Blaues Netz. Jean-Pierre Kermanchec

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Blaues Netz - Jean-Pierre Kermanchec

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antwortete Kerber und fragte dann sofort nach dem Fundort.

      „Führen Sie mich bitte zur Leiche. Wer hat den Toten gefunden?“

      „Hier entlang Monsieur le Commissaire, geben Sie acht, das Gras ist sehr rutschig.“ Marson ging voraus und fuhr dann fort:

      „Das war ein Fischer, ein Monsieur Marc Gourin. Er hat die Leiche von seinem Boot aus gesehen und uns benachrichtigt. Er konnte nicht bleiben, er muss ja das Hochwasser ausnutzen um aufs Meer zu gelangen. Er wird sich aber bei uns melden nach der Rückkehr.“

      Als Kerber bei der Leiche angekommen war, versuchte er sich einen ersten Überblick zu verschaffen. Sein Kollege, Dustin Goarant von der Spurensicherung würde jeden Augenblick hier eintreffen und er wollte auf keinen Fall etwas verändern. Dennoch wollte er sich den Leichnam schon einmal vorsichtig ansehen. Die Stichverletzung an der Halsschlagader fiel ihm sofort auf. Ein Unfall war damit ausgeschlossen. Es handelte sich um einen Mord. Damit lag der Fall bei ihm.

      „Bonjour Ewen.“ begrüßte ihn Yannick Detru, der Pathologe, der mit seinem Alu-Koffer gerade den Steilhang herunter gekommen war und sich jetzt Handschuhe anzog um sich einen ersten Eindruck des Toten zu verschaffen. Dustin Goarant war ebenfalls mit seinen Assistenten eingetroffen und hatte sofort mit der Sicherung aller möglichen Spuren begonnen. Yannick Detru sah sich die Leiche genau an. Nachdem er den Körper auf den Rücken gelegt hatte, konnten er und Kommissar Kerber sofort den großen Blutfleck in der Herzgegend sehen. Die Leiche zeigte an den Handgelenken deutliche Spuren, die von einer Fesselung stammen mussten.

      „Wie lange ist der Mann bereits tot?“ fragte Kerber Yannick Detru.

      „Genau kann ich es noch nicht sagen, aber der Körpertemperatur nach zu urteilen, würde ich meinen, dass er sicher nicht länger als drei Stunden tot ist. Durch den Regen in der Nacht dürfte er etwas schneller abgekühlt sein, deshalb könnte es sein, dass sein Tod auch weniger als drei Stunden her ist. Genaueres erst nach der Obduktion.“

      „Schau Ewen,“ Detru hatte die Ärmel des Jacketts des Toten hochgeschoben um sich die Arme genauer anzusehen “diese Spuren an den Handgelenken zeigen, dass der Mann zuvor gefesselt gewesen war und diese Brandspuren am Unterarm stammen von Zigaretten oder etwas ähnlichem. Ich würde meinen, dass man versucht hat ihn zu foltern um etwas von ihm zu erfahren.“

      „Hmm, ja das sieht danach aus. Ich bekomme von dir ja so schnell wie möglich das Ergebnis der Obduktion?“

      „Wie immer Ewen, du hast ja nie Zeit.“ Yannick Detru lachte als er sich auf dem Weg nach oben machte und zurück nach Quimper fuhr.

      Ewen sah sich weiter an der Fundstelle um, er versuchte Spuren zu finden, die darauf hinweisen konnten, wie der Tote an diese Stelle gekommen ist. Hier war er nicht getötet worden. An keiner Stelle fand sich eine größere Blutlache. Der Stich ins Herz und der an der Halsschlagader mussten sehr stark geblutet haben.

      Ewen suchte vorsichtig in den Taschen des Toten nach Papieren. Das Portemonnaie befand sich in der Innentasche des Jacketts. Ewen zog es heraus und öffnete es. Er sah den Personalausweis und las, Charles Morgat, Trégunc.

      Ewen ging zu seinem Kollegen von der Spurensicherung.

      „Ich habe seinen Ausweis gefunden. Der Mann heißt Morgat und ist aus Trégunc. Im Portemonnaie sind über dreihundert Euro. Ein Raubmord war dies also nicht. Dustin, hast du schon etwas Brauchbares gefunden?“

      „Ja, hier vorne gibt es eine Schleifspur.“ Dustin Goarant zeigte auf eine Stelle unweit der Fundstelle der Leiche. Er war seit ewigen Zeiten bei der Spurensicherung in Quimper. Er und Ewen waren seit Jahren gute Freunde und Ewen wusste, dass er sich auf Dustin absolut verlassen konnte.

      Dustin war Junggeselle und sein Leben bestand nur aus seiner Arbeit. Sein einziges Hobby war das Fischen. In seiner Freizeit ging er häufig ans Meer. Bei Mousterlin gab es auf der schmalen Landzunge, die sich parallel zum Meer erstreckte und etwa dreieinhalb Kilometer lang war und sicherlich nicht mehr als hundert Meter breit eine Stelle, die er sehr gerne aufsuchte. Der Strand hatte etwas gröberen Sand und war im Frühjahr und im Herbst oder Winter nicht sehr stark von Spaziergängern frequentiert, so dass er in Ruhe dort seine Angeln auslegen konnte. Dustin hatte stets mindestens drei Angeln dabei wenn er ans Meer fuhr.

      Ewen folgte Dustin zu der Schleifspur und betrachtete sie sehr genau. Er konnte jetzt sehen was Dustin meinte. Das Gras hatte sich bereits wieder aufgerichtet, aber der Boden wies Vertiefungen auf, die von den Absätzen der Schuhe des Toten stammten. Durch den starken Regen war der Boden aufgeweicht und die Schuhe des Toten hatten eine deutliche Spur hinterlassen. Die Spur führte aber überraschenderweise nicht zur Straße sondern verlief in nördlicher Richtung, beinahe parallel zum Aven. Ewen Kerber folgte der Spur. Nach etwa einhundert Metern stand er auf einem Felsen, der an dieser Stelle etwa zehn oder zwölf Meter über den Aven ragte und den Blick auf den Fluss und das nahe Ufer freigab.

      Ewen sah die zahlreichen Zerklüftungen und die Grotten, die sich hier entlang des Aven gebildet hatten. Den Touristen wurden bei den Bootsfahrten auf dem Aven diese Grotten gezeigt. Sie waren aber nicht so groß, dass man sie hätte besuchen können, wie man dies aus anderen Regionen kannte.

      Wir Bretonen sind schon sehr eigenartige bodenständige Menschen, dachte er sich, als er auf die Grotten sah. Viele seiner Freunde waren noch nie aus dem Département Finistère herausgekommen, so auch sein Freund, der Sardinenfischer Claude. Er war noch nicht über Quimper hinausgekommen. Ewen kannte viele Menschen, die das Finistère noch nie verlassen hatten, geschweige denn die Bretagne. Die Menschen schienen zufrieden. Wenn man von den Ereignissen in Paris oder Lyon hörte, dann war das weit entfernt. Aus Paris, dem Sitz der Regierung kam sowieso selten etwas Vernünftiges. Wenn dann doch einmal etwas die Bretonen betraf, dann war es in der Regel etwas, das sie eher auf die Barrikaden brachte. Erst kürzlich hatten die Bauern gegen die Milchpreise demonstriert. In Quimper wurde kurzerhand ein Kreisverkehr lahmgelegt, die Bäume darauf abgesägt und ein Feuer angezündet. Der Schaden belief sich auf mehrere hunderttausend Euro und die Stadträte diskutierten darüber, wer für den Schaden aufkommen sollte.

      Auch in der Urlaubszeit, wenn ganz Frankreich sich auf die Fahrt in den Süden aufmachte und der Verkehr regelmäßig zum Erliegen kam, konnte der Bretone zu Hause bleiben. Das Meer liegt vor der Haustür, so dass man seinen Urlaub auch hier verbringen kann.

      Ewen Kerber widmete sich nun wieder der Umgebung. Der Felsen, auf dem er stand zeigte keine Blutspuren, auch hier, da war sich Keber sicher, war der Mann nicht ermordet worden. Ewen Kerber sah sich die nähere Umgebung des Felsen an. Wie ist der Tote hierhergekommen? Wenn man ihn nicht hier ermordet hatte, dann mussten doch weitere Spuren zu sehen sein. Er suchte den feuchten Boden rings um den Felsen ab. Nicht einmal Schuhabdrücke waren zu sehen. Über einen so feuchten Boden war es unmöglich zu gehen und keine Spuren zu hinterlassen. Für Kerber stand fest, dass der Tote nur über den Aven hier hergebracht worden sein konnte. Kerber ging zurück zu seinen Kollegen.

      „Wir sollten sofort die Bewohner der Häuser in der näheren Umgebung befragen, ob ihnen in den letzten Tagen etwas aufgefallen ist. In Gebieten mit einer so geringen Bebauung fällt den Leuten sofort auf, wenn sich ein Fremder hier bewegt.“

      Ewen Kerber hatte diese Worte an Marson und seinen Kollegen Ylian gerichtet.

      „Vor allem sollten wir klären, ob der Tote sich mit jemandem hier getroffen hat oder treffen wollte.“

      „Machen wir, Monsieur le Commissaire, soll ich nicht ein Bild von dem Toten mit meinem Handy machen, dann können wir den Leuten gleich das Bild zeigen?“

      „Gute Idee!“ meinte Ewen und deutete an, dass Marson fotografieren

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