Djihad. Christoph Hoenings

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Djihad - Christoph Hoenings

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von Graf fernzuhalten. Damit würde diese wertvolle Informationsquelle versiegen.

      Ariel Roth war ärgerlich. Aber Sabine Sadler hatte erklärt, ihr Vater habe sie unmissverständlich vor die Alternative gestellt, entweder ab sofort wieder zu Hause zu wohnen und ihr Studium in Bonn zu beenden, oder den Kontakt zu dem „alten Lebemann“ unverzüglich abzubrechen. Auch die Auseinandersetzung mit ihrem Verlobten schien ihr zugesetzt zu haben. Zudem überraschte die Familie durch unangemeldete Besuche in Düsseldorf oder durch Anrufe zur Unzeit.

      Da Roth über das Sabine überlassene Mobiltelefon deren letztes Treffen mit Rupert Graf hatte mithören können, wusste er, dass Graf emotionsfrei und nachgerade väterlich gelassen das Ende der Beziehung zur Kenntnis genommen hatte. Er wusste aber ebenso von den Gesprächen Sabines mit ihrer Freundin Simone, in denen Überlegungen angestellt wurden, wie Sabine das Verhältnis zu Graf wiederaufleben lassen und heimlich fortsetzen könne. Vielleicht war ja noch nicht alles verloren!

      Weiterhin wurmte Ariel Roth, dass die Wanzen in Grafs Büro gefunden worden sein mussten. Sie gaben keine Signale mehr ab. Immerhin gab es noch die Informationen aus Grafs PC.

      Was die Gründe der Saudis anging, das erste U-Boot so zeitig haben zu wollen, waren sie nicht weitergekommen. Das 1.371zigste Todesjahr des Propheten Mohammed konnte man wohl kaum als rundes Datum betrachten! Was die Vielzahl der im Islam zu überregionaler Berühmtheit erlangten Prediger, Schriftgelehrten und Imame anging, hatten sie kapituliert, insbesondere, weil viele Geburts- oder Todestage nur ungefähr genannt werden konnten.

      Sie tappten weiter im Dunkeln.

      Die Umwandlung der Vorverträge in den Liefervertrag fand durch formellen Austausch verschiedener Urkunden in einer kleinen Zeremonie im Konferenzsaal des Marinehauptquartiers an der Old Airport Road in Riad statt.

      Auftragnehmer war das Konsortium bestehend aus der DRRS und der saudischen Gesellschaft Al Salam Inc., Auftraggeber das Königreich Saudi Arabien, vertreten durch die Königlich Saudische Marine.

      Das Konsortium wies durch Vorlage entsprechender Dokumente nach, dass die Parteien miteinander einen Konsortialvertrag geschlossen hatten, der die Arbeitsteilung festschrieb.

      Die DRRS war durch Rupert Graf und zwei Kollegen aus dem Werftvorstand, Kellermann von der Technik, und Hartung vom Controlling, vertreten. Begleitet wurden sie von dem örtlichen Repräsentanten der DRRS, einem Libanesen namens Dr. Karim Mehmet. Anwesend war weiterhin der Verteidigungsattaché der Deutschen Botschaft in Riad, Oberst der Luftwaffe Karl-Heinz Kunzelmann. Der Botschafter hielt sich vornehm zurück.

      Oberst Kunzelmann überreichte den Saudis formell die Exportgenehmigungszusage sowie die beglaubigte Übersetzung und nahm im Gegenzug die Endverbleibsbestätigung entgegen, mit der sich das Königreich Saudi Arabien verpflichtete, die Boote nicht ohne ausdrückliche Erlaubnis der Bundesrepublik Deutschland an ein drittes Land weiter zu geben. Über die Exportgenehmigungen war in den vergangenen Wochen heftig gestritten worden:

      Die Saudis hatten eine Genehmigung erwartet, die ihnen die problemlose Übergabe sämtlicher Boote zusichern würde. Stattdessen erhielten sie Dokumente, die aussagten, dass die eigentlichen Übergabegenehmigungen erst kurz vor Fertigstellung der Boote oder Bootsteile erteilt würden. Die DRRS hatte bisher lediglich die Genehmigungen erhalten, die Boote für Saudi Arabien herzustellen, ein gebrauchtes Boot aus Pakistan einzuführen, zu modernisieren und nach Saudi Arabien auszuführen.

      Rupert Graf hatte mehrere Verhandlungsrunden führen müssen, bis er die Saudis überzeugt hatte, dass dies das in Deutschland übliche Verfahren war. Die saudische Seite, der in den achtziger Jahren mehrmals die Lieferung deutscher Kampfpanzer erst zugesagt und anschließend verweigert wurde, wollte in dieser Frage absolute Rechtssicherheit. Was die Saudis tröstete war die Unterzeichnung eines Geheimschutzabkommens sowie von Abkommen über Qualitätssicherung und Ausbildungshilfe. Ersteres stellte sicher, dass die deutschen Behörden, was den Schutz sicherheitsrelevanter Daten anging, den Bau der saudischen Boote so behandeln würden, als wären diese für die Deutsche Marine bestimmt. Ebenso würde die Qualitätskontrolle der Arbeiten in Deutschland so durch das Bundesamt für Wehrtechnik und Beschaffung – BWB- erfolgen, als würden die Boote für die Deutsche Marine gebaut. Sogar die Arbeiten in Saudi Arabien selbst unterlagen der deutschen Qualitätskontrolle. Diese würde im Auftrag des BWB durch Mitarbeiter des Germanischen Lloyd durchgeführt.

      Im letzten Abkommen verpflichtete sich Deutschland, saudische Offiziere in Einrichtungen der Bundeswehr zu U-Bootfahrern auszubilden.

      Die Zeremonie selbst war schmucklos: In einem anderen Land hätte man zumindest ein paar Toasts ausgesprochen und sich zugeprostet, aber hier gab es lediglich Tee in kleinen Gläsern, oder Soft-Drinks.

      Gerade, als Rupert Graf eine kurze Dankesansprache halten wollte, ertönte ein Signal, und alle saudischen Anwesenden rannten davon. Die vier Deutschen waren plötzlich allein.

      „Gebetsstunde!“ sagte Oberst Kunzelmann. „Prayer time! Das dauert jetzt mindestens eine halbe Stunde, bis die wiederkommen.“

      Die Al Salam war durch zwei Vorstandsmitglieder und mehrere Mitarbeiter vertreten, die aber jetzt ebenso zum Nachmittagsgebet geeilt waren.

      Da eigentlich alle Formalitäten erledigt waren, hätte die kleine deutsche Delegation ebenso gut zurück zu ihrem Hotel fahren können, beschloss aber, bis zur Rückkehr der Saudis zu warten.

      „Ich habe in der Botschaft Champagner kalt stellen lassen,“ sagte Oberst Kunzelmann, als sie eine Stunde später das Marinehauptquartier verließen. „Allerdings werden wir wohl unter uns bleiben müssen.“

      Immerhin hatte Admiral Zaif al Sultan sämtliche Teilnehmer der nachmittäglichen Veranstaltung zu einem Abendessen in den Offiziersclub eingeladen. Allerdings erst für 22 Uhr. Viel Zeit, um sich durch einen Umtrunk in der Botschaft einzustimmen.

      Rupert Graf mochte arabisches Essen. Insbesondere die Vielzahl von mit reichlich Kreuzkümmel und Knoblauch gewürzten Vorspeisen begeisterte ihn immer wieder.

      Die Unterhaltung bei Tisch war mühsam. Da neben weiteren Admirälen auch ein Mitglied des Saudischen Generalstabs, General Faisal bin Salman erschienen war, blieben die übrigen saudischen Offiziere weitgehend stumm und sprachen nur, wenn sie selbst angesprochen worden waren. Es wurden mehrere Ansprachen gehalten, in denen beide Seiten versicherten, alles daran zu setzen, die Verträge zum Erfolg zu führen. Einer der Vertreter der Al Salam hielt seine Ansprache auf Arabisch und erhielt viel Beifall.

      Als mehrere gebratene Zicklein am Spieß hereingebracht und aufgetischt wurden, ahnte Rupert Graf bereits, was auf ihn zukam.

      Es war der Gastgeber selbst, Admiral Zaif, der behutsam mit einem Löffel die mitgegarten Augen aus den Schädeln der Tiere herauspulte und sorgsam auf mehrere bereits mit Reis und Gemüse belegte Teller setzte.

      Genau diese Teller wurden sofort den deutschen Gästen gebracht.

      Oberst Kunzelmann konnte sein Grinsen nicht verkneifen, als er die ratlosen Gesichter der deutschen Manager sah. Er hatte so was oft genug erlebt.

      Auch Rupert Graf war diese Situation nicht neu.

      Seine beiden Vorstandskollegen allerdings guckten hilflos auf das jeweils vor ihnen liegende Auge, das zwar Konsistenz und Größe eines hart gekochten Taubeneies hatte, sie aber trotzdem aus der etwas stumpfen Pupille anzuschauen schien.

      Kunzelmann und Graf schluckten die Augen in einem Bissen runter und spülten mit Limonade nach.

      Grafs Kollege

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