REMEMBER HIS STORY. Celine Ziegler
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„Wieso siehst du so …“ Sie kommt zu mir und nimmt eine verklebte Strähne in die Hand, betrachtet sie angewidert. „So schäbig aus? Und wieso …“ Verwirrt riecht sie an einer Strähne. Dann reißt sie ihre Augen auf und ich gehe einen Schritt zurück. „Honor-Marie, was ist das in deinen Haaren? Ist das Schnaps?“
Ich muss schwer schlucken. Mama ist normalerweise keine strenge Mutter, aber bei Alkohol und vor allem Jungs ist sie extrem empfindlich. Ehrlich nicke ich. „Ja … Es war ein Unfall.“
„Ein Unfall?“, schreit sie fast und ich gehe noch einen Schritt zurück, presse meine Jacke an meine Brust. „Wie kann das ein Unfall gewesen sein? Deine Haare sind voll von diesem Teufelszeug!“
„J-Ja“, sage ich eingeschüchtert. „Es war, ähm, da war so ein Obdachloser und e-er hat mir im betrunkenem Kopf Alkohol über die Haare geschüttet.“ Ich lüge schon zum zweiten Mal. Das gefällt mir nicht. Und wenn Mama die Wahrheit rausbekommt, wird ihr das auch nicht gefallen.
„Zwei Wochen Hausarrest“, urteilt meine Mutter schließlich erbost.
Innerlich verfluche ich mich selbst. Ich hätte damit rechnen müssen. Die Lüge mit dem Obdachlosen war zu dick aufgetragen und dazu kommt noch mein kaputtes Handy. Theoretisch habe ich es verdient. Noch dazu habe ich sie angelogen, wofür ich mir noch mehr Vorwürfe mache. Ergeben nicke ich.
„Du wirst nur noch zur Arbeit ins Hotel gehen und sofort danach wieder nach Hause kommen. Zu den Proben mit Misses Baskin wirst du auch gehen, verstanden?“, redet meine Mutter weiter. „Keine Widerrede und keine faulen Ausreden mehr, ich möchte das nicht mehr hören. Außerdem musst du dich auf das Vorspiel in Birmingham vorbereiten, solche Fehler wie heute Abend sollten nicht noch mal vorkommen, das ist sehr wichtig für dich, das weißt du.“
Wieder nicke ich nur. Sie hat schließlich recht. Die Musikhochschule bedeutet mir alles und das sollte mein nächstes Ziel sein, nicht irgendwelche Informationen aus irgendeinem belanglosen Jungen rauszuquetschen, der mich nur beleidigt. „Darf ich wenigstens in den Garten?“, frage ich. „Wegen meiner Blumen …“
Mama atmet etwas beruhigter tief ein und aus. „Natürlich, mein Schatz, das könnte ich dir niemals verbieten.“
Etwas lächle ich, obwohl ich bedrückter bin, als ich zugeben mag. Wenn sie mich so zurechtweist, komme ich mir immer vor wie eine Zwölfjährige. Dabei bin ich achtzehn Jahre alt und erwachsen. Doch niemals würde ich mich trauen, dieses Argument gegen sie zu verwenden, denn wenn ich in Birmingham auf eine andere Schule gehe, werde ich sie kaum noch sehen und deswegen möchte ich mich so wenig streiten wie möglich.
„Bitte sei mir nicht böse“, sagt Mama und Reue klingt in ihrer Stimme mit. „Aber ich habe mir einfach große Sorgen um dich gemacht.“
„Ist schon okay … Ich kann dich verstehen.“
Sie nimmt mich in den Arm und drückt mich liebevoll an sich. „Also bist du mir nicht böse?“
Nach einer kleinen Pause sage ich: „Nein, ich bin dir nicht böse. Ich habe immerhin die Fehler gemacht.“
„Ja, da hast du recht.“ Sie lässt mich wieder los und sieht auf mein Haar. „Und geh bitte jetzt noch duschen, du riechst fürchterlich, ich möchte nicht, dass du morgen so auf die Arbeit gehst.“
„Mama“, sage ich noch, bevor sie ins Schlafzimmer zu Papa gehen kann. „Kann ich vielleicht … ähm … Ich möchte nicht mehr im Hotel arbeiten.“
Sie runzelt die Stirn. „Wieso?
Kurz überlege ich, sie erneut anzulügen, doch ich sage: „Ich fühle mich dort nicht wohl. Das alles ist nichts für mich.“
„Ist etwas vorgefallen?“
Ich kratze mich nachdenklich am Hinterkopf. „Also, ähm, nicht direkt, aber …“
„Dann wirst du weiterhin dort arbeiten. Du musst lernen, wie es ist, Geld zu verdienen, Papa und ich können dir nicht dein Leben lang alles bezahlen. Hör auf, dich zu drücken.“
Und weil ich wieder nicht widersprechen möchte, nicke ich niedergeschlagen. „Okay ... Ich dachte vielleicht, du … schon okay.“ Ich drehe mich zur Treppe und sehe noch etwas über meine Schulter. „Gute Nacht, Mama.“ Dann laufe ich in mein Zimmer. Na super. Jetzt muss ich Nathan doch noch weitere drei Wochen sehen.
Kapitel 5
„Da hinten stehen die Schneeschippen und dort hinten unter dem Baum machst du den Schnee hin“, erklärt Ray, ein netter Kollege aus dem Hotel, mir meine nächste Aufgabe. Den Hinterhof vom Schnee befreien, der letzte Nacht in großen Mengen auf die Erde gerieselt ist. „Aber du musst auf die Blumen aufpassen. Dein Grandpa vergöttert diese Teile und wenn ihnen etwas zustößt, bin ich, glaube ich, sofort gekündigt.“
Wir lachen gemeinsam. „Das sollte kein Problem sein. Bei Blumen bin ich extra vorsichtig.“
„War ja klar, dass dieser Blumenfetisch in der Familie weitergegeben wurde. Also dann … Kann ich dich mit dem Schnee und den Schippen allein lassen?“
Ich nicke und nehme mir den Schneeschipper von der Hauswand. „Absolut.“
Kurz sieht sich Ray noch um, dann seufzt er. „Viel Spaß, du hast wirklich viel zu tun. Wenn du Hilfe brauchst, dann ruf einfach den Hausmeister, der hilft dir schon. Wer weiß, wo der wieder rumgeistert.“
Nur über meine Leiche, denke ich mir und fange an den ersten Schnee wegzuschippen.
„Wenn du fertig bist, dann komm zu mir in die Küche, da warten so einige Kartoffeln auf dich, die geschält werden müssen“, ruft Ray mir noch hinterher, bevor er wieder im Hotel verschwindet.
Ich vergrabe mein Gesicht mehr in meinem Wollschal und fahre mit dem Schneeschipper über den gepflasterten Hof, schmeiße dann den Schnee auf den Haufen unter dem Baum, von dem Ray gesprochen hat. Mein Arbeitstag ist schon fast vorbei und bisher ist mir Nathan noch nicht über den Weg gelaufen, worüber ich eigentlich glücklich bin, denn so plagt er mich nicht mit seinen beleidigenden Sprüchen oder zieht mich mit dem gestrigen Abend auf.
Allerdings habe ich sein Motorrad auch nicht auf dem Parkplatz gesehen, weswegen es auch sein kann, dass er gar nicht erst auf der Arbeit erschienen ist. Ob Nathan sich öfters mal erlaubt, einfach nicht zu kommen? Ich kann mir nicht vorstellen, dass Grandpa ihm das oft durchgehen lassen würde und er seinen Job stattdessen dadurch schnell los wäre. Wahrscheinlich ist Nathan einfach nur intelligent genug, nicht mit dem Motorrad zu fahren, während alles zugeschneit ist.
Nachdem ich die Hälfte des Hofes schon freigeschaufelt habe, meine Finger mehr als eingefroren sind, weil ich meine Handschuhe vergessen habe, mache ich mich ans Blumenbeet. Ich nehme mir einen Besen, um die Alpenveilchen vorsichtig freizukehren. Normalerweise blühen sie erst im Februar, es ist beinahe ein Wunder, dass sie hier so bunt strahlen. Die Chance muss ich sofort nutzen.
Schnell gucke ich, ob ein Mitarbeiter mich sehen könnte, dann knie ich mich zu den Blumen und pflücke gleich zwei von den lila Blüten. Sachte schiebe ich sie in meine Jackentasche, damit sie nicht kaputt gehen. Schmunzelnd streiche ich über weitere Blumen und fühle mich sofort wohl. Blumen geben mir einfach gewisse Glücksgefühle, die mich so einiges vergessen lassen, warum auch immer. Wahrscheinlich weil ich damit