Der Bestseller. Arno von Rosen
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Sie hatte noch nie nein zu Überstunden, oder außergewöhnlichen Arbeitsmethoden gesagt. Außerdem kam sie ohnehin mit der direkten Art von Frank gut zurecht, weil sie ähnlich gelagert, aber etwas umgänglicher war, wenn es galt diplomatisch zu sein.
Eine Lektion, die sie schon von ihrem Vater gelernt hatte, der ein großes Unternehmen im Import und Export Bereich besaß. Er pflegte gute Kontakte nach China, lange bevor jemand in Deutschland oder den USA auf die Idee gekommen wäre, mit den Chinesen Geschäfte zu machen.
Karl Koenig hatte durch seine Verbindungen in die Politik erreicht, dass Sarah zumindest beim Besten seines Faches unterkam, auch wenn es ihm lieber gewesen wäre, dass Sarah in seiner Firma gearbeitet hätte, zumal die Kosten für die Universitäten im In- und Ausland ein kleines Vermögen verschlungen hatten.
Sarah zog die Augenbrauen hoch, und rezitierte die bekannten Fakten, als ob sie von einem Blatt ablesen würde.
„Auf der „Caravan“ wurde ein Mann tot in einem Luxus Wohnmobil aufgefunden. Das ist jetzt 25 Minuten her. Der Tatort ist bereits von Sicherheitskräften der Messeorganisation abgesperrt, und alle Mitarbeiter und Kunden sind noch vor Ort.“
In einem sehr viel jovialeren Tonfall fragte Frank.
„Wie kommst du drauf, dass es sich um Mord handelt?“
Mit einem süffisanten Lächeln erwiderte Sarah.
„Das muss an dem Einschussloch im Brustkorb des Opfers liegen, und daran, dass er sich wahrscheinlich nicht selbst in die Service-Klappe des Wohnmobils gelegt hat.“
Eigentlich wusste Oberkommissar Kremer den leichten Sarkasmus seiner Partnerin zu schätzen, aber in diesem Fall würde das bedeuten, dass sie beide heute nicht nach Hause fahren würden, und er das Wochenende vergessen konnte.
Seine Ex würde toben, da er an diesem Wochenende einen Ausflug mit seinem Sohn machen wollte, den er schon zweimal zuvor abgesagt hatte. Das Verhältnis zu seiner Ex-Frau war eigentlich ganz OK, wenn man davon absah, dass die Beziehung schon vor Jahren in die Brüche gegangen war, weil er ausschließlich mit seiner Arbeit verheiratet war.
Birgit und er hatten zwar Waffenstillstand vereinbart, aber wenn sie heute wieder Theater machte, konnte er es verstehen, denn sein Sohn würde sehr enttäuscht sein, auch wenn er einen väterlichen Freund im neuen Mann seiner Ex gefunden hatte, der als Architekt mehr Zeit erübrigen konnte, als Frank für seinen Sohn aufbringen konnte. Er wischte seine Gewissensbisse beiseite und konzentrierte sich auf den Fall.
„Weiß man, wer das Opfer war?“
„Nein, er hatte keine Ausweispapiere bei sich“, antwortete Sarah. „Ich hab’ bereits die Jungs von der Spurensicherung angerufen, und die sind schon auf dem Weg.“
„Gut gemacht“, beruhigte sich Frank langsam wieder, und überließ jetzt seinem Gehirn wieder die Kontrolle über seine Handlungen.
„Bitte sag’ noch der Forensik bescheid, dass sich jemand bereit hält. Am gesamten Wochenende.“
„Hältst du das wirklich für notwendig Frank? Du weißt, dass die Überstunden alle begründet werden müssen.“
Einen Moment sah es so aus, als ob Frank die Frage nicht gehört hatte. Er zog die Stirn in Falten, und starrte aus dem Fenster auf den stockenden Verkehr vor dem Polizeigebäude.
„Weißt du Sarah, ich hab ein sehr ungutes Gefühl bei der Geschichte. Eine Leiche auf einer Messe, und das mitten am Tag. Wenn es nicht um eine unmittelbare Beziehungstat geht, haben wir ein weites Feld zu bearbeiten, und dann brauchen wir jeden verfügbaren Mann, vor allem die Forensik.“
Sarah hakte die Sache damit ab, denn wenn Frank ein ungutes Gefühl hatte, war meistens mehr dran, als andere sahen, soviel hatte sie in fast drei Jahren der Zusammenarbeit gelernt.
„Wir treffen uns am Wagen in zehn Minuten, schaffst du das?“
„Bekomme ich sicher hin“, antwortete die Blondine knapp, und machte sich auf den Weg.
Kurze Zeit später verließen sie das mit Natursteinen verblendete, schlichte Gebäude und fuhren Richtung Messe, immer am Rhein entlang, der gemächlich floss, da er zurzeit wenig Wasser führte, was am guten Wetter lag, das in den letzten Wochen geherrscht hatte.
Er bedauerte noch kurz das verpasste Wochenende und war froh darüber, dass sein Telefonat mit Birgit glimpflich ausgegangen war. Glücklicherweise hatten sie und ihr Mann nichts vorgehabt, sodass sein Sohn nicht zu seinen Schwiegereltern musste.
Die waren natürlich sehr viel glücklicher über den Architekten Schwiegersohn, als über einen Polizisten in der Familie. Das war für eine Tochter aus gutem Hause jedenfalls eine bessere Partie, als einen Bullen bei Festen und Veranstaltungen vorstellen zu müssen.
Seine Ex gehörte zum Düsseldorfer Jet Set, jedenfalls bezeichnete er ihre Familie so, auch wenn Birgit damit nicht haussieren gegangen war, wie sein Schwiegervater.
Zumindest hatte er deswegen keinen Unterhalt zahlen müssen, oder sie wollte keinen, was auch immer. Dafür hatte er mehr Spielraum was den Geburtstag seines Sohnes und Weihnachten anbetraf, oder wenn sie gemeinsam in den Urlaub fuhren, was selten genug vorkam.
Frank verdrängte diese Gedanken schnell, und versuchte sich ein erstes Bild vom Ablauf der möglichen Ereignisse zu machen.
Nicht einmal eine halbe Stunde später waren sie am Messegelände, wo bereits ein Kollege ein entsprechendes Areal für Ermittlungsfahrzeuge abgesperrt hatte, sehr zur Freude von Frank. So konnten sie direkt vor die Halle fahren und das Fahrzeug abstellen, ohne lästige Erklärungen liefern zu müssen.
„Sieht so aus, als ob ein paar Kollegen ihren Kopf nicht nur zum Haare schneiden benutzen“, bemerkte Frank, ohne das Gesicht zu verziehen.
„Du bist wohl noch nicht ganz darüber hinweg, mit mir das Wochenende verbringen zu müssen“, grinste Sarah zurück.
„Halb so wild, ich werde es schon überstehen.“
Dabei rang er sich ein schwaches Lächeln ab, hätte er es doch schlechter treffen können, als mit seiner Kollegin das Wochenende über zu arbeiten.
Schließlich war er ja auch nur ein Mann, und konnte sehen, dass sie nicht nur clever war, sondern auch verdammt hübsch.
Privat hatten sie noch nie etwas zusammen unternommen, aber das lag mehr an ihm und seiner Arbeitseinstellung, da er Arbeit und Privates nicht miteinander verbinden konnte, und wollte. Sarah bezeichnete ihn zum Spaß immer als Arbeitslegastheniker, was ja auch bereits seine Ex festgestellt hatte.
„Gehen wir erstmal rein, und sehen uns die Sache an. Vielleicht klärt sich ja alles schneller auf als gedacht“, versuchte sie ihn zu beschwichtigen, obwohl sie selber nicht daran glaubte. Sie beeilten sich zum Tatort zu kommen, und waren wenige Minuten später vor Ort. Zwei Kollegen, die in der Gegend unterwegs gewesen waren, hatten bereits erste Personalien aufgenommen und den Tatort abgesperrt.
„Hallo Peter“, begrüßte Frank seinen Kollegen.
Die meisten kannten sich untereinander, zumindest die dienstälteren Beamten.
„Adressen, Namen und Rufnummern haben wir bereist