Im Auge der Kamera. Orkania

Чтение книги онлайн.

Читать онлайн книгу Im Auge der Kamera - Orkania страница 9

Автор:
Серия:
Издательство:
Im Auge der Kamera - Orkania

Скачать книгу

sie die Bahnhofshalle und stiegen im nahegelegenen Parkhaus in einen kleinen roten Subaru.

      „Wir haben schon lange keinen so interessanten Fall mehr gehabt. Die Bilder sind einfacher zu bearbeiten und zu fälschen als man denkt, aber wenn man die Tricks kennt, dann findet man ziemlich schnell Spuren davon.“ Der junge Mann liess keinen Zweifel daran, dass er die Tricks kannte.

      Erich schmunzelte. Auf der Fahrt ins Institut erzählte ihm der junge Mann, der sich mit Robert vorgestellt hatte, von einigen spektakuläreren Fälschungen, die der Professor aufgedeckt hatte.

      Robert stelle ihm dabei sein technisches Fachwissen zur Verfügung. „Wo haben Sie denn die Aufnahme gemacht?“ fragte er neugierig. Erich hatte ihm nicht viel erzählt. „Das möchte ich lieber noch nicht sagen,“ meinte er daher nur.

      Robert lachte. „Normalerweise schwören die Leute, die mit Aufnahmen zu uns kommen, dass es garantiert ein Geist oder irgendein anderer Hokuspokus ist. Sie sind einer der wenigen, denen eine gewöhnliche wissenschaftliche Erklärung lieber wäre. Deshalb ist Ihr Fall auch so interessant. Scheint ja echt gruselig zu sein.“ Sie bogen ab.

      „Da! Stop!“ rief Erich und Robert klickte auf Pause. „Zwei Sekunden zurück. Da ist es.“ Erich deutete auf den Schemen. „Das sieht aus wie ein Mensch.“

      Robert betrachtete das Bild. „Das sagt der Professor auch, aber ich seh da nur Schneegeriesel.“

      Er arbeitete mit verschiedenen Programmen und war hochkonzentriert. Erich sah ihm eine Weile zu, aber als sich nichts tat und Robert auch nicht aufsah, stand er auf und nahm sich noch einen Schluck Kaffee. Er fragte sich, wann wohl der Professor endlich auftauchen würde. In dem Moment ging die Tür auf und ein älterer Mann mit grauem Vollbart und kariertem Hemd trat ein.

      „Schönen Guten Tag, Haberland,“ stellte er sich vor und drückte Erich die Hand. „Robert arbeitet schon wieder an dem Bild?“

      Der Assistent nickte. „Hab es auf Ihrem PC gespeichert, Dateiname XW47,“ meinte er ohne aufzusehen. Der Professor setzte sich hinter seinen Schreibtisch und bat Erich, sich einen Stuhl zu holen.

      „Das will ich mir nochmal mit Ihnen gemeinsam anschauen.“ Sagte er und klickte sich durch ein paar Dateien. „Schon irgendeinen Treffer?“ fragte er an den Assitenten gewand, der verneinte. „An dem Material wurde nicht rumgepfuscht. Was auch immer Sie da sehen, es ist authentisch.“

      Erich setzte sich. „Da muss irgendwo ein Fehler sein.“ Brummte er. Haberland sah ihn an. „Bislang ist alles authentisches Bildmaterial. Soweit wir das beurteilen können.“ Er vergrösserte die Aufnahme und die Gestalt füllte den ganzen Monitor aus.

      „Beschreiben Sie mir bitte, was Sie da sehen.“

      Erich deutete auf die Umrisse. „Kopf und Körper eines Mannes. Im Flur unserer Firma. Da hängt auch das Bild von dem mit der Macke.“

      Der Professor zog die Augenbrauen hoch. Erich verbesserte sich. „Ich mein den August Macke, da hängt eine Reproduktion.“

      Haberland nickte. „Ich sehe auch eine Person auf dem Bild. Robert sieht ihn nicht.“

      Erich schnaufte. „Keiner auf der Arbeit kann den Mann sehen, nur ich und Roswitha, das ist die Putzfrau.“

      Der Professor nahm einen Ausdruck von dem Bild und legte es Erich vor. „Sehen Sie den Mann auch hierdrauf?“ fragte er neugierig und sah Erich erwartungsvoll an.

      Erich nickte. Man zeigte ihm noch drei weitere Fotos. Auf keinem einzigen war eine Gestalt zu sehen. Haberland nahm einen Notizblock und einen Bleistift und beschrieb das linierte Papier mit einer kleinen, verschlungenen Handschrift. „Ich möchte Ihnen ein paar Fragen stellen, wenn das in Ordnung geht?“

      Erich nickte. „Aber nur, wenn das alles anonym bleibt. Sie müssen mir das versprechen!“

      „Selbstverständlich.“

      Beruhigt lehnte Erich sich zurück. „Na, denn man los.“

      „Haben Sie schon einmal einen Geist gesehen?“ fragte der Professor und lächelte freundlich.

      „Nein.“ antwortete Erich sofort.

      „Irgendetwas anderes Aussergewöhnliches? Etwas, das Sie sich nicht erklären konnten?“

      „Nein.“ Betonte Erich.

      „Würden Sie sagen, dass da auf dem Bild ist ein Geist?“

      Erich seufzte. „Das ist bloss eine fehlerhafte Aufnahme.“

      Der Professor sah ihn mit bohrendem Blick an. „Aber warum sind Sie dann hier?“

      „Ich dachte, Sie würden mir zeigen, wo der Fehler liegt. Wieso das aussieht wie ein Mensch.“ Erich rutschte auf dem Stuhl hin und her.

      „Die Aufnahme macht Ihnen Angst.“ Stellte der Professor fest.

      „Eigentlich nicht.“ Antwortete Erich schnell. Dann fügte er hinzu. „Eigentlich macht es mir nur Angst, dass ich da etwas sehe, und die anderen nicht. Bis auf die verrückte Roswitha.“ Er schluckte, weil er sich erst jetzt daran erinnerte, dass Haberland den Mann ja auch sehen konnte.

      „Sie sind nicht verrückt. Jedenfalls nicht im medizinischen Sinne,“ meinte Haberland und fuhr fort. „Haben Sie irgendwelche körperlichen Beschwerden?“

      Erich antwortete ehrlich. „Schlafstörungen und Angstgefühle. Manchmal hab ich Atemnot. Wenn ich mich aufrege.“

      Der Professor notierte sich das. „Was sind das für Schlafstörungen? Haben Sie Alpträume, finden Sie keinen Schlaf oder wachen Sie immer wieder auf?“

      Erich bejahte. „Ich habe Alpträume.“

      Haberland machte ein Häkchen auf seinem Papier. „Wie lange schon?“

      „Seit meine Frau gestorben ist,“ entgegnete Erich.

      Haberland sah ihn an. „Aber auf dem Bild sehen Sie definitiv einen Mann?“ vergewisserte er sich.

      Erich nickte wortlos. Sein Hals war trocken.

      Haberland unterstrich etwas. „Was träumen Sie? Darf ich Sie das fragen? Sie müssen nicht antworten.“

      Erich überlegte kurz. „Erst hab ich von meiner Frau geträumt. Ich habe sie gesucht,“ er schluckte.

      „Diese Träume haben Hinterbliebene häufig,“ meinte Haberland. „Das gehört dazu, wenn man seine Trauer verarbeitet.“

      Erich nickte wieder. Die Situation kam ihm grotesk vor.

      „Was haben Sie noch geträumt?“

      „Ich werde verfolgt. Also, in letzter Zeit träume ich das häufiger. Meist bin ich dann auf der Arbeit.“ Er berichtete von seinem letzten Altraum. „So intensiv habe ich noch nie geträumt,“ meinte er zum Schluss. „Ich konnte sogar riechen und schmecken.“

      Haberland schrieb eifrig mit. „Haben Sie Medikamente genommen? Drogen konsumiert? Oder Alkohol getrunken?“

      Erich verneinte.

Скачать книгу