Die Pferdelords 09 - Die Nachtläufer des Todes. Michael Schenk

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Die Pferdelords 09 - Die Nachtläufer des Todes - Michael Schenk Die Pferdelords

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      Rushaan, die nördliche Öde.

      Einst eines der sieben mächtigen Menschenreiche, war es vor vielen Jahrtausenden unter den magischen Schlägen der Sonnenfeuer vergangen. Auch sein Wissen und die Macht seiner Flugwagen und Paladine hatten es nicht vor der Magie des Reiches Jalanne schützen können. Die Menschen waren vergangen, und die zerstörten und verfallenden Siedlungen Rushaans kündeten vom einstigen Stolz und Niedergang des Reiches. Doch die schwarz schillernden Krater der Vernichtung wurden zunehmend von der Natur überwuchert, die sich langsam zurückholte, was der Mensch ihr einst genommen hatte. Noch immer gab es weite Landstriche, in denen der Boden steinig und unfruchtbar war. Felsböcke und andere Tiere fristeten dort ein bescheidenes Dasein.

      An einigen Stellen erhoben sich die Wachen Rushaans. Mächtige Festungen aus Metall, die aus drei eiförmigen Türmen bestanden, die eine runde Scheibe trugen und aus deren Mitte ein viertes, ungleich größeres Gebilde in Form eines Eis aufragte. Die Mächtigen Lanzen der Festungen hatten jeden körperlichen Feind verbrannt, und die Paladine hatten das Reich bestreift und seine Grenzen geschützt. Die tragischen Wesen hatten ihre Aufgabe auch noch erfüllt, als ihre Herren längst vergangen waren. Im Kampf gegen die Orks hatte das Pferdevolk den Paladinen zur Seite gestanden, und nun, nachdem der Pass zum Reich der Finsternis verschüttet war, hatten die einstigen Herren der Öde endlich ihren Frieden gefunden.

      Pferdevolk und Zwerge hatten eine neue Festung am Pass des Eten erbaut und schützten damit die Nordgrenze der freien Reiche. Rushaan war erneut zur Öde und zum Niemandsland geworden. Nur gelegentlich bestreiften kleine Scharen der Pferdelords den südlichen Bereich, um sicherzustellen, dass von dort keine Gefahr drohte.

      Doch Rushaan war noch immer reich an Bodenschätzen, und niemand erhob Anspruch auf diesen Reichtum. Niemand, außer einer wagemutigen Gruppe von Zwergen, welche die Einsamkeiten und die Schauergeschichten, die sich noch immer um die Öde rankten, nicht abschrecken konnten.

      „Es ist eine unwürdige Arbeit für einen aufrechten Schürfer“, brummte Parnuk verdrießlich und trieb die Hacke in den harten Boden. Einer seiner Bartzöpfe kam ihm dabei in die Quere. Der Zwerg gab erneut einen missmutigen Laut von sich und legte die Manneszierde des Zwergenvolkes über seine Schulter zurück. „Harter Fels, der unter den Schlägen eines Zwergenhammers zerbirst, umgeben von den Tiefen unserer Höhlen … Ha, da liegt die Bestimmung eines echten Zwerges.“ Er lockerte das Erdreich und zog es zur Seite. „Stattdessen buddeln wir hier im Dreck der Öde. Es ist eines Schürfers unwürdig, sage ich.“

      Der Zwerg neben ihm nickte zustimmend. „Du hast recht, alter Freund. Wenn es wenigstens um gutes Erz oder kostbare Kristalle ginge. Aber, nein, wir graben nach wertlosem Gold. Ich weiß wirklich nicht, was die Menschen an diesem Zeug finden. Schön, es glänzt ansehnlich und ist witterungsbeständig. Doch man kann kein passables Werkzeug daraus schmieden. Viel zu weich, dieses Gold.“

      „Hört auf zu murren.“ Die mahnende Stimme kam von Maratuk. Er war einer der ältesten und erfahrensten Krieger der gelben Kristallstadt. Seine Bartzöpfe trugen die Strähnen hohen Alters. Sorgfältig geflochten hingen sie vor seiner Brust herab. Nur im Kampf wurden die Zöpfe im Nacken verknotet, damit das Blut des Feindes sie nicht beschmutzte oder sie sonst wie Schaden erlitten. Über Maratuks breiten Schultern ragten die Stiele seiner Kampfäxte auf, die auf dem Rücken in Futteralen steckten.

      „Du hast gut reden.“ Parnuk richtete sich auf und stützte sich für einen Moment auf seine Hacke. „Als Axtschläger musst du ja auch nicht im Dreck herumwühlen.“

      „Jemand muss auf euch achten, wenn ihr im Boden der Öde grabt“, lachte Maratuk auf.

      „Hier gibt es keine Gefahr“, murmelte der andere Schürfer. „Nur Felsböcke und heftige Stürme, doch gegen die braucht es keine Kampfaxt. Du könntest also ruhig mit anpacken. Umso schneller sind wir fertig.“

      Maratuk schüttelte den Kopf. „Dies ist die Öde Rushaans. Mag sein, dass die Gefahr durch die Paladine gebannt ist. Sie brannten ja jeden, der es wagte, in die Öde vorzustoßen. Dennoch ist es meine Pflicht, über eure Sicherheit zu wachen. Dies ist fremdes Land, und wir sind weit weg von der Sicherheit unserer Grenze.“

      „Ja“, giftete Parnuk, „und nur, damit wir im Dreck nach wertlosem Gold wühlen.“

      „Die Zeiten ändern sich.“ Maratuks Stimme klang ruhig und belehrend. „Selbst für uns Zwerge gewinnt das Gold an Wert. Ihr wisst ganz genau, die Menschen prägen daraus ihre goldenen Schüsselchen und handeln damit. Die Zeiten, in denen wir unsere Kristalle gegen das Brot der Menschen tauschten, sind vorbei. Heute geben die Menschen uns Gold und kaufen unsere Kristalle, damit sie daraus glänzenden Tand für ihre Weiber fertigen können.“

      Parnuk spuckte aus. „Ja, und wir nehmen das Gold der Menschen und geben es ihnen wieder zurück, damit wir dafür Brot erhalten.“

      „So ist es.“

      Der Schürfer seufzte. „Dann können wir ihnen ebenso unsere Kristalle geben, und sie geben uns dafür wieder Brot. So, wie es immer war. Dann bräuchten wir jetzt nicht das Gold aus dem Boden zu kratzen.“

      Der Axtschläger wippte leicht auf den Fersen. „Mit Gold lässt sich jede Ware handeln, Schürfer. Das ferne Königreich von Alnoa hat wachsenden Bedarf an goldenen Schüsselchen, doch sie haben nicht so viel Gold in ihrem Boden. Also graben wir es aus und geben es ihnen.“

      „Für Brot.“

      „Und andere Dinge.“ Maratuk war nun sichtlich genervt.

      „Diese Alnoer sind verrückt, wenn du mich fragst.“ Erneut rutschte einer von Parnuks Zöpfen nach vorne, und der Schürfer schlug seine Hacke wütend in den Boden, um sich die Enden seiner Manneszierde endlich auf den Rücken zu knoten. „Wenn man nichts zum Tausch hat, dann kann man nicht handeln. Wenn die Alnoer also nicht genug Gold haben ...“

      Maratuk stieß ein leises Grollen aus. „Selbst unsere Freunde vom Pferdevolk fertigen inzwischen eigene goldene Schüsselchen. Hältst du auch sie für verrückt?“

      „Alle Menschen sind verrückt.“ Parnuk nahm seine Hacke wieder auf. „Die einen mehr, die anderen weniger. Unsere Freunde mit den grünen Umhängen sind sicherlich weniger verrückt, als die Alnoer. Dennoch …“

      „Dennoch wirst du unserem guten König Folgschaft leisten und das Gold Rushaans aus seiner Erde kratzen.“ Maratuk deutete um sich. „Stell dir einfach vor, es sei kostbares Erz oder eine wundervolle Kristallsäule. Dann fällt es dir leichter.“

      „Kostbares Erz, wundervolle Kristallsäule.“ Parnuk spuckte abermals aus. „Ich wollte wahrhaftig, es wäre so.“

      Der andere Schürfer räusperte sich. Er hatte seine Arbeit ebenfalls unterbrochen, um dem Disput der beiden zu lauschen. „Wir sind weit weg von zu Hause, fern unserer Kristallstadt. Die Einsamkeit der nördlichen Öde zerrt an unseren Bartzöpfen, guter Herr Maratuk. Das macht uns verdrießlich.“

      Maratuk nickte bedächtig. „Keinem von uns gefällt es, hier zu sein. Zumal unsere Freunde, die Pferdelords, hiervon nichts wissen dürfen. Ihre Scharen bestreifen den Süden, doch der Rest Rushaans ist Öde, in der niemand etwas verloren hat.“

      „Hätte eine Streifschar des Pferdevolkes nicht zufällig dieses große Goldvorkommen gefunden, wären wir ja auch nicht hier“, stellte Parnuk fest.

      „Ah, dann sind es jetzt wohl die Pferdelords, die Schuld an deiner ungeliebten Arbeit haben?“ Maratuks Augen verengten sich.

      Der

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