Gruselige Kurzgeschichten - ein Band mit 8 Erzählungen. null Guamo
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Alles in allem war das Wochenende mal wieder Balsam für meine geschundenen Nerven. Aber nach dem Tage kommt auch irgendwann der Abend und mit ihm das Erwachen.
Noch konnte ich diesem Abend ausweichen, in dem ich zu einer unmenschlichen Zeit von meiner Heimat losfuhr, um dann pünktlich auf Arbeit in Bremen zu landen. Am gleichen Tag baute ich dann geschickt das Schloss ein und freute mich über die neu gewonnene Sicherheit. Natürlich provozierte ich meinen Mitbewohner nicht, in dem ich auf das Schloss zeigte oder ihm den Stickefinger hinstreckte, so dass er mir in mein Zimmer folgen würde, welches ich dann schnell abschließen würde. Nein, die Zeit würde kommen, an dem er das Schloss schon bemerken würde. Und diese Zeit kam schneller als gedacht. In der selben Nacht hörte ich wie jemand heftig meine Türklinke runter drückte und versuchte die Tür aufzubekommen, in der Annahme sie würde klemmen. Ich erfreute mich über meine erkaufte Privatsphäre und raf laut „HA“, um ihn zu erschrecken. Dann sagte ich etwas leiser: „Geh ins Bett du verrückter Penner.“ Als ob nichts gewesen wäre, hörte ich kein einziges Geräusch mehr. Er musste auf Samtsohlen wieder in sein ausgekühltes Bett gekrochen sein. Diese Nacht schlief ich herrlich, träumte aber apokalyptische Sachen. Was mir am nächsten Tag schon Sorgen machte, denn sie waren immer noch glasklar in meinen Gedanken eingebrannt. Eine nackte Frau oder irgendetwas Schönes vergisst man natürlich sofort wieder, aber so ein Scheiß muss ich mir jetzt den ganzen Tag im Kopf ansehen, dachte ich verärgert.
Aber an diesem Tag waren das nicht die einzigen Sorgen, die ich haben sollte.
Irgendwann, ich weiß nicht mehr genau wann es war, denn ich war mit den Kolleginnen auf einem Grillfest, kam ich nach Hause. Es war alles ruhig, was kein gutes Zeichen war. Denn alles was man sieht und hört, kann man auch einschätzen, aber die Ruhe kündigt das Ungewisse an. Ich durchstreifte beiläufig die öffentlichen Räumlichkeiten, entdeckte aber kein Unheil, was nicht schon vorher da war und ging letztendlich zu meinem unberührten Zimmer, da es ja verschlossen ist. Pustekuchen. Die Tür war zwar zu, aber nicht verschlossen. Ich schaute flüchtig in mein Zimmer, erkannte aber nichts. Dann überlegte ich, ob ich nicht vielleicht vergessen hatte, mein Zimmer zuzuschließen. Das konnte aber nicht sein, davon war ich felsenfest überzeugt. Misstrauisch betrat ich mein Zimmer und bemerkte sofort, dass Earl hier drinnen war und wie er das war. Im ersten Augenblick schien alles normal zu sein, aber beim näheren Hinschauen, entpuppte sich die kalte Fassade der Wahrheit. Natürlich bin ich ein ordentlicher Mensch, um nicht zu sagen pedantisch ordentlich, jedenfalls wusste ich, wo bestimmte Gegenstände ihren genauen Platz hatten und da fielen einem die verschobene Tastatur, ein umgekipptes Bild und schiefe Zettel sofort auf. Umso mehr ich sah, umso mehr kam die Erkenntnis. Dieses Arschloch ist doch tatsächlich in mein Zimmer eingedrungen und hat sich weiß ich was angeschaut und mich ausspioniert. Wer weiß, ob er nicht vielleicht ein Mikro oder eine kleine Kamera versteckt hatte. dachte ich, wobei das letztere doch eher eine Spinnerei von mir war. Wieder einmal völlig hemmungslos und wutentbrannt ging ich stapfenden Schrittes zu der Zimmertür meines Mitbewohners. Ich klopfte nicht, sondern drückte energisch die Klinke herunter. Aber sie öffnete sich nicht. Ich pochte heftig dagegen und schrie fast:
„Das kannst du nicht machen. Ich rufe die Polizei und dann fliegst du hier raus.“
Keine Antwort.
Ich pochte nochmals heftig dagegen.
„Komm gefälligst da raus, du Weichei.“
Nichts.
„Sag mal, bist du überhaupt da?“ Eine rein rhetorische Frage versteht sich.
Wieder nichts.
So langsam reichte es mir gewaltig. Jetzt war es aus, sobald ich ihn sehen würde, würde ich ihn zur Rede stellen und dann gab es nur zwei Möglichkeiten: Er oder ich.
Ich bereitete mich mit schlagkräftigen Fragen und Antworten vor. Überlegte einige Dinge, wie ich ihn drankriegen könnte. Aber im Endeffekt machte ich mir viel zu viele Gedanken, denn…er kam nicht. Ich blieb extra bis kurz vor 24Uhr wach, um ihn zur Rede zu stellen, doch er war nicht da. Dann schlief ich ein und wie es nun einmal so ist, werden alle Probleme im Schlaf verarbeitet. Nur das sie bei mir nicht im Schlaf, sondern vor meinem Bett standen.
„Hallo Earl.“ sagte ich finster.
Dachte er vielleicht ich bin saublöd. Wenn er schon einmal in mein Zimmer kommen konnte, dann schaffte er es sicherlich auch ein zweites Mal. Ich schloss also am Abend meine Tür ab und legte mich „schlafen“. Wenn man wußte, dass jemand in der Nacht in dein Zimmer kommt, dann schlief man einfach nicht. Ich hörte genau, wie er an meinem Schloss rumfummelte und nach kurzer Zeit meine Tür aufbekam. An dieser Stelle ein Hoch auf das sog. „Sicherheitsschloss“. Auf diesen Moment hatte ich mich vorbereitet. Ich zückte meine Kamera und knipste im Serienmodus. Das bedeutete, dass bei meiner Panasonic aller 1,5s ein Bild mit Blitzlicht geschossen wurde. Aufgeschreckt versuchte Earl aus dem Blitzlichtgewitter zu türmen, was ihm nur mäßig gelang. Er stolperte bleiern über meinen Stuhl und landete bäuchlings auf dem harten Parkett. Das hinderte ihn aber nicht, schnell wieder aufzustehen und zu verschwinden. Ich blieb kurz in meinem Bett und schaute die geschossenen Fotos an. Sie waren alle scharf und zeigten den verstörten Earl mit einem Gegenstand in der Hand, was das war konnte ich noch nicht erkennen. Dann sprang ich von meinem Bett auf, eilte in die Küche. Dort angekommen schnappte ich mir für jede Hand ein schönes Küchenmesser. Mit einer verzerrten Grimasse und den Messern in den Händen, klopfte ich vorsichtig an Earl’s Tür.
„Hallo Earl, hier ist dein Freund und Helfer. Ich komme jetzt rein und werde dich ausquetschen.“ sagte nicht meine Stimme, jedenfalls klang sie gar nicht wie meine eigene. Ich ging einen kleinen Schritt zurück und trat mit voller Wut an die Tür. Sogleich sprang diese auf und schepperte gegen den Kleiderschrank. Ich hatte hierbei noch Glück, dass a) überhaupt die Tür aufgegangen und b) nicht der Rahmen bzw. das Schloss mit rausgeknallt war. Nun stand ich im Eingang, der Wind pfiff mir durch mein struppiges Haar. Ein Fenster im Zimmer war vollständig geöffnet oder…nein es war eingeschlagen. Die Klinke zeigte nach unten, was „zu“ bedeutete. Dennoch schaute ich mich vorsichtig im Zimmer um. Ein Schatten huschte im Augenwinkel hinter dem Kleiderschrank hervor. Sofort drehte ich mich in Richtung der Bewegung, immer noch mit den beiden Messern in den Händen.
„EARL.“ schrie ich.
Der Schatten blieb abrupt stehen.
„Wir müssen reden von Mann zu Mann.“ dabei ging ich mit kleinen Schritten (und den Messern) auf ihn zu.
Earl ging mit jedem meiner Schritte auch ein Schritt zurück.
„Bleib stehen, du Hurensohn. Ich werde dir schon nicht wehtun.“ wobei ich mit den Messern rasselte. Eigentlich waren die Messer nur zu meiner Verteidigung gedacht bzw. um bei ihm Druck aufzubauen, mir endlich mal die Wahrheit zu sagen, was er in meinem Zimmer wollte. Aber das Gegenteil passiere, er schritt immer weiter in Richtung des Fensters. Als ich dann das vermeintlich unausweichbare sah, rief ich schnell:
„Vorsicht. Hinter dir ist das offene Fenster.“
Darauf drehte er sich um, erkannte die Situation, schaute mich noch einmal mit einem bösen Grinsen an und sprang. Schockiert ließ ich die Messer auf den Boden fallen. Dann rannte ich quer durch das Zimmer zu dem Fenster. Unbehaglich lehnte ich mich hinaus und schaute nach unten. Da lag er in seinem schwarz-weiß karierten Schlafanzug auf den nassen Erdboden. Eigentlich sah es aus, als würde er schlafen, zumindest gaukelte das seine Körperhaltung vor.
„Earl, Earl. Geht es dir gut?“ rief ich in den strömenden Regen hinaus.
Aber er verharrte in der gleichen