Wilde Welt. Gerstäcker Friedrich

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Wilde Welt - Gerstäcker Friedrich

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und getreuen Bericht von Jemandem über jenen Landstrich zu hören, der sich selber einen Jäger nennen darf. Ich spreche hier natürlich nur von dem District, den wir selber besuchten16.

      Um mit dem edelsten Wild, dem Löwen, zu beginnen, so giebt es deren in Samhara sowohl wie in den Bergen; die Fährte dieses sogenannten Königs der Wüste ist an vielen Stellen in den Sand eingedrückt, wenn wir auch - mit einer einzigen Ausnahme, wo Prinz Leiningen eine Löwin flüchtig davongehen sah - keins dieser Thiere zu Gesicht bekamen. Wie alle Raubthiere, liegt er den Tag über versteckt und geht nur des Nachts auf Beute aus, kommt ihm aber am Tag ein Mensch zufällig zu nah und hört er nur den Schritt desselben, so läuft er eben wie alle übrigen Raubthiere und versteckt sich an anderer Stelle. Dahin reduciren sich alle Mordgeschichten vom Löwen, über dessen Großmuth und die Gewalt des menschlichen Auges über ihn so viele sehr schöne Geschichten im Umlauf sind. Fühlt er sich freilich verwundet und vom Menschen, seinem Feind, bedrängt, dann wendet er sich natürlich gegen ihn, und daß er die Kraft hat ihn zu vernichten, ist sicher. Ebendasselbe thut der Hirsch und zu gewissen Zeiten selbst der Rehbock; das Nämliche thut die wilde Katze.

      Es ist möglich, daß, in der Samhara besonders, mit einer großen Anzahl von Treibern eine glückliche Löwenjagd zu Stande gebracht werden könnte. Die Eingeborenen selber haben aber keinen Begriff von einer solchen Jagd und würden nur schwer dazu zu bringen sein, und da es nie versucht wurde, läßt sich auch weiter nichts darüber sagen. Hielte man sich übrigens Monate lang, und und zwar zu einer Zeit wo die Heerden dort weiden, in der Samhara auf, so ist es recht leicht möglich, daß man einmal nach eifrigem Bürschen einem Löwen begegnen und ihn dann auch erlegen könnte. Bei einem bloßen Durchmarsch aber wäre das nur reiner Zufall. /93/

      Leoparden giebt es ebenfalls in den Bergen, und vielleicht mehr als man denkt; aber in den furchtbaren Mimosendickichten und steilen Hängen ist ihnen noch viel schwerer beizukommen, wie den Löwen in der Samhara, und eine wirkliche Jagd auf sie zu machen, ganz unmöglich. Das Einzige, was man vielleicht thun könnte, wäre einen Luderplatz herzustellen und Nacht auf Nacht auf dem Anstand zu sitzen; aber selbst da würde man seine ewige Noth mit den Hyänen haben, die ganz unglaubliche Quantitäten Fleisch in einer einzigen Nacht fressen und davontragen. Auch die Jagd auf Leoparden ist deshalb keine, auf die man fest rechnen kann; der Leopard ist außerdem so scheu wie der Löwe und versteckt sich am Tage, wenn ihn nicht der Hunger heraustreibt, eben so sorfältig.

      Hyänen giebt es dagegen genug, und man scheucht sie zuweilen über Tag bei einem Bürschgang auf, oder kann sie auch mit einiger Ausdauer Nachts an irgend einer Stelle bei ausgeworfener Lockspeise schießen, denn sic kommen mit der größtmöglichsten Unverschämtheit bis dicht an die Zelte und Hecken heran. Ihretwegen sind auch in der That alle Dörfer oder einzelnen Wohnungen im Land mit dichten Dornenhecken umgeben, denn es ist schon vorgekommen, daß sie, von scharfem Hunger getrieben, in die Hütten der Eingeborenen hineingefahren sind und ein gerade schreiendes Kind erfaßt und davongeschleppt haben, und was sie einmal mit ihrem furchtbaren Gebiß packen, das lassen sie auch sicher nicht wieder los.

      Uebrigens sind sie, trotz ihrer Gier und Gefräßigkeit, doch ziemlich schlau und scheu, und obgleich der Herzog, Fürst Hohenlohe, Prinz Leiningen und ich viele lange Nächte auf dem Anstand lagen, so wurde doch bei dieser Gelegenheit nur eine einzige vom Prinzen Leiningen geschossen. Sie wählen auch kluger Weise dunkle Nächte am liebsten zu ihren Raubzügen und kommen gewöhnlich erst, wenn der Mond unter ist; bei Vollmond dagegen sehr spät, fast immer gegen zwei Uhr Morgens.

      Schakals giebt es ebenfalls in ziemlicher Anzahl. Der Schakal ist eine Art Prairiewolf; ein Mittelding zwischen /94/ Wolf und Fuchs, ohne den Muth des ersteren und die Schlauheit des letzteren. Er schleicht scheu und feige des Nachts auf Raub aus und sucht sich von dem zu nähren, was ihm die größeren Bestien überlassen, oder was er stehlen kann.

      Das sind die Raubthiere dieses Landestheils, von denen meiner festen Ueberzeugung nach der Mensch für sich selber auch nicht das Geringste zu fürchten hat. Der Jäger mag allein durch alle jene Wildniß und Berge bürschen, und er wird sich keiner größeren Gefahr aussetzen, wie im Thüringer Wald daheim, außer er träfe vielleicht in unmittelbarer Nähe mit einem Löwen zusammen und liefe selber davon - vielleicht bekäme dann der König der Thiere Courage. Wer nur ein klein wenig Muth und Geistesgegenwart hat - was selten einem wirklichen Jäger fehlt -- der mag getrost allein die Jagd auf alle diese Thiere betreiben; auf die Eingeborenen, die er mitnehmen könnte, ist überdies kein Verlaß, denn bei wirklicher Gefahr darf er vollkommen versichert sein, daß sie ihn doch im Stich lassen.

      Was das übrige Wild betirfft, so findet sich die schlanke Gazelle in der Samhara am häufigsten, und da, besonders nah dem Bergen zu, das Terrain mehr gebrochen und überall mit kleinen Büschen bedeckt ist, so bietet die Bürsche auf dieses Wild nicht allein Unterhaltung, sondern die Gazelle selber auch einen delicaten Braten für das Lagerfeuer. Wie bei der Gemse haben Bock und Geis aufgesetzt, der Bock aber natürlich stärker, mit einem etwas mehr ausgebogenen Gehörn, das wie bei dem Gemskrickel in eine niedergebogene, aber stets nach innen gedrehte Spitze ausläuft. Das Gehörn ist außerdem nicht glatt, sondern die ganze Länge hinaus wie mit dem Finger rund herum eingedrückt.

      Ein ganz ähnliches Gehörn hat die Semaringi-Anti lope, nur natürlich viel stärker und ein klein wenig anders gebogen wie die Gazelle. Die Semaringi-Antilope ist aber auch im Wildpret meistens zwei- oder dreimal so stark, sonst aber in der Lebensart der Gazelle vollkommen gleich, nur wo möglich noch scheuer. Es gelang uns nur sehr wenige davon zu erlegen. Sie hat wie die Gazelle eine braungelbe Färbung, aber die hintere Hälfte der Keulen ist, wie der /95/ Bauch, vollkommen weiß. Auch bei diesen Antilopen haben die Geisen aufgesetzt und tragen nur etwas schlankeres, dünneres Gehörn wie der Bock, der unter seinem tüchtigen Kopfschmuck gar stattlich einherschreitet. Das Wildpret ist vortrefflich.

      Außer diesen kommt in der Samhara auch noch, wie in den Bergen, die kleine Zwergantilope vor, bei der der Bock ein paar zierliche kleine Spieße auf hat. Die Zwergantilope ist an Körper etwa unseren Hasen gleich, mit schlanken allerliebsten Läufen und leicht gefleckt, ja sieht fast einem frisch gesetzten Wildkalb ähnlich. Dabei ist ihr Wildpret süßlich und man ißt cs sich leicht zuwider, ja man schießt die Thiere zuletzt sogar mit Widerwillen, weil es gerade einem Wildkalb so ähnlich sieht, und ich habe später auch nur darauf geschossen, wenn ich für die Nacht vielleicht eine Lockspeise brauchte. Sie sind übrigens wenigstens viermal so groß wie der javanische Zwerghirsch.

      Außer diesen soll es in der Samhara noch die große Oryx-Antilope geben, mit langem geraden Gehörn, sie wurde aber aus dem Strich, den die Expedition nahm, nirgends angetroffen. Man darf übrigens nicht etwa glauben, daß alle diese Antilopen und Gazellen in großen Mengen vorhanden und gar vertraut wären. Was an Wild dort vorkommt, ist außerordentlich scheu, und man kann viele Stunden lang bürschen, ohne auch nur ein einziges Stück zu Gesicht zu bekommen. Jedenfalls ist die Jagd hinlänglich schwierig und beschwerlich, um interessant zu sein. Strauße sollen in der Samhara manchmal vorkommen und Einer der Herren traf am vorletzten Tag auf seinem Bürschgang vier; die andere Gesellschaft dagegen nicht einen einzigen, ja nicht einmal im Sand die doch leicht kenntlichen und auffallenden Fährten.

      Giraffen und Elephanten kommen in der Samhara gar nicht vor; die letzteren treffen wir aber wunderbarer Weise schon in den steilen, alpenähnlichen Hängen der Gebirgskette; welche die Bogosländer von dem Küstenstrich trennt, und dort scheinen sie sich vorzugsweise von den jungen Olivenzweigen zu nähren, die in einigen Districten in großer Menge wild wachsen. /96/

      Die Jagd auf Elephanten ist an diesen Stellen außerordentlich beschwerlich, denn der Jäger muß ungeheure Strecken weit in den steilen, dornbewachsenen Hängen umherklettern, ehe er dies sehr scheue Wild nur zu Gesicht bekommt. Große Vorsicht ist dabei unumgänglich nöthig, denn einmal beunruhigt, verlassen die Elephanten augenblicklich den ganzen District und wandern dann enorme Strecken weit, ehe sie sich wieder sicher fühlen und auf's Neue ihren festen Aufenthalt nehmen.

      In

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