Der Bestseller. Arno von Rosen
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Die Messehallen waren noch überschaubar, da die meisten Besucher am Freitagnachmittag kommen würden, und natürlich am Wochenende.
Gerade als er erneut auf die Uhr sehen wollte, kam Blanke auf ihn zu. Er trug eine Jeanshose, Polohemd und eine braune Lederjacke. Groth fand sich jetzt einigermaßen „overdressed“ in seinem Anzug. Hatte er die Situation falsch eingeschätzt und dem Termin zuviel Bedeutung zugemessen?
Jetzt war es eh zu spät, um noch zu reagieren, also ging er ein paar Schritte auf Blanke zu, und streckte ihm die Hand entgegen.
„Sie sind ja superpünktlich Herr Blanke“, polterte er los.
„Ich hoffe sie haben alles gefunden und das Hotel war zu ihrer Zufriedenheit. Möchten Sie auch einen Kaffee, oder etwas anderes?“
„Hallo Herr Groth, alles Bestens, auch das Hotel, vielen Dank dafür. Ich komme aber gerade vom Frühstück und möchte nichts. Wir können sofort über das Buch sprechen, falls es ihnen nichts ausmacht.“
Karl hatte das Gefühl, dass Reiner Groth mächtig unter Dampf stand, und er rechnete damit, dass der Lektor jeden Moment einen Vertrag aus der Tasche holen könnte, um für weitere zehn Bücher zu unterschreiben.
„Lassen sie uns ein paar Meter gehen, und uns unterhalten. Es soll in der nächsten Halle ein paar besonders exklusive Wohnmobile geben, die ich mir bei der Gelegenheit gleich ansehen könnte.“
„Klar, kein Problem“, versicherte Groth hastig.
Er sah bereits das Mittagessen am Horizont verschwinden, und er ärgerte sich darüber, dass er nicht doch noch eine Kleinigkeit gegessen hatte. Beim Umdrehen, auf den Durchgang der nächsten Messehalle zuhaltend, drückte er auf den Aufnahmeknopf des Diktiergerätes, und lies es wieder in die Brusttasche seines Hemdes zurück gleiten.
„Das Buch verkauft sich sehr gut, und die Übersetzungen in andere Sprachen laufen auf vollen Touren. Zur Buchmesse in Frankfurt werden wir damit fertig sein, und rechnen jetzt schon mit bis zu 250.000 neuen Bestellungen weltweit.
Es wäre eine enorme Hilfe, wenn wir sie auf der Messe begrüßen dürften, um doch noch den Autor des Buches präsentieren zu können. Schon aus dem Grund, um die Werbewirksamkeit nicht der Regenbogenpresse oder dem Fernsehen alleine zu überlassen. Natürlich würde sich das für sie auch finanziell lohnen“, legte Reiner Groth noch schnell nach, da Blanke doch sehr nachdenklich wirkte, und nicht ganz bei der Sache zu sein schien.
Karl räusperte sich verlegen, da ihm solche Situationen eigentlich zuwider waren, und seine Mission unmissverständlich lautete, die Sache zu beenden und nicht voran zu treiben.
Es war schon merkwürdig mit dem Erfolg. Willst du ihn unbedingt, bekommt man ihn nicht zustande, und legt man keinen Wert darauf, oder rechnet man nicht damit, wird man mit Erfolg zugeschüttet. Das Glück ist ein launisches Biest, dachte Karl, und wandte sich dem Lektor zu.
„Sehen sie Herr Groth, ich habe über die ganze Sache noch einmal nachgedacht. Der Grund für das Buch war ja nicht Autor zu werden, um damit meine Brötchen zu verdienen, sondern es handelte sich nur um eine Laune, die ich ausgelebt habe.
Mit diesem“ …, er suchte nach dem passenden Begriff, „Chaos, hatte ich nicht gerechnet. Wäre mir das vorher bewusst geworden, hätte ich wahrscheinlich meine Finger davon gelassen, denn das Geld habe ich nicht gebraucht.“
Es trat ein unangenehmes Schweigen ein, das dem Verlagsangestellten vorkam, als handelte es sich um eine gefühlte Ewigkeit, obwohl kaum 30 Sekunden vergangen sein konnten. So mussten sich früher Menschen gefühlt haben, die ihrem Scharfrichter begegneten. Groth bekam einen trockenen Hals, und vor seinem geistigen Auge kollabierten die Vorstellungen von teuren Fahrzeugen, tollen Urlauben und einem schicken Büro.
Sie waren in der nächsten Halle angekommen, und bewegten sich auf die ultimative Luxusabteilung zu.
„Wenn sie wollen, können wir uns eines der Luxus Wohnmobile ansehen, und uns dort ein wenig unterhalten“, schlug Reiner Groth mit gedämpfter Stimme vor.
„Sehr gerne“, antwortete Karl, der bemerkt hatte, wie sein Lektor vor Enttäuschung sichtlich in sich zusammengesunken war.
Sie gingen auf die Hostessen eines Luxus-Liners zu, und Groth fragte, ob es möglich sei, sich ein wenig im Inneren des Fahrzeuges umzusehen. Eine der Hostessen nickte ihnen freundlich zu, und öffnete den Beiden die Tür mit einer Fernbedienung. Unterhalb der Tür fuhr automatisch eine Treppe heraus, und setzte auf dem Boden auf, ohne das geringste Geräusch zu machen.
Sie stiegen in das Wohnmobil ein, oder eher gesagt, in den Wohn LKW, denn mit den üblichen Dimensionen hatte dieses Fahrzeug nichts mehr zu tun. Im hinteren Teil dieses Paradieses auf sechs Rädern, gab es sogar genug Platz für einen Smart, der in den hinteren, unteren Teil des Fahrzeuges, wie in einer Garage, hineingestellt werden konnte. Der Innenraum präsentierte sich natürlich in größtmöglichem Komfort, und im hinteren Teil des Fahrzeuges befand sich eine großzügige Sitzgruppe, auf die der Bücherexperte zustrebte.
„Ich denke, dass sollte für ein kurzes Gespräch ausreichen, hauchte Blanke bewundernd.“
Groth nickte bestätigend, und ließ sich in einen der Ledersessel gleiten.
„Eigentlich hatte ich ein bisschen mehr erhofft“, seufzte der Lektor, während Karl sich ebenfalls in einen der dick gepolsterten Clubsessel, gegenüber von Groth, fallen ließ.
13.Kapitel
Pavel hatte am Eingang zur Messehalle gewartet, und beobachtet wie Reiner Groth hineingegangen war, nachdem er noch eine Karte am Eingang hinterlegt hatte. Das Gedränge am Eingang war noch überschaubar, aber der Strom der Besucher wurde zunehmend größer.
Wenig später erschien auch Karl Blanke, und strebte zügig auf den Eingang zu. Pavel folgte in einigem Abstand, ohne besondere Hektik. Er ließ immer ein paar Meter Platz, und sah sich beiläufig die Ausstellungsstände an.
Er hatte sein Sakko gegen eine leichte Windjacke gewechselt, und sich eine typische Besucher Tasche umgehängt, in der Prospekte verstaut werden konnten.
Im Infobereich der Halle stand schon der Lektor, der etwas angespannt wirkte, während Blanke die Ruhe selbst zu sein schien.
Der Unterhaltung der Beiden konnte Pavel nicht folgen, da der Geräuschpegel der Halle zu hoch war. An den Ständen liefen Werbevideos auf Großbildleinwänden, auf denen die geneigten Käufer die Fahrzeuge in der passenden, sonnigen Landschaft bewundern konnten, ausgestattet mit allem was das Camperherz schneller schlagen ließ, wenn auch der Gedanke an eine bessere Zeltunterkunft und Lagerfeuerromantik nichts mehr mit den Hightech Fahrzeugen zu tun hatte, die man heute kaufen konnte, um sich in der freien Natur aufzuhalten.
Eigentlich waren die heutigen Wohnmobile kleine Luxusoasen, die fast keine Wünsche mehr offen ließen. Man entging dem Trubel in einem Hotel, und tauschte diesen gegen Grillgeruch und Partymusik auf dem Campingplatz ein.
Er zumindest zog jedes gute Hotel einem Urlaub im Luxuscamper vor, aber das hatte möglicherweise auch etwas mit seinem Sicherheitsbedürfnis zu tun.
Viele der jetzigen Käufer würden nächstes Jahr die Investition bereuen, wenn der Geldmarkt erst einmal am