Schattenglanz. Ina Maria Teutsch

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Schattenglanz - Ina Maria Teutsch

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dich, dass du nicht zu lange etwas mit ihr zu tun haben wirst. Sonst bekommt man nämlich schnell das große Kotzen, glaub mir. Ich rede aus Erfahrung", meinte Franziska angeekelt. Das waren ja erbauliche Neuigkeiten. Jetzt freute ich mich noch mehr darauf diese Marie kennenzulernen. Seufzend verabschiedete ich mich von meinen neuen Freunden, nachdem sie mir das Versprechen abgerungen hatten, dass ich auf jeden Fall heute Abend zu der Party kommen würde. Ich wollte mich nicht gleich den Anweisungen von Frau Superfröhlich widersetzen und so schlenderte ich über den Hof auf den Stall zu, in dem ich das zufriedene Rascheln der Pferde und das Muhen der Kühe hören konnte. Mit jedem Schritt fühlte ich mich unwohler. Eine innere Anspannung, die ein mulmiges Gefühl zurückließ, ergriff von mir Besitz. Wie eine schlechte Vorahnung, die mich warnte weiter zu gehen. Ich schüttelte mich. Was war nur in mich gefahren? Das waren doch nur irgendwelche Typen, wie es sie haufenweise an unserer Schule gab und für die ich einfach nur Verachtung übrig hatte. Ich straffte meine Schultern und bog um die Scheune herum. Der Wind wehte plötzlich heftiger und zerzauste mir meine Haare. Ich seufzte erleichtert über die kleine Abkühlung auf. Doch als ich die Gruppe von fünf Jugendlichen sah, die da an der Wand lehnte, stockte ich mitten in der Bewegung. Es war die gleiche Gruppe, die ich heute Mittag schon auf dem Hof gesehen hatte, als sie fröhlich lachend in die Aula schlenderten. Zwei Jungen rauchten gerade versunken eine Zigarette. Sie sahen sich so erschreckend ähnlich, dass ich mir sicher war, sie niemals auseinanderhalten zu können. Beide trugen weite, blaue Kapuzenpullis und Hosen, die ihnen für meinen Geschmack viel zu tief hingen. Die zwei Mädchen standen etwas abseits und lachten gerade über irgendeinen Witz, den ich nicht verstehen konnte. Und dort direkt vor mir, keine fünf Meter von mir entfernt, stand der seltsame Junge mit den schwarzen Haaren. Er hatte sich lässig an die Scheunenwand gelehnt und seine Haltung strahlte die pure Überheblichkeit aus. Es war, als stände er über allem und nichts hätte ihn zu interessieren. Da wandte er urplötzlich seinen Kopf in meine Richtung, fast so, als hätte er meine Anwesenheit gespürt. Seine Augen bohrten sich direkt in meine, eisern und hart. Er blickte nicht an mir vorbei oder durch mich hindurch, sondern direkt in mich hinein, mitten in mein Herz und verwandelten es zu Eis. Nun war mir auf einmal kalt und ich stolperte erschrocken einen Schritt zurück. Seine Augen erstrahlten in einem hellen Grau, das mich an glänzendes Silber erinnerte. Sie waren von einer solchen Intensität und Stärke, dass ich am liebsten weg geschaut hätte. Doch ich konnte mich nicht von ihnen losreißen. Sie hielten mich voll und ganz in ihrem Bann gefangen. Und in diesem Moment wünschte ich mir nichts sehnlicher, als von diesem geheimnisvollen Jungen in den Arm genommen zu werden und seinen Blick für immer und ewig auf mir zu spüren, auch wenn mein Herz dadurch gefror. Ich spürte die körperliche Distanz zwischen uns so sehr, dass es beinahe schmerzte. Doch da schlich sich mit einem Mal ein Glimmen in die Augen des Jungen, das von abgrundtiefem Hass zeugte. Er funkelte mich wütend an und seine vollen Lippen waren zu einem schmalen Strich verzogen. Was hatte ich falsch gemacht? Was hatte ich ihm nur getan, dass er mich so sehr zu hassen schien? Ein betäubendes Gefühl breitete sich in mir aus. Entsetzt wandte ich meinen Blick ab und taumelte etwas. Mein Magen vollführte unkontrollierte Hüpfer und mir war speiübel. Verzweifelt versuchte ich die Pfannkuchen mit Nutella in meinem Magen zu behalten, doch es gelang mir nicht, so sehr ich mich auch bemühte. Mit einem erstickten Laut schüttelte mich ein Würgreiz und ich erbrach das schöne Essen von heute morgen vor mir ins Gras. Ich würgte immer und immer wieder, bis nichts mehr kam und ich nur noch bittere Galle spuckte. Keuchend richtete ich mich schließlich wieder auf und sah mich verängstigt um. Alle Fünf starrten ungläubig und angeekelt zugleich zu mir herüber, bloß dass der Junge mit den schwarzen Haaren die anderen darin bei weitem übertraf. Sein Gesicht und seine Haltung sprachen von einer solchen Abneigung und Verachtung, dass ich am liebsten einfach davongerannt wäre. Es war, als ob ich ein winziger, erbärmlicher Parasit sei, den es zu eliminieren galt, koste es was es wolle. Stockend brachte ich nur ein leises "Entschuldigung" hervor, zu mehr war ich nicht mehr in der Lage. Ein Mädchen mit braunen Haaren und blauen Augen trat aus der Gruppe hervor. Sie hatte eine Arroganz an sich, die sie mir vom ersten Moment an unsympathisch werden ließ. Ihre perfekt geformten Gesichtszüge und ihre Traumfigur ließen sie wie aus einem Modemagazin entstiegen wirken. "Du musst wohl Larissa sein, die Neue", presste sie zuckersüß und abfällig zugleich hervor, wobei sie das Wort "Neue" überdeutlich betonte. Mir wäre gleich noch einmal schlecht geworden, wenn ich nicht schon längst alles hervorgewürgt gehabt hätte. "Ich bin deine Leiterin hier und habe somit die Verantwortung für dich. Halte dich also besser an die Regeln, sonst bekommst du es mit mir zu tun. Und den Rest sollen dir deine Versagerfreunde selbst erklären, denen du dich angeschlossen hast. Ihr passt perfekt zusammen, das muss man schon sagen. Und jetzt verschwinde und lass uns in Frieden. Du bist weit unter unserem Niveau. Mit so jemandem wie dir wollen wir hier nichts zu tun haben", meinte sie spöttisch und schmiss mir eine Karte zu, mit der man sich wohl das Essen und Trinken in der Mensa holen konnte. Dankbar, dass sie mich wenigstens ebenso schnell loshaben wollte, wie ich sie, machte ich, dass ich davon kam. Dabei stolperte ich über einen Ast, der mir im Weg lag, was die anderen hämisch auflachen ließ. Ihr Lachen verfolgte mich noch lange und mein Gesicht brannte vor Scham. Was jedoch noch viel schlimmer war, war der bohrende Blick des seltsamen Jungen in meinem Rücken, der von abgrundtiefem Hass sprach und mein Herz weiter gefrieren ließ.

       KAPITEL 5 - Kein Ausweg

      Ich rannte blindlings über den Hof. Meine Augen begannen zu brennen und ich bemerkte, dass ich angefangen hatte zu weinen. Unaufhörlich flossen mir Tränen über meine Wangen und tropften auf den Boden hinunter. Mein Atem ging schwer und mein Herz schmerzte, als würde man es mit einem Messer bearbeiten. Warum musste mir das alles nur so nahe gehen? Was interessierte mich das schon, was diese dämlichen Idioten von mir dachten?! Ich sollte eher gesagt froh darüber sein, dass sie mich nicht als ihresgleichen betrachteten. Denn das wäre eine ziemliche Beleidigung gewesen. Beinahe wäre ich in ein Mädchen hinein gerannt, das mir aus dem Sonnenblumenhaus entgegen kam. Dieses warf mir einen verwirrten Seitenblick zu, doch ich blieb keine Sekunde lang stehen. Mir war es gerade völlig gleichgültig, was die anderen von mir denken mochten. Sollten sie sich doch ihre Mäuler über die Neue zerreißen, die gleich am ersten Tag heulend durch die Gegend rannte. Sollten sie doch ihren Spaß haben! Ich stolperte die Treppe hinauf und wäre beinahe gestürzt. Na super! Ich sollte wohl erst einmal richtig laufen lernen. Schnell beeilte ich mich den Gang entlang zu kommen, um endlich in mein rettendes Zimmer zu gelangen. Doch dort benötigte ich erst einmal geschlagene drei Minuten, um mit meinen zitternden Fingern den Schlüssel in das Schloss zu bekommen. Dann sprang zu meiner großen Erleichterung die Türe auf und ich schmiss mich mit einem erstickten Laut aufs Bett. Wie sollte das alles bloß enden? Schon wieder kamen mir neue Tränen, die ich nicht zurückhalten konnte. Ich schluchzte hemmungslos auf und vergrub mein Gesicht unter der Decke. Wie hatte ich mich vor diesen Idioten nur so blamieren können? Warum gerade jetzt? Denn wenn sie auch nur annähernd so schlimm waren, wie die Angebercliquen an unserer Schule, wusste spätestens morgen früh jeder über mein kleines Missgeschick Bescheid. Ich konnte ihre hämischen Gesichter schon deutlich vor mir sehen, wenn ich in die Mensa zum Essen ging oder durch die Gänge der Häuser eilte. Wie sollte ich das nur ertragen? Aber mir konnte es ja eigentlich auch vollkommen egal sein. Ich hatte hier nie beliebt sein oder Freunde finden wollen. In sechs Wochen würde ich verschwinden und keinen Gedanken mehr an dieses Camp verschwenden. Ich würde bis dahin einfach alles ignorieren und hoffen, dass wenigstens Franziska und die anderen noch zu mir hielten. Warum war ich dann jetzt eigentlich so fertig? Was bereitete mir solche Bauchschmerzen, dass ich am liebsten nie wieder aus diesem Zimmer herausgekommen wäre? Und da wusste ich es auf einmal klar und deutlich. Es war plötzlich so offensichtlich und doch gleichzeitig so verrückt, dass ich mich am liebsten selbst dafür gehasst hätte. Aber das konnte ich nicht. Denn auf eine seltsame Weise hatte ich nämlich das Gefühl einmal in meinem Leben die richtigen Dinge zu empfinden, die unausweichlich waren. Es war die Schuld dieses seltsamen, geheimnisvollen Jungen, der mich so vollkommen verwirrte. Mich schmerzte es ungemein, dass er mich vorhin so hatte sehen müssen und sein hasserfüllter Blick brannte mir noch immer im Nacken. Er verachtete mich so abgrundtief und war so voller Abneigung gegen mich, dass es unglaublich weh tat. Das Verrückteste daran war jedoch, dass ich ihn gerade deswegen noch mehr mochte. Ich wünschte mir nur ein einziges Mal ein kleines Lächeln in seinem Gesicht sehen zu dürfen, das seine Züge weich werden

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