REMEMBER HIS STORY. Celine Ziegler
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„Oh, stimmt.“ Sie hält mir den Ordner mit den Notenblättern hin. „Dann morgen um zehn Uhr. Pünktlich.“
„Versprochen, Misses Baskin“, sage ich und lächle ihr noch mal zu, bevor ich das Gebäude erschöpft verlasse.
Früher haben mir die Proben jeden Tag Spaß gemacht, doch heute ist es nur noch pure Folter, der ich nicht aus dem Weg gehen kann. Seit ich diesen Druck im Hinterkopf habe, weil ich unbedingt dieses Vorspiel schaffen muss, klappt gar nichts mehr. Selbst das Üben zu Hause bekomme ich nur halbherzig hin, weil mir die Lust und der Wille zu alledem einfach fehlen. Ich schaffe es ja doch nicht.
Doch weil der Tag nicht schon schlimm genug war, bekomme ich genau in der Sekunde einen Regentropfen ab, als ich den ersten Schritt nach draußen mache. Klasse. Der Weg nach Hause ist lang und meine Karte, um U-Bahn zu fahren, habe ich schlauerweise nicht dabei. Genervt halte ich mir den Koffer über den Kopf und gehe mit schnellen Schritten nach Hause. Ich laufe eine Abkürzung durch ein paar Gassen, damit ich schneller zu Hause bin, die ich sonst nicht laufe, weil ich es hier nicht mag. Es ist dreckig und hier stinkt es immer widerlich nach Einöde. Hier wohnen auch Leute, doch diese Menschen tun mir nur leid, denn hier zu wohnen, muss eine Plage sein.
Ich muss nur noch um eine Ecke laufen, dann habe ich es schon geschafft und ich komme wieder an die weniger gruseligen Stellen von Cardiff. Doch genau in der Sekunde, in der ich um die Ecke laufe, guckt mich ein Hund an. Ich bin tierlieb und es würde mich nicht stören, wenn ein streunender Hund vor mir steht, doch dieser Hund … Kann man so etwas Hund nennen? Man sieht ihm augenblicklich an, dass er aus dieser Gegend hier kommt, sein Fell ist zerpflückt und ihm fehlt das rechte Auge, das ihn noch angsteinflößender wirken lässt.
Ich bleibe stocksteif stehen und hoffe, dass er mir nichts tut, weil er mir genau in die Augen sieht und mich anknurrt. Als ich vorsichtig versuche, einen Schritt nach rechts vorne zu machen, um an ihm vorbeizulaufen, bellt er plötzlich lauthals und ich schrecke auf Anhieb auf, lasse einen leisen Schrei los, der mehr wie ein Wimmern klingt.
„Lieber Hund“, rede ich vor Angst zitternd mit ihm, als er mit gefletschten Zähnen und Sabber aus dem Maul laufend auf mich zukommt. „Ganz ruhig.“ Ich gehe ein paar Schritte zurück, während er mir immer näher kommt. Zu meinem Pech komme ich auch schon mit einer kalten Steinwand in Berührung, die den Abstand zwischen dem einschüchternden Tier und mir verringert.
Ich handle schnell. Ich renne so schnell ich kann nach links um eine Ecke, hoffe, ich komme irgendwo an, wo ich schnell verschwinden kann, doch mal wieder habe ich Pech. Ich stehe in einer Sackgasse. Der wildgewordene Hund folgt mir bellend und ich verstecke mich wie ein Kleinkind hinter einem Müllcontainer und bete, dass er jeden Moment verschwinden wird. Er steht einfach am anderen Ende der Sackgasse und starrt zu mir hinüber.
Und gerade als ich denke, er würde verschwinden, legt er sich seelenruhig auf den Boden und scheint zu warten. Worauf? Wahrscheinlich darauf, bis er mich endlich zu Tode beißen kann. Weil das noch nicht reicht und der Abend nicht noch schlimmer werden kann, höre ich ein polterndes Donnern und der Regen wird heftiger.
Ich setze mich in die Ecke der Sackgasse auf den dreckigen Boden und halte mir meine Jacke etwas über den Kopf, damit ich nicht noch nasser werde. Gleichzeitig kämpfe ich damit, nicht jeden Moment einen Herzinfarkt zu bekommen, weil Gewitter meine absoluten Erzfeinde sind.
Selbst nach fünfzehn Minuten und bereits eingefrorenen Gliedern sitzt der Hund noch immer dort und sieht mich an.
Ich will nach Hause.
Doch dann sehe ich einen Hoffnungsschimmer.
Jemand joggt an der Sackgasse vorbei. Schnell stehe ich auf. „Hallo?“, rufe ich. „Ich brauche Hilfe!“ Doch der Jogger joggt weiter und scheint mich nicht zu hören. Ich traue mich, etwas weiter zum Ende der Sackgasse zu laufen und hoffe, der Hund bleibt still. „Hallo! Bitte!“
Schließlich bleibt der Jogger stehen und durch die Dunkelheit erkenne ich, dass es ein Mann ist. Er kommt zurückgelaufen und scheint den Hund gar nicht gesehen zu haben, denn er geht einfach in die Sackgasse hinein.
Schnell gebe ich mich zu erkennen und rufe von weiter weg: „Können Sie mir helfen?“
Als der Mann näher kommt, erkenne ich ihn erst. Nathan. Was für ein verflixter Zufall. Natürlich muss er in solch einer Gegend herumlaufen.
„Honor?“, lacht er und kommt näher. „Was zur Hölle?“
Doch ich bin viel zu verängstigt durch den gruseligen Hund und das Gewitter über unseren Köpfen, um jetzt nicht glücklich darüber zu sein, dass jemand hier ist, sei es auch nur Nathan. „Nathan“, sage ich erleichtert und gehe mit schnellen Schritten auf ihn zu. „Zum Glück bist du da!“
„Zum Glück bin ich da? Bist du breit?“ Erst jetzt fallen mir seine Sportklamotten auf. Eng anliegende Hosen, schwarze Handschuhe und schwarzer Kapuzenpullover, darunter trägt er eine schwarze Mütze. Wie immer ganz in Schwarz.
„Bitte sei einmal nicht gemein“, flehe ich und schäme mich für mein jämmerliches Auftreten. „Kannst du mir einfach helfen, hier rauszukommen? Bitte … Auch wenn du mich nicht leiden kannst.“
Er schiebt seine Brauen zusammen. „Was hält dich davon ab, hier rauszukommen?“
Zitternd zeige ich hinter ihn zu dem schwarzen Hund, der wie ein Teufelshund durch die Dunkelheit wirkt.
Nathan sieht hinter sich, dann sieht er amüsiert zu mir. „Wegen des Hundes?“
Ich nicke und presse die Lippen aufeinander. Er muss wirklich denken, ich bin eine Heulsuse, doch ich kann nichts dagegen machen. Dieser Hund ängstigt mich und bei Gewittern kenne ich keine Scherze. „Bitte hilf mir einfach“, sage ich leise.
Man sieht ihm genau an, dass er einen Spruch auf den Lippen hat, ihn jedoch runterschluckt. Er nimmt zwei Finger zwischen die Lippen und ein lautes Pfeifen ertönt, was mich kurz aufschrecken lässt.
Der schwarze Hund kommt zu uns gerannt und Nathan dreht sich zu ihm um.
„Nathan, pass auf!“, warne ich schnell und verstecke mich hinter seinem Rücken, damit mich das Tier nicht angreift.
Doch er ignoriert meine Worte völlig und beugt sich zu dem Hund nieder.
Jedoch ziehe ich ihn schnell wieder nach oben, halte seinen Pullover zwischen meinen Fingern gekrallt. „Er wird dich angreifen!“
„Mach dich locker“, sagt Nathan und beugt sich wieder zu dem Hund, streichelt ihm kurz über die Schnauze. „Das ist meiner, mich wird er ganz bestimmt nicht angreifen.“
Mir klappt entsetzt die Kinnlade runter. Das soll Nathans Hund sein? Er streunt hier einfach umher und bellt wildfremde Menschen an, knurrt rum wie ein wildes Tier! Nun gut. Es könnte doch Nathans Hund sein, immerhin sind die beiden genau gleich. Nathan beleidigt auch ständig fremde Leute und verbreitet Angst und Schrecken.
„Allerdings kann ich dir nicht versprechen, dass er dich nicht angreifen wird“, fügt Nathan noch hinzu.
„Sehr