Die Midgard-Saga - Niflheim. Alexandra Bauer

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Die Midgard-Saga - Niflheim - Alexandra Bauer Die Midgard-Saga

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vorbei“, belehrte Juli sie.

      „Ach ne!“, schnarrte Thea.

      „Bestellst du heute keinen Nussbecher?“

      „Was? Doch.“

      „Na dann nimm endlich das Ding runter“, lachte Juli.

      Thea äugte über die Karte. Langsam nahm sie sie aus dem Gesicht. „Der starrt die ganze Zeit zu mir rüber“, murrte sie.

      Juli folgte ihrem Blick. „Wer?“ Sie hob sich leicht aus ihrem Stuhl und überschaute die Menge. „Ich sehe niemanden. Aber vielleicht ist es Dein_Tod, der dich mit seinen Augen durchbohren will!“, raunte sie verschwörerisch und lehnte sich verstohlen über den Tisch.

      „Du hast einen Knall“, lachte Thea.

      Endlich näherte sich die Bedienung. Statt den Bestellzettel mit sich zu führen, brachte sie jedoch einen großen Becher Eis und Sahne mit sich, gespickt mit Haselnüssen und Mandelsplittern, den sie vor Thea abstellte.

      Staunend sah Thea zu ihr auf und erntete dafür schallendes Gelächter von Juli.

      „Glaub mir, ich bin eine Hexe“, scherzte sie ein weiteres Mal.

      Thea verschränkte die Arme. Mit zusammengekniffenen Augen sah sie Juli an.

      Ihre Freundin legte den Kopf schief. „Ich habe angerufen, bevor ich losgefahren bin und einen Tisch und mein Eis bestellt“, löste sie das Rätsel auf. „Meine Mutter musste noch einkaufen fahren. Sie hat mich rasch mit dem Auto abgesetzt. Als ich hier war, habe ich dein Eis bestellt. War doch klar, dass du einen Nussbecher nimmst!“

      Langsam tauchte Thea ihren Löffel in die Sahne. „Du bist schrecklich!“

      „Danke, ebenso“, grinste Juli.

      Sie aßen ihr Eis und ließen es sich nicht nehmen, im Anschluss noch einen Milchshake zu trinken. Sie sprachen über die Schule und das Spiel, über ihren gelungenen Kampf gegen Dein_Tod und schließlich bestellte Thea zwei Portionen Eis zum Mitnehmen. Als sie zahlte, begegnete sie abermals dem Blick des Fremden, der, ebenso wie sie, noch immer im Café saß. Begierig darauf, seinem Blick zu entkommen, ergriff Thea das Eispäckchen, stand auf und ging zu ihrem Fahrrad.

      „Sehen wir uns später online?“, fragte sie an Juli gewandt, die ihr gefolgt war.

      „Hm, ich weiß nicht, ob ich heute noch mal ins Spiel will. Dein_Tod wird uns keine Ruhe lassen.“

      Thea lachte. „Dann bleiben wir einfach in der Stadt hocken und sehen uns an, wie er im Worldchat schimpft.“

      „Das können wir gerne machen“, erklärte sich Juli einverstanden. „Also bis später!“

      Behutsam bettete Thea die verpackten Becher in den Fahrradkorb, verabschiedete sich und radelte davon. Noch immer hatte die Aktivität auf den Straßen nicht nachgelassen, nur die Autos, mit den vollgestopften Kofferräumen, waren vor den Häusern verschwunden. Man schien die Einkäufe ohne Umwege auf den Grill gelegt zu haben, denn von überall her drang der Duft von gebratenem Fleisch.

      Zu Hause angekommen überkam Thea ein seltsames Gefühl, das sie über ihre Schulter blicken ließ. Ein Schreck fuhr ihr durch die Glieder, als sie den rothaarigen Mann aus der Eisdiele entdeckte, der ihr durchdringend nachsah. Rasch knallte Thea die Tür zu, aber ehe sie sich ihrem Unbehagen hingeben konnte, tanzte ihr kleiner Bruder um sie herum. Er trug, wie schon in den vergangenen zwei Wochen, seine Lieblingshose – eine kurze, karierte Shorts, die er sich selbst ausgesucht hatte und die ihm viel zu groß war. Wie Glocken schaukelten die Hosenbeine um seine dünnen Knie. Fast jeden zweiten Abend stopfte Theas Mutter das Kleidungsstück in die Waschmaschine, damit es am nächsten Morgen keine Wutausbrüche gab, weil Mats eine andere Hose tragen sollte. Thea brachte der Trotzphase des dreijährigen Gnoms nur wenig Verständnis entgegen. Sie war fest davon überzeugt, dass sie als Mutter anders handeln und sich nicht derart terrorisieren lassen würde, Dennoch liebte sie ihren Bruder abgöttisch. Immer wenn er Thea mit seinen Kulleraugen ansah, konnte sie ihm nicht böse sein. Genauso wenig wie jetzt, da er sich mit seinen kleinen nackten Füßen und seinem nackten Oberkörper gierig nach den Eisbechern reckte und mit den schmutzigen Fingern an ihrem T-Shirt riss.

      „Was hast du mir mitgebracht? Was?“, rief er fröhlich.

      „Bananensplit. Hier nimm und gib schon Ruhe!“, sagte Thea liebevoll und reichte ihm das Päckchen.

      Auch Theas Mutter ließ nicht lange auf sich warten. „Warum schlägst du so die Tür?“, fragte sie vorwurfsvoll.

      Thea warf einen Blick durch das Flurfenster und stellte fest, dass der Fremde noch immer auf der Straße stand und sie beobachtete.

      „Ich glaube, dieser Typ hat mich verfolgt“, erklärte sie.

      Frau Helmken stürzte augenblicklich zum Fenster und starrte hinaus.

      „Wer?“, fragte sie.

      Thea folgte ihrem Blick, doch die Gegend war menschenleer. Kurzerhand riss Frau Helmken die Eingangstür auf und hastete hinaus auf die Straße. Mit wachsamen Augen wanderte sie den Bürgersteig hinauf und ließ auch den kleinen Fußgängerpfad nicht aus. Kopfschüttelnd kam sie zurück.

      „Niemand da“, erklärte sie.

      „Tut mir leid“, entschuldigte sich Thea abwesend. „Vielleicht ist er auch nur zufällig hier gewesen und ich habe mich geirrt.“

      „Du bist doch sonst nicht so ängstlich! Wie sah er aus?“, hakte Frau Helmken besorgt nach.

      Thea rümpfte die Nase. „Ich weiß nicht genau. So ein Rothaariger mit einem Bart.“

      „So ein Rothaariger“, wiederholte Frau Helmken schmunzelnd und ließ eine Strähne von Theas roten Schopf durch ihre Finger gleiten. „Rothaarige gibt es nicht viele. Vielleicht hat er dich doch verfolgt und war er auf der Suche nach einer Gleichgesinnten.“

      Thea fasste ihre Haare am Hinterkopf zusammen, zwirbelte sie und legte sie über die rechte Schulter. „Der war mindestens zwanzig“, empörte sie sich.

      Frau Helmken hob den Finger. „Ich glaube auch an einen Zufall. Aber sollte er dir noch einmal folgen, droh ihm mit der Polizei!“

      „Ja, ja und laut schreien“, erwiderte Thea und war schon auf dem Weg in ihr Zimmer.

      „Ich hätte wetten können, dass du dir einen zweiten Eisbecher einpacken lässt“, schmunzelte ihre Mutter, nachdem sie einen Blick ins Wohnzimmer geworfen hatte, in dem Mats über seinem Bananensplit saß. Der Becher der Mutter stand unbeachtet in der geöffneten Verpackung.

      „Ich hatte daran gedacht, aber ich hatte noch einen Zusatzmilchshake“, gestand Thea fröhlich und winkte über ihre Schulter. In ihrem Zimmer zog sie das Handy aus der Tasche und wählte Julis Nummer.

      „Hallo Frau Ungeduld. Hast du vergessen, dass ich nach Hause laufen muss?“, lachte es aus dem Hörer.

      „Juli, dieser Typ mit den roten Haaren – den wir gesehen haben, als wir im Eiscafé saßen …“, stammelte Thea und schob ein paar CDs mit ihrem Fuß zusammen, die vor dem Regal der Stereoanlage verstreut lagen.

      „Das

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