Theater in Bresel. Gerhard Gemke

Чтение книги онлайн.

Читать онлайн книгу Theater in Bresel - Gerhard Gemke страница 7

Автор:
Серия:
Издательство:
Theater in Bresel - Gerhard Gemke

Скачать книгу

– waren zufrieden und zogen ab (und mussten später von den besten Bildern eine Mehlwolke digital entfernen, die vor dem Portal der Sankt-Urban-Kirche auf den Bäckerladen von Bäcker Blume zusteuerte).

      Clemens, Radolf und Doktor Jorgonson verabschiedeten sich wortreich und verließen Ritter Kunibald, der eisern die Lippen aufeinander presste. Die Menschen (und speziell die Politiker) hatten sich in den verflossenen eintausend Jahren kein Stück geändert. Was eigentlich auch nicht zu erwarten gewesen war.

      Breselner Volksblatt, 10. Dezember

      EVENT-CENTER IN GREIFBARER NÄHE

      GRABUNGSHELFER GESUCHT

      Der schon seit einigen Wochen diskutierte Umbau des baufälligen Sankt-Florian-Klosters zum Event-Center (EC) ist nun beschlossene Sache. In der gestrigen Stadtratssitzung stellte der Leiter des Historischen Museums Bresel (HMB) Clemens Zuffhausen den Stand der Planungen vor. Demzufolge sind eine Erlebnis-Therme mit Sauna, verschiedene kulturelle Events bis hin zu Führungen in die berühmte Breselberger Tropfsteinhöhle vorgesehen.

      Außerdem darf man auf die weiteren Ergebnisse der Ausgrabungen in und um das denkmalgeschützte Gebäude gespannt sein, von denen sich die Fachleute Erhellendes zur Geschichte des Klosters, ja der ganzen Stadt erhoffen.

      In diesem Zusammenhang wies Herr Zuffhausen auf ein Gemeinschaftsprojekt der Breselner Schulen und des HMB hin. Eine begrenzte Anzahl Schüler darf in den Weihnachtsferien als Grabungshelfer im Kloster den Archäologen zur Hand gehen. Interessenten melden sich bitte bis zum übernächsten Freitag im HMB.

      „Scheißname“, sagte Freddie. Jan nickte. Die beiden Jungs standen vor dem schwarzen Brett im Eingangsbereich des Adalbertinums.

      „Event-Center.“ Jan drückte schaudernd seinen Zeigefinger auf die Kopie des Zeitungsartikels. „Kommt gleich nach Mehrzweckhalle und Einkaufsparadies.“

      „Oder hier: Erlebnis-Therme“, ergänzte Freddie. „Wer denkt sich nur so'n …“ Der neuerliche Gebrauch des Wortes, das irgendwo zwischen Scheibe und Schweiß lag, wurde unterbrochen vom Klingelzeichen, das die große Pause beendete.

      „Aber Grabungshelfer klingt nicht übel“, meinte Jan, als sie die Treppe zum Klassenraum der 6b hinaufkeuchten.

      „Morgen soll übrigens Radolf den ersten Spatenstich in den Klosterkeller treten, sagt mein Vater.“ Freddie drückte die Klinke der Klassentür runter.

      „Das gucken wir uns an!“

      Das Adalbertinum war eine hufeisenförmige Renaissance-Anlage, deren Gebäudeflügel einen lauschigen Park umschlossen. Adalbert Stifterstein zu Bresel hatte sie 1556 für den Jesuitenorden errichten lassen. Damals noch vor den Toren der Stadt. Seit dem ausgehenden 19. Jahrhundert beherbergte sie eine Schule. Ihre Umgebung war heute längst dicht besiedelt. Bresel-Neustadt.

      Von dort brachte ein Schulbus jeden Mittag einen großen Teil der Adalbertinum-Schüler zurück nach Bresel. Die Linie 7. Lisa Favretti, die Tochter der weit und breit besten Eisdielenbetreiber, saß heute auf der Rückbank und blätterte in einer zerknitterten Zeitung, die jemand dort liegengelassen hatte. Ihre blonden Zöpfe tippten auf einen fett umrandeten Artikel.

      „Hier“, sagte sie und sah Freddie und Jan erwartungsvoll an.

      „Kennen wir schon.“ Freddie gähnte.

      Jan rollte die Augen. „Event-Center!“

      Der Bus ruckelte über die Eisenbahnbrücke und rollte am Stadtpark vorbei. Lisa las murmelnd weiter. Am Ende des Artikels hob sie die Stimme: „… darf in den Weihnachtsferien als Grabungshelfer im Kloster den Archäologen zur Hand gehen.“

      Vor den schmutzigen Busfenstern verschwanden die letzten Ulmen der Grünanlage und das Breselner Theater erschien. Jan zeigte auf ein Banner, das die breite Eingangstreppe überspannte. Ein Weihnachtslied – von Charles Dickens stand darauf. Das diesjährige Weihnachtsstück.

      „Da gehen wir doch mit der ganzen Klasse rein. Weiß einer wann?“

      Freddie nickte. „Übermorgen. Freitag um neun. Wenn uns Ebeneezer Scrooge ins Theater lässt.“

      „Wer iss'n das?“

      „Der böse Onkel von der kleinen Annie.“

      „Von wem?“ Jan nervte, dass Freddie ständig in Rätseln sprach. Aber Freddie war nicht nach einer näheren Auskunft zumute.

      „Hoffentlich ist das kein Kinderkram“, sagte Jan noch.

      Lisa hob den Kopf und legte die Zeitung auf den Sitz. „Das ist doch total spannend!“

      „Sag bloß, du kennst das Stück?“

      „Welches Stück? – Ach nee“, Lisa hatte kapiert, „ich meine doch die Sache mit den Grabungshelfern. Bis nächste Woche Freitag muss man sich da anmelden.“

      Freddie zuckte mit den Schultern. „Ich guck mir morgen erstmal Radolfs Spatenstich an.“

      Jan erzählte nochmal, was er von seinem Vater wusste. Morgen würden die Umbauarbeiten im Kloster feierlich eröffnet. Mit einer Rede von Bürgermeister Radolf Müller-Pfuhr, Musik und kaltem Buffet.

      „Dann können wir dem Bürgermeister persönlich die Hand schütteln“, sagte Jan ernst. Als ob das einer wollte.

      Der Bus hielt an der Theaterstation. Einige Schüler verließen den Wagen. Dick vermummte Leute drängten sich mit ihren Einkaufstüten durch die Sitzreihen und rutschten durch die Pfützen im Mittelgang.

      Der Bus ruckelte wieder an. Lisa starrte aus dem Seitenfenster.

      „Weiß einer was von Jo?“, fragte sie.

      „Jo!“ Jan schlug sich vor die Stirn. „Fast hätt ich's vergessen.“ Er tippte Freddie auf die Schulter. „Kannst du meiner Mutter Bescheid geben? Ich fahre noch zur Burg hoch und bringe Jo die Hausaufgaben.“

      „Fleißig, fleißig.“ Freddie kassierte einen nicht freundlichen Blick.

      „Was ist denn mit ihr?“, fragte Lisa, ohne die ewige Kabbelei der Jungs zu beachten.

      Jan zuckte mit den Schultern. „Komm doch mit.“

      Lisa schüttelte den Kopf und seufzte: „Unsere Eisdiele wird renoviert. Wir räumen heute den Laden aus, damit Firma Spreißelmeier loslegen kann.“

      Freddie gähnte. „Morgen reißt mein Alter bei euch die erste Wand ein.“ Freddies Vater war Maurermeister beim Bauunternehmen Spreißelmeier, und Jans Vater stand ebenfalls auf der Lohnliste des größten Arbeitgebers der Stadt. Als Elektroingeneur.

      Der Bus hielt am Augsburger Tor. Lisa und Freddie stiegen aus. Schon nach wenigen Metern waren die beiden hinter einer dichten Schneeflockenwand verschwunden. Jan lehnte sich zurück. Zischend schlossen die Türen. Die Linie 7 zockelte weiter um die alten Stadtmauern von Bresel. Am Ulmer Tor bog sie stadtauswärts in Richtung Burg. Die Breselbergstraße hatte ein Schneepflug heute bereits das dritte Mal freigeräumt. Der Bus brummte die engen Serpentinen hinauf bis zum Wendeplatz vor der gewaltigen Zugbrücke.

Скачать книгу