Pferdesoldaten 09 - Das Kanonenboot. Michael Schenk

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Pferdesoldaten 09 - Das Kanonenboot - Michael Schenk Pferdesoldaten

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Ihre Aufgabe. Für alles Andere bin ich zuständig.“

      Es war Krieg und Lumbers hatte Recht: Die U.S.-Navy hatte die Nentucket beschlagnahmt und konnte sie nach Belieben einsetzen. Ihr Besitzer erhielt gute Unions-Dollars für ihre Benutzung und man würde ihm wohl auch ihren Verlust ersetzen. Aber für den Kapitän zählten, wenigstens in diesem Falle, nicht die Dollars. So sog er mit kaum verhohlenem Zorn an seiner Pfeife und starrte, neben dem Steuermann stehend und die Hände auf dem Rücken ineinander gelegt, in grimmigem Schweigen auf den Fluss hinaus.

      Sie alle lauschten aufmerksam, ob hinter der Flussbiegung Kanonendonner ertönte, doch bis auf das Stampfen der Maschinen, das Rauschen der Schaufelräder und des Wassers sowie das Kreischen zahlreicher Vögel, blieb es ruhig.

      An der U.S.S. Mayhew, die rund fünfhundert Meter voraus fuhr, war Bewegung zu sehen. Die Schutzblenden an den seitlichen Stückpforten wurden geöffnet. Aufgrund der Größe der Geschütze und der Breite des Schiffes ragten die Läufe konstant über dessen Seite hinaus. Sie wurden nicht, wie bei Seeschiffen üblich, vollständig in den Rumpf eingezogen. Es gab keine vollständige Abdeckung der Waffenöffnungen, wie sie auf See, zum Schutz gegen das Eindringen von Wasser bei hohem Wellengang, erforderlich waren. Bei der Mayhew bestand der Pfortendeckel aus zwei Teilen, die einen Ausschnitt aufweisen, durch welche der Lauf hinaus ragte. Zum Gefecht klappten die Lukenteile nach oben und unten oder zu den Seiten und gaben das Geschütz damit frei, damit man es seitlich leichter korrigieren konnte. Genau dies geschah nun. Der Kapitän des Kanonenbootes machte Gefechtsklar.

      An Bord der Nentucket waren Befehle und das Getrappel von Füßen zu vernehmen. Auch die Infanteristen wurden nun kampfbereit gemacht. Dicht an dicht gedrängt, traten sie auf die umlaufenden Gänge der Decks. Jene, die das konföderierte Ufer im Blickfeld hatten, umklammerten ihre Waffen ein wenig fester. Man war zuversichtlich, auch wenn man bei den Konföderierten immer wieder mit Überraschungen rechnen musste.

      Auf der nachfolgenden Missouri Lady wurden die gleichen Vorbereitungen getroffen.

      Der kleine Seitenraddampfer Louisville umrundete nun die letzte Biegung des Flusses, die vor Dillings lag.

      „Ruder Backbord“, befahl ihr Kapitän. „Wir müssen auf die Fahrrinne achten.“

      „Aye“, bestätigte der Steuermann wortkarg.

      Sie beide kannten diesen Teil des Mississippi und seine gefährlichen Untiefen. Vor Dillings lag eine große Sandbank, die den Fluss teilte. Die befahrbare Rinne lag, flussabwärts gesehen, links und nötigte das Schiff, näher an das dortige Ufer zu fahren. Aufgrund ihres niedrigen Tiefgangs hätte der kleine Dampfer auch die flachere westliche Fahrrinne nutzen können, doch sein Kapitän dachte an die größeren Schiffe, die ihm folgten.

      Voraus, am östlichen Ufer, lagen wogende Getreidefelder, dahinter waren die Häuser der kleinen Stadt Dillings zu erkennen. Mit knapp dreitausend Einwohnern war sie weder besonders groß, noch bislang von besonderer Bedeutung. Sie lag in einem Bereich, in dem sich der Mississippi auf bis zu drei Kilometer erweiterte und wo einer der Nebenflüsse in den mächtigen Strom mündete. Eine solide Brücke überspannte den Nebenfluss und eine der Überlandstraßen führte am östlichen Ufer entlang. Dort war inzwischen der Bau einer Eisenbahnlinie geplant. Zum westlichen Ufer und der dortigen Straße existierte eine Fährverbindung, deren Ponton durch Muskelkraft betrieben wurde. Eine Schinderei, die durch zwei Dutzend Sklaven bewältigt wurde.

      Die seenartige Erweiterung bei Dillings wurde abermals durch eine Sandbank eingeengt, die ungefähr in der Mitte lag.

      Die Stadt bestand aus einigen hundert Häusern, überwiegend aus Holz erbaut. Nur im Bereich des kleinen Hafens existierten ein paar solide Steinbauten, die vornehmlich als Lager dienten. Die kleine Stadt war der Umschlagplatz für Waren in das Hinterland und für Holz, Melasse und Baumwolle, die von hier verschifft wurden.

      „Ziemlicher Betrieb“, stellte der alte Kapitän lakonisch fest. „Ich zähle sieben Dampfer an den Anlegern. Drei davon Dreidecker.“

      Der Steuermann warf nur einen kurzen Blick zum Land, da er sich auf Verwirbelungen im Wasser und treibendes Holz konzentrierte. „Aye.“

      „Im Hafen ist eine Menge los“, fuhr der Kapitän fort. „Ich sehe etliche Frachtwagen an den Lagerhäusern. Scheint zu stimmen, dass die Rebellen dort Vorräte für Vicksburg sammeln. Die unerwartet große Zahl an Schiffen deutet ebenfalls darauf hin. Zu viele Schiffe für Dillings. Normal wären Zwei oder höchstens Drei. Ich zähle aber Sieben.“

      „Sagten Sie schon, Käpt´n“, brummte der Mann am großen Steuerrad. „Bewaffnete?“

      Der Kapitän seufzte erleichtert. „Ich kann keine Waffen auf den Schiffen sehen und auch keine Geschütze, die irgendwo an Land herumstehen.“

      „Vielleicht haben sie die versteckt“, äußerte der Steuermann seine Sorge.

      „Glaube ich nicht.“ Der Kapitän setzte sein kleines Teleskop an und musterte das Ufer um die Stadt. „Ich sehe auch keine Spuren, die auf neue Gräben, Aufschüttungen oder Befestigungen hinweisen. Dieser Commodore hat wohl recht, dass wir die Rebellen überraschen. Ich muss zugeben, dass mich das doch wundert. Die Leute sind nicht dumm und wissen doch, wie sehr die Union darauf aus ist, den Mississippi unter ihre Kontrolle zu bekommen.“ Er setzte das Glas kurz ab, wischte sich über die Augen und setzte es erneut an. „Hm, drei der Schiffe stehen unter Dampf. Einer der Großen und zwei der Kleinen. Die Kleinen machen jetzt los. Wohl unser Begrüßungskomitee. Pete, wir müssen die Dinger im Auge behalten. Das könnten Rammboote sein.“

      Ein Schiff nachträglich mit Geschützen zu bewaffnen, war keineswegs einfach. Selbst ein leichtes Feldgeschütz auf Radlafette konnte Probleme bereiten. Sein tonnenschweres Gewicht belastete die Planken auf kleinem Raum und der mächtige Rückstoß beim Abfeuern ließ es auf seiner Lafette bocken. Auf Schiffen benutzte man üblicherweise keine Rad- sondern Blocklafetten und befestigte solide Brocktaue an den Waffen, damit sie nur wenig zurück rollten. Einen gewöhnlichen Mississippidampfer zu bewaffnen, das erforderte daher Einiges an Können und diverse Umbauten. Demgegenüber war es ein Kinderspiel, aus einem Dampfboot eine gefährliche Waffe zu machen, denn man konnte einen Feind, statt ihn durch Beschuss zu versenken, auch rammen und somit den gleichen tödlichen Schaden zufügen. Viel brauchte es dazu nicht. Es reichte aus, den Bug mit ein paar soliden Bohlen zu verstärken und einen Rammdorn anzubringen. Zu seiner Anfertigung genügte es, einen soliden Baumstamm zurechtzusägen, ihn anzuspitzen und im Feuer zu härten. Er würde jeden hölzernen Rumpf zertrümmern. Union und Konföderation besaßen in ihren Marinen einige Schiffe, die keine Bewaffnung, außer einer solchen Ramme, aufwiesen.

      „Die Mayhew kommt.“ Der Kapitän blickte kurz über die Schulter. „Schön, Pete, wir dampfen flussabwärts. Soll sich das Kanonenboot mit den Rebellen herumärgern.“

      Um die Biegung war das dunkle Kanonenboot aufgetaucht, nun gefolgt von den beiden großen Passagierdampfern. Welchen Eindruck dies auf die Südstaatler machte, war nicht zu erkennen, doch als erste Reaktion änderten die beiden kleinen Dampfboote aus Dillings den Kurs und fuhren nun flussaufwärts dem Feind entgegen. Ihre Maschinen arbeiteten emsig, um gegen die Strömung anzukämpfen.

      An Bord der Mayhew konnte man sich nicht sicher sein, ob man es mit feindlichen Rammbooten zu tun hatte oder ob einfach nur ein paar Neugierige kamen, um sich den kleinen Verband der Unionsschiffe anzusehen. Ein paar harmlose Zivilisten und eventuell sogar Ladies zu versenken, war sicher nicht im Sinne der U.S.-Navy. Der Kapitän entschloss sich zu einer Warnung. Er feuerte eines der beiden Buggeschütze ab. Da er in flachem Winkel schoss, zog das Projektil eine beeindruckende Spur aus aufspritzendem Wasser über die Oberfläche, bis es im Fluss versank.

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