Nach Amerika! Bd. 2. Gerstäcker Friedrich

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Nach Amerika! Bd. 2 - Gerstäcker Friedrich

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Bestien!» lachte dabei der Jäger vom Pferd herunter. «Ruhe und nieder mit Euch Kanaillen – Dony, nimm einmal ein paar Brände heraus und wirf sie zwischen die Satanstiere, sie ziehen mich sonst wahrhaftig noch vom Pferd hinunter. – Zurück mit Euch, Watch und Bull – warte, Bestie, wenn ich hinunterkomme, dreh’ ich Dir den Hals um für den Biß.»

       «Das Kind ist kränker geworden, als es war, Olnitzki», bat die Frau, «geh nur wenigstens mit dem furchtbaren Lärm hier von der Tür weg, es stirbt mir ja vor Angst und Schreck.»

       «Ah bah – das ist zäh und stirbt nicht», sagte der Mann finster, «sonst wären wir den Jammer lange los», und hinunterspringend vom Pferd, das er sich selber überließ, während er den jungen Bär mit riesiger Kraft in den linken Arm gepreßt hielt, führte er mit dem scharfen Büchsenkolben wohlgezielte Stöße gegen die heranpressenden Hunde, die sie heulend in sichere Entfernung zurücktrieben. Den Gefangenen dann zu Boden werfend, nahm er eine Kette herunter, die an einem der äußeren Balken des Hauses hing, befestigte sie mit einem starken Ledergurt um den Hals des Tieres, das er zu einem der nächsten Bäume trug, schlug das andere Ende der Kette um einen der unteren Äste, und die Banden dann rasch mit dem Messer lösend, sprang er zurück und rief lachend:

       «So, mein Bursche, nun wehre Dich selber Deiner Haut! Hupih! Ihr Rüden – hupih – jetzt tut, was Ihr könnt.»

       Und mit dem Jagdruf warf sich die Meute in toller Wut gegen den kaum entfesselten jungen Bären, und hätte ihn zerrissen, wäre dieser nicht rasch und gewandt, seine teilweise Freiheit benutzend, an dem Stamm, an den ihn die Kette gefesselt hielt, emporgeklettert. Dort setzte er sich dann auf dem untersten Aste fest, und hieb mit zurückgelegten Ohren und fletschenden Zähnen nach den gierig und wild gegen ihn aufspringenden Hunden hinunter.

       «Hahahaha, das ist göttlich, das ist kostbar!» schrie und jubelte dabei der Pole. «Hupih, meine Burschen, hupih! Brav, Watch, beinah’ hoch genug, aber der schwarze Bursche teilt auch dafür böse Ohrfeigen aus – hupih – hahahaha! Aber, Wetter noch einmal», unterbrach er sich dabei, «wie er mich selber zugerichtet hat – Dony, Dony, da wirst Du tüchtig mit Nadel und Zwirn und Heftpflaster nachhelfen müssen, um alle die verschiedenen Risse an Leib und Jacke wieder in Ordnung zu bringen – hallo – wen haben wir h i e r ? »

       Der überraschte Ausruf galt der Fremden, die er nicht wiedererkannte und in seiner Hütte fand, als er die Schwelle betrat. «Wie geht’s, Madame? Weshalb setzen Sie sich nicht? Hier ist ja noch ein Stuhl – wohl eine neue Nachbarin von uns?»

       «Sie kennen mich nicht mehr, Graf Olnitzki?» sagte Amalie aber auf die englische Anrede in deutscher Sprache. «Ist mein Gesicht Ihnen in den zehn Jahren so gänzlich fremd geworden?»

       «Alle Wetter!» rief der Pole, überrascht einen Schritt zurücktretend und die Tür hinter sich aufstoßend, um mehr Licht in den inneren, fensterlosen Raum zu bekommen. «Ist das nicht – ist das nicht Fräulein Amalie, meine sehr verehrte Schwägerin? Aber, zum Teufel, Schwägerin, wo kommen S i e auf einmal her, hier mitten in den Wald hinein? – Nun, einerlei, das erzählen Sie mir nachher; jetzt seien Sie uns herzlich willkommen und machen Sie es sich so bequem, wie – nun, wie es die Umstände gerade erlauben. Es ist gerade nicht v e r d a m m t bequem bei uns, läßt sich aber doch aushalten und genügt für den Wald. Gegen die Indianer leben wir noch immer wie die Fürsten46

       Er hatte ihr dabei die rechte Hand entgegengestreckt, zog sie aber lachend zurück, denn sie war mit Blut bedeckt.

       «Um Gotteswillen, wie siehst Du aus, Olnitzki?» rief aber auch in demselben Augenblick die Frau. «Zerrissen und blutig am ganzen Körper; was hast Du gemacht?»

       «Du hättest dabei sein sollen, Dony», lachte der Pole, seine Mütze in die Ecke werfend und die ausgestreckten Arme, die Zeugnis des bestandenen Kampfes gaben, von sich haltend. «Wie ich schon auf dem Heimweg, mein altes Jagdunglück verwünschend, bin und drüben an der brushy slew vorüber halte, sehe ich plötzlich eine alte Bärin mit einem Jungen bei sich, die mir die Hunde vorher auch nicht im Mindesten gespürt oder bezeichnet hatten, aus einem kleinen Schilfbruch aufstehen und das Weite suchen. Jawohl, Weite, wir mit einem Hupih und Hurra hinterher wie die wilde Jagd, und wenn es die Alte auch noch eine Weile ausgehalten hätte, konnte das Junge doch bald nicht mehr fort und bäumte auf. Hätt’ ich schon ‘was geschossen gehabt, wär’s mir nicht eingefallen, mit dem Kalbfleisch fürlieb zu nehmen, so aber dacht’ ich, das Ding auf dem Baum wär’ sicherer wie die magere Alte im Busch drin, warf mein Pferd herum, sprang herunter und hätt’ es nun bequem niederschießen können. Aber so leichte Jagd wär’ ein Schimpf gewesen, und die Büchse deshalb unter den Baum legend, mit meinem Sattelseil umgehangen, klettre ich hinauf zu dem kratzenden, schlagenden Ding, pack’ es bei einer Hinterpranke und will es eben, während es ein mörderisches Geschrei ausstößt, mit mir herunterziehen auf den Boden, als ich die Büsche wieder brechen und krachen höre, und straf’ mich Gott, wie ich mich umsehe, kommt die Alte mit zurückgelegten Ohren und weit offenem, rotglühenden Rachen – aber zum Donnerwetter, Ruhe da, Ihr Bestien, man kann ja sein eigen Wort nicht verstehen vor der Teufelsbrut – kommt die Alte wie ein losgelassener Satan wieder durch den Wald gesaust und auf mich zu. Das Junge loslassen und am Stamm herunter nach meiner Büchse fahren, war im Nu geschehen; aber kaum hatte ich Zeit, den Hahn zu spannen und zu zielen, als die schnaubende Bestie herankam wie zehntausend Teufel. Meine Kugel traf sie mitten durch’s Herz, und die Büchse fortwerfend, behielt ich gerade noch Zeit, mein Messer aus der Scheide zu reißen, als sich die Wütende, wie unverwundet, auf mich warf und ich fühlte, wie mir Kleider und Haut in Fetzen vom Leibe flogen. Glücklicherweise dauerte die Geschichte nicht lange, die Kugel wirkte, und die Alte brach tot über mir zusammen; aber nun ging der Spaß mit dem Jungen von vorne los, und ich glaube bei Gott, es ist kein handgroßer Platz an meinem ganzen Leib, wo ich nicht einen Riß oder Biß habe von den Satanstieren. Du wirst mich tüchtig ausflicken müssen, Dony.»

       Das Kind fing wieder an zu schreien; der Lärm der Hunde draußen ließ es nicht ruhen, und der Mann warf sich indessen, während die Frau nach dem Kleinen sah, erschöpft und blutig, wie er war, auf das Bett.

       «Nun, Fräulein Schwägerin oder F r a u Schwägerin, ich weiß nicht einmal, wie man jetzt sagen muß, so lange haben wir nichts voneinander gehört, welchem glücklichen Ungefähr verdanken wir diesen Besuch, oder… » Er fuhr bei einem ihn plötzlich durchzuckenden Gedanken rasch von dem Lager auf und blickte scharf nach der Frau hinüber. «Hat mich Sidonie damit freundlich ü b e r – r a s c h e n wollen?»

       «Sidonie wußte so wenig von meiner Ankunft wie Sie, lieber Graf», sagte Amalie, die mit Entsetzen den versteckten Verdacht in den Worten fühlte, und deren Blicken sich ein Abgrund öffnete.

       «Graf?» lachte der Pole aber spöttisch auf. «Den Grafen müssen Sie hier weglassen, Fräulein v. Seebald, sieht das hier aus wie in einer gräflichen Wohnung? – Da, das ist der Rest meiner Vergangenheit», rief er, während er dort an der Wand hängende baumwollene Frauenkleider zurückschob und einen alten, mit Rost überlaufenen Kavalleriesäbel ans Tageslicht brachte, «auch ein prächtiges Symbol», setzte er mit höhnischer Bitterkeit hinzu, «denn die Lumpen hängen darüber hin und v e r s t e c k e n die letzten Überbleibsel des G r a f e n. Wie gefällt es Ihnen bei uns, heh? – Hübsch, nicht wahr? Romantisch genug, nur ein bißchen zuviel davon. Ja», setzte er dumpf brütend dazu, während er auf das Bett zurücksank und den Kopf in die Hand stützte, «früher war’s anders – besser vielleicht – vielleicht auch nicht, und ein freies, fröhliches Leben führen wir doch. Aber komm, komm, Dony, sieh mir nach dem Leib, der verdammte Bär hat mir doch weh getan, und ich glaube, ich habe viel Blut verloren; es wird mir auf einmal so schwach und schwindelig.»

       Sidonie trat zu dem Bett des Gatten, um mit zitternder Hand die blutigen Kleider zu lösen und nach den Wunden zu sehen, die ihm der Bär im Todeskampf geschlagen, während Amalie, die schon

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