Gruselige Kurzgeschichten - ein Band mit 8 Erzählungen. null Guamo
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Vor ungefähr 5 Monaten bin ich nach Bremen gezogen, wegen der Moneten bringenden Arbeit. Natürlich brauchte ich Unterschlupf, den ich Anfangs bei meiner lieben Tante gefunden hatte. Ich hatte nie vor, auch nur länger als einen Monat bei ihr zu wohnen, denn ich bin ja kein Nutznieser oder ein Parasit. Der Punkt ist, dass man am besten und effektivsten eine Wohnung in der Stadt suchen kann, wenn man vor Ort ist. Von München war es sehr schwierig, vor allem wenn einem für die Wohnung Bilder vom Hauseingang/-flur/-garten und sogar –keller gezeigt wurden. Dazu kamen noch weitere Bilder, die durch eine Tür fotografiert wurden, bei denen man ins Bad „spicken“ konnte. Aussagekräftig war das alles nicht und ohne in eine Bruchbude zu wohnen, konnte ich mich nicht entscheiden. Bei meiner Tante klappte das ganze wesentlich besser. Sie hatte Internet und ich schaute nach der Arbeit nach WG’s. Richtig, Wohngemeinschaften, nicht Einraumwohnungen, denn die waren mir zu teuer bzw. dafür war ich zu geizig, je nach dem wie man es betrachtet. Jeder der schon einmal nach einer Wohnung bzw. einem Zimmer in einer Wohnung gesucht hatte, wird mir bestätigen, dass das ganze Unterfangen nicht so einfach ist. Unter anderem stehen seine eigenen Erwartungen im Wege. Entweder man sucht so lange bis man was gefunden hat oder man schraubt seine eigenen Erwartungen herunter. Ich suchte weiter.
Nach sämtlichen Typen von Wohnungen, ob mit mintgrünem oder auch nur 1qm Bad, Fenster zur Hauptverkehrsstrasse, halben Kellerwohnungen oder einfach nur Wohnungen mit zahlreichen alkoholischen Getränkeflaschen, wo ich mir vorstellen konnte, wie es dort wohl laufen würde, ich suchte weiter. Leider hatte meine Tante einen neuen Freund und der wollte natürlich mal nach der Arbeit gewissen Gelüsten nachgehen. Aber in einer Zwei-Raum-Wohnung hatte man nicht allzu viel Platz, also verstand ich die unmissverständlichen Kommentare nicht so pingelich zu sein und endlich mal eine Wohnung zu finden. Leider hatte ich damit auch nicht den gewünschten Erfolg. Auch als ich eine annähernd gute Wohnung fand, mich gleich am nächsten Tag meldete, um sie zu nehmen, kannte mich die Vermieterin gar nicht mehr und meinte, dass das Zimmer schon weg sei. Wieder Kommentare seitens des Freundes meiner Tante und da kam ich mir schon blöd vor. Am liebsten hätte ich mir ein Zelt besorgt und auf dem Gelände der Firma, mein kleines Zuhause errichtet.
Aber das Schicksal der Wohnungssuche sollte sich nach nun mehr 6 Wochen in Wohlgefallen auflösen. Eines Tages schaute ich vormittags in einer Pause auf Arbeit nach und da viel mir doch glatt eine neu eingestellte 2-Raumwohnung auf. Sofort griff ich zum Handy, raf denjenigen an und wir konnten auch sogleich einen Termin für denselben Tag vereinbaren. Die Arbeit verging wie im Fluge und der ersehnte Termin rückte in greifbare Nähe. Dann war es soweit, ich brauste mit meinem kleinen Auto dorthin und…begegnete zahlreichen Handwerken. Nach einigen Fragen kämpfte ich mich vor und erreichte auch bald den Vermieter und meinen zukünftigen Mitbewohner. Die Wohnung wurde gerade renoviert und das was man sehen konnte, sah schon sehr einladend aus und das, was vielleicht nicht meinen Geschmack entsprach, malte ich mir nach der Renovierung als wunderschön aus. Soweit so gut, aus Angst diesen ungeschliffenen Diamanten in Form einer 58qm-Wohnung zu verlieren, sagte ich sofort zu. Der Vermieter schien auch einverstanden sein, da ich wie ein zahlungskräftiger Kunde wirkte. Nach dem Besichtigungstermin fuhr ich meinen Mitbewohner zu seiner Uni und wir quatschten noch eine Weile, dabei viel mir auf, dass er viel zu sagen hatte. Punkt um, er redete sehr viel. Na ja aber nichtsdestotrotz lieber ein freundlich sprechender Mitbewohner als eine mürrische Kalkleiste. Bei meiner Tante angekommen, verkündete ich sogleich die erfreuliche Nachricht und sie wurde mit einem überschwänglichen Entgegenkommen ihrerseits und ihres Freundes begrüßt. Ja ja, ich wusste was ihr dachtet, aber es ist okay, schließlich durfte ich knapp 2 Monate bei ihr kostenlos wohnen und habe obendrein immer abends noch was leckeres zu Essen bekommen, worüber sich mein Körper mit dem Aufbau von zahlreichen Fettzellen bedankte.
Es war soweit. In München kauften meine Eltern noch ein Bett für mich und die Möbel suchten wir aus vorhandenen und gebrauchten zusammen. Dann fuhren mein Vater, mein jüngerer Bruder und ich in einem Lieferwagen gen Bremen. Dort angekommen, bekamen wir den Schlüssel vom Vermieter. Mein Bruder und mein Vater waren begeistert von der Wohnung, meine Erwartungen wurden mal wieder nicht erfüllt, aber scheiß drauf, warum habe ich auch nur solch hohe Erwartungen. Hier und da mussten noch ein paar Schönheitskorrekturen an der Wohnung gemacht werden, dann war es perfekt. Natürlich war überall noch oberflächlicher Dreck von den Arbeiten, aber ich hatte mein Zimmer in dieser Wohnung, da machte mir auch der strenge Lackgeruch nicht mehr so viel aus. Fenster auf und gut ist, dachte ich anfangs. Nachdem wir alles aufgestellt, grob geputzt hatten, gingen wir zum Vermieter und ich unterschrieb den Vertrag. Immer im Hintergedanken das ich auf Arbeit auch noch in der Probezeit gekündigt werden konnte. Aber es gäbe bestimmt auch hierfür eine Lösung.
Nun war es soweit. Die Wohnung war „eingerichtet“, halbwegs sauber und alles, was man zum Überleben braucht, hatte ich auch. Die Arbeit war getan und mein Vater und mein Bruder machten sich daran zu gehen. Ich winkte selbstsicher aus dem frisch geputzten Fenster und wünschte den beiden noch eine gute Heimfahrt. Dann fuhren sie von dannen.
Ich war allein. Allein und getrennt von allem, was ich liebte. Ein paar Tränen rollten mir über die Wangen, aber kein Grund in einen langen Heulkrampf überzugehen. Schnell wischte ich mir die salzhaltige Flüssigkeit weg und lief ein wenig durch die Wohnung. Hübsch hier dachte ich. Von der Küche aus konnte man direkt in die Küche in das gegenüberliegende Haus schauen. Wie es der Zufall manchmal will, standen beide, Frau und Mann Mitte 40iger da und schauten mich an, ich hob meinen Arm und winkte ihnen zu. Anstatt einer freundlichen Antwort, schauten beide demonstrativ weg und gingen dann aus ihrer Küche. Nett, meine Nachbarn, dachte ich mir, aber das wird bestimmt noch und wenn nicht, kann ich ja immer noch mein Hinterteil blank ziehen und es ihnen entgegenstrecken. Auf diese Gesichter wäre ich dann sehr gespannt. Ein flüchtiges Lächeln huschte über mein Gesicht und ich ging wieder in mein Zimmer zurück. Ist mir das schon vorher aufgefallen oder riecht es jetzt plötzlich noch stärker nach Lack und ähnlichen Mitteln? Ich machte das Fenster zu beiden Seiten sperrangelweit auf. Draußen war es warm und ein laues Lüftchen schenkte mir eine frische Brise für mein Zimmer. Ich erschrak auf einmal, da sich mein Handy zu Wort meldete. Sicher hatten sich mein Bruder und mein Vater verfahren, ich ging also ran und meldete mich mit einem freundlichen, fast wissendem was-jetzt-kommt Hallo. Wie sich schnell herausstellte, war es mein neuer Mitbewohner, der mir mitteilte, dass er erst in 3 Wochen einziehen würde, da er noch in seiner alten Wohnung einiges zu klären hatte. Informationen, die man in einer reichlichen Minute abwickeln konnte. Aber nein, nach endlosen 20min, indem die Wohnung ausführlichst beschrieben, Mängel genannt, über Persönliches gesprochen und letztendlich auch noch das Wetter durchgenommen wurde, sagte ich ihm, dass ich noch einiges auspacken musste, was ja nicht so abwegig war und ich beendete das Gespräch. Langsam kamen mir Zweifel, ob ich dir richtige Wahl getroffen hatte. Nun musste ich die nächsten 3 Wochen alleine verbringen, wo ich mich doch insgeheim darauf gefreut hatte, nicht so sehr allein in der Wohnung zu hocken. Leider bin ich auch nicht der kommunikativste und offenherzigste Mensch, was die Sache erschwerte, schnell neue Freunde zu finden. Aber wohin mit dem ganzen Jammer und die Sorgen die sich auftaten? Schnell unters Bett damit, sagte ich zu mir selber, denn morgen ging die Arbeit los und sicher werde ich nach dem ersten Tag halbtot ins Bett fallen. Nix mit Freunde finden, jetzt ist arbeiten angesagt.
Die nächsten drei Wochen vergingen wie im Flug. Die Arbeit schaffte mich auch am Anfang, aber mittlerweile hatte ich mich daran gewöhnt. Das letzte Wochenende bin ich wieder in meine alte Heimat zurückgekehrt. Es war verdammt schön. Wenn man erst einmal weg ist, dann merkt man, was man vorher hatte. So kam es, dass mir der kurze Aufenthalt stille Reserven freilegte und mich neu regenerierte. Doch der Abschied war grausam und zerstörerisch. Mit tieftrauriger Miene, Bauchschmerzen und hunderte mal „Ich habe keine Lust“ fuhr ich letztendlich wieder in Richtung Bremen, in Gedanken bald wieder nach München fahren zu können. Die siebenstündige Fahrt brachte meiner Laune auch keine Verbesserung, aber jedenfalls fand ich mich mit dem Gedanken ab, dass die Arbeit auf mich wartete. Unbescholten und ohne groß Nachzudenken schleppte ich mein Krims-Krams die drei Stockwerke nach oben, während die gute alte Laune unten im Keller hauste. Ich schloss die Tür auf, merkte dabei, dass die Tür gar nicht zugeschlossen war, dachte mir dabei aber nichts, schließlich