Oblomow. Iwan Gontscharow

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Oblomow - Iwan Gontscharow

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keine Arbeit und keinen Absatz? O dieser Betrüger! Ich würde ihn mir gehörig vornehmen! Und die Bauern sind deswegen fortgegangen, weil er selbst wahrscheinlich von ihnen Bestechungen angenommen und sie dann hat laufen lassen; aber sich bei dem Bezirkshauptmann zu beklagen, das ist ihm gar nicht eingefallen.«

      »Das ist nicht möglich«, sagte Oblomow; »er teilt mir ja sogar die Antwort des Bezirkshauptmanns in seinem Briefe mit, in so natürlich klingender Weise . . .«

      »Ach, du! Du verstehst eben gar nichts. Alle Gauner schreiben in natürlich klingender Weise; das kannst du mir schon glauben! Da sitzt zum Beispiel«, fuhr er, auf Alexejew weisend, fort, »eine ehrliche Seele, ein dummes Schaf; wird der in natürlich klingender Weise schreiben? Niemals. Aber sein Verwandter, obwohl er ein gemeiner Kerl und eine Kanaille ist, der kann so schreiben. Auch du kannst nicht in natürlich klingender Weise schreiben! Also ist dein Dorfschulze schon allein deswegen eine Kanaille, weil er in geschickter, natürlich klingender Weise geschrieben hat. Sieh nur, wie er die einzelnen Worte ausgewählt hat: ›nach dem Orte ihrer Ansässigkeit zurückzuschaffen‹.«

      »Was soll ich denn mit ihm anfangen?« fragte Oblomow.

      »Setze ihn sofort ab!«

      »Aber wen soll ich einsetzen? Woher kenne ich die Bauern? Ein anderer wird vielleicht noch schlechter sein. Ich bin seit zwölf Jahren nicht dort gewesen.«

      »Fahre selbst nach dem Gute hin: ohne das geht es nicht. Bleib den Sommer über dort und zieh zum Herbst geradeswegs in die neue Wohnung! Ich werde schon dafür sorgen, daß sie fertig und bereit ist.«

      »In eine neue Wohnung ziehen, selbst nach dem Gute fahren! Was du einem immer für schreckliche Mittel vorschlägst!« sagte Oblomow unzufrieden. »Nein, ich möchte doch die Extreme vermeiden und einen Mittelweg einschlagen . . .«

      »Na, Bruder Ilja Iljitsch, du wirst vollständig zugrunde gehen. Ich hätte an deiner Stelle schon längst auf das Gut Hypotheken aufgenommen und mir für das Geld ein anderes gekauft, oder auch ein Haus, hier, an einer hübschen Stelle: das wäre mehr wert als dein Gut. Dann aber würde ich auch auf das Haus Hypotheken aufnehmen und mir ein anderes kaufen . . . Gib mir dein Gut; dann sollten die Leute schon etwas von mir zu hören bekommen!«

      »Hör' auf zu prahlen und denke ein Mittel aus, wie die Sache in Ordnung kommen kann, ohne daß ich aus der Wohnung ausziehen und auf das Gut zu fahren brauche . . .« bemerkte Oblomow.

      »Wirst du dich denn jemals vom Flecke rühren?« sagte Tarantjew. »Sieh dich mal selbst an: wozu bist du denn zu gebrauchen? Was hat das Vaterland von dir für Nutzen? Er kann nicht einmal auf das Gut fahren!«

      »Jetzt ist es mir noch zu früh«, antwortete Ilja Iljitsch. »Laß mich vorher mit dem Plane für die Reformen fertig werden, die ich auf dem Gute einzuführen beabsichtige. Aber weißt du was, Michei Andrejewitsch?« sagte Oblomow plötzlich: »Fahr du hin! Die Sache ist dir bekannt; die Gegend kennst du ebenfalls, und ich würde gern alle Kosten tragen.«

      »Bin ich etwa dein Verwalter?« erwiderte Tarantjew hochmütig. »Ich bin es auch gar nicht mehr gewohnt, mit Bauern umzugehen . . .«

      »Was soll ich dann nur tun?« sagte Oblomow melancholisch. »Ich weiß es wirklich nicht.«

      »Na, schreib an den Bezirkshauptmann; frage ihn, ob der Dorfschulze mit ihm über die davongelaufenen Bauern gesprochen hat«, riet Tarantjew, »und bitte ihn, einmal nach deinem Gute mit heranzufahren. Ferner schreibe an den Gouverneur, er möchte dem Bezirkshauptmann aufgeben, über die Führung des Dorfschulzen zu berichten. Schreibe so: ›Wollen Eurer Exzellenz mir eine väterliche Teilnahme erweisen und mit barmherzigem Auge auf das unvermeidliche schreckliche Unglück hinblicken, das mir infolge der frechen Handlungsweise des Dorfschulzen droht, und auf den vollständigen Ruin, dem ich mit meiner Frau und mit meinen ohne jede Pflege und ohne einen Bissen Brot zurückbleibenden unmündigen zwölf Kindern unfehlbar verfallen muß.‹«

      Oblomow lachte.

      »Wo soll ich denn so viele Kinder hernehmen, wenn man von mir verlangt, daß ich sie aufzeige?« sagte er.

      »Unsinn! Schreib nur: ›mit meinen zwölf Kindern‹; das wird durch das eine Ohr hinein- und durch das andere hinausgehen, und kein Mensch wird Nachforschungen anstellen; dafür wird es natürlich klingen. Der Gouverneur wird den Brief seinem Sekretär übergeben; an den schreibst du gleichzeitig, selbstverständlich mit einer Einlage; der wird dann das Erforderliche veranlassen. Und bitte doch auch deine Nachbarn; wen hast du denn da?«

      »Dobrynin wohnt da in der Nähe«, antwortete Oblomow. »Ich bin hier häufig mit ihm zusammengetroffen; er ist jetzt dort.«

      »Schreib auch an den; bitte ihn recht schön; etwa so: ›Erweisen Sie mir damit einen sehr wertvollen Dienst, und verpflichten Sie mich als Christ, als Freund und als Nachbar zu Dank!‹ Und lege dem Brief irgendein Geschenk aus Petersburg bei, zum Beispiel Zigarren. So mußt du das machen; aber du verstehst eben nichts. Du bist ein verlorener Mensch! Ich würde dem Dorfschulzen schon die Flötentöne beibringen, wenn ich sein Herr wäre; ich würde es ihm gehörig geben! Wann geht denn die Post dorthin ab?«

      »Übermorgen«, antwortete Oblomow.

      »Dann setz dich hin und schreib gleich!«

      »Sie geht ja doch erst übermorgen; also warum soll ich denn gleich schreiben?« versetzte Oblomow. »Das kann ich ja auch noch morgen tun. Aber höre mal, Michei Andrejewitsch«, fügte er hinzu, »setze deinen ›Wohltaten‹ die Krone auf: ich werde meinetwegen zum Mittagessen noch einen Fisch oder ein Geflügel hinzufügen.«

      »Was soll ich denn noch tun?« fragte Tarantjew.

      »Setz dich hin und schreib. Drei Briefe herunterzuschreiben, das dauert ja bei dir nicht lange. Du bringst das in einer so natürlich klingenden Weise heraus . . .« fügte er hinzu, wobei er sich Mühe gab, ein Lächeln zu unterdrücken. »Und Iwan Alexejewitsch hier könnte es abschreiben.«

      »Puh, was sind das für Einfälle!« antwortete Tarantjew. »Ich soll deine Briefe schreiben! Ich schreibe seit vorgestern nicht einmal auf dem Büro; sowie ich mich zum Schreiben hinsetze, kommt mir eine Träne ins linke Auge, ich habe mich offenbar erkältet. Und auch der Kopf ist mir geschwollen und tut mir weh, wenn ich mich bücke. Du Faulpelz, du Faulpelz! Du gehst zugrunde, Bruder Ilja Iljitsch; um nichts und wieder nichts gehst du zugrunde!«

      »Ach, wenn doch Andrei recht bald käme!« sagte Oblomow. »Der würde alles in Ordnung bringen . . .«

      »Na, das ist mir auch der richtige Wohltäter!« unterbrach ihn Tarantjew. »So ein verfluchter Deutscher, so ein geriebener Schwindler! . . .«

      Tarantjew hegte eine Art von instinktiver Abneigung gegen die Ausländer. In seinen Augen waren die Worte Franzose, Deutscher, Engländer gleichbedeutend mit Gauner, Betrüger, Preller oder Dieb. Er machte nicht einmal zwischen den Nationen einen Unterschied: sie waren in seinen Augen alle von gleicher Art.

      »Hör' mal, Michei Andrejewitsch«, sagte Oblomow in strengem Tone, »ich möchte dich bitten, dich in deinen Ausdrücken zu mäßigen, besonders wenn es sich um einen mir so nahestehenden Menschen handelt . . .«

      »Um einen dir so nahestehenden Menschen!« erwiderte Tarantjew voller Haß. »Wie ist er denn mit dir verwandt? Er ist ja doch ein Deutscher!«

      »Er steht mir näher als jeder Verwandte: ich bin mit ihm zusammen aufgewachsen, bin mit ihm zusammen in die Schule gegangen und dulde keine Schmähworte über ihn . . .«

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