Insonnia. Jay Baldwyn

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Insonnia - Jay Baldwyn

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Damit man es nicht gegen dich verwenden kann.<<

      >>Verstehe ich nicht. Es schadet doch keinem, wenn Babo sich mit mir unterhält.<<

      >>Sicher nicht, doch manche werden das als Bestätigung ansehen, dass du ein bisschen verrückt bist. Ich glaube das nicht, aber vielleicht die Ärzte, Pfleger und Krankenschwestern.<<

      >>Sind die nett? Die beiden Männer, die mich hergebracht haben, sahen nicht sehr freundlich aus.<<

      >>Jeder hat eben so seine eigene Art. Die meisten meinen es gut, aber es gibt auch welche, vor denen man sich in Acht nehmen muss. Bosco gehört dazu. Das ist der Blonde, Bullige, der dich aufs Bett gedrückt hat. Seine Hände sind überall. Auch da, wo es dir bestimmt nicht gefällt. Und Aleandro, ein Kleiner, Dunkler mit Bart. Den hast du noch nicht kennengelernt, dem sitzt die Hand ziemlich locker. Der schlägt schnell mal zu, wenn ihm etwas nicht passt. Bei den Schwestern gibt es wahre Engel, aber auch eine, die alle nur den General nennen. So eine blonde Walküre mit Pranken wie ein Mann.<<

      >>Und wie sind die Ärzte so? Muss man sich vor denen auch fürchten? Dottore Serra machte eigentlich einen recht sanften Eindruck.<<

      >>Der hat die Aufnahme bei dir gemacht? Ja, der ist nett und sanft wie ein Lamm. Dottore Marchetti ist auch ganz in Ordnung, wenn auch nicht so sanft wie Dottore Serra. Aber am Schlimmsten ist Dottore Gallo. Der kennt kein Erbarmen und schert sich nicht darum, wenn es wehtut. Er hat so einen unheimlichen Blick. Man könnte glatt meinen, er sei einmal hier Patient gewesen. Aber das behältst du für dich, hörst du? Ich will keinen Ärger kriegen. Auf jeden Fall bin ich für dich da, wenn du mich mal brauchst. Du erinnerst mich an meine kleine Schwester. Die ist viel zu früh verstorben. Manchmal kann ich sie noch sehen oder riechen. Aber pst …!<<

      >>Was denkst du denn von mir? Glaubst du, ich plaudere aus, was du mir erzählst?<<

      >>So gut kenne ich dich schließlich noch nicht. Und Vertrauen muss langsam wachsen. Das geht nicht von jetzt auf gleich.<<

      >>Ich weiß, ich bin auch schon oft enttäuscht worden. Manche Menschen sind so falsch …<<

       Heute

      Kiara Martinelli versuchte sich beim Frühstück am nächsten Morgen nichts anmerken zu lassen. Sie fühlte sich wie gerädert, als hätte sie überhaupt keinen Schlaf bekommen, aber da die Kinder nichts sagten, nahm sie an, der nächtliche Besuch der unheimlichen Schattenfrau habe nur ihr gegolten.

      >>Wann kommt babbo eigentlich wieder?<<, fragte Perla.

      >>Übermorgen, auch wenn du noch so oft fragst.<<

      >>Sei doch nicht gleich böse, mammina. Ich habe nur solche Sehnsucht. Warum muss papà so oft weg sein?<<

      >>Auch das haben wir dir immer wieder und wieder erklärt. Dein Vater ist ein erfolgreicher Immobilienmakler, der überall in Italien Objekte anbietet. Wenn es Interessenten gibt, muss er sich vor Ort mit ihnen treffen, um ihnen eine Besichtigung der Häuser und Villen oder Wohnungen zu ermöglichen.<<

      >>Ja, und ohne diesen Aufwand würde der Rubel nicht rollen<<, bemerkte Aldo altklug. >>Schließlich sollen der kleinen principessa all ihre Wünsche erfüllt werden.<<

      >>Das hört sich an, als ob du neidisch bist<<, sagte Perla. >>Wer hat denn babbo gelöchert, unbedingt in diese seltsame Stadt zu ziehen? Nur weil hier angeblich Vampire hausen sollen.<<

      >>Die Twilight Saga ist nach einem Roman verfilmt worden, tesoro. Und Romane haben mit der Wirklichkeit selten etwas zu tun.<<

      >>Da hörst du‘s. Ich habe jedenfalls nicht erwartet, hier auf echte Vampire zu treffen. Da finde ich die alten verfallenen Gebäude des ehemaligen Ospedale Psichiatrico di Volterra viel gruseliger.<<

      >>Um die du einen großen Bogen machen wirst, wenn du mit mir keinen Ärger bekommen willst<<, sagte Kiara.

      >>Pah, ich muss da gar nicht persönlich hingehen. Im Internet findet man jede Menge Material, einschließlich virtuellem Rundgang. Und es gibt sogar ein Computerspiel, das dort angesiedelt ist. „The Town of Light“ heißt es.<<

      >>Das ist ein Spiel für Erwachsene und nicht für Kinder. Lass dich nicht dabei erwischen, dass du dir das kaufst<<, meinte Kiara böse.

      >>Dio mio, ich werde nicht gleich vor Schreck in Ohnmacht fallen. Meine Klassenkameraden haben es schon gespielt und fanden es ziemlich öde.<<

      >>Wir haben uns verstanden. Sonst wird dein Vater mit dir ein ernstes Wort reden.<<

      >>Sei friedlich, mammina. Das ist wie Geschichtsunterricht. Menschen haben sich im Laufe der Jahrhunderte ganz andere schlimme Dinge untereinander angetan. Während der Kriege und zu Zeiten der Hexenverfolgung zum Beispiel.<<

      >>Was ist denn mit dem Spiel? Warum sollen Kinder das nicht sehen?<<, fragte Perla.

      >>Es werden da Dinge gezeigt, die Kindern Albträume bereiten können. Früher, als es noch keine Psychopharmaka gab, wurden verhaltensauffällige Menschen schnell für verrückt erklärt und einfach weggesperrt. Man hat Experimente mit ihnen veranstaltet oder sie einfach vor sich hin vegetieren lassen. Das änderte sich erst 1978, als der italienische Staat das „Legge centottanta“ erließ, ein Gesetz zur Schließung der schlimmsten psychiatrischen Anstalten. Zuvor hatten der Psychiater Franco Basaglia und viele seiner Kollegen Jahrelang für ein solches Gesetz gekämpft. Wegen der unerträglichen Missstände in den geschlossenen Anstalten oder psychiatrischen Krankenhäusern, die mehr wie Hochsicherheitstrakte oder Gefängnisse geführt wurden.<<

      >>Und was hat man mit den Menschen gemacht, außer sich nicht um sie zu kümmern?<<, hakte Perla nach.

      >>Das willst du gar nicht wissen, cara. Später, wenn du älter bist, kannst du das alles nachlesen. Und wenn ich später sage, meine ich später, Aldo. Nicht dass du auf die Idee kommst, deiner Schwester im Internet etwas darüber zu zeigen.<<

      >>Packt sie nur weiter in Watte. Je eher sie weiß, wie Menschen wirklich sind, desto besser. Aber keine Sorge, ich werde sie nicht darauf stoßen. Was sie hingegen selbst macht …?<<

      >>Nein, Perla, hör nicht darauf, was dein Bruder sagt. Mädchen sind empfindsamer, und deine kleine Seele soll keinen Schaden erleiden.<<

      >>Ist gut, mammina. Ich höre auf dich und forsche nicht weiter nach.<<

      Am Abend meldete sich Delano aus Rom. Er kannte seine Frau so gut, dass er sofort merkte, dass etwas nicht stimmte.

      >>Cara mia, wie geht es dir? Du klingst so traurig. Ist mit den Kindern alles in Ordnung?<<

      >>Ja, mit denen schon … Ach, ich habe letzte Nacht furchtbar geschlafen. Mir kam es vor, als sei noch jemand im Haus.<<

      >>Alte Häuser weisen bestimmte Merkmale auf. Kein Wunder, wenn man bedenkt, wer dort schon alles gelebt hat und was darin schon alles passiert ist. Da knarrt und knackt es. Man hört es wispern oder pfeifen. Das ist mitunter etwas unheimlich, aber nicht bedrohlich.<<

      >>Ich weiß nicht, ob es eine so gute

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