Gruselige Kurzgeschichten - ein Band mit 8 Erzählungen. null Guamo
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Ein stechender Schmerz in seiner Brust ließ ihn unverzüglich die Augen öffnen, doch was er sah, war nicht real. Es konnte nicht real sein, es durfte nicht real sein. Neben ihn stand die schwarze Gestalt, immer noch mit der Sichel in der Hand, der Umhang war ein Stück zurückgefallen und beim nächsten Blitz, konnte er ein Stück Knochen erkennen. Leider war der Knochen nicht wie üblich, hinter der Haut zu sehen. Es gab keine Haut, nur Knochen.
Der Schmerz in seiner Brust wurde immer intensiver, so dass er der Quelle auf den Grund gehen musste.
Eine knöcherne Hand bzw. das Skelett einer Hand tippte auf seine Brust, immer und immer wieder. Bei jedem Tippen wurde ein erneuter Impuls des Schmerzes ausgelöst. Vor Wut und Qualen schlug er die Skeletthand beiseite, so dass sie unsanft vom Unterarm der Gestalt abgetrennt wurde und gegen den angefertigten Ticki-Holzschrank knallte. Es schien es aber nicht zu stören, stattdessen hob es die Sichel mit der übrig gebliebenen Hand in die Höhe.
Dunkelheit.
Bitte lass es nur ein böser Traum sein. Doch leider wurde sein Wunsch nicht erfüllt. Wieder zeigte sich ein Blitz am Himmel, welches ihn sehen ließ, wie die gezackte Sichel zum Zuschlagen ausgeholt wurde.
Dunkelheit.
Ein Zischen schnitt durch die Luft. Jetzt ist es aus. Mit einem höllischen Schmerz in der Brust wurde er getroffen. Er kämpfte dagegen an, doch er spürte wie sein Lebenssaft aus ihm heraussprudelte. Dann wurde es wieder hell, aber es war nicht die Helligkeit, welche von einem Blitz hervorgerufen wurde, eher wie die Sonne am Tage nur ein wenig greller. Der Schmerz schien auch nachzulassen. Überhaupt stellte sich ein überaus gutes Gefühl ein. Leise, wie aus einiger Entfernung, hörte er wie eine weibliche Stimme seinen Namen rief…
„Eddy. Eddy. Hallo? Das war nur ein Scherz. Du kannst jetzt die Augen wieder aufmachen.“
sagte seine Freundin amüsiert, die sich nun dem Umhang und die Maske vom Körper streifte.
Keine Antwort.
„Eddy ich bin’s, deine Freundin. Siehst du, alles nur Show. Ich habe dich verarscht.“
Keine Antwort.
„Jetzt stell dich nicht stur. Du weißt, dass ich die bessere bin. Eddy?“
Ihre Stimme klang jetzt weniger freudig und amüsiert, Angst schwang darin.
„Eddy…Eddy sag doch was.“ rief sie leicht hysterisch. Dann nahm sie seinen Arm und erschrak augenblicklich. Sie spürte sofort, dass etwas nicht stimmte. Der Arm fiel schlaf und leblos ans Bett, keine Reaktion.
Mit einem Schwung sprang sie in’s Bett und rüttelte an Eddy.
„Wach auf, komm schon. Eddy.“ sagte sie unter Tränen, während sie ihn immer heftiger schüttelte.
„Verdammt. Tu mir das nicht an. Nicht so. Bitte. Eddy. Du darfst nicht tot sein.“
Heulend warf sie sich auf ihn und trommelte mit all ihrer Kraft mit den Händen auf seine Brust. Aber nichts geschah. Eddy war fort. Dann rannte sie wie ein angestochenes Schwein durch die Wohnung, wobei sie einige kleine Tische und Lampen mitriss. Mit dem Telefon am Ohr kam sie wieder ins Schlafzimmer gestürzt.
„Es wird alles gut. Halte durch.“ sagte sie schniefend zu ihm, während sie ihm zärtlich über seine Wange strich.
„Ja? Hallo, mein Name ist…“
Eine viertel Stunde später kam der Rettungsdienst. Nach weiteren 20min waren sie mit dem toten Eddy verschwunden. Herzinfarkt lautete die Diagnose. Wie nüchtern das ganze doch klang.
Sie war völlig aufgelöst, sagte aber den Leuten, dass sie zu ihrer Mutter fahren würde. Nun schaute sie heulend aus dem Fenster. Berührte es mit ihren tränenfeuchten Fingern und ließ die Hand dann an der Scheibe hinab gleiten.
Wieso sollte ihr Freund, der gerade einmal 26 Jahre alt wurde, einen Herzinfarkt erleiden?
Hatte sie den Streich zu weit gespielt? War es allein meine Schuld? Bin ich eine Mörderin?
Nach 5min am Fenster drehte sie sich um und wollte sich ins Bett legen, als sie im Flur einen Schatten erkannte. Dieser, als sie ihn bemerkte, machte kehrt und entfernte sich.
Erst in 53 Jahren sollte sie ihn wieder sehen.
Der Mitbewohner
Nun war es soweit. Meine Pläne zerplatzten, wie die sprichwörtliche Seifenblase. München, Good Bye, du wunderschöne Stadt, in der ich doch so gern gearbeitet hätte. Aber nein, dass Schicksal meinte es anders und schickte mich ins wohlklingende Großstadtleben namens Bremen. Für einen, der aus Bayern kommt, ist das wirklich ein großer Schritt, man könnte meinen ein Amerikaner wandert ins wunderschöne Kanada. Vielleicht nicht ganz so, aber es kommt hin. Schließlich sind die Menschen und die kulturellen Unterschiede enorm, geschweige denn von meiner jahrzehntelang antrainierten Dialektfähigkeit. Diese kann ich nun getrost wegstecken, denn mit diesen Kenntnissen kann mich in Bremen kein „Schwein“ verstehen.
Aber wie konnte es nur soweit kommen?
Ich, Gerd, der wohlbehütet bei seinen Eltern aufwuchs, viele Freunde hatte und sonst alles nach der Planetenkonstellation verlief, musste nun seine Heimat verlassen. Ich war schon immer hier, in der Schule, Studium, außer natürlich wenn wir Urlaub gemacht haben und dann wollte ich eigentlich auch hier arbeiten. Aber was macht man, wenn man in seiner jahrelang gebüffelten Richtung namens Mechatroniker nichts findet. Umschulung, was anderes Studieren oder gar eine Tätigkeit ausüben, die einem nun gar nicht gefällt? Nein, das kam für mich nicht in Frage. Also blieb mir nichts anderes übrig, als das Weite zu suchen. Nebst zahlreichen Städten im Ruhrpott oder gar im schönen Sachsenland, bot sich eine interessante Möglichkeit in Bremen. Ich erkundigte mich, was die Stadt zu bieten hat und ich war beeindruckt. Ist dies der Schritt zur Selbstständigkeit fragte ich mich oder eher weg von meiner Familie, die damit nicht wirklich begeistert ist. Sicher sie wollen auch nur das Beste für mich, aber war ich nicht immer für sie da und habe geholfen, wo es nur ging? Ich hasse es, den Lauf der Zeit so offensichtlich zu sehen. Erst verlasse ich das Nest, dann mein Bruder und zum Schluss meine Schwester oder vielleicht ist sie schon die nächste, schließlich ist das weibliche Geschlecht schon immer ein wenig frühreifer. Dann sind meine Eltern ganz alleine und der große Hof wäre nicht mehr von Nöten, dort wo ich etwas weniger als 2 Jahrzehnte gelebt habe. Aber schweifen wir nicht in die Zukunft ab, jetzt ist die Gegenwart und diese hier ist brandheiß.
Im Moment sitze ich hier an meinen Schreibtisch in Bremen. Nebenan ist mein Mitbewohner. Aber pst, vielleicht kann er hören, wie ich auf der Tastatur herumklicker und dann kommt er rüber und stellt wieder einer seiner berüchtigten Fragen oder er sitzt wieder auf dem Klo und hat die Tür sperrangelweit geöffnet, brrrh, bei dem Gedanken läuft mir ein kalter Schauer über den Rücken…. Pst, ich höre etwas, besser gesagt, ich kann es nicht überhören. Ja, er telefoniert wieder mit irgend so einer Tusse, die er womöglich nur wieder ins Bett kriegen will, dann kommt der übliche vorgespielte Streit und dann hat er wieder seine Ruhe und sucht sich