Wilde Welt. Gerstäcker Friedrich

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Wilde Welt - Gerstäcker Friedrich

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Megären den Zügel ihres Pferdes ergriffen und sie mitten in die Zelte hinwegführten. Dort verschwanden sie rasch mit ihr hinter einer der aus ungegerbtcn Häuten so roh als einfach hergestellten Hütten.

      „Da habt Ihr die Bescherung," raunte ihm Felipe zu, der an Diego's Seite kam. „Kurz und bündig genug hat Osantos seinen Willen ausgesprochen, und seid versichert, daß er ihn durchsetzt. Ich wollte, wir wären fort von hier."

      „Du kannst gehen, Felipe," sagte Diego ruhig. „Wir sind allein, der Schwarm hat sich zerstreut. Reite Du davon."

      „Und Ihr?"

      „Ich wanke und weiche nicht von hier, bis ich nicht den letzten, den verzweifelten Versuch gemacht habe, Josefen zu retten!" rief außer sich der Unitarier. „Tod dem elenden Indianer, wenn er mir entgegentritt!"

      „Und das Bündniß mit Montevideo? Und alle die schönen Pläne zur Befreiung des Vaterlandes, zu der Ihr Euch mit den wackeren Rothfellen verbündet habt?" sagte der alte Mann. „Die Depeschen, die so blutig erkauft wurden?"

      „Mein Leben hängt an dem Besitz Josefens."

      „Ja, ja, Euer Leben," brummte Felipe in den Bart. /73/ „Ihr seid Euch doch Alle gleich, Unitarier und Föderalisten, wie auch der Führer, wie die Partei heißen möge. Was Euch regiert, ist der eigene Nutzen - und das Vaterland? - Ei, das mag eben zum Teufel gehen darüber, sobald es Lust hat, - Vaterland - lächerlich."

      „Ich liebe mein Vaterland von ganzem Herzen," betheuerte Diego, „Blut und Leben habe ich mehr als einmal dafür in die Schanze geschlagen. Aber kann und darf ich dulden, daß dieser rothe Teufel in seiner bestialischen Lust kalt und trotzig jenen Engel opfert?"

      „Engel, - bah," sagte Felipe, „es ist immer nur ein Leben und noch dazu das Leben einer Frau, was Euch von dem einmal gesteckten Ziel ablenken will. Raubt sie, und Ihr dürft nie zu dem Stamm zurückkehren, mit dessen Hülfe Ihr den Truppen Sr. Excellenz - den Gott erhalten möge, bis ihn der Teufel holt - trotzen könntet. Aber was hilft mein Reden," brach er plötzlich ab. „Ihr thut doch, was Eure Leidenschaft heischt, und je eher das dann geschieht, desto besser. Aber wenn etwas Gutes aus dem Ereignisse dieses Tages kommen soll, so dürfen wir nicht feiern."

      Felipe war in der That ein viel zu praktischer Mann, als daß er sich mit unnützen Redensarten aufgehalten hätte. Er erkannte, was geschehen mußte, und so war es nicht seine Art, lange über die Nothwendigkeit zu philosophiren. Ein ächter Sohn der Pampas, hatte er aber auch selbst unter dem Gespräch mit Diego nicht einen Blick von dem Trupp der indianischen Frauen verwandt, die die Gefangene in das für sie bestimmte Zelt geleiteten. Er wußte deshalb auch genau, in welchem derselben die künfnge Gattin des Häuptlings ihre vorläufige Wohnung aufgeschlagen, und es blieb nur vor allen Dingen zu untersuchen, ob es möglich sein würde, heimlich dort hinein zu kommen.

      „Euch raubt die Besorgniß um Josefa, wenn auch nicht den Muth, doch die volle Besonnenheit. Wollt Ihr mir folgen?" fragte Felipe.

      „Wenn Du sie mit mir befreien willst, als Dein Diener, als Dein Sclave, alter Patron," versicherte Diego.

      „Wir wollen zusehen, was ein Gaucho vermag, der kein /74/ Neuling in den Schlichen und Ränken Eurer lieben Verbündeten ist," gab Felipe in seiner trocknen Weise zurück und betrachtete mit ruhiger Aufmerksamkeit die Gegend und die Lagerplätze der Indianer. Danach traf er seine Maßregeln.

      Er suchte zuvörderst einen Lagerplatz zu finden, wo sich ihre Thiere ordentlich erholen und reichlich weiden könnten. Starke, flinke Pferde mußten sie haben, wenn sie irgend etwas Entscheidendes unternehmen wollten. Ein solcher Lagerplatz war auch bald gefunden: Klee und Gras wuchs überall in Masse; ein kleiner Bach schlängelte sich mitten durch die Pampas, und führte wenigstens so viel Wasser mit sich, die Pferde davon zu tränken. Lebensmittel hatte Diego, Dank der Vorsorge des Wirthes zu Altacruz, ebenfalls genügend in seiner Satteltasche, selbst noch für den nächsten Tag auszuhalten, und die Satteldecken auf den nackten Boden gebreitet, die Sättel als Kopfkissen, die Ponchos als Decken, legten sie sich, nachdem sie ihr Abendbrod verzehrt, zur Ruhe nieder. -

      Osantos selber hatte sich gar nicht mehr um sie gekümmert, ihnen nicht einmal ein Zelt anweisen lasten, aber Felipe sah nichtsdestoweniger, daß einzelne dunkle Gestalten den von ihnen gewählten Lagerplatz umkreisten, und hielt diese wohl mit Recht für von dem Häuptling ausgesandte Spione, die jede ihrer Bewegungen zu überwachen hätten.

      Für den Augenblick war deshalb nichts auszurichten. Die Pferde mußten rasten, und am besten konnten sie die Wachsamkeit der Wilden einschläfern, wenn sie jetzt gar nicht thaten, als ob sie an irgend etwas anderes als Schlaf und Ruhe dächten. Wie nothwendig brauchten sie auch wirklich beides, Schlaf und Ruhe!

      X.

      So verging die Nacht. Die Indianer, denen kein Befehl zu frühem Aufbruch gegeben worden, lagen noch, theils in ihren Zelten, theils um einzelne niedergebrannte Feuer zerstreut, in tiefem Schlaf, und gar nicht weit vom Lager heulten /75/ die Steppenwölfe ihren Morgengruß, mit dem sie sich vor dem dämmernden Tage in ihre Schlupfwinkel zurückzogen. Diego erwachte und fuhr nach seinen Waffen greifend empor. Sein erster Blick war auch nach Felipe, aber dieser hatte sein „Bett" schon verlassen. -War er heimlich entwichen? - nein, sein Sattel lag noch dort, und während Diego, unschlüssig was jetzt ohne ihn zu beginnen, in die Dunkelheit hinausstarrte, kehrte der alte Gaucho schon mit leichtem, vollkommen geräuschlosem Schritt zurück.

      „Du warst im Lager?"

      „Ja," flüsterte der Alte - „Alles steht gut. Die rothen Schufte schlafen wie die Ratzen; ich war in dem Zelt."

      „In Josefens Zelt?"

      „Nicht so laut; es braucht keiner von ihnen zu wissen, daß wir munter sind. Ja wohl, ich hatte mir gestern Abend den Platz genau gemerkt, und sie glauben auch schwerlich, daß wir keck genug sind, den Ort zu betreten. Wenn die Dirne nur eine Ahnung davon hätte."

      „Sie weiß, daß wir mit der Morgendämmerung versuchen wollen zu entfliehen."

      „Gut, dann wird sie sich auch jetzt bereit halten - wenn sie's eben nicht verschläft. Sattelt die Pferde und haltet Euch fertig; ich will versuchen, das Mädchen abzuholen. Ihr Sattel liegt neben dem Zelt, den bring' ich mit."

      „Felipe, wenn Du -"

      „Bst - weiteres Reden ist nicht nöthig und sogar gefährlich. Fort, die Zeit vergeht; drüben im Osten färbt sich schon der Himmel, in einer halben Stunde haben wir Hellen Tag -" und ohne weiter eine Antwort abzuwarten, glitt der alte Bursche von Diego's Seite fort und wieder mitten zwischen die düsteren Zelte der Feinde hinein. Diego kannte aber ebenfalls die Gefahr, der sie sich aussetzten, vollkommen und wußte, wie wenig Zeit ihnen zu ihrer Flucht bleiben würde. Ohne deshalb auch nur einen Augenblick zu verlieren, griff er seinen Lasso auf und schritt rasch in die Pampas hinaus, wo er sein Pferd wußte. Das treue Thier, wenn es sich auch in der Nacht noch so weit entfernt haben mochte, kam gegen Morgen jedesmal zu dem Lagerplatz seines Herrn zurück. Kaum hatte /76/ dieser ihm auch das wohlbekannte Zeichen gegeben, als sein freudiges Schnauben schon die Stelle verrieth, an der es sich befand. Mit ihm weidete Felipe's Pferd, und Diego hatte in wenigen Minuten die beiden gesattelt und gezäumt. So vorsichtig er aber auch zu Werke ging, war er doch nicht im Stande, ein drittes einzufangen, denn die Pferde der Indianer hielten sich scheu von dem Weißen zurück. Wie er sich ihnen näherte, wichen sie schnaubend zur Seite, und er mußte es aufgeben, ihnen zu folgen, weil ihn das Geräusch, das sie machten, sonst sicher verrathen hätte.

      Noch schwierigeren Auftrag hatte indessen Felipe, der wohl leicht genug das Zelt erreichte und den Damensattel mit seinem Zaum bei Seite

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