Djihad. Christoph Hoenings
Чтение книги онлайн.
Читать онлайн книгу Djihad - Christoph Hoenings страница 35
„Und wie weiß man auf dem U-Boot, ob man eine solche Salzschicht in der Nähe hat?“
„Das wird automatisch gemessen.“
„Dann kann also ein U-Boot überhaupt nicht entdeckt werden?“
Zaif lachte laut auf.
„Das wäre schön, wenn es so einfach wäre! Doch, auch U-Boote können entdeckt werden! Von Flugzeugen aus, zum Beispiel. Zur U-Bootsortung werden Maschinen eingesetzt, die besonders langsam fliegen können. Sie messen magnetische Veränderungen, auch unter der Wasseroberfläche. Wenn sie etwas entdecken, was ihnen nicht normal erscheint, werfen sie eine Sonarboje ab, die nach unten lauscht.“
„Aber du hast doch gesagt, ein U-Boot ist nicht zu hören?“
„Wenn es sich langsam bewegt, nicht. Wenn es aber mit normaler Geschwindigkeit fährt, gibt der Propeller Geräusche ab, unglaublich leise zwar, aber doch hörbar. Dann gibt es die Satelliten. Die messen aus dem All die Oberfläche des Meeres. Wenn sich dort ein U-Boot befindet, ist der Meeresspiegel durch die Wasserverdrängung des Bootes geringfügig höher. So winzig diese Verdrängung auch ist, sie ist, so Allah will, messbar. Außerdem haben die Satelliten Infrarotsensoren. Ich hatte bereits den Reaktor an Bord von Atom-U-Booten erwähnt. Der Reaktor strahlt Hitze ab. Die ist messbar. Im Golf, der ja nicht besonders tief ist, kann man U-Boote bei Tageslicht vom Flugzeug aus oft schon mit bloßem Auge erkennen. Ein dunkler Schatten gegen den hellen Grund.“
„Dann wäre doch ein Boot im Golf hoffnungslos verloren?“ fragte Hakeem.
„Keineswegs. Nicht, wenn es sich um ein kleines Boot handelt. Es könnte sogar durch einen entsprechenden Anstrich weniger sichtbar gemacht werden. Ein kleines Boot sähe bestenfalls aus wie einer der vielen Felsbrocken am Meeresboden.“
Hakeem musste plötzlich grinsen.
„Deshalb hat du neulich General Faisal gesagt, dass du kleine U-Boote beschaffen willst!“
Auch Zaif lächelte breit.
„Ja sicher! Du weißt doch, wie man hier denkt. Von allem das Größte und das Beste. Aber das Größte ist eben nicht immer auch gleichzeitig das Beste. Als Infanterist würde Salman das nie verstehen. Der weiß nur, ein großer Panzer ist besser als ein kleiner, eine große Kanone kann weiter schießen als eine kleine! Ich musste ihn in eine andere Richtung locken.“
Hakeem grinste immer noch. Aber plötzlich wurde er wieder ernst.
„Und wenn so ein U-Boot doch entdeckt worden ist, dann ist es verloren?“ fragte er.
„Nein, mein Sohn. Nicht unbedingt. Man wird versuchen, es mit einem Torpedo abzuschießen. Der Torpedo, wenn er schnell läuft, kommt jedoch nicht lautlos. Der Kommandant an Bord des U-Bootes hört, wie der Torpedo sich nähert. Der Bordcomputer wird ausrechnen, aus welcher Entfernung der Torpedo abgefeuert wurde. Jetzt hat das U-Boot mehrere Möglichkeiten: Es versucht, so schnell wie möglich außerhalb der Reichweite des Torpedos zu gelangen. Das ist riskant, weil der Torpedo sich erheblich schneller bewegen kann als das U-Boot. Der Torpedo wird von dem abschießenden Boot aus über ein Glasfaserkabel gesteuert. Das verfolgte Boot muss als erstes versuchen, den Torpedo so weit vom abschießenden Boot wegzulocken, dass das Kabel reißt.“
„Warum?“
Dann muss der Torpedo sich sein Ziel selbst suchen. Nach verschiedenen Kriterien. Das erste ist das Propellergeräusch des U-Bootes. Je schneller das Boot fährt, desto lauter ist es. Sobald der Torpedo in der Nähe ist, beginnt er, selbst Schallwellen auszusenden, die, sobald sie das U-Boot treffen, zurückgestrahlt werden. Diese Schallwellen sind an Bord des U-Bootes hörbar. Es macht Ping Ping Ping. Je näher der Torpedo ist, desto schneller werden die Pings. Jetzt kann der Kommandant immer noch versuchen, durch schnelle Wendemanöver dem Torpedo auszuweichen, Manöver zur Seite, nach oben, nach unten. Gleichzeitig wird er jedoch eine Boje abstoßen, die ein lauteres Geräusch von sich gibt als der Propeller. Der Torpedo wird sich an diesem Geräusch orientieren und es verfolgen. Inzwischen macht sich das U-Boot davon.“
„Und der Torpedo schwimmt in die falsche Richtung!“ rief Hakeem begeistert.
„Leider ist es nicht ganz so einfach,“ antwortete Zaif. „Die Sensoren des Torpedos erkennen, dass sie getäuscht worden sind. Der Torpedo dreht einen Kreis und versucht, das Propellergeräusch des U-Bootes wiederzufinden. Außerdem ist der Torpedo so schlau, nicht ein zweites Mal auf die Geräuschboje hereinzufallen. Deren Geräuschsignatur kennt er jetzt.“
„Ein Torpedo kann doch nicht denken!“ sagte Hakeem im Brustton der Überzeugung.
„Da hast du recht. Aber sein Computer! Der hat den automatischen Befehl, das gleiche Geräusch nicht noch einmal zu verfolgen.“
„Dann beginnt die Jagd also aufs Neue?“ fragte Hakeem.
„Allerdings. Jetzt muss das U-Boot sich mucksmäuschenstill verhalten. Der Torpedo fährt im Kreis und sucht nach seinem Ziel. Er sucht ein Geräusch, und er sucht nach etwas, dass seine immer noch ausgesandten Pings zurückwirft. Findet er etwas, jagt er hinterher.“
„Und dann?“ Hakeems Spannung war nicht zu übersehen.
„Dann beginnt das Spiel von vorn. Wieder eine Geräuschboje, diesmal mit einer anderen Signatur. Wieder der Versuch, dem Torpedo zu entkommen!“
„Und wie lange geht das?“
„Der Torpedo hat nur eine bestimmte Reichweite. Ist seine Batterie leer, sinkt er auf den Meeresboden.“
Vater und Sohn sahen sich an. Hakeem war sichtbar beeindruckt. Zaif war stolz, sein Wissen weitergegeben zu haben.
„Ich habe gehört, die Marine wird U-Boote erhalten. Dann hast du dich also durchsetzen können?“
„Woher willst du das wissen?“ fragte sein Vater, plötzlich aufgeregt. „Diese Pläne sind äußerst geheim!“
„Leutnant Khalid soll der erste Kommandant werden. Es wurde im Offiziersclub darüber gesprochen.“
„Leider sind manche Leute schwatzhaft wie alte Weiber!“
„Ich würde gerne Kommandant eines U-Bootes werden,“ sagte Hakeem in die entstandene Stille.
„Nur über meine Leiche!“ antwortete Zaif. „Das ist viel zu gefährlich.“
Während Hakeem bin Zaif wenige Minuten später das Wasser in die Wanne in seinem an sein Schlafzimmer angrenzendes Bad einließ, machte er sich handschriftliche Notizen.
Er würde Hadschi Omar einiges zu erzählen haben!
Ariel Roth hatte gleich mehrere Probleme.
Sabine Sadler wollte nicht mehr für ihn tätig sein. Nachdem sie von ihrem Vater nach Hause beordert worden war und dort versucht hatte, ihren Eltern und ihrem Verlobten einigermaßen plausible Erklärungen dafür zu liefern, wie sie in Monaco hatte in prominenter Gesellschaft abgebildet werden können,