REMEMBER HIS STORY. Celine Ziegler
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„Halt endlich deine Fresse, Suzi“, stöhnt Connor. „Du gehst hier ebenfalls jedem auf den Sack, also einfach die Fresse halten.“ Er sieht wieder zu mir und hält mir erneut die Flasche hin. „Trink jetzt.“
„Nein“, traue ich mich zu sagen, doch es ist eher ein heiseres Wispern.
Plötzlich weiten sich seine Pupillen und seine Miene ist mehr als zornig. „Trink.“
Wieder schüttle ich den Kopf und rutsche weiter von ihm weg, weil er mir Angst macht. „Ich möchte nicht.“ Wieder sehe ich zu Nathan. Wie kann er einfach ganz ruhig zusehen und zulassen, dass Connor sich so verhält? Auch wenn er mich vielleicht nicht sonderlich mag, könnte er doch wenigstens sagen, dass er mich endlich mit diesem blöden Alkohol in Ruhe lassen soll.
„Du bist so fucking langweilig“, stöhnt der Typ mit den langen schwarzen Haaren und wirft eine leere Zigarettenschachtel nach mir, die mir in den Schoß fällt, worauf ich sie sofort runterschmeiße.
„Ich möchte einfach nicht rauchen und trinken“, versuche ich mich unsicher zu erklären. „Was ist denn so schlimm daran?“
Plötzlich taucht eine kleine Explosion vor meinem Auge auf, die mich leise aufkreischen lässt und ich sofort zusammenzucke. Entsetzt sehe ich zu Conner, der einfach genau vor meinem Gesicht sein Feuerzeug aufgedreht hat.
„Das ist das Problem“, sagt Connor und funkelt mich an. Seine Augen sind rot wie Feuer. Anscheinend zeigt die Bong ihre Wirkung. „Du bist eine verdammte Schisserin und das fuckt ab.“
„Es tut mir leid, aber …“ Wieder trifft mich etwas. Jasper hat ebenfalls seine Zigarettenschachtel nach mir geworfen und lacht jetzt lauthals. Was ist denn hier los? Was habe ich getan? Und wieso zum Teufel schreitet Nathan nicht ein?
Doch noch bevor ich Jasper die Schachtel zurückwerfen kann, spüre ich plötzlich eine unangenehme Kälte auf meinem Gesicht.
Connor schüttet mir den ganzen Wodka über den Kopf, während er heftig lacht.
Kreischend springe ich auf und versuche, mir den Wodka aus den Augen zu wischen, weil es brennt wie die Hölle. Und es stinkt. Und es ist kalt. Und es tut einfach weh. „Was ist nur los mit euch?“, frage ich zu laut für meine Verhältnisse in die Runde, während ich den widerlichen Geschmack des Wodkas auf meinen Lippen schmecke, der mich fast dazu bringt, mich zu übergeben. „Was habe ich euch getan?“
Connor wirft wieder lachend den Deckel der Wodkaflasche nach mir. „Halt’s Maul und heul nicht so rum. Du bist hier nicht weiter erwünscht, du machst alles nass.“
Wie vor den Kopf geschlagen, starre ich Connor an, dann sehe ich zu Nathan, der – zu meinem Entsetzen – lachend in seinem Sessel sitzt. „Und du willst nichts dazu sagen?“, brülle ich ihn an.
Er sieht mich amüsiert an. „Wozu?“
Ich würde ihm am liebsten den Kopf abschlagen. „Darüber, wie deine Freunde mit mir umgehen?“
„Mir doch egal, wie die mit dir umgehen. Dein Pech, wenn du dich verhältst wie die beschissene Jungfrau Maria.“
Mir klappt der Mund auf. Was fällt ihm ein? Mag ja sein, dass Nathan einen schlechten Charakter hat, aber selbst so etwas hätte ich ihm niemals zugetraut. Das ist unter aller Sau. „Du bist widerlich“, zische ich und gehe eingeschnappt um den Tisch herum, remple mit Absicht seine Beine an, die mir im Weg stehen. „Ich werde gehen.“
Auf hundertachtzig stürme ich aus dem Haus, ziehe mir währenddessen die durchnässte Mütze vom Kopf und stopfe sie angewidert in meine Jackentasche. Das ist das Allerletzte. Ich hatte viel erwartet, als ich auf Nathans Motorrad gestiegen bin, doch ganz bestimmt nicht das. Meine Mutter wird mich umbringen, wenn ich nach Rauch und Alkohol riechend nach Hause komme. Sie wird mich anbrüllen und ich bekomme Ärger, nur weil ich so naiv war und dachte, Nathan und ich könnten vielleicht Freunde werden.
Ich laufe die mittlerweile dunkle Gasse entlang und ziehe mir die nasse Jacke von den Schultern. Ich kann sie keinen Meter mehr tragen, sie widert mich nur noch an. Ich kann sie nie wieder tragen. Sie wird wohl im Müllcontainer landen. Dank Nathan. Dank seinen bescheuerten Freunden.
„Hey!“, ruft jemand nach mir, der eindeutig Nathan ist.
Doch ich ignoriere ihn und stampfe weiter. Er kann mich mal. Ich lasse mir diese Beleidigungen nicht mehr bieten. Ich wollte immer nett zu ihm sein, immer, doch er ist noch genauso gemein wie damals.
„Honor, jetzt bleib stehen, man!“, höre ich seine Stimme, die immer näher kommt.
Als ich gerade um die Ecke gehen will, zieht er an meinem Arm, worauf ich mich aufgebracht zu ihm umdrehe. „Was?“, schreie ich. „Was willst du?“
Er sieht mich ernst an. „Schrei mich nicht an, du hast dir die Scheiße selbst zuzuschreiben!“
„Ich habe es mir selbst zuzuschreiben? Ich habe nichts getan!“
Er lacht. „Wenn du nicht so beschissen langweilig wärst, würde dir der Mist gar nicht erst in den Haaren kleben.“
„Du meinst wohl eher, wenn ich genauso asozial wie deine Freunde wäre!“
„Nein, ich meinte, wenn du nicht so scheiße langweilig wärst“, sagt er locker.
„Wieso rede ich überhaupt noch mit dir?“, rufe ich aufgebracht und werfe die Hände in die Luft. „Es hat doch keinen Zweck!“
„Ich habe dir von Anfang an gesagt, dass du dich nicht für meinen Mist interessieren solltest.“
Erzürnt drehe ich mich von ihm weg und gehe in irgendeine Richtung. Ich habe keine Ahnung, wo ich bin, aber ich will einfach weg. Ich will von ihm weg.
„Wo willst du hin?“, ruft er mir hinterher und ich höre seine Schritte. „Du hast doch keine Ahnung, wo du bist!“
„Mir egal!“, rufe ich zurück und sehe nicht mal zu ihm. Ich bin froh, dass wir allein hier sind, denn Nathan ruft definitiv nicht die beste Seite in mir hervor. „Ich will einfach keine weitere Sekunde hier bei dir verbringen!“
„Das hättest du dir vielleicht überlegen sollen, bevor du mit mir gekommen bist, meinst du nicht?“
Diesmal ist er derjenige, der mir folgt, und ich diejenige, die ihn nicht in ihrer Nähe haben will.
Außer mir vor Wut drehe ich mich wieder zu ihm um.
Er ist ungefähr zwei Meter von mir entfernt. Er steht in der Dunkelheit, als wäre er dort geboren. Nathan passt perfekt hierhin.
„Ich hätte mir vielleicht auch vorher überlegen sollen, ob ich überhaupt auch nur einen einzigen Gedanken an dich verschwende!“, schreie ich ihm zu. „Ich wollte immer nur nett sein, Nathan, immer! Aber heute hast du mir einfach bewiesen, dass alles umsonst war, schon als ich klein war!“
„Ich habe dir tausend Mal gesagt, dass ich kein Bock auf dich habe, also rede hier nicht so einen Mist!“
Ungläubig schüttle ich den Kopf und drehe mich wieder um, gehe weiter geradeaus, spüre die Kälte, die meinen Kiefer zum Zittern bringt, weil die