Die Midgard-Saga - Niflheim. Alexandra Bauer
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In der Festung pflanzten sie große Bäume. Es waren die Haare von Ymirs Haupt. Sie warfen seine Knochen umher und diese wurden zu großen Bergen.
Aber weit weg von Midgard kauerte eine Riesenfrau in den Höhlen des Eisenwaldes und sann auf Rache. Sie gebar viele Riesen in Gestalt von Wölfen.
Die Götter nahmen Ymirs Schädel und setzten ihn als Himmel über die Erde. Sie warfen die Funken, die aus Muspelheim geflogen kamen an den Himmel; so entstanden die Sterne. Einige Funken aber waren so groß, dass sie ihren eigenen Weg nahmen, sie wurden die Planeten. Ymirs Hirn bündelte sich zu schweren Wolken und tauchte die Erde in Dunkelheit. Um Licht zu schaffen, fingen Odin und seine Brüder zwei der größten Funken aus Muspelheim auf. Sie sandten sie an den Himmel, jeden in seinem eigenen Wagen, nannten sie Sonne und Mond und gaben Licht und Dunkelheit ihre Namen: Tag und Nacht, Morgen und Mittag, Abend und Dämmerung. Aber Sonne und Mond wurden von den Wölfen der Riesenfrau verfolgt, die sie eines Tages verschlingen würden. So liefen sie hastig über den Himmel und ließen Fürchterliches erahnen.
Als die warmen Strahlen der Sonne auf die Erde trafen, begann das Gras zu wachsen. Die Götter ließen sich einen eigenen Wohnort im Himmel schaffen, den nannten sie Asgard – Heim der Asen. Oft kamen sie nach Midgard. Dort fanden sie eines Tages zwei Baumstämme am Ufer. Sie bewunderten ihre Form und beschlossen, daraus den Menschen zu schaffen. Odin hauchte dem Stamm Geist ein. Vili formte die Gestalt und gab den Menschen die Fähigkeit zu denken. Vé verlieh ihnen die Schönheit und die Gabe, ihre Sinne zu gebrauchen.
Den Mann nannten sie Ask, die Frau Embla. Diese bezogen Midgard, wo die Götter sie vor den Riesen beschützten. Von ihnen stammen alle Menschen ab und deren Zahl wuchs stetig.1
Auch gab es mehr Asen auf der Welt. Die Götter bauten eine Brücke von ihrer himmlischen Stätte nach Midgard. Diese nannten sie Bifröst. Es war das schönste Bauwerk, das die Asen den Menschen, neben dem tanzenden Nordlicht, zu sehen gaben. Doch in das Nordlicht wagte kein Mensch zu sehen, denn sie fürchteten sich vor den Geistern, die dort im Himmel mit ihren Brandfackeln aufeinander schlugen. So auch Fengur, ein Schmiedgeselle. Beschützt von den Asen, die seit Anbeginn der Zeit über die Menschen wachten, hämmerte er eines Tages sein Meisterwerk aus einem Stück Eisen. Hart war die Schneide des Schwertes und weich sein Kern. Weit und breit sollte es kein besseres Schwert geben als dieses – selbst von der Schmiedekunst der Zwerge in Schwarzalbenheim nicht übertroffen.
Davon hörte auch Loki, der Feuergott der Asen. Auf eine Gelegenheit lauernd an eine mächtigere Waffe zu gelangen, als sein Götterbruder Thor, neidete er Fengur das Schwert. Mit dem Versprechen, es zur mächtigsten Waffe in ganz Midgard zu machen, überredete er den Jungen, ihm nach Niflheim zu folgen und dort das Schwert vom Drachen Nidhöggr brennen zu lassen. Fengur tat wie ihm geheißen, wagte sich in die Höhle des Drachen und fing die Flamme Nidhöggrs in der Klinge ein. Doch als Fengur das Schwert in der Quelle Hvergelmir zur Vollendung brachte und sich Loki am Ziel seiner Wünsche glaubte, erschien Thor. Von Lokis finsteren Plänen überzeugt, sendete er einen Blitz aus seinem Hammer, der das Flammenschwert aus Lokis Händen riss und es weit davon schleuderte. Nie wieder wurde es gesehen und nie wieder wurde in der Welt ein Flammenschwert geschmiedet. Als Fengur im hohen Alter starb, blickte er ins Nordlicht und nannte das Schwert zum ersten Mal bei seinem Namen – Kyndill. Er hatte es nie vergessen, doch die Zeit vergaß es rasch, ebenso wie ihn …
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1. Maria Mac Dalland: VØLVENS SPÅDOM – SKABELSEN / Danmark 1995
1. Kapitel
Schwer atmend und unsagbar gefährlich stand der Hüne vor ihnen. Seine breiten Schultern hoben und senkten sich im Rhythmus tiefer Atemzüge. Noch bewegten sich Tiray und Fengurd in seinem Schatten und er ahnte nichts von den Angreifern hinter ihm. Eine kostbare, blaugoldene Rüstung schützte seinen Körper, nur der Rückenkamm lag borstig und schwarz zwischen den gepanzerten Schultern frei. Auf seinem Rücken prangte eine schwere Doppelaxt, die behandschuhten Hände führten zwei kleinere Beile.
„Wir müssen ihn gleichzeitig angreifen, sonst haben wir keine Chance. Hast du genug Tränke bei dir?“, fragte Fengurd. Die Zauberin kauerte neben einem schwer bewaffneten Zwerg in goldener Rüstung, ihre Hände ruhten über ihrem gewundenen Zauberstab auf dem Gras.
„Meinst du wir packen ihn wirklich? Ich habe keine Lust schon wieder zu sterben. Ich verliere über 100k Punkte, wenn es schief geht“, antwortete Tiray ängstlich. Eine schwere Axt wippte in seiner rechten Hand.
„Ich kann dich ja später ein wenig leveln, falls etwas passiert“, entgegnete Fengurd gelassen.
„Hast du es mit Tito abgesprochen? Sollten wir den platt machen, legen wir uns mit seiner ganzen Horde an.“
„Das Spiel macht doch keinen Spaß, wenn man den halben Tag friedfertig nebeneinander herläuft. Außerdem habe ich mit ihm noch eine alte Rechnung offen. Weißt du, wie oft er mich am Anfang gelegt hat? Ich bin froh, ihn endlich alleine anzutreffen.“
Thea bewegte sich nervös in ihrem Schreibtischstuhl und packte die Maus fester. Nur wenige Klicks und schon würde der Kampf losgehen. „Bereit?“, sprach sie in das Mikrofon um ihren Hals.
„Ich hoffe nur, seine Horde ist weit weg“, raunte es aus den Lautsprechern neben dem Monitor.
„Wird schon“, antwortete Thea. Sie fuhr mit dem Mauscursor über die fremde Spielfigur, und als das Schwertzeichen erschien, klickte sie. Die blau gewandete Magierin hob die Hände, murmelte einen Spruch und sofort gingen grüne Blubberblasen über den Minotauren nieder. Dieser drehte sich um und hatte schon eine große Axt statt der Beile in der Hand. Mit gewaltigen Schlägen hieb er auf Fengurd ein.
„Jetzt Juli, sonst hat er mich!“, rief Thea.
Tiray sprang vor, landete einige gut platzierte Treffer und brachte den Mino kurzzeitig zum Taumeln. Dieser versetzte Fengurd einen weiteren Hieb, ehe er sich dem Zwerg zuwandte. In einer gewaltigen Schlagabfolge liefen die Nummern über Julis Spielfigur nur so davon und der Lebensbalken schrumpfte in rasender Geschwindigkeit.
„Mach was Thea!“, rief es aus den Lautsprechern, doch Thea konnte nicht helfen, ihre Figur war mit einem Schlafzauber belegt und schwang langsam hin und her.
„Wirf einen Gegenzauber auf mich“, befahl Thea, während sie immer wieder auf ihre Maus klickte und versuchte ihrerseits einen Zauber auf den Mino zu werfen.
„Können vor Lachen!“, rief Juli und Thea beobachtete Julis vergebliche Versuche, ihren Zwerg aus den Schlagfolgen des Minos zu lösen. Flüche drangen aus der Lautsprecherbox, dann war der Schlafzauber von Fengurd genommen und Thea konnte endlich den erlösenden Klick auf den Mino tätigen. Feuerbälle hagelten auf den Gegner nieder und Juli steuerte ihren Zwerg mit neuen Energien zurück in das Geschehen, um ihrerseits einige Schläge auf den Feind hageln zu lassen. Thea ließ Fengurd einen Magietrank zukommen und beschwor abermals den Feuerzauber auf den Mino herab.
„Wie viel hält dieses blöde Viech eigentlich aus?“, schimpfte Juli von der anderen Seite des Computers und Thea beobachtete, dass Juli