Der Bestseller. Arno von Rosen

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der über die letzten 15 Jahre sein Innendienstmann gewesen war.

      „Also Paul, was ist jetzt, kommst du nun mit in die Kantine, oder gräbst du dich hier ein?“

      Kantine nannte Christoph alles, wo man Essen gehen konnte, egal ob Feinschmecker Lokal, oder Pommes Bude.

      „Ne, lass mal Chris, ich bleibe lieber hier, und mache mich heute früher auf den Heimweg.“

      Ohnehin ging er nicht gerne in der Mittagspause essen. Zu viele Menschen, und auch meistens nicht das Essen, was er von früher gewohnt war. Schließlich konnte er früher immer in den besten Restaurants essen, da Geld nie eine Rolle gespielt hatte, zumal sich seine Klientel auf derselben Ebene bewegte, oder besser gesagt, bewegt hatte.

      „Alles klar, dann sehen wir uns später, Pavel!“

      Damit zog Christoph die Tür hinter sich blitzartig zu, mit einem breiten Grinsen im Gesicht.

      „Verdammter Schuft“, rief Pavel hinterher, aber die Türen ließen keinen Laut hinaus oder herein.

      Pavel war gut in den Dingen, die er zu tun hatte. Immerhin hatte er sich über zwei Dekaden mit den Gebieten Banken, Energie, Konzerne, und der Vernetzung zwischen den Staaten beschäftigt, sonst hätte er keine Chance bekommen im Innendienst als Analyst zu arbeiten.

      Er wusste zwar nicht, wer die erste Auswahl darüber zu treffen hatte, was er einer Kontrolle unterziehen sollte, aber darüber machte er sich keine Sorgen. Schließlich arbeiteten nur Spezialisten für seine „Firma“, so wie er einer war.

      Seine heutige Aufgabe war, festzustellen ob ein gewisser J. Olly Mood in seinem Buch irgendwelche Informationen eingearbeitet hatte, die seinen Auftraggebern schaden konnten, oder ob die „Quelle“, wie die Dokumente bei ihnen hießen, als Nachrichtenträger dienten, und damit zur Übermittlung sensibler Daten verwendet wurden.

      Bücher gehörten in der Regel nicht zur täglichen Analyse, da die meisten Quellen aus dem Internetverkehr herausgefiltert wurden. Soweit er die Kurzeinweisung verstanden hatte, war der Inhalt des Buches im Internet in „aller Munde“, aber weder war der Schmöker zu der Zeit des Internet Hypes in einem Buchladen zu finden gewesen, noch auf irgendeiner Bestsellerliste, was auf Manipulation hinwies.

      Wahrscheinlich war das auch der einzige Grund, warum man ausgerechnet ihn mit der langweiligen Lektüre bestrafte. Sozusagen als Test für den Neuling im Innendienst.

      Bis jetzt hatte sich aber noch jede Quelle, die er bis dato zu lesen bekommen hatte, als unbedenklich herausgestellt, aber er arbeitete auch erst seit kurzem in der Abteilung, da er eine Pause von zwei Monaten gemacht hatte, bevor er seine neue Position in der Organisation übernommen hatte.

      Hoffentlich konnte er es in ein paar Stunden in dieselbe Kategorie einstufen, und aus dem Büro verschwinden, um noch ein paar Bierchen in einem schönen Lokal mit Außenbereich genießen zu können.

      Eine Annehmlichkeit auf die er früher aus beruflichen Gründen verzichten musste. Alkohol verlangsamte die Reaktionszeit und die Reflexe, was im Außendienst keine gute Idee war, und regelmäßig durch Tests streng überwacht wurde. Jetzt würde er sich aber erstmal an die Arbeit machen, und hoffte nicht mehr unterbrochen zu werden.

      Pavel kam allerdings erst nach 23 Uhr aus dem versteckten Büro, in einer der vielen Nebenstrassen von Frankfurt. Nach wenigen Metern verlor sich seine Silhouette in dem Gedränge der vielen Nachtschwärmer, die immer auf der Suche nach dem nächsten Kick im Nachtleben der Bankenmetropole waren.

      Er würde keine der vielen Kneipen oder Lokale ansteuern, um den Tag ausklingen zu lassen.

       7. Kapitel

      Karl starrte aus dem Küchenfenster. Fast jeden Tag der Woche saß er hier mit Ben zum Frühstücken, und um zu besprechen, was für ihre Firmen auf der Tagesordnung stand, soweit es die gemeinsamen Aktivitäten wie Einkäufe und Marketing betraf.

      Es hatte schon rituelle Züge, und die meisten Freunde beneideten sie, die Firmen so entspannt zu führen, vor allem diejenigen, die jeden Morgen ins Büro mussten, und schon am schuften waren, während die Freunde noch in der Küche der großen Altbauwohnung von Karl saßen, um den Tag ruhig angehen zu lassen.

      Die Stunden, die sie auch spät am Abend, oder auch nachts im Büro saßen, sah natürlich nie jemand, aber das gehörte zum Spiel.

      Karls Kinder waren in der Schule, bis zum späten Nachmittag, und seine Frau kam erst, wenn die Kinder mit dem Unterricht fertig waren, sodass es in der riesigen Wohnung angenehm still zuging. Heute Morgen allerdings, waren sie in kein lebhaftes Gespräch vertieft.

      „Sag mal Ben, verkaufen wir alle Rechte an dem Buch an den Verlag, oder versuchen wir so, wie bisher, den Aufstand um die Veröffentlichung zu überstehen?“

      Auch Ben war bis jetzt sehr schweigsam gewesen, hatte er sich doch gründlich über die Auswirkungen des Buches geirrt.

      Reiner Groth, vom Verlag, saß ihnen, oder vielmehr Karl, im Nacken. So wie er die Situation jetzt einschätzte, wäre Groth auch mit dem Verkauf der Rechte an dem Buch einverstanden. Nach den Erzählungen von Karl, schien der Lektor ziemlich stark an einer weiteren Karriere interessiert zu sein, und wer letztendlich der Presse Rede und Antwort stand, war dem Verlag wohl egal.

      Natürlich spekulierte der Verlagsangestellte noch auf weitere Bücher, aber zum Schluss war nur wichtig, was mit diesem Bestseller herauszuholen war.

      „Wenn du mich fragst Karl, sollten wir die Rechte verkaufen. Handle noch ein bisschen den Preis hoch. Lass ihn von mir aus glauben, dass noch weitere Bücher folgen könnten, Hauptsache wir sind den Rummel um das Buch los.“

      „Vielleicht sollten wir uns ein Haus im Ausland zulegen, von dem Geld. Was meinst du Karl?“

      „Es ist dein Buch, und dein Geld Ben, auch wenn wir beide an der Story gesponnen haben, aber geschrieben hast du es alleine.“

      Beide neideten sich nichts, und um Geld hatten sie sich noch nie gestritten. Es war nur Mittel zum Zweck, und auf Luxus konnten beide prima verzichten. Man nahm mit, was man kriegen konnte, ohne sich die Art von Eigentum und Luxus zu leisten, die weitere Anstrengungen zum Erhalt des Status „Q“ nötig gemacht hätten.

      Sie hatten noch nie Neufahrzeuge gekauft, oder geleast, weil beide das als unsinnig empfanden, soviel Geld für dieselbe Ware auszugeben, obwohl der Markt mit Angeboten aller Art überschwemmt war. Damit waren sie zwar als Kunden nicht überall beliebt, aber die Freunde wollten ohnehin nicht den Wettbewerb des größten Verschwenders gewinnen.

      Sie hatten oft genug gesehen, wie solche Sachen in die Hose gegangen waren. Autos für über 1.000 Euro Leasing pro Monat, Telefonanlagen für über 10.000 Euro, teure Mobiltelefone, und so weiter. Lieber arbeiteten sie etwas weniger, und genossen dafür das Leben ein bisschen mehr, oder aber sie kamen auf die blödsinnige Idee ein Buch zu schreiben, mit allen Verschwörungstheorien derer sie habhaft werden konnten, um sie zum Schluss noch ins Detail hin auszuschmücken. Ben kam allmählich aus dem Grübeln wieder heraus.

      „Ich kenn’ da einen Geschäftsmann, der sich mit seinen Sachen ein wenig übernommen hat. Der hat eine riesige Hütte in Italien zu verkaufen. Die könnten wir für kleines Geld haben, und für uns zum Feriendomizil ausbauen. Dann arbeiten wir von da aus, wenn uns hier wieder das Wetter auf den Keks geht. Da kommt man auch noch einigermaßen

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