von

Скачать книгу