Theater in Bresel. Gerhard Gemke

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Theater in Bresel - Gerhard Gemke

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ein Lächeln auf sein Raubvogelgesicht. Wie lange mochte das her sein, dass er auch so ein …

      „Herr Wirzbald!“ Edes Gesicht zuckte zurück. „Ihre erste Amtshandlung. Nehmen Sie den Ball in Verwahrung. Geben Sie ihn …“, die Direktorin musterte die beiden Übeltäter durch halbgeschlossene Augenlider, „… in zehn Tagen wieder heraus!“

      Ede nickte, und Carlo wisperte: „Jawohl, Frau Direktor.“

      Frau Spitznagel würdigte Carlotta keines Blickes. Sie spazierte mit auf dem Rücken verschränkten Händen auf die beiden Würstchen zu. „Nun zu euch.“

      Knut (oder Kurt, wer konnte sie schon auseinanderhalten) hob vorsichtig die Augen. „Entschuldigung, Frau Spitznagel“, flüsterte er. Und der andere Bengel bemühte sich, überzeugend zu nicken.

      Frau Spitznagel sah sie an, und wer die Direktorin genauer kannte, wusste, dass in diesem Moment ihr Herz zerfloss.

      „Aber“, sagte sie und räusperte sich umständlich, „Strafe muss sein. Fußball spielen auf dem Schulhof ist verboten und Bälle gegen das Direktionsfenster zu schießen allemal.“

      Zwei Krausköpfe baumelten zerknirscht vor den Ringelpullovern.

      „Ihr zwei werdet also …“, Almuth Spitznagel hatte ein Talent für wirkungsvolle Pausen, „… unserem neuen Hausmeisterpaar, Herrn und Frau Wirzbald, die Hausmeisterwohnung zeigen.“

      Zwei Krausköpfe schossen hoch und strahlten.

      „Und!“ Pause, in der dunkle Schatten der Sorge die beiden Rotznasengesichter trübten. „Und ich werde kontrollieren, ob ihr den Stoff des jetzt versäumten Unterrichts gründlich … “ Pause „… gründlich nachgeholt habt!“

      Ernsthaftes doppeltes Nicken.

      „Und jetzt: Marschmarsch! Herr und Frau Wirzbald, ich wünsche Ihnen einen erfolgreichen Arbeitsbeginn. Wir sehen uns noch im Laufe des Vormittags. Herr Kniest, mit Ihnen möchte ich noch die Vertragsbedingungen besprechen. Guten Tag, meine Herren!“

      Und mit einem undefinierbaren Blick auf Carlo fügte die Direktorin hinzu: „Schönen Tag, meine Dame.“

      „Hach!“, seufzte Carlo und ließ sich auf das Bett fallen. Neben ihm schrie Ede und wurde einen halben Meter in die Höhe geschleudert. Knapp verfehlte sein Scheitel die Dachschräge, bevor er wieder zurück krachte. Carlo wippte und gluckste vergnügt. Die Flüssigkeit unter dem Laken gluckste mit. Wie das bei Wasserbetten so ist. Genervt setzte sich Ede aufrecht, wobei sein Scheitel der Holzvertäfelung erneut gefährlich nahe kam.

      „Einer von uns ist zuviel in diesem Bett“, knurrte er.

      „Och“, machte Carlo und drehte sich schwungvoll auf die andere Seite. Nun, es kam, wie's kommen musste. Ede fluchte und rieb sich den Hinterkopf. Stöhnend stieg er von der Wackelmatratze und machte sich mit schräg gehaltenem Kopf auf den Weg in die Küche.

      Die Hausmeisterwohnung lag unter dem Dach des altehrwürdigen Schulgebäudes. In der Mitte, etwa unter dem Giebel, befand sich ein Flur, in dem selbst Ede aufrecht gehen konnte. Zu jeder Seite drückte sich ein Zimmer bis in die tiefsten Dachwinkel. In einem davon stand besagtes Wasserbett.

      Am Ende des Flures zwängte Ede sich in eine Art Küche-mit-Bad. Sie war mit einem Herd, einer Waschmaschine, einer engen Dusche und einem klapprigen Esstisch nicht gerade üppig ausgestattet. Auf eine weitere niedrige Tür nach hinten raus hatte ein Witzbold ein rotes Herzchen gemalt. Daneben brummte auf einem bedenklich schrägen Holzregal ein Miniaturkühlschrank.

      Ede öffnete die Kühlschranktür. Das Lämpchen drinnen war hinüber. Rechts erspähte Ede eine abgelaufene Tube Senf. Im unteren Fach standen drei Gläser saure Gurken, und darüber lachte ihn eine junge Frau von einem vor langer Zeit geöffneten Joghurtbecher an. Eiswürfel jedenfalls gab es nicht. Eine Hausmeisterwohnung war nun mal kein Hotelzimmer.

      Ärgerlich griff sich Ede eins der Gurkengläser und rollte es über die wachsende Beule an seinem Hinterkopf. Dann schlurfte er zurück in den Flur. Dort schob er mit der Fußspitze einen riesigen Rock mit Schottenmuster und einen BH beiseite, aus dem Zeitungspapier quoll. Carlotta Wirzbald hatte sich, nachdem Kurt und Knut sich verdrückt hatten, auf der Stelle wieder in Carlo verwandelt. Auf der Stelle war wörtlich gemeint.

      Ede schaufelte die Tür zu dem zweiten Raum frei, der von dem Flur abzweigte. Zu seiner Erleichterung fand er dort ein Sofa. Eine Nacht gemeinsam mit Carlo im Wasserbett hätte mit Mord und Totschlag geendet. Das war mal sicher.

      Ede schmiss ein muffiges Kissen auf das Sofa und fand eine fadenscheinige Wolldecke, die, wie er von der Seite erkennen konnte, über einem Aquarium hing. Ede zog die Decke von dem Becken. Eine nicht nennenswerte Wasserpfütze verdunstete darin, und etwas, das wie der Rest eines Guppies aussah, schwamm in der trüben Brühe. Ede warf die Decke über den Behälter zurück. In dem Zimmer mit dem Wasser-Ehebett würde sich auch eine zweite Decke finden, überlegte er messerscharf.

      Von drüben drangen jetzt freudige Juchzer herüber. Carlo zumindest hatte seinen Spaß. Über dem schmalen Dachfenster hing der Mond. Eine Krähe oder so was pickte auf das Glas. Vielleicht mag sie ja Fisch, dachte Ede. In diesem Moment quälte sich ein Schnarren durch den Flur. Vermutlich die Türklingel.

      Carlotta im Wasserbett quiekte.

      „Na, wie gefällt's euch?“, fragte Eggbert Kniest, als sie sich gesetzt hatten. Eggbert und Carlo quetschten sich um den Küchentisch, Ede hockte auf dem Rand des Duschbeckens.

      „Prima“, knurrte er und hielt das Gurkenglas an den Kopf. „Weitläufige Wohnung mit komfortablen Betten und Fischzucht. Ein Paradies für Mensch und Filzlaus.“

      Carlo sah ihn mit großen Augen an. „Also mein Bett ist wirklich …“

      „Ach, halt deinen Sabbel!“ Ede war nicht guter Dinge.

      „Na wenigstens friert ihr euch hier nicht den Hintern ab“, versuchte Eggbert die Stimmung zu heben. „Ich werd mich in ein paar Tagen wieder bei euch melden.“ Eggbert hievte sich hoch und öffnete die Flurtür. „Und träumt was Schönes. Ihr wisst ja, was man in der ersten Nacht in einer neuen Wohnung träumt, geht in Erfüllung!“

      „Auch das noch“, brummte Ede und rieb sich wieder die Beule.

      Inzwischen war es Nacht geworden in Augsburg. Der Mond, der über der Stadt wie in einem schwarzen Samtlaken hing, war fett und rund. Es war an der Zeit abzunehmen. Unter den Dachschrägen des Ottoniums schnarchte Carlo wie eine Betonmischmaschine und träumte vom karibischen Meer. Die Wassermatratze gluckste dazu ihre Geschichten in sein Ohr.

      Im Zimmer gegenüber lag Ede und starrte auf den feisten Mond. Als Ede in den frühen Morgenstunden endlich einen unruhigen Schlaf fand, träumte er von einer Betonmischmaschine, die ihren Inhalt ausspie und eine dicke schnarchende Frau unter sich begrub.

      Der fette Mond zog unbeirrt seine Bahn durch die klirrend kalte Nacht und spiegelte sich gegen drei Uhr in den acht Augen einer Vogelspinne, die regungslos eine Heuschrecke aussaugte. Nur einmal zitterten ihre Tasthaare, als kaum wahrnehmbare Vibrationen der Luft ihr eine Bewegung anzeigten.

      Sibylles Kopf beugte sich über das Terrarium. Ihre Lippen öffneten sich lautlos. Fast lautlos.

      „… wären doch alle drei …“

      Dann

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