Blaues Netz. Jean-Pierre Kermanchec

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Blaues Netz - Jean-Pierre Kermanchec

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in Concarneau oder an irgendeinem anderen öffentlichen Ort treffen. Die Gefahr, dass seine Maskerade auffliegen könnte wäre zu groß. Daher haben wir für die Kontakte zwischen Ihnen und Monsieur Medernach ein Haus gemietet. Er wird als Tourist in dem Hotel «Les Sables Blancs» wohnen. Alle ihre Treffen finden aber in einem Haus, in dem Lieu dit Kermanchec bei Melgven statt. Dort ist sichergestellt, dass man ihn und seine Besucher nicht beobachten kann.“

      „Ich habe noch eine Frage, Monsieur Crayont. Ich arbeite seit vielen Jahren sehr vertrauensvoll mit meinem Kollegen Paul Chevrier zusammen. Ich gehe davon aus, dass ich ihn bis zu einem gewissen Grad in den Fall und seine Hintergründe einweihen darf? Alles andere würde die Zusammenarbeit nur erschweren.“

      Crayont schien angestrengt nachzudenken. Dann blickte er zu Ewen Kerber auf und meinte:

      „Lassen Sie aber den Zusammenhang mit dem ESM beiseite. Ansonsten ist es in Ordnung, wenn Sie ihren Kollegen über die Zusammenarbeit mit Medernach und der Identität von Charles Morgat informieren. Aber bitte informieren Sie auch ihren Kollegen darüber, dass er Verschwiegenheit gegenüber Dritten bewahrt.“

      Kerber nickte und fand dieses ganze Geheimdienst-getue für überzogen. Damit war das Gespräch beendet. Kerber erhob sich und verließ das Büro von Nourilly und machte sich auf den Weg zur Crêperie du Frugy. Er musste in die Rue Ste Therese fahren. Das kleine, von außen eher unscheinbare Restaurant war bekannt für seine exzellenten Crêpes und seine angenehme Atmosphäre. Das Restaurant lag hinter der Präfektur des Departements du Finistère, daher waren dort auch häufig die Beamten der Präfektur anzutreffen.

      Sein Gespräch mit den beiden Herren hatte doch länger gedauert als er angenommen hatte, so dass Carla bereits im Restaurant weilte als er eintraf. Von der Filiale der BNP Parisbas, bei der Carla arbeitete waren es circa zweihundert Meter bis zur Crêperie.

      „Ich freue mich, dich zu sehen!“ sagte Carla als Kerber an den Tisch trat. „Ich dachte schon, ich müsste alleine meine Crêpes essen.“

      „Ich hatte noch eine Besprechung mit Nourilly. Du weißt ja, wenn er ruft, dann ist es immer dringend.“

      „Und, war es dringend?“ Carla sah Ewen fragend an.

      „Nicht wirklich.“ sagte Kerber und wechselte das Thema. Er nahm die Speisekarte zur Hand und überlegte, welche Crêpes er wohl heute essen wollte.

      Kapitel 6

      Corentin Murat stand immer noch in seinem Atelier und malte wie ein Besessener. Die bereits fertiggestellten Bilder standen an der Mauer hinter seiner Staffelei und waren mit vergleichsweise wenig Farbe bedeckt. Rote breite Pinselstriche führten quer über die Leinwand. Die davon abgehobenen grünen Farbflecke schienen verloren auf der Fläche.

      Corentin hatte, seitdem die beiden Polizisten ihn bei der Arbeit gestört hatten immerhin sieben neue Kunstwerke geschaffen. Sein Pensum war allerdings noch nicht erreicht. Es mussten noch sechs weitere fertig werden bis zum Abend. Für die nächste Lieferung nach Peking brauchte seine Galerie in Paris 50 Bilder. Dafür würde er immerhin ungefähr fünf Millionen erhalten. Als er vor zwei Jahren mit dem Malen begonnen hatte, fand er eine Galerie in Paris für eine erste Veröffentlichung. Er wusste bereits, dass alle seine Bilder verkauft würden, aber die Galerie ahnte davon nichts. Er leistete eine Menge Überzeugungsarbeit um den Galeristen dazu zu bewegen seine Bilder auszustellen. Erst als Corentin garantierte, 30.000 € zu bezahlen wenn die Galerie nicht auf ihre Kosten käme, sagte der Galerist zu. Corentin Murat stellte dann seine Bilder dort aus und bereits bei der Vernissage kaufte ein Chinese alle Bilder, obwohl die Preise bei etwa 10.000 € pro Gemälde lagen. Danach ging es Schlag auf Schlag. Die Galerie bekam einen Vertrag mit einem chinesischen Händler und der kaufte alle Bilder von Corentin auf. Als der Galerist ihm andere Künstler vorstellen wollte, die auch auf dem chinesischen Markt Erfolg haben könnten, lehnte er kategorisch ab. Es mussten die Bilder von Murat sein, was anderes kam nicht in Frage. Der Galerist konnte sich den Erfolg von Corentin Murat nicht erklären. Er verstand genug von Kunst um beurteilen zu können, dass die Bilder von diesem Autodidakten nicht gerade umwerfend waren, aber sie kamen scheinbar sehr gut an bei den chinesischen Käufern. Diese waren bereit, schon nach wenigen Wochen das Doppelte, das Dreifache und jetzt bereits das Zehnfache der ursprünglichen Preise zu bezahlen. Wenn es so weiterginge, dann würde dieser Corentin mit seinen Preisen an die alten Meister herankommen, für die man bekanntlich Millionen auf den Tisch legen musste.

      Corentin Murat sah auf seine Uhr. Es war inzwischen kurz nach 15 Uhr. Er hatte noch einige Stunden Zeit, die Lieferung für den Abend fertigzustellen.

      Nachdem er sich aus der Küche Wasser und ein Stück Baguette geholt hatte fuhr er mit seiner Arbeit fort. Gedanklich war er allerdings bei seiner Schwester, die in Mexiko lebte und die er schon seit vielen Jahren nicht mehr gesehen hatte. Früher fehlten ihm die Mittel um sie zu besuchen, jetzt fehlte ihm die Zeit. Sobald er aber die Vereinbarungen mit den Chinesen beendet haben würde, wollte er nach Mexiko reisen.

      Seine Schwester Monique lebte schon seit Jahren im Umland der Hauptstadt Mexiko City. Sie war nach ihrem Kunststudium nach Mexiko gereist um an der dortigen Kunsthochschule ihre Studien zu vervollständigen. Wie das Leben so spielt, lernte sie einen mexikanischen Maler kennen und verliebte sich in ihn. Nach der Heirat begannen sie ein Haus zu bauen, auf einem hoch über der Stadt gelegenen Grundstück. Seine Eltern waren Bauern gewesen und hatten ihm das Land vererbt. Anders als in der Stadt, die beständig unter einer Glocke von Abgasen lag, war die Luft hier draußen frisch und angenehm. Von dem Hügel aus konnte man die Hochhäuser der Millionenstadt Mexiko City sehen. So angenehm die Luft hier draußen war, so nachteilig war die Lage die Infrastruktur betreffend. Strom, Wasser oder Abwasserkanäle gab es nicht. Die Elektrizitätswerke hatten auf ihre Anfrage hin nur geantwortet, dass sie wohl noch warten müssten, bis sich weitere Menschen in der Umgebung niederließen, damit sich eine Stromleitung rentieren würde. So war ihnen nichts anderes übriggeblieben, als einen Brunnen zu bohren und ein Leben ohne die Annehmlichkeiten der europäischen Zivilisation zu führen. Damit war allerdings auch klar, dass sie weder Telefon noch Computer betreiben konnten. Einen Kühlschrank oder fließendes warmes und kaltes Wasser gab es auch nicht. Das Leben war das eines Ureinwohners vor mehr als hundert Jahren. Irgendwie gewöhnte Monique sich aber an dieses Leben. Die beiden bekamen zwei Töchter und als die Mädchen in die Schule kamen, nahmen sie ihre Ponys um die wenigen Kilometer zur Schule zu reiten. Ein alter VW-Käfer, den sie sich nach ihrer Heirat gekauft hatten ermöglichte, dass sie regelmäßig zum Einkaufen fahren konnten. Ohne die Möglichkeit Lebensmittel gekühlt zu lagern, waren sie beinahe täglich auf frische Lebensmittel angewiesen.

      Die nächsten Nachbarn wohnten ungefähr einen Kilometer entfernt und auch sie lebten so wie die beiden Künstler.

      Beim Bau ihres Hauses hatten sie bereits eventuell fortschrittliche Entwicklungen mit eingeplant. Das Badezimmer war weitgehend eingerichtet und auch die Stromleitungen waren installiert. Es fehlte lediglich der Anschluss ans Stromnetz.

      Als einige Jahre später eine Stromleitung unweit ihres Hauses gezogen wurde, aber immer noch kein Anschluss für ihr Haus vorgesehen war, legte ihr Mann eine eigene Leitung, über etwas mehr als dreihundert Meter und schloss das Haus somit an die Trasse an. Der Anschluss bestand aus einer Art isoliertem Haken, der über die Leitung gelegt wurde und der jederzeit rasch wieder entfernt werden konnte. Der Strom war natürlich geklaut, was ihn nicht weiter störte. Er hatte jahrelang gebeten, ihm eine Leitung zu legen.

      Die anschließende Bitte an die Telefongesellschaft nach einem Anschluss wurde sofort erfüllt und keiner kam auf die Idee, nach dem Stromanschluss zu fragen.

      Nun konnten sie sich einen Kühlschrank zulegen und ein Telefon, einen Computer und einen Boiler für die Warmwasseraufbereitung. Damit

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