Pferdesoldaten 09 - Das Kanonenboot. Michael Schenk
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„Das sollte Ihnen doch eigentlich gleichgültig sein.“ Kendrick lächelte sanft. „Kein Krieg mehr auf dem Fluss, das bedeutet für uns alle, dass es wieder freien Handel gibt.“
„Unsinn. Die Yankees werden unsere Schiffe beschlagnahmen und uns zwingen, ihre Truppen und Güter ohne Bezahlung zu transportieren. Nein, Mayor, wenn die Yanks den Fluss übernehmen, dann wird uns das ruinieren.“
„Ich habe Geschäftspartner im Norden. Alle durchaus vernünftige Leute. Die wollen ebenso ihr Geld verdienen, wie wir.“
„Sie sind naiv, Kendrick“, knurrte Muldoon. Er langte in die Außentasche seiner weit geschnittenen blauen Kapitänsjacke und zog eine schlanke Pfeife hervor. „Aus Virginia“, meinte er grinsend, als er den Tabaksbeutel nahm und zu stopfen begann.
„Ist der beste Tabak, das ist gewiss.“
„Möglicherweise von Ihrer Plantage.“
Kendrick runzelte die Stirn, zog die Hand des Schotten vor seine Nase und schnüffelte ungeniert. „Niemals. Das da kommt an die Qualität meines Tabaks nicht heran.“
„Mag so sein.“ Muldoon entzündete die Pfeife und paffte sie an, während er wieder zur Mayhew hinüber sah. „Ah, der verdammte Engländer kommt zurück.“
„Lieutenant Barstowe?“
„Ist ja sonst kein verdammter Engländer hier.“
„Der Mann stammt aus Louisiana und ist Infanterieoffizier der Konföderation.“
„Mag so sein, aber er hat das Wesen eines verdammten Engländers.“ Muldoon paffte genüsslich. „Aber das sagte ich schon.“
Barstowe saß in einem größeren Ruderboot, in dem er mit einer gemischten Gruppe Bewaffneter saß, die sich aus Stadtbewohnern und Infanteristen zusammensetzte. Zwischen ihnen waren einige Matrosen der U.S.-Navy zu erkennen sowie zwei Unionsoffiziere, die man gerade von der Sandbank gerettet hatte.
Männer, Frauen und Kinder strömten jetzt zu den Anlegern, um zuzusehen, wie man die Yankees aus dem Boot dirigierte und an einem Lagerhaus unter Bewachung stellte. Spöttische Rufe trafen die unglücklichen Unionsmatrosen.
„Und?“ Muldoon sah den Lieutenant auffordernd an.
„Zweihundertundzwölf Mann konnten sich retten“, berichtete Barstowe. „Ein paar sind ertrunken. Ein paar haben sich die Alligatoren geschnappt.“ Sein Mitgefühl für die Yankees hielt sich in Grenzen. „Wir haben den Kapitän. Bislang schweigt er, aber wir werden ihn schon zum Reden bringen und erfahren, was die Blaubäuche vorhaben.“ Der Lieutenant hob grüßend die Hand und winkte einigen der Damen lächelnd zu, bevor er sich wieder dem Town-Mayor und dem Kapitän zuwandte. „Ich bin mir sicher, dass sie zurückkommen. Wie sollten uns darauf vorbereiten.“
Während Joshua Kendrick betroffen nickte, stieß James Henry Muldoon ein missbilligendes Schnauben aus. „Ich meinte nicht die verdammten Yanks, Barstowe. Was ist mit dem Schiff?“
„Den Bug hat die Ramme übel erwischt. Wird mit unseren Mitteln nicht einfach, den Schaden zu reparieren, aber ich wette, die Navy kann das Schiff übernehmen.“
„Verdammte Engländer“, murmelte Muldoon.
Barstowe, der die Weltanschauung des Schotten nicht kannte, zuckte mit den Schultern. „Ist ein echtes Yankee-Schiff, Mister Muldoon. Die Engländer haben mit seinem Bau nichts zu tun. In den Yankee-Zeitungen steht, dass der Konstrukteur ein James Eads sein soll. Eine Schande. Der Mann stammt aus Saint Louis und baut Kanonenschiffe für die Yanks.“
„Also soll das Schiff gehoben und für unsere Navy in Dienst genommen werden“, stellte Kendrick fest. „Nun, das wird unsere Navy freuen. Sie kann sicher jedes Schiff gebrauchen. Gerade jetzt, wo die Yankees Vicksburg angreifen. Apropos Vicksburg… Lieutenant, wir sammeln hier Nachschub für General Pemberton. Waren die Föderierten hinter dem her? Es muss ja einen Grund für ihre Attacke auf Dillings geben.“
„Ohne Ihre nette Stadt beleidigen zu wollen, Mayor, aber einen anderen Grund kann ich mir kaum vorstellen.“ Barstowe wies mit einer ausholenden Bewegung über die Lagerhäuser. „Irgendwie haben die Yankees in Erfahrung gebracht, dass wir hier Lebensmittel, Munition, Waffen und andere Nachschubgüter sammeln. Das ist für die Union ein lohnendes Ziel. Ja, Sir, die werden zurückkehren.“
Der Blick des Bürgermeisters wurde erneut besorgt. „Diesmal haben wir Glück gehabt, Lieutenant, aber ich fürchte, wenn sie das nächste Mal kommen, dann brauchen wir mehr als ein Rammboot und etwas Glück.“
„Ich schließe mich Ihrer werten Meinung an, Mayor.“ Muldoon deutete eine übertrieben höfliche Verbeugung an. „Da meine hübsche Louisiana Pride keine Panzerung und keine Kanonen hat, wäre es durchaus hilfreich, wenn die unvergleichliche konföderierte Marine uns mit ein paar Panzerfregatten unter die Arme greifen würde.“
Barstowe lachte. „In diesem Bereich des Mississippi haben wir leider nichts dergleichen verfügbar.“
„Wir hatten Glück, dass diese berittene Batterie auftauchte, sonst wären die Yankees an Land gekommen und hätten uns mit ihren Soldaten überrannt.“ Kendrick sah den Offizier vorwurfsvoll an. „Wenn wir uns gegen die Gentlemen aus dem Norden wehren sollen, dann brauchen wir hier Truppen und wir brauchen Kanonen.“
„Bislang hielt man in Richmond unser kleines Dillings wohl nicht für bedroht“, meinte Barstowe verlegen. „Zwischen dieser netten Stadt und den Yankees bewegen sich mehrere Verbände unserer Truppen, so dass ein überraschender Angriff unmöglich erschien.“
„Ja, typisch Landratte“, spottete Muldoon. „Ans Wasser denkt euer fabelhaftes Hauptquartier wohl nicht.“
„Spätestens jetzt wird man das tun“, versicherte Kendrick. „Jetzt, wo feststeht, dass Dillings bedroht ist, wird die Konföderation uns sicherlich Hilfe schicken, nicht wahr, Lieutenant?“
„Davon bin ich absolut überzeugt, Town-Mayor Kendrick. Ohne Nachschub ist Vicksburg verloren und man wird alles daran setzen, dass die hier lagernden Versorgungsgüter die Stadt erreichen. Vicksburg darf auf keinen Fall fallen, denn der Mississippi ist von enormer Bedeutung für die Versorgung der Konföderation.“
Kapitel 3 Kriegsrat
„Vicksburg ist von immenser Bedeutung für die Konföderation. Nehmen wir die Stadt ein, dann können wir die Konföderation in zwei Teile spalten und durchtrennen eine ihrer wichtigsten Versorgungsadern, während wir sie für uns nutzen können.“
General-Major Ulysses Grant stand über den Tisch gebeugt, auf dem die Karte mit dem Verlauf des Mississippi und den zahlreichen Nebenflüssen ausgebreitet war. Zwei aufgelegte Blankwaffen verhinderten, dass sie sich wieder aufrollte. Wind, Wetter, Kaffee und zahlreiche Finger hatten der Karte zugesetzt, die zudem zahlreiche nachträgliche Markierungen aufwies, die teilweise persönlich von Grant vorgenommen worden waren.
Grant besaß eigentlich keinen zweiten Vornamen, der mit dem Buchstaben „S“ begann. Dieser war versehentlich bei der Einschreibung in der Offiziersakademie von West Point hinzugefügt worden. Der General mochte allerdings die Allegorie, die sich aus dem Namenszug U.S.