Aus den Tiefen des Tages und der Geschichte. Helmut Lauschke

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Aus den Tiefen des Tages und der Geschichte - Helmut Lauschke

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steht,

      es wartet auf den Abruf.

      Der Schritt, wohin er geht,

      verlängert die Geschichte in den Tag.

      So weit ist’s nicht,

      wo hinter dem Dorf die Straße

      abgeht hin zur kleinen Schule.

      Hoch schlagen Wellen gegen Klippen,

      spülen an, was schon verloren war.

      Was sonst sie schäumend branden,

      sind verschollene Bilder aus der Jugendzeit.

      Gedanken wanken.

      Wagen lenken ein und aus.

      Nichts gibt es mehr zu zanken

      im leergeräumten Haus.

      Die gekälkten Wände sind ergraut,

      krumm und lose stecken noch die Nägel.

      Der alte Platz daneben ist vergiebelt und verbaut

      mit einer Halle zum Vertrieb der Segel.

      Was sonst sich streckt und bläht,

      der Stamm der alten Eichen ist zersägt.

      Längst sollten junge Bäume wachsen

      vorm Haus, wo jetzt die Bretter staksen.

      Jede Form hat ihre Formel

      unauffällig an die Innenwand geklebt.

      Was sich bewegt mit Hand und Ärmel,

      trägt das Stück Geschichte, mit der man geht.

      Die Welt zerreißt in tausend Stücke

      dort, wo man sie fasst und denkt.

      Zwischen Brüchen reißt größer die Gedankenlücke,

      wenn Größeres sich darüber schwenkt.

      Denn Gedanken folgen eigenen Prozessen,

      so haben Denkprodukte ihre Herkunftsmarken.

      Kurzgebeint und ungereimt knicken die Finessen,

      knicken lautlos weg vor dem Tor des Starken.

      Altgewordene Köpfe ragen noch heraus,

      ob an Fenstern oder Tischen, ob aus Gräben.

      Zukunftsoptimisten bauen schon am neuen Haus

      auf neuem Fundament mit neu gesetzten Streben.

      In der Formel verstecken sich noch andere Formen,

      was sich hebt und weiter spannt zu größeren Normen.

      Gedanken wandern, wanken über weitgespannte Brücken

      zum umfassenderen Verstand mit den größeren Stücken.

      Das Gedicht zieht durch die Geschichte,

      es erzählt von der Jugend, dem Alter und vom Tod.

      Unterschiedliche Gesichter ziehen vor Gerichte,

      dort sind die Köpfe blass und manche rot.

      Soziologisch, psychologisch,

      die Zimmertür ist abgeschlossen.

      Wer hat den Schlüssel, wer wohnt drin,

      um den Einblick zu bekommen?

      Das Ohr wird an die Tür gedrückt,

      für Minuten gibt es keinen Ton.

      Draußen lärmen Hupen, quietschen Reifen,

      der Verstand versucht, die Lage zu begreifen.

      Plötzlich fällt ein Schlüsselbund zu Boden,

      das kann doch ohne Hand nicht gehn.

      Der Bund hat weder Arm noch Beine,

      dass er sich von selbst bewegt.

      Der Blick durchs Schlüsselloch bringt’s nicht,

      denn dahinter ist nur Dunkelheit.

      Man holt die Schlüssel aus den Taschen,

      doch keiner passt in dieses Schloss.

      Na endlich, es gibt ein Lebenszeichen,

      auch wenn es nur das Stöhnen ist.

      Es wird zwei, dann drei Mal reichen,

      dann ist es wieder still.

      Das Ohr löst sich von der Tür,

      die Hoffnung ist dahingeschwunden.

      Ein Freund war’s, der im Zimmer wohnte,

      er hat die letzte Miete nicht bezahlt.

      Psychologisch war’s das Klopfen an die Wand,

      es war zu spät, verronnen war die Zeit.

      Dass man das Stöhnen hinterher verstand,

      dafür gab es soziologisch gute Gründe.

      Die Ankunft ist abends,

      das Wetter ist prächtig.

      Der Himmel ist blau,

      und herbstwarm ist die Luft.

      Die Glocken läuten.

      Die Menschen der Stadt

      sind, Vater, von deinem Tod

      zutiefst und fassungslos erschüttert.

      Ihre Gesichter sind erstarrt,

      entgeistert ihre Blicke.

      Augen nehmen den Abschiedsgruß,

      Menschen säumen des Menschen Fuß.

      Liebe, so unbeschreiblich sie ist,

      Menschen tragen dich in ihren

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