Im Auge der Kamera. Orkania

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Im Auge der Kamera - Orkania

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falsch. Hier ist Fasanenweg 42. Da musst du ein wenig zurück und dann die gekieste Auffahrt hoch. Das gelbe Haus mit den grossen Hecken davor.“

      Der junge Mann vor der Tür winkte, Erich konnte es durch die matte Glasscheibe verschwommen erkennen. „Danke schön. Ciao!“ Sein Umriss verschwand.

      Erich atmete tief durch. Aus irgendeinem Grund waren seine Nerven angespannt. Als ob etwas nicht in Ordnung wäre und er wüsste nicht was. War doch nur ein verirrter Lieferant, kein Grund zur Sorge. Er ging wieder in seinen Überwachungsraum, protokollierte gewissenhaft das Geschehen an der Tür und kontrollierte dann genauestens alle Monitore. Aber das Unwohlsein blieb.

      Kurz nach Mitternacht war Erich hundemüde. Wieder hatten ihn Alpträume gequält, doch diesmal hatte er etwas völlig anderes geträumt als sonst. Für gewöhnlich ging er im Krankenhaus die Flure entlang und suchte seine Frau. Heute Nacht war er ebenfalls Flure entlanggewandert, aber es waren die Flure der Agentur gewesen, die sich scheinbar endlos aneinanderreihten. Erich hatte auch jemanden gesucht, aber nicht gewusst wen. Irgendwann hatte er sich beobachtet gefühlt und einen beklemmenden Druck gespürt, als sässe ihm jemand im Nacken. Er hatte begonnen zum Ausgang zu laufen, aber kam nicht vom Fleck. Und er spürte immer deutlicher, dass jemand da war, der ihm schaden wollte. Dann war er panisch aufgewacht und hatte nach Luft geschnappt.

      Die Decke hatte sich eng um seinen Körper gewickelt und er musste sich strampelnd befreien. Danach hatte Erich nicht mehr einschlafen können. Er freute sich jetzt auf seine Pause. Solange er das Gebäude nicht verliess, konnte er machen, was er wollte. Er würde in der Angestelltenküche auf dem bequemen Stuhl ein wenig dösen. Wenn er sich den Wecker seiner Armbanduhr auf fünf Minuten vor 1 stellte, war er rechtzeitig wieder am Arbeitsplatz. Erich schloss sein Büro ab und ging nach oben. Als er im ersten Stock vorbeikam, hörte er nichts. Eine ganze Weile stand er hinter der Tür und lauschte. Aber es war alles ruhig. Er stapfte weiter nach oben und schloss die Tür der Angestelltenküche hinter sich ab. Es war zwar niemand im Gebäude, aber ihm war unwohl dabei, bei einem Nickerchen ertappt zu werden. In diesem Zimmer und in der danebenliegenden Garderobe gab es keine Kamera. Erich machte es sich bequem. Nur eine halbe Stunde dösen.

      Er lief wieder durch die Flure der Agentur. Nun wusste er auch, dass er im ersten Stock war, denn er erkannte die Bilder wieder. Hinter ihm war jemand! Er musste weg! Er rannte und rannte, aber seine Glieder waren schwer wie Blei. Er kam nicht vorwärts, nein, er konnte sich überhaupt nicht mehr rühren! Er spürte, dass ihm irgendetwas umschloss, wie ein unsichtbarer Film legte sich etwas über sein Gesicht und es wurde stickig. Er konnte nicht mehr atmen! Was war hier los? Wer war da? Hilfe!

      Schnaufend und prustend rappelte Erich sich vom Boden hoch. Er war mitsamt dem Stuhl umgefallen. Er stützte die Hände auf den Oberschenkeln auf und atmete tief ein und aus. Seine Knie zitterten. Morgen würde er noch einmal zum Arzt gehen. Gleich nach der Arbeit versuchen, einen Termin zu bekommen. Atmen! Er bekam so schlecht Luft. Erich streckte sich, griff dann den Stuhl und stellte ihn zurück. Er war immer noch müde und benommen, aber sein Herz raste wie nach einem Marathonlauf und er schnaufte und rang um Luft. Eine Tasse Kaffee, nein! besser einen Tee und dann weitermachen. Die Schicht beenden. Zum Arzt gehen. Der Wecker an seiner Armbanduhr piepte laut. Erich zuckte zusammen, fluchte und stellte das Signal aus. Kurz vor 1. Besser, er kochte sich jetzt schnell den Tee und nahm die Tasse mit nach unten.

      Mittwoch

      Erich trat seinen Dienst an und überprüfte die Aufnahmen gründlicher als sonst. Die Schreibtischlampe liess er aus und löschte auch das Deckenlicht. Es war aber kein Lichtreflex auf dem Monitor zu sehen. Er mailte das in einem kurzen Bericht dem Chef. Dann ging er jede Sequenz der Aufnahme wieder und wieder durch. Das Rauschen war immer noch da.

      Und auf jedem dritten Bild des 5-sekündigen Abschnittes sah er eine Person unter dem Rauschen.

      Er würde ja auch glauben, dass es sich um eine alte Aufnahme handelte, die von der neuen überschrieben wurde und durch die Störung nun teilweise sichtbar war. Aber das konnte einfach nicht sein. Die Datei enthielt nur diese eine Aufnahme, nichts anderes.

      Es war zum verrückt werden. Wurde er so sehr von seinen Alpträumen gequält, dass er jetzt schon im Wachen träumte? Er hatte den Artztermin heute verschwitzt, und jetzt tat ihm das leid. Er musste unbedingt wieder einmal ruhig schlafen.

      Daran wird es liegen, dachte er sich. Dann nehme ich halt mal eine Weile Schlaftabletten. Wenn ich nur mal wieder richtig gut durchgeschlafen habe, dann bin ich wieder fit.

      Gegen Dienstschluss liess Erich wie immer das Reinigungspersonal ins Gebäude. Sie kamen in einem weissen Lieferwagen und fuhren direkt zum Tiefgarageneingang. Alles, was Erich tun musste, war das Tor zur Tiefgarage mit dem automatischen Toröffner hinter dem Empfangstresen zu öffnen.

      Doch heute klappte es nicht. Aus dem Lautsprecher der Sprechanlage klang ein tiefer Summton. Erich hob ab. „Was gibt’s denn?“ fragte er mürrisch.

      „Tor geht nicht auf!“ kam die Antwort zurück, untermalt vom Brummen des Motors.

      „Schalt den Motor ab,“ rief Erich gegen den Lärm an. „Ich komme runter und lasse euch rein.“

      Er probierte noch einmal den Türöffner, seufzte dann schwer und stapfte zur Kellertreppe. Das auch noch. Er würde einen Bericht schreiben müssen und das kurz vor Feierabend.

      In der Tiefgarage war es noch stockdunkel. Das wenige graue Morgenlicht wurde von den Lichtschächten geschluckt. Erich schaltete die Beleuchtung ein, aber die Neonröhren flackerten lange, bevor sie endlich etwas Licht spendeten. Er hatte schon halb die Tiefgarage durchquert, als es endlich aufhörte zu flackern.

      „Auch das muss ich in meinem Bericht erwähnen,“ grummelte er, dann hatte er das Tor erreicht. Roswitha, die vorn auf dem Beifahrersitz neben dem Fahrer sass, winkte ihm fröhlich zu. Ein typischer Morgenmensch. Er drückte den Knopf und das Tor ging rasselnd nach oben. Der Lieferwagen fuhr an ihm vorbei und hielt auf einem der Parkplätze neben dem Aufzug. Roswitha hiefte ihren beleibten Körper gerade aus der Tür, als Erich zu ihnen aufschloss.

      „Morgen, Erich!“ verkündete sie lautstark. „Freust du dich schon auf den Feierabend?“

      Erich nickte. „Jetzt muss ich auch noch einen Bericht darüber schreiben, das der Toröffner nicht geht,“ sagte er und sah den drei Reinigungskräften zu, wie sie sich mit ihren Utensilien bewaffneten.

      „Macht ein bisschen schneller!“ quengelte Roswitha. „Hier unten läufts mir eiskalt über den Rücken.“ Sie strebte mit ihrem Putzwägelchen bereits den Aufzug an.

      Erich ging ihr hinterher und drückte auf den Knopf. Jetzt, wo andere Personen im Gebäude waren, konnte er ja auch Aufzug fahren. Da wäre jemand zur Hand, falls er stecken blieb.

      „Du brauchst dich nicht zu fürchten, mit einem ausgebildeten Wachschutz an deiner Seite!“ scherzte Erich und liess der Frau im weissen Kittel galant den Vortritt.

      „Na, du bist mir einer. Ich hab übrigens Muffins gemacht. Soll ich dir nachher einen bringen?“

      Erich nickte. „Immer doch!“

      Er stieg im Erdgeschoss aus und Roswitha drückte den Knopf für die 2. Etage.

      „Putzt du nicht mehr im Ersten?“ fragte Erich verwirrt. Normalerweise putzte Roswitha immer in der ersten Etage.

      „Nein, ich habe getauscht.“

      Die Türen schlossen sich und fuhren weiter

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