Der Bestseller. Arno von Rosen
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Schließlich entschied er sich dafür, dass er unter Paranoia litt, und die Aussicht genau so war wie früher.
„Unser Anwalt hat angerufen“, sagte Karl, und fing wieder an zu kauen.
Nach einer Ewigkeit sprach er weiter, ohne das an seiner Stimme abzulesen gewesen wäre, um was für ein Thema es sich handelte. Genauso gut hätte er die Zeiten von Ebbe und Flut an der Nordsee verlesen können.
„Das Finanzamt hat sich bei ihm gemeldet, und wollte wissen, wohin die Gelder aus den Buchverkäufen transferiert werden“.
Ben sah von seinem Kaffee auf:
„Und was sagt unser Consiliere?“
Er versucht, aufgrund seines gelungenen Mafia-Scherzes, ein Lächeln hervor zu bringen, dass aber leider missglückte, da ihm eigentlich auch nicht zum Lachen zumute war.
Karl schnaufte verächtlich, und Ben merkte, dass der Witz eher nach hinten losgegangen war, und antwortete.
„Er hat den Armleuchter von der Steuerbehörde gefragt, ob er schon was vom Vertrauensverhältnis zwischen Mandant und Anwalt gehört hätte, und hat aufgelegt, nachdem er versichert hatte, dass alle zu zahlenden Steuern ordentlich an das Finanzamt abgeführt werden würden.
Ich glaube, dass Dirk es schon bereut, bei unserem Spielchen mit der Anonymität mitgemacht zu haben, aber rein rechtlich ist alles in Ordnung, und wir sollten uns keine Sorgen machen“.
Natürlich hatte er nichts gegen das Geld verdienen, aber die Angelegenheit nahm doch viel mehr Zeit in Anspruch als vorgesehen, was andere Mandanten verärgerte. Vor allem, weil er ja nichts über seine beiden Spezialfälle erzählen durfte.
„Was machen wir mit dem Geld?“, fragte Ben.
„Dirk meint, dass wir es in die Schweiz transferieren könnten, natürlich offiziell. Dem Finanzamt ist es doch egal, von wo die Steuern gezahlt werden, aber die Spur zum Autor ist damit etwas schwerer zu finden. Das sollte doch in deinem Interesse liegen. Ich glaube das würde auch den Druck von Dirk nehmen“.
Ben war einverstanden, aber sein Freund schien durch ihn hindurch zu sehen, als ob er aus Glas wäre.
„Gut, dann soll er es machen, aber wir sollten dabei nicht in Erscheinung treten, OK?“
Karl nickte knapp, und damit war das Thema fast schon beendet.
Es fiel Ben und Karl schwer, mit dem normalen Tagesgeschäft fortzufahren, da sie jetzt fast jeden Tag mit der Sache konfrontiert wurden. Natürlich wusste aus ihrem Umfeld niemand von dem Buch, und sie versuchten zumindest Desinteresse vorzutäuschen, aber das war bei der Flut von wilden Spekulationen fast unmöglich.
Die Boulevard Blätter hatten bereits eine Prämie ausgesetzt, für denjenigen, der zuerst rausbekommt, wer der Autor des Buches sei. Immerhin 10.000 Euro.
Die Überlegung, die Summe selber zu kassieren, und allen ein Schnippchen zu schlagen, stimmte die Freunde nicht wirklich fröhlich, und würde ihr Leben sicher noch weiter ins Chaos stürzen, abgesehen davon, dass sie auch vorher schon gut gelebt hatten, und das Buch nur einen zusätzlichen Geldsegen beschert hatte.
So verwarfen sie den Gedanken, bevor er richtig gereift war, und versuchten einen Weg zu finden, die Hysterie zu beenden, damit ihr Leben wieder normal weiter gehen konnte.
Da Reiner Groth jetzt regelmäßig von Journalisten angerufen wurde, und sich Prämienjäger vor seinem Verlagshaus auf die Lauer gelegt hatten, die sich davon versprachen die 10.000 Euro zu bekommen, und mindestens noch mal soviel, wenn sie ein paar Bilder vom Buchautor bekamen, war ein Treffen schwierig geworden.
In den nächsten Tagen sollte Karl versuchen, sich mit Groth zu treffen, um darüber zu reden, dass Buch komplett an den Verlag zu verkaufen, um aus der Sache auszusteigen. Karl sollte sich mit Groth auf einer Messe treffen, falls es gelingen sollte sich die Fotografen vom Hals zu halten.
Eigentlich müsste der Verlag von der Idee sehr angetan sein, sicherte er doch weitere mögliche Millionenverkäufe.
Sämtliche Telefongespräche hatten sie auf ein Minimum reduziert und E-Mails schrieben sie grundsätzlich schon länger nur noch über andere Accounts, damit nicht doch noch eine Spur zu ihnen führte, und sie dann monatelang blockiert würden mit Interviewanfragen, Fernsehauftritten, Autogrammstunden, und ähnlicher Blödsinn mehr.
Inzwischen war Ben natürlich klar geworden, dass man keine Bücher schreiben sollte, wenn man gerne zurückgezogen lebt, allerdings konnte diese Konstellation niemand voraussehen.
Es gibt sicher hunderte von Schreiberlingen, die von ihrer Arbeit leben konnten, ohne sich dauernd der Öffentlichkeit präsentieren zu müssen.
Nur hatten die beiden in diesem Fall die Geister des Internets gerufen, und wurden sie jetzt nicht mehr los. Kaufmännisch betrachtet hatten sie einen Volltreffer gelandet, so wie es ihr stetes Bestreben in ihren Firmen war.
Nur welcher Elektrogroßhändler wird schon berühmt, oder kennen sie die Inhaber der großen Handelsketten und Konzerne?
Ben und Karl jedenfalls nicht, und das wird den Eigentümern auch ganz recht sein.
5. Kapitel
„Sag mal Reiner, hast du Blanke schon erreicht?
Langsam wird der Chef ungeduldig“.
Mit einem Stossseufzer kam die Antwort.
„Ja, hab ihn gestern gesprochen. Wir sind für Ende der Woche in Düsseldorf auf der Messe verabredet. Ich hoffe, dass ich dann die verdammten Paparazzi abschütteln kann.“
„Warum telefoniert ihr nicht einfach, und klärt alle offenen Fragen?“
„Mensch Inge, hab ich doch schon gesagt. Karl Blanke ist leicht paranoid, oder zumindest kein fernsehgeiler Z-Prominenter. Der will nicht in die Öffentlichkeit, und hat ständig Angst, dass man seine Adresse herausbekommt. Irgendwas ist da sowieso komisch.“
„Wie meinst du das, Reiner?“
„Ich hab immer das Gefühl, dass Blanke für Entscheidungen ewig braucht, als ob der alles mit seiner Frau bespricht“.
Inge schnappt nach Luft, und setzte einen beleidigten Gesichtsausdruck auf.
„Und was wäre so falsch daran? Wenn Männer mehr mit ihren Frauen reden würden, dann gäbe es nicht so viel Mist auf der Welt!“
Reiner verdrehte innerlich die Augen, und antwortet ganz ruhig.
„Du hast natürlich Recht, aber ein bisschen schneller könnte es schon vorangehen, immerhin ist bald die Buchmesse, und wir haben das Buch des Jahres herausgebracht, da kann man ja mal ein wenig angespannt sein, oder?“
„Lass es gut sein Reiner“, zischte Inge, und zog die Tür mit Karacho hinter sich zu.
Inge Museal war zwar eine erstklassige Assistentin, aber sie