Mails aus dem Jenseits. Walter Rupp

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Mails aus dem Jenseits - Walter Rupp

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Abberufung habe man – sagte er - seine ganze Lebensplanung durcheinandergebracht, und ihn gerade jetzt, wo er dabei war, mit seinem Leben richtig zu beginnen, plötzlich weggeholt. Nun müsse er mit ansehen, wie seine Arbeiten unerledigt herumliegen, weil niemand in der Lage ist, sie zu erledigen. – Da er in seiner Erregung zu randalieren begann und schrie: „Diese Praxis, Menschen über ihre Lebensdauer im Ungewissen zu lassen, und statt der vielen, die das Leben als Last empfinden, die abzuberufen, die sich auf der Erde wohl fühlten, ohne sie zu fragen, ob sie damit einverstanden sind, ist inhuman und ein Verstoß gegen die Menschenrechte! Da er mit einem Prozess drohte, musste die himmlische Polizei gerufen werden. Sie lieferte ihn in die Psychiatrie ein, wo man ihn mit Behandlungsmethoden zur Vernunft bringen wird, die in Euren psychiatrischen Anstalten noch unbekannt sind.

       Ein Ungläubiger, der ein Weiterleben nach seinem Tod unbedingt verhindern wollte und in seinem Testament die Anordnung gegeben hatte, man solle ihn einäschern und seine Asche anschließend zerstreuen, war höchst überrascht, als er hier erwachte und überaus glücklich, dass er sein Weiterleben doch nicht hatte verhindern können.

      Den Engeln, die wegen der ungeheuren Zahl der Neuzugänge die Aufnahmestelle in Tag und Nachtschichten besetzt halten, damit niemand draußen warten muss, wird viel abverlangt. Es ist bewundernswert, mit welcher Geduld sie sich die Vorwürfe, sogar von Hundertjährigen anhören: „Warum lässt man mir keine Zeit, mich auf mein Ende vorzubereiten? Warum reißt man mich mitten aus dem Leben? Und warum lässt man mich mein Lebensende nicht selbst bestimmen?“ Aber die Engel machen stets höflich darauf aufmerksam, dass sie diese Entscheidung, wie lange oder wie kurz einer drunten sein darf, beziehungsweise sein muss, nicht treffen dürfen. Dies entscheide die oberste Instanz, der auch sie unterworfen sind. Sie hätten darauf keinen Einfluss.

      Viele von uns fragen sich, warum nur Erwachsene, aber keine Kinder unter uns sind. Als ich meine Verwunderung darüber ausdrückte, geriet ein noch junger Angehöriger der Pius-Bruderschaft in äußerste Erregung und fauchte mich an, ob ich theologisch so ungebildet sei und noch nie etwas über den ‘Limbus‘’ gehört hätte. Dann las er mir vor, was Pius X. in seinem Katechismus lehrt: Was geschieht mit den Kindern, die ohne Taufe sterben? Sie gehen in den Vorhimmel ein, wo sie Gott nicht genießen, aber auch nicht leiden.“ Ich konnte nichts erwidern, weil er mir den Katechismus entgegenhielt und mit umso lauterer Stimme las: „Wer ist aus der Gemeinschaft der Heiligen ausgeschlossen? Die Verdammten, die Ungläubigen, die Juden, die Irrgläubigen, die Abgefallenen, die Schismatiker und die Exkommunizierten.“

      Als ich dann den Engel an der Aufnahmestelle nach dem Limbus fragte, tippte er mit dem Finger an die Stirn und sagte: Diesbezüglich hätten sich die Theologen, wie so oft, wenn sie herauszufinden versuchten, was ein Geheimnis bleiben soll, verspekuliert. Einen Ort, der weder Himmel noch Hölle sei, gebe es nicht. Der Grund, weshalb hier keine Kinder sind, sei einfach: Kinder hätten – im Unterschied zu den Erwachsenen - ein Fegefeuer nicht nötig. Man schicke sie sofort nach ihrem Eintreffen in die himmlische Seligkeit weiter. Aber leider habe man das Kindesalter, das bisher bis zum achtzehnten Lebensjahr galt, auf das siebte Lebensjahr herabsetzen müssen, weil die neue Generation der Kinder oft schon mit sieben Jahren so mit Fehlern behaftet oder gar verdorben sei wie Zwanzigjährige und den Unschuldstest kaum noch bestehen.

      Bald hört Ihr wieder von mir.

      Lauter Überraschungen

       Das Staunen ist die Einstellung eines Mannes, der die Weisheit wahrhaft liebt,

       ja es gibt keinen anderen Anfang der Philosophie als diesen.“

       Platon

       Hallo, ich bin es wieder!

      Was die Leute so alles an Gottesbildern mitbringen ist beschämend. Die Theologen, die man dafür verantwortlich macht, rechtfertigen sich mit dem Hinweis, dass ihnen auf Erden eben ein sehr bescheidenes Repertoire an Wörtern und eine gänzlich unzureichende Begrifflichkeit zur Verfügung standen. Wenn ich Euch einen Rat geben darf: macht nicht den Fehler, Vorstellungen, wie sie drüben bei euch - auch von Katechismen oder Erbauungsschriften – verbreitet werden, gedankenlos zu übernehmen. Ich musste da gewaltig umdenken: Dass Gerechtigkeit nicht im Verhängen von Strafen oder im Austeilen von Belohnungen besteht, sondern darin, dass jeder das bekommt, was ihm zusteht. Das wäre bei den meisten sehr viel mehr, wenn sie eine größere Aufnahmefähigkeit mitbrächten.

      Der große Dichter Dante tut mir manchmal leid, weil er sich wegen seiner ‚Göttlichen Komödie‘ häufig ironische Bemerkungen gefallen lassen muss. Er schämt sich sehr, wie er den Himmel in seinem himmlischen Spaziergang beschrieben hat. Und er ist froh, dass Gott die Sünder nicht mit den Strafen quält, die den Theologen oder Dichtern an einem Schreibtisch eingefallen sind. Nicht viel anders ergeht es dem unter den traditionellen Theologen noch immer hoch angesehenen Thomas von Aquin. Auch er muss sich von uns Jenseitigen spöttische Bemerkungen – die hier natürlich nur liebenswürdig ausfallen - anhören. Wir stellen ihm z.B. gern die Frage, die er überhaupt nicht mag: Woher er denn damals wissen wollte, dass die Verstorbenen in der Gestalt eines 33-Jährigen auferstehen. - Wir alle empfinden einen Horror bei dem schrecklichen Gedanken, wir müssten eine Ewigkeit lang in diesem unreifen und zurückgebliebenen Zustand verharren.

      Fast alle Protestanten machen Luther, obwohl er seine Äußerung wiederholt widerrufen hat, zum Vorwurf, er habe sie mit seiner Behauptung, Gott setze seine Auserwählten keineswegs wegen ihrer Verdienste in den Himmel und stecke die vielen Verdammten keineswegs wegen ihrer Untaten in die Hölle, vor einem solchen Gott in Schrecken versetzt.

      Unter Himmel habe ich mir Immer einen riesigen Theatersaal vorgestellt, in dem man sich ständig große Spektakel ansehen darf. Man muss erst einmal seine mitgebrachten Vorstellungen abstreifen, die sind ein Hindernis. Man hat uns ja auf Erden nie erklärt, worin das jenseitige Glück besteht? Mit dem Glück ist das so seine Sache. Der eine freut sich, weil er seine Frau nicht mehr sehen muss. Und ein anderer, dass er sie wieder sehen darf. Ich weiß auch nicht, was aus den großen Schriftstellern und Philosophen geworden ist, die man bei Euch drunten seit Jahrhunderten bewundert. Sokrates soll, wie ich hörte, außerordentlich freundlich empfangen worden sein. Die anderen sind fleißig beim Korrigieren ihrer unsterblichen Werke. Mancher soll geäußert haben, er wünsche, man hätte sein Grab größer gemacht und seine Werke gleich mitbeerdigt.

      Leider muss ich wieder unterbrechen. Es wurde hier eine gemeinsame Chorprobe mit den Engeln angesetzt, die ich nicht versäumen möchte. Unser Gesang klingt inzwischen weniger irdisch. Aber bis wir den himmlischen Klang erreichen, werden wir doch noch viel üben müssen. - Ihr wundert Euch vielleicht, dass ich ständig zum Singen gehe, was ich auf Erden eigentlich immer vermieden habe. Vorträge sind hier nicht erlaubt, weil sie die Glücksgefühle und die Seligkeit beeinträchtigen. Jeder hat hier das Verlangen, das was er empfindet, nicht in Worten, sondern in Musik zum Ausdruck zu bringen.

      Ihr hört später – für mich ist das nicht später - wieder von mir. Bis bald!

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      Begegnungen im Jenseits

       Jede Sekunde – das Wort ist natürlich falsch, weil es keine Zeiteinteilung gibt – bringt eine solche Fülle von Überraschungen… Man weiß gar nicht, wie man die alle verarbeiten soll.

       Wieder eine Neuigkeit

      Gestern traf ich einen Bekannten, den ich hier nie erwartet hätte. „Was, Sie sind hier?“,

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