Der Bestseller. Arno von Rosen
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Karl versuchte ganz ruhig zu bleiben, und vermied es irgendwelche schnellen Bewegungen zu machen, zumal sein Gegenüber einen nervösen Zeigefinger zu haben schien. Er bemühte sich, langsam in den Sessel zu gleiten, und schlug die Beine übereinander, damit man nicht sah, dass ihm die Knochen schlotterten.
Pavel sah sein Gegenüber durchdringend an, ohne die Waffe herunter zu nehmen. Blanke kam ihm seltsam entspannt vor.
Die meisten Befragungen dieser Art fingen mit Sätzen an wie, es muss sich um eine Verwechselung handeln, oder er bekam gleich Geld angeboten, wenn man sich dann einig würde.
Bei manchen Angeboten hatte er tatsächlich darüber nachgedacht, ob sich ein Wechsel nicht auszahlen würde, aber wahrscheinlich hätte er nicht mehr viel von dem versprochenen Geld ausgeben können, und so hatte er sich stets loyal entschieden, und natürlich vernünftig.
„Ich muss wissen woher sie die Informationen haben“, sagte Pavel in einem ruhigen Plauderton, der dem Gegenüber vermitteln sollte, dass es sich nur um ein Gespräch unter Geschäftspartnern handelte.
Karl war sich nicht sicher, ob noch etwas Konkreteres folgen würde, und wartete einen kurzen Moment ab. Der Tonfall hatte ihn an eine Sendung über Gartenblumen im TV erinnert, völlig ohne jegliche Betonung.
„Welche Informationen meinen sie?“
Während er noch sprach, wusste Karl, dass das auf jeden Fall eine falsche Antwort war. In diesem Moment ging die Tür auf, und eine der Hostessen betrat das Fahrzeug. Pavel ließ die Waffe zwischen Tasche und Jacke verschwinden, und erhob sich sofort, ohne dabei nervös zu wirken. Karl saß noch im Sessel, und bewegte sich nicht.
„Kann ich etwas für die Herren tun?“, fragte die junge Dame im geübten freundlichen Servicetonfall.
„Vielen Dank“, antwortete Pavel prompt.
„Mein Freund und ich wollten gerade gehen.“
Unsicher erhob sich Karl, und ging hinter dem Mann her. Einen kurzen Moment überlegte er die Hostess mit einzubeziehen, oder einen Fluchtversuch zu unternehmen, aber zurzeit fehlte ihm dafür der Schneid.
Sie gingen an der Servicekraft vorbei, und Pavel sah ihr direkt in die Augen, um ein wegsehen ihrerseits zu erzwingen, und hatte Erfolg. Die Hostess nahm dafür mit Karl Blickkontakt auf, und sah routiniert in den Raum hinein, um zu prüfen ob etwas fehlte oder unordentlich war.
Es gab viele Souvenirjäger, die immer wieder versuchten, dass eine oder andere Bauteil mitgehen zu lassen, aber es schien alles in Ordnung zu sein. Als sie aus dem Wohnmobil stieg, waren die beiden Männer schon um die Ecke des Standes verschwunden.
Der Killer schob Karl vor sich her. Er hatte entschieden, dass es eine Befragung auf dem Parkplatz geben würde, wo ihre beiden Wagen standen, jedenfalls abseits von Menschenmassen die als Zeugen fungieren konnten.
„Gehen wir zu meinem Fahrzeug“, sagte er knapp, und Karl gehorchte ohne ein weiteres Wort zu verlieren. Wenn alles gut lief, würde die Leiche in den nächsten Stunden nicht gefunden werden, vielleicht sogar noch länger. Bis dahin hatte er bereits die Stadt verlassen. Spuren gab es keine, also hatte er Zeit genug um Blanke ein paar Fragen zu stellen.
Nach wenigen Minuten standen sie am dunkelblauen Golf, und Pavel entschied aufgrund der einströmenden Menschenmengen die notwendigen Fragen abseits des Messegeländes zu stellen.
„Steigen sie bitte ein Karl, und fahren sie Richtung Autobahn.“
Pavel setzte sich auf die Beifahrerseite, steckte den Zündschlüssel ins Schloss, und vermied es den vorbeilaufenden Besuchern in die Gesichter zu sehen.
Karl startete den Wagen, und fuhr vom Messegelände. Nach unendlich erscheinenden Minuten hatten sie einen alten Industriehof erreicht, auf dem nur noch wenige alte Baufahrzeuge standen und Material für Abwasserkanäle.
Der fremde Mann hatte Karl mit knappen Anweisungen zu dieser Adresse gelotst, als ob er sich hier auskennen würde. Auf ein kurzes Zeichen von Pavel stieg Karl aus und ging auf einen abgelegenen Teil des Bauhofes zu, auf dem Baumaterial gelagert war.
Er dirigierte Karl zu einem Stapel von Betonröhren, die von der Strasse aus nicht zu sehen waren, und schoss Blanke unmittelbar in den Fuß. Karl schrie auf, und sackte sofort zusammen.
„Ich werde vergessen, dass sie mir im Wohnmobil eine Frage gestellt haben, anstatt mir meine Frage zu beantworten, aber eine zweite Chance bekommen sie nicht.“
Der Kaufmann lag auf dem Boden, und drückte den Fuß durch den Schuh, um den Schmerz zu verdrängen, und zerquetschte dabei ein paar Tränen.
„Ich weiß nicht was sie für Informationen meinen, oder wer sie sind, oder was sie wollen, schrie Karl den Killer an.“
Pavel sah einen Augenblick auf sein Opfer hinab, und schnaufte kaum merklich. Es war soweit; er würde wahrscheinlich nicht die gewünschten Informationen erhalten, ohne weitere Motivationen des Befragten, und das war genau das, was er eigentlich nicht mehr gewollt hatte. Es schien nicht möglich zu sein, den Außendienst tatsächlich zu quittieren, aber er wollte fair sein und Blanke noch eine Möglichkeit geben, die Frage richtig zu beantworten.
„Na gut Karl sie haben gewonnen.
Woher haben sie die Informationen aus dem Buch?“
Karl überlegte, was der Mann eigentlich wollte.
Was oder wer war er?
Ein verrückter Paparazzo?
Ein völlig ausgeflippter Prämienjäger?
Er konnte sich keinen Reim darauf machen.
„Hören sie, sie verwechseln mich bestimmt mit jemand anderem. Alles was in dem Buch steht, haben wir uns nur ausgedacht. Alles nur ein Spaß, verstehen sie?
Wenn sie wollen gebe ich ihnen das Prämiengeld, dass ist kein Problem. Ich werde sie auch nicht Anzeigen, oder so etwas. Lassen sie mich bitte einfach gehen.“
Pavel sah den wehrlosen Mann an, und legte den Kopf leicht auf die Seite, als ob er überlegen würde.
„Wer ist ihr Auftraggeber?“
Karl hoffte, dass sein Gegenüber sehen würde, dass er nicht log. Offenbar war der Mann geistig nicht normal. Die ganze Situation hatte Züge einer abartigen Schmierenkomödie, nur das er nicht lachen konnte. Er empfand auch keinen Schmerz mehr, so als habe er Morphium bekommen. Er rappelte sich ein wenig auf, und lehnte sich an die Röhren.
„Hören sie, es gibt keinen Auftraggeber, dass ist alles bestimmt nur ein Missverständnis.“
Pavel hatte es offensichtlich mit einem Profi zu tun, zumindest im Informationsgeschäft. Es war wohl nicht mehr aus ihm rauszuholen, also hatte die Befragung ihren Zweck erfüllt. Er würde sich den notwendigen Informationen woanders besorgen müssen.
„Sie dürfen mir natürlich auch eine Frage stellen, wenn sie wollen.“
Karl sah dem Anderen in die kalten grauen Augen. Eine Gefühlsregung konnte er nicht erkennen. Er versuchte seine Gefühle wieder in den Griff zu bekommen, da sich die Situation zu klären schien.