Rufe aus Morgania. Brigitte H. Becker

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Rufe aus Morgania - Brigitte H. Becker

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      Rauch quoll aus ihrem Mund und vermischte sich mit dem aus der Kugel aufsteigenden, der sich bald nach der Befragung auflöste.

      Beide Elfen schauten fasziniert hinein.

      Bald waren nebulöse Figuren auf der Oberfläche auszumachen.

      Eliodor versenkte sich lange in die Bilder. Meridor hing an ihren Lippen, als sie mit tiefer, rauchiger Stimme ihre Eindrücke schilderte.

      „Ich sehe eine Uhr, eine riesige Uhr. Es wird es die Welt Uhr sein.“

      Meridor fuhr erschreckt zusammen, als die Andere nach bedeutsamer Pause plötzlich „Wahnsinn!“ kreischte. „Die Zeiger laufen immer schneller, und sie tickt wie verrückt!“

      Mit einer abwehrenden Geste würgte sie die Bemerkung ab, die Meridor auf der Zunge lag. „Warte. Jetzt tauchen Menschen auf, immer mehr Menschen, ein Gewimmel aller Hautfarben. Sie rennen alle um die Uhr, der Zeit hinterher, und es sieht so aus, als kämen sie nicht mit.“

      Meridor konnte sich noch so sehr anstrengen, doch konnte nichts erkennen.

      Eliodor starrte gebannt in die Kugel. Dann rief sie mit schriller Stimme. „Ich fasse es nicht! Was soll denn das? Viele gebärden sich wie aufgescheuchte Hühner, schubsen und treten sich gegenseitig vorwärts. Und dann immer diese Stimme:

      „Schnell, schnell“, oft mit dem Zusatz „Zeit ist Geld“… „Furchtbar!“

      Meridor fuhr erschreckt bei ihrem Aufschrei hoch. „Einige werden niedergetrampelt, vielleicht sogar zertreten... Und was ist mit denen? Die baumeln am Uhrzeiger wie die Affen und klammern sich mit der Macht der Verzweiflung an. Einige fallen herunter, andere springen von selber ab. Und was soll das alles?“

      Sie beugte sich noch tiefer herunter und spitzte die vorgeschnellten Ohren.

      Dann huschte ein wissendes Lächeln über ihre Züge. „Ah, jetzt verstehe ich! Daher die ganze Mühe. Die rackern sich ab, um die Uhr in ihrem Sinne zu verstellen. Während einige versuchen, die Geschwindigkeit zu drosseln, sind andere bestrebt, sie anzuhalten oder gar zurückzudrehen.“ Sie lauschte intensiv. „Und was ist daraus zu schließen?“ Aufatmend hauchte sie „Verstehe“, um sich dann laut und deutlich zu erklären:

      „Die Zeit beschleunigt sich; das Zeitgefühl verändert sich; die Menschen werden zu Gejagten, weil sie glauben, ihnen läuft die Zeit davon.“ Sie schüttelte verständnislos den Kopf. „Einerseits wird sich im Beruf abgestrampelt, andererseits um Freizeit zu gewinnen.“

      Der Rauch wurde zu beißendem Qualm, der, beide Elfen einhüllend, bei Eliodor Niesreiz und bei Meridor Hustenreiz auslöste. mit abwehrenden Armbewegungen keuchte sie:

      „Woher kommt dieser fürchterliche Gestank?“

      Als sich empfindliche Eliodors Nase hinlänglich beruhigt hatte, schnüffelte sie geräuschvoll und intensiv hinein.

      „Ich wittere Aufregung, Sorge und Angst. Es breitet sich in der Menschenwelt wie eine Seuche aus.“

      Meridor schluckte schwer. „Kann die Kugel sagen, wer dahinter steckt?“

      Der Qualm schwärzte sich, und es miefte noch erbärmlicher als sich Eliodor in der Vorbeuge danach erkundigte, die sie nicht mehr sehen ließ. Angewidert die überstrapazierte Nase zurückziehend schnellte sie zurück und tauchte urplötzlich wieder auf.

      „Bah pfui, das stinkt nach faulen Eiern! Ist ja nicht auszuhalten! Wüsste ich es nicht selber gerne, würde ich nicht …“

      Der Rest ging im Niesen unter, das nicht enden wollte. Ihre Überwindung war ihr anzusehen, als sie nach dem Anfall wieder untertauchte, um der Kugel die Antwort zu entlocken.

      Angewidert wandte sie sich ab und war wieder schemenhaft zu sehen.

      „Also, die Schattenwesen werden immer dreister und stiften Chaos an. Stell dir vor, die Banausen bombardieren Menschenohren mit schwarzen Wurmwinzlingen, die wie die Bienen summen.“ Sie warf Meridor einen forschenden Blick zu. „Du weißt, was das bedeutet?“

      Die Frage verebbte mit Echo. als die junge Königin ihr ernst zunickte.

      Mit dem Qualm verflüchtigte sich auch der grässliche Schwefelgestank.

      Mit verschleiertem Blick und rostiger Stimme wollte die wieder gut sichtbare Waldfee von ihr wissen, ob sie alles verstehen konnte.

      „Ja danke, mir ist vieles klar geworden“, hauchte Meridor.

      „Möchtest du noch mehr über die Menschen wissen?“, fragte Eliodor mit lauerndem Blick.

      Es sprudelte nur so aus Meridor hervor. „Wieso finden keine Menschen mehr hierher? Außer kleinen Kindern sieht man nur noch Schlafwandler und Fiebernde, und die wenigen Tagträumer, die sich zu uns verirren, sind genauso wenig ansprechbar. Und warum wird die Durchlässigkeit des Netzes zwischen den Welten an unseren Feiertagen nicht mehr ausgenutzt?“

      „Drei Fragen mit vermutlich einer Ursache.“

      Mit erhobener Stimme sprach Eliodor ein zweites Mal die Beschwörungsformel aus.

      „Sicher ist sicher nach der Qualmerei. Da bin ich aber mal gespannt, was die Kugel dazu sagt. Die Oberfläche hat sich geklärt, und sie wird wieder besser zu verstehen sein.“

      Mit geschlossenen Augen wartete sie eine Weile ab, bis sie zur Fragestellung ansetzte.

      Es schien ihr nicht leicht zu fallen, die Botschaft der Kugel zu entschlüsseln.

      Ihre Stimme brach, als sie das Gehörte, sich kurz aufsetzend, schleppend weitergab.

      „Menschen in Zeitnot werden haltlos, sind leicht beeinflussbar und von ihrer Seele zu entfremden.“ Fassungslos wiegte sie den Kopf. „Was ist nur mit ihren Köpfen?“

      Mit fest zusammengekniffen Augen schaute sie genauer hin.

      Sieht mir aus wie ein Gedankenkarussell, das sich da schier unablässig dreht und mit einem Heidenlärm die innere Stimme übertönt. Aber kaum jemand gibt sich die „Sieht mir aus wie ein Mühe, es einmal anzuhalten.“ Sie winkte Meridor heran, um sie mit sich herunterzuziehen.

      „Nun sieh dir das mal an!“

      Als würden sich ihre Augen öffnen, konnte Meridor nun deutlich Wolkenformationen über die Kugel ziehen sehen, die alle Helligkeit gierig zu verschlucken schienen.

      Mit einem wissenden Nicken wurde aus dem Klammergriff entlasen.

      „Nun wundert mich gar nichts mehr bei den vielen Schatten, die in ihrer Welt herumtanzen!“, stöhnte die Waldfee und richtete sich auf.

      Meridor schluckte schwer. „So weit ist es also schon gekommen. Und wofür halten uns die Menschen?“

      Die Antwort kam erstaunlich schnell.

      „Für Phantasie, Hirngespinste, Traumschäume, Märchen- und Sagengestalten.“

      Nebelschwaden stiegen auf, um die Fragestellerin komplett einzuhüllen,

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