Wilde Welt. Gerstäcker Friedrich

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Wilde Welt - Gerstäcker Friedrich

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Don Diego hatte ruhig sein Messer in die Scheide zurückgestoßen und lud die vorher abgeschossenen Pistolen wieder. Jetzt schnalzte der Wilde mit der Zunge; das Pferd spitzte die Ohren und kam langsam näher.

      „Und versprichst Du mir, uns nicht weiter zu verfolgen?" fragte Diego.

      Osantos griff seine Lanze auf, faßte die Mähne seines neben ihm stehenden Thieres und blickte trotzig den Weißen an. Was ihm aber auch für dunkle Pläne das Hirn gekreuzt, er mußte fühlen, daß er den beiden Männern nicht gewachsen war, wenn selbst das eben geschenkte Leben ihn nicht gebunden hätte. Kein Laut öffnete dabei seine Lippen; nur einmal schweifte sein glühender Blick über Josefens zitternde Gestalt, dann schnellte er sich in den Sattel, und als Felipe fast unwillkürlich den Lasso wieder aufgriff und Diego die indeß geladene Pistole hob, glitt das Pferd des Häuptlings wie ein Pfeil zwischen ihnen durch, hinaus in die Pampas.

      Diego sprengte jetzt ebenfalls auf die Erhöhung, dem flüchtigen Wilden nachzuschauen, aber lange konnte er ihm mit den Blicken nicht in dem hohen Steppengras folgen, da er sich noch dazu ganz auf den Sattel niederbog. Er floh, die Seinen wieder einzuholen und dabei zugleich der Aufmerksamkeit vielleicht hier und da gelagerter Späher zu entgehen. Sie selber hatten nichts von ihm zu fürchten.

      „Wenn Ihr es nur nicht bereuen müßt, dem Burschen das Leben geschenkt zu haben," brummte Felipe - „es thut nie gut, denn hätte er mir gestern den Hals abgeschnitten, /89/ wie es ihre Sitte ist, so wäre ihm heute mein Lasso nicht in die Quere gekommen."

      „Es ist der bitterste Feind, den Rosas hat," sagte aber Diego, „den mußte ich ihm erhalten. Treffen wir wieder zusammen, wer weiß, ob es dann nicht aus einer Seite im Felde geschieht, und Rosas selber gäbe Tausende von Dollars, den braunen Arm unschädlich zu wissen. Aber nun fort; die argentinische Besatzung von Altacruz ist uns gefährlicher wie jener wilde Sohn der Pampas - die müssen wir vor allen Dingen vermeiden."

      „Und wir gehen nicht nach Altacruz zurück?" frug Josefa rasch.

      „Nicht wieder in Euer Gefängniß," lachte Diego fröhlich. „Während die rothen Ponchos hinter den Indianern hersetzen und dort die abhanden gekommenen Depeschen suchen, schneiden wir sicher nach dem La Plata hinüber, wo mir der Freunde viele leben. Einmal dort, und wir sind gerettet, und durch Entre Rios oder den La Plata hinab, schaffe ich Euch sicher nach Montevideo. - Und gehst Du mit, Felipe?",

      „Dank Euch," sagte der Alte ruhig - „bis jetzt kann mir Niemand etwas in den Weg legen; selbst mit der Depeschengeschichte habe ich nichts zu thun gehabt. Daß ich geflohen bin, kann mir Niemand verdenken, der Correo hat's nicht besser gemacht, deshalb reit' ich jetzt ruhig wieder nach Hause, die Dinge abzuwarten. Bringt Ihr einmal wirklich Hülfe, nun wer weiß, wie ich Euch dann nützen kann."

      „Ein Wort, ein Mann," rief Diego ihm die Hand entgegenstreckend - „und jetzt -"

      „Möchte ich nur die Seňorita bitten, daß wir wieder die Pferde mit einander tauschen," lachte Felipe. „Ich bin einmal an den Alten gewöhnt und er an mich, überdies ist das Thier, das ich bis jetzt geritten, frischer und wird sie besser tragen."

      Damit war er schon aus dem Sattel, warf diesen ab, half Josefen vom Pferd und hatte in wenigen Secunden den Tausch nicht allein beendet, sondern das schöne Mädchen auch schon wieder in den Sattel gehoben. /90/

      „Und jetzt mit Gott! Vivan los salvajes Unitarios, Muera el enemigo Rosas!"

      „Muera!" jubelte Don Diego, und Felipe's Revenka traf das Pferd Josefens, daß es mit raschem Satz nach vorn sprang.

      „Fort mit Euch," rief der alte Mann dabei, „die Zeit vergeht, und erst über der Mendozastraße drüben dürft Ihr Eure Thiere verschnaufen lassen."

      Diego streckte ihm die Hand hinüber, die er herzlich drückte.

      „Ich werde Euch den Dienst im Leben nicht vergessen."

      „Bah," lachte der Alte, „war schon vorher bezahlt," und den Hut gegen Josefa schwenkend, die ihm noch ein letztes Lebewohl zuwinkte, blieb Felipe noch eine ganze Weile halten und sah den beiden jungen Leuten nach. Dann wandte er sich um, die beiden Messer der erschlagenen Indianer an sich zu nehmen, denn die Lassos hatten die flüchtig gewordenen Pferde mit fortgenommen, stieg wieder in den Sattel, warf noch einen Blick nach den beiden schon in weiter Ferne verschwindenden Reitern hinüber, und kehrte dann langsam, ohne sich weiter um Militär oder Indianer zu bekümmern, nach Cruzalta zurück.

      Die Fcuerjagd auf Hyänen in Afrika.

      Erstabdruck: Gartenlaube.Illustrirtes Familienblatt, a.a.O., Nr. 14, Seiten 220 – 223, 1863

      Wenn man in Europa afrikanische Jagd erwähnen hört, so denkt man gewöhnlich an die massenhaften Wildzerstörungen eines Cumming, Gerard13 usw.usf. und bevölkert im Geist den ganzen ungeheuern Continent mit einer wahren Unzahl von Raubthieren, Elephanten, Giraffen, Straußen etc.

      Die Berichie der verschiedenen Naiurforscher, denen wir hauptsächlich Nachrichten über jene Länder verdanken, tragen dazu nicht wenig bei, denn Naturforscher sind sehr selten, fast nie wirkliche Jäger, wenn sie auch gern und viel schießen. Es ist auch ganz natürlich, denn sie gehen nur darauf aus, besondere Species von Thieren zu finden, und ein kleiner neuer Vogel interessirt sie viel mehr, als ein in allen zoologischen Gärten schon vorhandenes Raubthier. Sie schießen deshalb, wo sie etwas Interessantes finden, und zerstören sich mit dem Knall vielleicht die wundervollste Jagd für den ganzen Tag. Ihre Berichte über Jagd sind deshalb auch mit großer Vorsicht aufzunehmen, und die Heuglin'schen Schilderungen14 der Jagd in den nämlichen Strecken, welche die kleine Expedition des Herzogs von Coburg durchzog, geben dafür nur wieder den Beweis.

      Man war danach berechtigt, oder wurde vielmehr verleitet zu glauben, daß jener Landstrich von Wild schwärme, eine /92/ Hoffnung, die sich allerdings nicht erfüllte. Dennoch gab es auch selbst für den Jäger manches Interessante, und dem Jäger in Deutschland wird es deshalb erwünscht sein, einen kurzen und getreuen Bericht von Jemandem über jenen Landstrich zu hören, der sich selber einen Jäger nennen darf. Ich spreche hier natürlich nur von dem District, den wir selber besuchten.

      Um mit dem edelsten Wild, dem Löwen, zu beginnen, so giebt es deren in Samhara sowohl wie in den Bergen; die Fährte dieses sogenannten Königs der Wüste ist an vielen Stellen in den Sand eingedrückt, wenn wir auch - mit einer einzigen Ausnahme, wo Prinz Leiningen eine Löwin flüchtig davongehen sah - keins dieser Thiere zu Gesicht bekamen. Wie alle Raubthiere, liegt er den Tag über versteckt und geht nur des Nachts auf Beute aus, kommt ihm aber am Tag ein Mensch zufällig zu nah und hört er nur den Schritt desselben, so läuft er eben wie alle übrigen Raubthiere und versteckt sich an anderer Stelle. Dahin reduciren sich alle Mordgeschichten vom Löwen, über dessen Großmuth und die Gewalt des menschlichen Auges über ihn so viele sehr schöne Geschichten im Umlauf sind. Fühlt er sich freilich verwundet und vom Menschen, seinem Feind, bedrängt, dann wendet er sich natürlich gegen ihn, und daß er die Kraft hat ihn zu vernichten, ist sicher. Ebendasselbe thut der Hirsch und zu gewissen Zeiten selbst der Rehbock; das Nämliche thut die wilde Katze.

      Es ist möglich, daß, in der Samhara15 besonders, mit einer großen Anzahl von Treibern eine glückliche Löwenjagd zu Stande gebracht werden könnte. Die Eingeborenen selber haben aber keinen Begriff von einer solchen Jagd und würden nur schwer dazu zu bringen sein, und da es nie versucht wurde, läßt sich auch weiter nichts darüber sagen. Hielte man sich übrigens Monate lang, und und zwar zu einer Zeit wo die Heerden dort weiden, in der Samhara auf, so ist es recht leicht möglich, daß man einmal nach eifrigem Bürschen einem Löwen begegnen und ihn dann auch erlegen könnte. Bei einem bloßen Durchmarsch aber wäre das nur reiner Zufall. /92/ Hoffnung,

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