Angsthase gegen Zahnarzt. Christine Jörg

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Angsthase gegen Zahnarzt - Christine Jörg

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es Wochenmitte ist, finden wir die Kneipe gut gefüllt vor. Wir klingeln,

      werden eingelassen und drängen uns an ein kleines Plätzchen. Mein Zahnarzt bestellt sich ein Pils. Als ich mich für Mineralwasser entscheide, ist er erstaunt.

      „Mögen Sie gar kein Bier? Wir hätten auch in ein Weinlokal gehen können.“

      „Nein, das ist schon in Ordnung. Ich finde es zünftig hier. Um mich brauchen Sie sich diesbezüglich keine Sorgen zu machen. Ich trinke keinen Alkohol? Aber trotzdem Prost!“

      In der Zwischenzeit haben wir unsere Getränke bekommen.

      „Auf Ihr Wohl. Ich heiße übrigens Markus. Nachnamen und Beruf kennen Sie ja.“

      Auch den Vornamen kenne ich. Der steht auf seinem Schild vor dem Gebäude und auch am Eingang zur Praxis. Trotzdem sage ich: „Angelika. Auf Ihr Wohl, Markus! Mit Wasser stößt man zwar nicht an, aber Sie machen vielleicht eine Ausnahme. Nicht wahr?“

      „Freilich, gerne!“

      Danach schweigen wir einen Augenblick und betrachten die anderen Gäste.

      Ich darf nicht länger schweigen, sonst wird es unangenehm. Und so sage ich:

      „Für einen Mittwochabend ist ziemlich viel los“, was für ein Gelaber habe ich nur. Wie schrecklich ist Smalltalk.

      „Mich stört es nicht. Ist doch urig. Sagen Sie mal, Angelika, wie hat Ihnen der Film gefallen?“

      Sofort fällt mir auf, dass Markus nicht die deutsche Gewohnheit aufnimmt und mich sofort duzt, als er mich mit dem Vornamen anredet. Ein Pluspunkt! Ich habe nie verstanden, weshalb man sich gleich duzen muss, nur weil man vom Nachnamen auf den Vornamen wechselt.

      „Gut! Das Heimleben dieser Kinder war sehr schwierig. Schon unglaublich wie hart mit den Kindern umgegangen wurde. Die Aufnahmen sind schön. Die Geschichte mit Abhandlung gut. Der Film war schön. Es hat sich gelohnt.“

      Markus hört mir anscheinend interessiert zu und gibt mir jetzt Recht:

      „Ja, so sehe ich es auch. Ein Freund hat mir den Film empfohlen und ich muss sagen, es war ein guter Rat. Ganz ehrlich, ich war begeistert.“

      „Sagen Sie mal Angelika“, in diesem Augenblick befürchte ich, er würde wieder auf mein Missgeschick zurückkommen und überlege, was ich zu meiner Entschuldigung vortragen kann. „Sie sind doch auch nicht aus München. Wo kommen Sie denn her? Wenn man das fragen darf?“, wechselt er überraschend das Thema.

      „Echte Münchner gibt es heute fast keine mehr. Sind doch alle Zuagroaste.“ Ich versuche den Münchner Dialekt nachzuahmen. Gelungen ist mir das jedoch nicht. „Wo soll ich schon herkommen? Aus dem Allgäu!“, sage ich, als wäre es das Normalste der Welt.

      Jetzt schaut mich Markus ungläubig an. Zunächst scheint er sprachlos, aber er fasst sich und gesteht ein:

      „Das verblüfft mich. Ich kenne zwar die Gegend nicht sonderlich gut, aber als Dortmunder hätte ich Sie eher nach Norden versetzt. So kann man sich täuschen. Ihre Eltern stammen aber aus dem Norden?“

      „Nein. beide waschechte Allgäuer. Und wenn ich dort bin und mit den Leuten spreche verfalle ich ganz automatisch in den Dialekt. Aber machen Sie sich nichts daraus, die meisten zweifeln, wenn ich verrate woher ich komme.“

      Markus bestellt sich noch ein Wasser und wir unterhalten uns über München und seine Bewohner. Obwohl er von Dortmund ist, fühlt er sich in München wohl und kann sich nicht vorstellen in einer anderen Stadt zu leben. Ich gebe ihm Recht. München ist zwar eine große Stadt, aber im Gegensatz zu anderen Großstädten scheint sich die Hektik noch nicht ausgebreitet zu haben.

      Einhellig stellen wir fest, dass wir zwar Zuagroaste sind, uns aber als Wahlmünchner gut integriert haben.

      Inzwischen ist es Mitternacht geworden. Zeit den Heimweg anzutreten.

      „Darf ich Sie nach Hause bringen“, bietet mir Markus an, doch ich lehne ab:

      „Nein danke. Nett von Ihnen, aber ich wohne hier um die Ecke.“

      „Das macht nichts. Ich bringe Sie trotzdem bis an die Tür, damit Ihnen nichts zustößt. Oder sind Sie mit dem Auto da?“

      Ich schüttle den Kopf:

      „Nein, das lohnt sich nicht. Es sind nur fünf Minuten. Bis ich das Auto aus der Garage hole und anschließend einen Parkplatz suche, noch dazu hier in Schwabing, bin ich zu Fuß schon längst am Ziel. Außerdem so gerne fahre ich nicht Auto und mit dem Einparken klappt es auch nicht immer.“

      Er lacht. „Dazu sage ich lieber nichts. Dann mache ich den kleinen Spaziergang mit Ihnen und versichere mich, dass Ihnen auf dem Nachhauseweg nichts zustößt.“

      Ha, ha, dass ich nicht lache, schmunzle ich in mich hinein. Zu der Anspielung sage ich nur: „Warum Männer nicht zuhören und Frauen nicht einparken können.“

      „Ja, dieses viel zitierte Buch“, seufzt er nur.

      Zu mir selbst sage ich nun: ‚Ich fühle mich überall sicherer als in den Händen eines Zahnarztes.‘

      Aber ich gebe mich geschlagen und lasse ich begleiten. Schließlich gehe ich nachts nicht gerne alleine durch die Straßen, wenn ich ganz ehrlich bin.

      Die paar Schritte bis vor meine Haustür legen wir schweigend zurück. Jeder in seine Gedanken vertieft.

      Im Augenblick gehe ich davon aus, dass der Umtrunk im Neuen Hut ein Höflichkeitsakt war, nachdem wir zufällig nebeneinander im Kino saßen. Natürlich hoffe ich, dass er so wenig von mir will, wie ich von ihm. Denn er gehört nicht zu der Art Männerbekanntschaft, die ich mir wünsche.

      Ich habe keinesfalls vor, ihn jetzt zu einem Kaffee und vielleicht noch mehr einzuladen, Da könnte jeder kommen! Und dann auch noch ausgerechnet ein Zahnarzt. Ich würde meine Alpträume nie mehr loswerden!

      So kommen wir vor meinem Haus an.

      „Hier wohne ich. Nochmals vielen Dank fürs Nachhause bringen, Schokolade und Wasser.“

      Im „Neuen Hut“ hat er darauf bestanden zu bezahlen. Schließlich habe er die Idee gehabt. Ich musste mich geschlagen gegeben. Eine Wiederholung dieses Tête-à-tête wird es nicht geben.

      „Das war gar nichts. Herzlichen Dank, dass Sie den Abend mit mir verbracht haben, Angelika. Vielleicht können wir uns ein anderes Mal gemütlich zusammensetzen“, schlägt er vor

      „Ja, es war ein netter Abend. Können wir wieder mal machen“, antworte ich. Das mit der Wiederholung meine ich nicht ernst, aber das brauche ich ihm ja nicht auf die Nase zu binden. Er wird es schon noch selbst herausfinden. Er ist zwar ein netter Mensch und auch recht sympathisch, aber das ändert nichts an der Tatsache, dass er Zahnarzt ist. Für mich ein absolutes No Go.

      „Wissen Sie was?“, sagt er fröhlich, „ich gebe Ihnen meine private Telefonnummer, dann können Sie mich abends zu Hause anrufen. In der Praxis ist es nicht einfach, während der Behandlung von Patienten...“

      „... besonders einem wie mich“, unterbreche ich scherzend und, „zum Glück gibt es nicht viele wie mich, sonst

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