Der Bestseller. Arno von Rosen
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Es gibt auf dem Archipel wohl hunderte, oder tausende dieser Inseln, größere und kleinere, so wie mein grün bewachsener Sandhaufen, und ich fragte mich, wie er mich unter all diesen winzigen Tupfern des Pazifiks, wieder finden wollte.
Unsere Gespräche hatten sich ohnehin auf ein wenig gebrochenes Englisch beschränkt, das wohl jeder Philippino sprach, alleine schon wegen der Touristen.
Mein kleines Paradies war für Investoren nicht attraktiv genug, da es durch Riffe, und zu flaches Gewässer, nur schwer mit Booten erreichbar war, und für Flugzeuge fehlte der Platz zum Landen.
Es gibt eine Anhöhe, die an die 80 bis 90 Meter hoch sein mochte, von der ich eine ganz gute Rundumsicht auf den Ozean hatte. Trotzdem sind die nächsten Inseln außer Sichtweite, zumindest für das menschliche Auge. Mein Paradies besitzt eine eigene Quelle, die zwar nur spärlich fließt, aber für mich ausreichend ist. Der perfekte Ort, um lange Zeit hier bleiben zu können und zu warten.
Auf was ich wartete, weiß ich nicht, und ob ich jemals diesen Ort verlassen werde, kann ich noch nicht sagen. Mein selbst gewähltes Exil war wohl vielmehr der Wunsch, sich nicht dauernd umdrehen zu müssen, ob jemand zu sehen ist, oder ob irgendeine Gefahr droht.
Ich habe mir aus ein paar abgestorbenen Bäumen, und großen Blättern von Pflanzen, die ich nicht einmal bestimmen kann, eine recht komfortable Unterkunft gebaut, und die Konstruktion mit einem großen Stück Segeltuch regenfest gemacht.
Mein Schlafplatz ist nicht in Quellnähe, aber dafür nicht weit vom Strand entfernt, in einer kleinen Kuhle, die ich extra hierfür ausgehoben habe, und die vom Wasser aus nur schwer zu entdecken ist.
Ich lebe von den Vorräten, die ich mir mitgebracht habe, überwiegend Dosen, welche ich im kühlen Sand unter Bäumen vergraben habe, damit sie nicht so schnell verderben.
Feuer mache ich so wenig wie möglich, obwohl es genug trockenes Holz gibt, dass kaum Rauch erzeugt.
Ich habe durch die karge Nahrung zwar schon etliche Pfund abgenommen, aber ich wollte ja schon seit Jahren ein paar Kilo abspecken, wenn dieses jetzt auch unfreiwillig geschah.
Bei den Pflanzen und Früchten halte ich mich an die Devise; schmecken oder riechen sie schlecht, esse ich nichts davon. Ich habe mir zwar oft im TV Sendungen über Natur und Umwelt angesehen, aber da konnte ich ja noch nicht ahnen, dass ich dieses Wissen einmal selber benötigen würde.
Es ist erstaunlich, mit wie wenig der Mensch auskommt, wenn es die Umstände verlangen. Mit grimmigem Humor denke ich an die vielen leckeren Dinge zurück, die für mich früher selbstverständlich zum Leben dazugehört haben.
Wenn ich, vor nicht einmal sechs Monaten, am Morgen Appetit auf ein saftiges Steak hatte, brutzelte es am Abend bereits in der Pfanne.
Jetzt fange ich mir jeden Tag einen Fisch mit einem angespitzten Stock, den ich wie eine Art Harpune mit einem Widerhaken versehe habe, oder ich suche Muscheln, wenn mir das Jagdglück nicht hold ist. Allerdings habe ich Wochen gebraucht, um die richtige Technik, und die nötige Geduld zu erlernen, damit ich etwas fangen konnte.
In den letzten Wochen hat mir der linke Arm immer weniger Probleme bereitet, sodass ich meine Technik verbessern konnte, und meine Angelausflüge öfter von Erfolg gekrönt sind.
So komme ich leidlich über die Runden. Mittlerweile habe ich mich sogar an Sushi gewöhnt, auch wenn ich anfangs Schwierigkeiten hatte, rohen Fisch zu essen.
Es gibt auch ein paar genießbare Früchte, sodass ich jetzt ganz gut versorgt bin, und es gibt natürlich Kokospalmen, die anscheinend auf keiner Insel fehlen dürfen.
Kokosnüsse sind für die Inselbewohner die reinste Wundermedizin. Kokosmilch ist isotonisch, und somit ein ausgezeichnetes Getränk, aber man kann es auch wie eine Blutkonserve verwenden, vorausgesetzt natürlich, dass man über genug medizinisches Wissen, und die entsprechenden Gerätschaften verfügt.
So vertreibe ich mir den Tag mit fischen und sammeln von Früchten, aber nie mehr als ich brauche, und nur soviel, dass ich auch am nächsten Tag noch Beschäftigung habe, um nicht stundenlang grübeln zu müssen.
Ich bin jeden Morgen am Strand, und denke an meine Familie, und meine Freunde. Ein Telefon habe ich nicht mit auf die Insel gebracht, und natürlich auch kein Radio, oder andere technische Geräte. Wozu auch, es gibt sowieso keinen Strom, abgesehen davon, dass es natürlich auch kein Fernsehen und kein Radio gibt, oder überhaupt Empfang, in dieser Region der Erde.
Es könnte sein, dass es inzwischen einen schwarzen Präsidenten, oder eine Frau im Weißen Haus gibt, oder der dritte Weltkrieg ausgebrochen ist, und ich würde es nicht wissen.
Vielleicht ist ein Mittel gegen Krebs erfunden, oder endlich Energien entwickelt worden, um keine fossilen Brennstoffe mehr zu verschwenden, und damit die gewaltigen Konzerne in die Knie zu zwingen, aber ich weiß nichts davon, auch wenn ich bei dem Gedanken lächeln muss.
Eigentlich ist das der Grund warum ich hier sitze. Genauer gesagt, habe ich darüber vor fast zwei Jahren mit meinem ältesten Freund ein paar Spekulationen angestellt, wie wir das regelmäßig bei einem gemeinsamen Frühstück getan haben. Nur, dass wir die Gedanken im Gegensatz zum üblichen Verlauf der einstündigen Zeremonie weitergesponnen, und zu Papier gebracht haben. So eine Art Bierlaune zum Frühstück, wenn sie so wollen.
Es ging um nichts, was nicht jeder aus dem täglichen Gespräch mit Kollegen oder Freunden kennt.
Der Sprit ist zu teuer, man bekommt im Discounter für 70 Euro kaum noch den halben Wagen voll, während man vor fünf Jahren noch für 50 Mark das Ding kaum schieben konnte, den teuren Strom, oder die Selbstbedienungsmentalität unserer Politiker.
Nichts, worüber man nicht mit jedem spricht, sei es der Bäcker, der Metzger, die lieben Kollegen, oder natürlich die Freunde und die Familie.
Uns gefiel die Idee, dahinter eine Verschwörung zu sehen, die sich durch alle Nationen zieht, und die von Wirtschaftsimperien gesteuert wird.
Ich wünschte, ich hätte es wie immer bei ein paar Sprüchen gelassen.
So kamen wir an jenem Morgen auf die Idee, unsere wirren Gedanken in einem Buch zu verewigen.
Wir redeten uns tagelang die Köpfe heiß, über die Manipulationen auf dem Ölpreismarkt, und dass die Kurse von den Saudis und den USA bestimmt werden, weil die Amerikaner bei den Arabern mit über 30 Prozent des eigenen Staatshaushaltes verschuldet sind, und deshalb Bush zum Präsident gewählt worden ist, um die Interessen der Ölmultis zu vertreten, und ihnen damit Milliarden, oder gar Billiarden Dollar zu sichern.
Die Abhängigkeit der Deutschen von den Energiekonzernen, und die Steuerung aller Regierungen durch die größten börsennotierten Unternehmen, und natürlich nicht zu vergessen, die Banken, über die in „Null Komma Nix“ Milliarden elektronisch verschoben werden, egal ob diese von normalen Angestellten stammen, von Terroristen, oder der ehrenwerten Mafia. Diese Transaktionen laufen so schnell ab, dass sie von Maschinen gesteuert werden müssen, da der menschliche Faktor zu langsam ist.
Natürlich haben wir auch nicht die Medien vergessen, die von den einzelnen Unternehmen und Regierungsstellen dazu missbraucht werden, die Bevölkerung