Die Pferdelords 09 - Die Nachtläufer des Todes. Michael Schenk

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Die Pferdelords 09 - Die Nachtläufer des Todes - Michael Schenk Die Pferdelords

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der dort herrschte. Es war eine kleine Siedlung, und nie verirrte sich jemand dorthin.

      Die Häuser schienen sich an das Ufer des Flusses zu schmiegen. Klein und zweckmäßig, und doch auch in einer verspielt wirkenden Weise erbaut, die große Handwerkskunst offenbarte. Aus Lehm gebrannte Eckpfeiler bildeten die tragenden Stützen für die hölzernen Wände. Farbige Ornamente und Schnitzereien gaben jedem der Bauten eine individuelle Note. Geschwungene Vordächer gingen in pyramidenförmige Dächer über. Irdene Gefäße mit bunten Pflanzen hingen von den Dachkanten herab und verströmten einen betörenden Duft. Die kleinen Fenster waren rund und mit bestem Klarstein versehen, doch die hölzernen Blenden hatte man jetzt, zur Zeit des Tageslichtes, fest verschlossen. Keine Tür stand offen und lud zum Betreten eines Hauses ein. Kein Rauch kräuselte sich aus den Kaminen.

      Die Häuser standen entlang des Ufers. In dem klaren Wasser waren Schwärme von Fischen zu erkennen. An einem hölzernen Steg lag ein kleines Boot vertäut. Es wirkte zierlich und war reich mit Schnitzwerk versehen. Ein kurzer Mast ragte empor, doch kein Segel war daran befestigt. Kein Fischer fuhr hinaus, um seinem Tagwerk nachzugehen.

      Nicht jetzt, in der Helligkeit des Tages.

      Zwischen den Häusern standen mächtige Bäume, deren ausladende Äste Schatten spendeten und einen großen Teil des Dorfes in ewiges Dämmerlicht zu hüllen schienen. Ein Stück von den Gebäuden entfernt erhoben sich sieben gleichförmige Hügel. Dicht bewachsen mit Gras und kleinen Büschen. Pfade waren mit steinernen Platten ausgelegt und führten zu ihnen hinauf. Auf ihren höchsten Punkten erhoben sich steinerne Säulen. Sieben Säulen, die sorgfältig bearbeitet waren. Die feinen Reliefs zeigten die Geschichte eines Volkes, und die Inschriften nannten seine Bestimmung.

      Jenseits des namenlosen Dorfes und der sieben Hügel begann der Dschungel, mit all der Vielfalt seines üppigen Lebens.

      Nichts schien sich in dem kleinen Ort zu regen.

      Bis auf eine Bewegung an einem der Häuser.

      Die einsame Gestalt einer Frau trat hervor und schien kurz zu zögern, bevor sie in das Licht des Tages trat. Nur wenig Sonne fiel durch das dichte Blattwerk der Bäume, und die Bewegungen der Äste zauberten irrlichternde Muster auf den Boden.

      Langsam, bedächtig trat die Frau hinaus.

      Es war eine Frau von unvergleichlicher Schönheit. Die Ebenmäßigkeit ihrer Gesichtszüge und die Proportionen ihres Körpers mussten einen Betrachter unwillkürlich an die Vollkommenheit eines elfischen Wesens erinnern. Das lange Gewand schien ihre Figur zu umschmeicheln, und der kleine Stab, den sie an ihrem Gürtel trug, bewegte sich im Takt ihrer Schritte.

      Sie war Gajath, und es spielte keine Rolle, ob dies ihr Name war oder ihren Rang bezeichnete. Sie war die Einzige und Letzte ihrer Art und doch fern jeglicher Einsamkeit. Auch wenn das namenlose Dorf so leblos schien, so war es doch von Leben erfüllt.

      Gajath blickte zu den Ästen der Bäume empor. Die Schatten wanderten, und bald würde sich die Nacht über das Land Julinaash senken. Ihr Blick ging zwischen den Bäumen hindurch zu den sieben Hügeln. Die Hügel mit ihren sieben Säulen waren in der Form eines Halbkreises errichtet worden, und die untergehende Sonne tauchte die Säulen in goldenes Licht. Die Schatten der Säulen wurden länger, und je tiefer die Sonne glitt, desto näher kamen sich diese Schatten. Gajath musste sich beeilen, denn wenn sie sich berührten, war die Zeit gekommen.

      Sie beschleunigte ihre Schritte und ihre Hand tastete nach dem kurzen Stab, löste ihn vom Gürtel. Unter ihrer Berührung begann er sanft zu schimmern. Ein bläuliches Licht, durchsetzt von schwarzen Schlieren.

      Gajath erreichte den Punkt, an dem sich die Schatten der sieben Säulen nun trafen, und hob den Stab in ihrer emporgereckten Hand. „Schewar, deine Dienerin und Gebieterin ruft dich.“

      Es war die Zeit des Zwielichts, in der Tag und Nacht sich begegneten. Zu hell, um die Sterne schon erkennen zu können, zu dunkel, um die Konturen der Umgebung noch klar zu sehen.

      Von der Spitze des Stabes schien sich eine blaue Wolke zu lösen. Sie wuchs und verdichtete sich. Aus dem Blau wurde Schwarz. Nebel schienen zu wallen.

      „Schewar, deine Dienerin und Gebieterin ruft dich“, wiederholte Gajath, und ihre Stimme klang fordernder.

      Der wallende Nebel schien einen Körper zu formen. Erst undeutlich, doch dann traten die Konturen zunehmend hervor. Eine Gestalt, einem Menschen ähnlich und doch vollkommen anders, wurde sichtbar. Das Wesen trug keine Kleidung und sein Leib war von kurzem graubraunem Fell bedeckt. Arme und Beine waren zu lang für ein menschliches Wesen und mit Krallen bewehrt. Der Schädel war langgezogen und spitz auslaufend. Scharfe Reißzähne wurden sichtbar, als die Kreatur den lippenlosen Mund öffnete.

      „Schewar hört die Dienerin des Volkes und die Gebieterin der Rudel.“ Die Stimme klang weich und freundlich und schien so gar nicht zum Äußeren der Kreatur zu passen. „Ist es an der Zeit?“

      Gajath lächelte sanft. „Es ist an der Zeit.“

       Schewar schloss für einen Augenblick die Augen. Die seitlichen Nickhäute schoben sich über die waagrechten Schlitzpupillen, die in einem hellen Grün schimmerten. „Endlich ist die Zeit gekommen. Wir haben lange gewartet. Sehr lange, Gajath.“

      „Ich habe nicht weniger lange gewartet“, erinnerte die Dienerin und Gebieterin. „Doch der Plan der Alten war gut. Keiner der Menschen erinnert sich noch an das, was vor so vielen Jahrtausendwenden geschah. Wir hingegen, wir haben nichts vergessen. Die Macht der Menschen vergeht, und das Volk der Nachtläufer steht nun vor neuer Blüte.“

      „Es ist an der Zeit“, stimmte Schewar zu.

      „Ja, es ist an der Zeit.“ Gajath senkte den Stab und steckte ihn wieder an den Gürtel. „Die Rudel der sieben Hügel sind stark. Nun werden sie ihr Land wieder in Besitz nehmen. Dennoch müssen wir vorsichtig sein, Schewar.“

      „Kein sterbliches Wesen ist eine Gefahr für die Rudel der Nachtläufer“, erwiderte die Rudelführerin. „Der Tod kann uns nichts mehr anhaben.“

      „Die Menschen haben die alten Zeiten vergessen, aber wir haben diesen Fehler nicht begangen.“ Gajaths Blick war mahnend.

      „Wir meiden das Licht der Sonne“, erwiderte Schewar leicht verärgert.

      „Das meine ich nicht.“ Die Dienerin und Gebieterin deutete mit einer unbestimmten Bewegung um sich. „Noch bestreifen die Menschen unser Land. Einer unserer Kundschafter ist nicht zurückgekehrt. Du weißt, was das bedeuten kann.“

      Die Schlitzpupillen Schewars wurden zu kaum wahrnehmbaren Strichen. „Die Kundschafter sind erfahren. Sie meiden das Tageslicht. Und wenn die Menschen einen von ihnen entdeckt hätten, so wären sie getötet worden.“ Das Wesen strich sich in einer menschlich wirkenden Geste über die Schnauze. „Es sei denn …“

      „Es ist nur einer, der nicht zurückkam. Aber es könnte bedeuten, dass einer der Menschen sich an die alten Legenden und die Waffen der Vorzeit erinnerte.“ Gajath trat an die Rudelführerin heran und strich zart über deren Schnauze. „Wir dürfen keinen Fehler begehen. Nicht jetzt, da unsere Zeit endlich gekommen ist. Bevor die Rudel der Nachtläufer in der Dunkelheit ausschwärmen, müssen wir die Menschen sorgfältig ausspähen. Wir wissen, was uns zur Gefahr werden kann, und wenn wir es finden, werden wir seine Besitzer töten. Nichts darf uns aufhalten, denn unsere Zeit ist gekommen.“

      Schewar schnurrte erfreut unter der sanften Berührung und nickte dann. „Keine Sorge, Dienerin

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