Lost Vampire. Beth St. John

Чтение книги онлайн.

Читать онлайн книгу Lost Vampire - Beth St. John страница 6

Автор:
Серия:
Издательство:
Lost Vampire - Beth St. John

Скачать книгу

Piepen blickte George auf die Uhr und realisierte, dass es eine gute Stunde später war, als er erwartet hatte. Er stieß einen kurzen Fluch aus und machte sich hastig auf den Weg. „Die Vergangenheit lässt mich einfach nicht los“, murmelte er, während die Straßen von Torch Creek in Windeseile an ihm vorbeiglitten.

      Nur wenige Minuten später stand George vor dem Gebäude aus hellem Sandstein. Es lag an der Hauptstraße und wirkte ein wenig zu groß für die angrenzenden Läden. Das Schild über der Tür verkündete:

       Museum für Naturkunde und Geologie

      Schon aus der Entfernung spürte der Vampir James' Präsenz wie Elektrizität auf seiner Haut. Seine Aura war nicht bedrohlich, strahlte aber für Übernatürliche wie ein Leuchtfeuer. Viel schwächer nahm er darunter Ever wahr, die sich ebenfalls in den Räumen des kleinen Museums befand. Das Mädchen erkannte er nicht direkt an ihrer Aura, sondern es war eher ihr eigenartiger Herzschlag, welcher sie schon am Sunset Crater als übernatürliches Wesen verraten hatte.

      George betrat die ausladende Eingangshalle, in der zahlreiche Meteoritenüberreste in größeren und kleineren Glasvitrinen ausgestellt waren. Die Beleuchtung war auf ein Minimum reduziert. Im hinteren Bereich des Foyers zweigten kleinere Gänge und Räume ab, in denen weitere Ausstellungsstücke präsentiert wurden. Die Fotografien an den Wänden – offenbar aus Satellitenperspektive – sagten ihm wenig. Ohne sie zu beachten ging er direkt zum Aufzug und fuhr in den dritten Stock, wo die Büroräume zu finden waren. Oben angekommen, ging er einen langen, schmalen Flur entlang. George stoppte, als er auf einem der Schildchen „James Nathan, Kurator“ las und klopfte höflich an. Dann öffnete er sachte die Tür und sah, dass der Mann sich bereits erwartungsvoll zu ihm umgedreht hatte. Er kam George entgegen, während Ever noch eine Weile zusammengesunken auf einer Couch im hinteren Bereich saß. Sie kam erst langsam auf die Beine, als sie das Geräusch der schließenden Tür hörte.

      „Mister Tramente.“

      James sah haargenau so aus wie seine Stimme klang. Wobei es nicht einmal zwingend das Aussehen war, sondern eher seine Wirkung. Der schlanke Mann mochte rein optisch um die Fünfzig sein, doch seine Gesichtszüge erschienen auf eine unbelastete Art und Weise jung, als ob ihn nichts im Leben gezeichnet hätte. Seine dunklen Augen betrachteten George von oben herab durch die randlosen Gläser seiner Brille, doch sein Blick wirkte abwesend, als würde er durch ihn hindurchsehen. Er streckte dem Vampir eine Hand entgegen.

      „George ist vollkommen ausreichend“, sagte er und schüttelte die Hand des anderen. James hatte einen sehr bestimmenden Händedruck. Der Vampir warf einen kurzen Blick hinüber zu Ever, die nun hinter James auftauchte. „Ich hoffe, ich komme nicht ungelegen.“

      „Aktuell oder im Allgemeinen?“ James lächelte, wobei er nur einen Mundwinkel verzog. Auf Evers Gesicht machte sich eine empörte Miene breit.

      „Es war nicht meine Absicht…“, setzte George etwas überrascht an, doch James unterbrach ihn mit einem neutralen Lachen.

      „Ein Scherz“, erklärte der Mann und blickte kurz hinüber zu Ever, deren unzufriedener Gesichtsausdruck sich etwas entkrampfte.

      „Es ist ungewöhnlich in diesen Gegenden einen Vampir anzutreffen. Ganz zu schweigen von einem, der sich in einem Städtchen wie Torch Creek längerfristig niederlassen will.“

      „Es ist ein ruhiger Flecken Erde“, pflichtete George mit einem zaghaften Lächeln bei. Es war seiner Erfahrung nach unmöglich, die Absichten eines Wächters zu erahnen.

      „Einer der Gründe, weshalb es mich verwundert“, entgegnete James und schien George dabei auf unnatürliche Weise zu scannen.

      „George ist hierhergekommen, um seine Ruhe zu haben“, verteidigte Ever ihn bestimmt und wirkte ungeduldig. „Nicht wahr?“

      „Mir sind die ganzen Menschen und der Lärm seit fast einem Jahrzehnt zu viel. Es hat sich erst jetzt ergeben, mich auf diese Weise zurückzuziehen.“

      „Das ist für Ihre Lebensumstände allerdings eine sehr unpraktische Entscheidung. Eine ungewöhnliche Verhaltensweise für einen Vampir“, resümierte der Wächter als würde er aus dem Lehrbuch über eine Tierart dozieren. „Wo lagen die Gründe für das lange Warten?“

      „Nun, ich will Sie nicht mit Details langweiligen. Sie wissen schon“, setzte George an und konnte sich ein verschmitztes Lachen nicht verkneifen. „Berufliche Verpflichtungen, Mietverträge, soziale Kontakte.“

      „Ich verstehe.“ Der Wächter lachte ebenfalls kurz, dieses Mal deutlich herzlicher. „Mein Antrag auf dieses Museum hat sich über fast sechs Jahre hingezogen. Menschliche Bürokratie ist eine konfuse Angelegenheit.“

      Ever räusperte sich. „So ungern ich euch beide unterbreche, ich habe heute Abend leider nicht bis in alle Ewigkeit Zeit. Weißt du, was du wissen wolltest, James?“ Sie wechselte die Seite und stand nun neben George.

      „Wie so oft tat ich das schon seit einer Weile, Ever. Ich wollte nur meine Informationen überprüfen.“ Der Wächter nickte bedächtig, dann sah er ihr tief in die Augen. „Ich sehe aktuell keine Gefahr für dich, aber ich möchte, dass du auf dich aufpasst, Ever. Stell' keinen Unfug an.“

      Die junge Gestaltwandlerin an Georges Seite wirkte peinlich berührt, doch sie nickte artig.

      „Was Sie angeht, George: Denken Sie an meine Warnung.“

      Was will ein einzelnes Informationsbündel schon gegen die unzähligen Gefahren der Welt ausrichten, dachte George rebellierend. Doch er nickte nur und verzog dabei keine Miene.

      „Zu einem vollständigen Wissensschatz gehören auch allerhand übernatürliche Geheimnisse und Verbindungen“, erklärte der Wächter wie eine Antwort auf seine Gedanken.

      Bevor Ever oder er dazu kamen etwas zu erwidern, drehte sich James Nathan mit einem zufriedenen Lächeln um und verschwand in den Tiefen seines Museums.

      Kapitel 4

      24. März. Torch Creek. Später Abend.

      George bekam wenig von der Autofahrt mit, nachdem sie das Museum verlassen und zu Evers Pickup gegangen waren. Sie wollte ihm unbedingt einen besonderen Ort in der Nähe zeigen, doch knapp danach verschwamm seine Erinnerung. Einige Dinge, die James erwähnte, versetzten ihn weit in die Vergangenheit und wecken unschöne Erinnerungen. Allen voran an Lukas Drake. Er war nie zuvor einem Wächter begegnet und hatte gehofft, nie wieder einen treffen zu müssen. Trotz seines Schweigens redete Ever jedoch lebendig über die Highschool, ihre Freundinnen und ihren Tag, während sie fuhr. Erst nachdem sie geparkt hatte und beide ausgestiegen waren, schien ihr seine gedankliche Abwesenheit richtig aufzufallen.

      „Sehr genervt von mir?“, fragte Ever vorsichtig einige Meter neben ihm. Sie war auf einen kleinen Felsvorsprung geklettert und balancierte mit ausgestreckten Armen. So befand sie sich mit George auf Augenhöhe. Er fühlte die kalte, sandige Luft auf seinem Gesicht und sah weit und breit nur zerklüftete Felslandschaft.

      „Gar nicht“, antwortete George sanft. Es stimmte tatsächlich. „Ich hatte nur ganz vergessen, dass es unmöglich ist, mit einem Wächter zu reden, ohne sich am Ende wie ein ahnungsloses Kind vorzukommen.“

      Ever lächelte und blickte ihm kurz in seine dunklen Augen. „Dann geht es zum Glück nicht nur mir so. Ich schätze, es macht keinen Unterschied, ob es einen acht oder achthundert Jahre zurückwirft.“

Скачать книгу