Die Erfüllung aller Wünsche. Orison Swett Marden

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Die Erfüllung aller Wünsche - Orison Swett Marden

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Augenblicken war ich von heißer Liebe für alles Lebendige um mich her erfüllt – für die Bäume, die im Winde schaukelten, die Vögel, die vorüberflogen, die Wärterinnen, die Einwohner des Hauses, die Fremden, die kamen und gingen. Nichts Lebendiges, das mir nicht ein hohes Wunder gewesen wäre! Zu leben, war an sich schon ein Wunder. Meine Seele entströmte mir in höchster Freude.“

      Wenn es so möglich ist, einmal zwanzig Minuten lang in einer Welt der Schönheit und des Glücks zu leben, sollte es dann nicht auch möglich sein, diese Zeit zu verlängern – immer in einer solchen Welt zu sein? Wir alle suchen beständig nach dieser Zauberwelt, aber immer ist es etwas in der Ferne, das uns lockt und ruft. Glanz und Schönheit des Lebens befinden sich für unsre unzufriedenen, sehnenden Augen immer wo anders, an einem andern Ort, zu einer andern Zeit, als wo wir sind und worin wir leben. Später einmal, aber nicht heute, hoffen wir, die Wohnung des Glücks zu betreten. In der Zukunft, durch irgendeine Zauberei, durch Geld oder was sich mit Geld erkaufen lässt, erwarten wir, das Glück zu finden, aber noch kein menschliches Wesen hat die schöne Luftspiegelung, die ihm aus der Ferne lockt und winkt, zu erfassen vermocht.

      Die meisten Menschen, die ich kenne, machen mir den Eindruck, als ob sie vom Leben sehr enttäuscht wären. Es hat ihnen nicht gebracht, was sie erwartet haben. Haben sie die Jahre erreicht, die sie sich in ihrer Jugend als Erfüllung ihres Strebens, als frei von Sorge gemalt hatten, so erscheint ihnen ihr Leben sehr gewöhnlich, alltäglich, zahm und durchaus nicht glücklich. Das Zauberbild, das ihnen in der Ferne so schön und lockend erschien, war vor ihnen zurückgewichen und winkt und lockt wieder aus immer gleicher Ferne. „Es ist das Niedagewesene, das ewig Künftige“, sagt Isolde Kurz.

      Die Hauptursache unsrer Unzufriedenheit und unsres Unglücks liegt darin, dass niemand sich mit dem begnügen will, was er hat. Die kleinen, einfachen Dinge zählen nicht bei uns. Immer schauen wir nach großen Dingen aus, die uns glücklich machen sollen, - ein Vermögen, irgendeine großartige günstige Gelegenheit, irgendein unbestimmter Glückszufall, den wir nicht näher zu beschreiben vermögen – und wir alle denken augenscheinlich, was uns allein wirklich glücklich machen könnte, das sei immer irgendetwas in der verhüllten Zukunft.

      Manche Menschen wissen nicht einmal, wohin ihr Streben und Sehnen geht. Wie viele von den Unzufriedenen, die man trifft, können einen vernünftigen Grund für ihre Unzufriedenheit angeben? Sie wissen nichts weiter, als dass sie unbefriedigt, unglücklich sind. Manche durchsuchen die ganze Welt nach etwas, das gar nicht gefunden werden kann, etwas, das nur der Nebengewinn einer edlen Tat ist. Und dieser Nebengewinn kann nicht eingeheimst werden, ohne die edle Tat.

      Wir schieben und stoßen uns durchs Leben und machen die wütendsten Anstrengungen, um die Dinge zu erlangen, von denen wir annehmen, dass sie uns glücklich machen würden – und siehe, sobald wir sie in Händen halten, verschwindet der Reiz, den ihnen unsre Einbildungskraft verliehen hatte.

      Das Ding, woran wir unser Herz gehängt hatten und das gestern in unsern Besitz gelangt ist, das ist heute nicht mehr dasselbe Ding. Es verschafft uns das Vergnügen nicht, das wir uns davon versprochen haben, und wir fühlen uns der Befriedigung nicht näher denn zuvor. Aber unsre Aufmerksamkeit ist sofort von etwas anderem gefesselt, das uns, wie wir überzeugt sind, für unsre Enttäuschung entschädigen wird, und wir greifen begierig danach – nur um erneut dieselbe Erfahrung zu machen. Auch dieses Neue füllt die Leere in unserm Herzen nicht aus, immer bleibt ein unbefriedigtes Sehnen zurück, das wir vergebens zu stillen versuchen.

      Einerlei, was wir auch an greifbaren Dingen erlangen, und ob sie uns auch ein gewissen Maß von Behagen und Vergnügen zu gewähren vermögen, den Hunger unsrer Seele stillen sie doch nicht. Sie gleichen den verschiedenen Getränken, die wir an einem heißen Tag statt reinen kalten Wassers zu uns nehmen, um unsern Durst zu löschen. Wir meinen, wenn wir nur Sodawasser, oder Fruchteis, oder geeisten Tee oder Kaffee bekommen könnten, dann wäre unser Sehnen gestillt, aber es ist nicht der Fall. Nichts als reines Wasser kann unsern Durst wirklich löschen. Allen Ersätzen für dieses einfachste und im Überfluss vorhandene Getränk fehlt etwas; sie alle lassen uns unbefriedigt mit einer bleibenden Sehnsucht nach noch etwas anderem.

      Das Glück gleicht dem Wasser: es ist durch nichts andres zu ersetzen.

      Zu den sonderbarsten Dingen im Leben gehören die überall herrschenden falschen Gedanken über die Natur des Glücks. Die allgemeine Ansicht scheint zu sein, dass es auf Dingen beruhe, die für Geld gekauft werden können. Je mehr Geld, umso mehr Dinge, und je mehr Dinge, umso mehr Vergnügen, umso größer das Glück.

      Aber mit Geld ist noch niemals Glück gekauft worden. Noch niemand hat das Glück erhascht, und wenn er ihm auch über die ganze Erde nachjagte.

      Es ist das Glück ein flüchtig Ding,

      Und war’s zu allen Tagen.

      Und jagtest du um der Erde Ring,

      Du möchtest es nicht erjagen.

       Geibel.

      

      Das Glück findet sich nicht in unsrem Essen und nicht in unsrem Trinken, nicht in unsern Kleidern und nicht in unsern irdischen Gütern, es findet sich nicht in Aufregungen und Vergnügungen. Das Glück wird geboren aus rechtem Leben. Es ist das Kind des rechten Denkens, des rechten Handelns, der Hilfsbereitschaft. Ein selbstsüchtiges Leben bietet niemals wahres Glück; Geiz und Neid erlangen es nie. Die Hälfte allen Unglücks in der Welt rührt daher, dass die Menschen den Segen verlieren, den sie aus dem ziehen könnten, was sie besitzen, weil sie andre beneiden und haben möchten, was ihnen gehört. „Die Hälfte der Menschheit ist auf falscher Fährte bei ihrer Jagd nach dem Glück“, sagt Henry Drumond. „Wir meinen, es bestehe im Haben und Erhalten und im bedient werden von andern. Aber es besteht im Geben und darin, andern zu dienen.“

      Das Glück ist etwas, das durch unsre Taten, durch unsre Gedanken entbunden, freigemacht wird. Hier ein bisschen und dort ein bisschen wird freigemacht durch unsre guten Taten, unser selbstloses Dienen, unsre rechten Handlungen und edlen Gedanken. Ein wenig wird freigemacht, so oft wir einer andern Menschenseele beistehen und sie ermutigen, so oft wir denen, die unter ihrer Last zusammengebrochen sind, eine helfende Hand reichen. Ein wenig wird freigemacht durch die Opfer, die wir andern bringen. Wir sammeln das Glück ein, wie die Biene den Honig. Sie findet ihn nicht fertig vor, sie muss hart darum arbeiten und erhält nur ein winziges Tröpfchen von jeder Blume, die sie besucht. Auch wir finden das Glück nicht fertig vor. Wir saugen es aus den Blumen des Lebens, und wie die Biene müssen wir hier ein Tröpfchen Glückshonig erhaschen und dort ein Tröpfchen bei unserm Wandel durch den Garten des Lebens. Wer die meisten Taten tut, durch die das Glück entbunden und freigemacht wird, hat auch das meiste Glück zu genießen.

      Jede edle Tat, jede selbstlose Handlung, jede Hilfeleistung, jeder der Menschlichkeit geleistete Dienst, jedes hohe Streben und jeder hilfreiche Gedanke, jede harte Arbeit, mit Liebe vollbracht, bringt unbedingt ein Maß von Glück mit sich, das der Selbstlosigkeit und dem guten Willen bei der einzelnen Tat genau entspricht.

      Das Glück ist nicht ein Sonderrecht; niemand kann es für sich allein mit Beschlag belegen. Es ist auf dem Markt des Lebens feil für jedermann, der willig ist, den Preis dafür zu bezahlen, und das ist ein Preis, den jeder bezahlen kann.

      Die Dinge, die das Leben wirklich lebenswert machen, sind ganz allgemein und jedermann zugänglich. Wie oft hören wir die Armen über die Reichen schelten, die sie beneiden, und das grausame Schicksal bejammern, das ihnen alles, das zu haben der Mühe wert ist, vorenthalte. Aber wenn wir die Dinge im Leben zusammenrechnen, die wirklich wertvoll, die am höchsten zu schätzen sind, dann stehen wir alle so ziemlich gleich.

      Der große Chemiker selbst hat die Luft so gemischt, dass sie allen Menschen gleichmäßig

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