Jamil - Zerrissene Seele. Farina de Waard

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Jamil - Zerrissene Seele - Farina de Waard

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flüsterte Marifa. »Dass ihm so etwas Schreckliches widerfahren muss, ausgerechnet Aldos und Navennes Sohn. Und Balor weiß nicht einmal davon, da er die Wälder erkundet. Armer Jamil …«

      »Was redest du da, Weib? Das ist nicht mehr Jamil – und dass ihn dieses Schicksal ereilt hat, ist mit Sicherheit allein seine Schuld! Die Götter wollten ein Opfer, bestimmt keinen Dämon.«

      »Aber dieses wilde Mädchen, das wir auf dem Hügel gefunden hatten, hat uns ja nichts sagen können. Ganz offensichtlich war sie es nicht, so erschrocken, wie sie war … ist Hals über Kopf in den Wald gerannt …«

      »Wenn ihr mich fragt, ist er von der Klippe gesprungen! Er war schon immer etwas seltsam und nach der Flucht noch stiller … dieser Fluch hat ihn ereilt, da er sein Leben fortwarf! Die Götter strafen solche Feiglinge!«

      Marifa beäugte den Körper. Er sah elend aus, die Kleider waren zerfetzt und von Blut getränkt – doch dann riss sie die Augen auf.

      »Nein! Seht nur an seiner rechten Seite! Sind das nicht Pfeile, die da aus seinem Brustkorb ragen?«

      Jetzt sahen die Männer es auch und redeten so wild durcheinander, dass Marifa gar nicht mehr zu Wort kam.

      »Du hast Recht! Es müssen die Leute von diesem Mädchen gewesen sein. Sie haben ihn erschossen!«

      »Ihr habt doch auch gesehen, wie ängstlich und verstört das Kind wirkte … was, wenn Jamil sich an ihr vergehen wollte? Dann wäre es allzu verständlich, dass man sie verteidigt hat!«

      »Wir müssen die Seherin befragen. Nur sie und Aldo können entscheiden, ob es ein Verbrechen war und wer Schuld trägt – und ob uns diese Eingeborenen feindlich gesinnt sind.«

      Die anderen Männer nickten auf die Worte des Metzgers hin und entspannten sich ein klein wenig.

      »Egal was passiert ist, Jamil kann nicht unschuldig gewesen sein. So oder so, er ist jetzt ein Dämon und nur einen schlechten Menschen würde so ein Fluch treffen! Lasst uns gehen. Er sieht schwach aus, vielleicht verlässt der Dämon seinen Körper ja doch bald …«

      »Hoffentlich, dann wäre das Land hier nicht mehr durch seine Schande befleckt!«, murmelte ein anderer und die Leute zogen sich von der Wiese zurück.

      Sie eilten rasch den Hügel hinab, auf dessen Höhe man noch die Krone des verfluchten Baumes erkennen konnte, selbst wenn man unten bei den ersten Zelten ankam.

      Marifa erzählte Aldo und der Seherin von ihrem Erlebnis, und die Seherin wirkte zutiefst beunruhigt. Sie zog sich in ihr Zelt zurück, befragte die Götter und kam erst am Mittag wieder heraus.

      »Ich hatte bereits eine seltsame Kraft gespürt, die von diesem Baum ausgeht. Dass es den Dämon zu ihm gezogen hat, heißt nichts Gutes. Er könnte dadurch neue Kräfte erlangen und gesunden. Der Baum schützt ihn. Wir können ihm nichts anhaben und müssen abwarten. Doch eines ist gewiss: Jamils Tod war nicht grundlos, er hatte dieses Schicksal verdient, das konnten mir die Götter sicher sagen.«

      Jamils Vater entschied, dass sie warten sollten, bis die Sicht der Seherin sich klären würde. Die Seherin bekräftige das mit einem Nicken.

      »Wegen dieser Pfeile müssen wir davon ausgehen, dass Jamil uns alle entehrt hat, indem er wahrscheinlich Hand an diese Fremde legte. Wenn diese Vermutung sich bewahrheitet, dann hatte er den Tod auf jeden Fall verdient und es ist kein Wunder, dass ihn dieses Schicksal ereilt hat!«, stellte Yesima mit düsterer Miene fest. »Er muss etwas verbrochen haben, wodurch er die Götter so sehr erzürnt hat«, fügte sie hinzu und die anderen pflichteten ihr bei.

      Aldo schüttelte missbilligend den Kopf. »Ich erwarte, dass ihr ab jetzt alle wachsam seid. Wir müssen unsere Siedlung baldmöglichst schützen. Es muss ein Wachdienst eingeteilt werden. Ich überwache jetzt weiter den Aufbau der Langhäuser. Wir haben den Angriff der Soldaten in Kas’Tiel überlebt, dann schaffen wir das auch bei ein paar Eingeborenen und einem … Dämon.«

      Navenne hatte Tränen in den Augen, wischte sie jedoch rasch heimlich weg, bevor sie ihrem Mann beipflichtete und sich davonstahl. Marifa sah ihr wehmütig hinterher und wusste nicht, was sie tun sollte, um ihrer Freundin diese schreckliche Last zu erleichtern.

Bild9

      Der Fiebernde nahm die verschwommenen Worte der Leute wie durch Wasser wahr. Sie beschimpften ihn, erzählten Lügen und verschwanden dann wieder zu den Zelten.

      Es hatte ihn all seine Kraft gekostet, sich bis zu den Wurzeln des Baums zu schleppen. Von dem Mädchen gezogen zu werden war kaum besser gewesen, sie hatte seinen gebrochenen Arm bewegt und auch seine Beine brannten wie Feuer.

      Die Stunden der Nacht zerflossen in einem Schleier aus Schmerz und Erschöpfung, teilweise erinnerte er sich gar nicht mehr, was geschehen war.

      Er wusste nur, dass er zum Schreien keine Kraft mehr besaß und den Baum wohl erreicht hatte, als es zu dämmern begann. Dazwischen sah er immer wieder das fremde Mädchen, wie sie über ihm stand.

      Aber weshalb tat sie ihm das an? Warum hatte sie ihn nicht in seine Siedlung gebracht? Warum hierher, zu diesem schrecklichen Baum, der sein Grabmal werden würde?

      Schmerz brannte sich durch seine Brust und Glieder, stechender als Feuer und Eis vereint.

      Er erinnerte sich verschwommen an die zusammengedrängten Gesichter seiner Freunde und Begleiter, wie sie ihn beschimpft und liegengelassen hatten. Jamils Kopf pochte und dröhnte, er war nicht in der Lage, wirklich zu verstehen, was sie besprochen hatten. In wacheren Momenten war er wütend. Wenn der Schmerz es zuließ, sank er in unruhigen Schlaf. Fieberträume peinigten ihn, in denen er immer wieder von der Klippe stürzte oder blutüberströmt seinen unbekannten Angreifer durch die dichten Wälder verfolgte, ihn jedoch nie einholte.

      Er wachte nicht auf, als dunkle Wolken über dem Meer aufstiegen und den Rest des Tages in schweren Sturm und peitschenden Regen hüllten, der ihn vollkommen durchnässte und Schmutz und Blut von ihm wusch.

      Es war dunkel, als er die Augen das nächste Mal aufschlug. Sein Körper war noch feucht vom Unwetter und die Wiese vor ihm lag in Schwärze. Er konnte kaum den Rand der Klippe von dem dahinter liegenden Meer unterscheiden, aber er hörte das laute Rauschen der Brandung, die gegen die Felsen schlug und sich mit dem Pfeifen des starken Windes vermischte.

      Es fröstelte ihn, er hatte gerade genug Kraft, kurz den Arm zu heben, konnte aber mit dieser Bewegung nichts bewirken außer Schmerz.

      Nach einer Weile schien es heller zu werden und der Schemen der dünnen Mondsichel zeichnete sich hinter den schnell dahinfegenden Wolken am Himmel ab.

      Als plötzlich das Mädchen vor ihm stand, entwich ihm ein überraschtes Ächzen. Er hatte sie nicht kommen hören. Sie tauchte einfach vor ihm auf, eine grobe Silhouette, die sich gegen den düsteren Himmel abzeichnete. Ihr Gesicht konnte er nicht sehen, aber ihren Blick spürte er deutlich. Jamil konnte erkennen, wie ihr Haar wild im Wind tanzte, während der Mond weiter wanderte.

      Zuerst hielt er sie für ein Trugbild seiner Fantasie, da sie unbewegt wie eine Statue dastand. Dann kam Leben in ihre Gestalt, sie trat näher und beugte sich zu ihm herunter.

      Sie hielt ein Messer in der Hand und schien ihn zu beobachten, wich aber rasch zurück, als er zitternd seinen rechten Arm hob und nach ihr ausstreckte.

      Das Mädchen sagte etwas

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