Das Erbe der Ax´lán. Hans Nordländer

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Das Erbe der Ax´lán - Hans Nordländer

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ich dorthin gekommen war, aber ich war glücklich, so glücklich, wie schon lange nicht mehr. Und ich war nicht allein.“ Für einen kurzen Augenblick schien ihre Stimme zu zittern. „Bei mir waren Idomanê und Erest. Auch sie waren glücklich und sie sprachen mir Mut zu. Es war, als errieten sie meine Trauer. Ich fühlte mich besser und ich wusste, dass es kein Traum war. Ihr wisst, manchmal träumt man und weiß, dass man träumt. Dieses Mal war es genau anders herum. Ich träumte, wusste aber, es war die Wirklichkeit.“

      „Weißt du noch, was sie sagten?“

      „Nicht den genauen Wortlaut, aber sie meinten, ich sollte mir keine Sorgen machen. Es ginge ihnen gut und sie würden auf uns, nicht nur auf mich, warten, bis wir unseren Auftrag erfüllt haben. Aber möglicherweise sehen wir uns schon vorher wieder.“ Valea wischte sich eine Träne aus den Augen. „Und als ich aufwachte, war ich immer noch glücklich und ich wusste, dass wir uns wiedersehen würden. Ich war beruhigt. Dann schlief ich wieder ein und heute Morgen hatte ich nur noch eine blasse Erinnerung an das, wovon ich träumte. Ich wünschte, es wäre so.“

      „Wer weiß, ob es nicht tatsächlich mehr als ein Traum war“, meinte Solvyn.

      „Solvyn hat Recht“, sagte Durhad. „Im Schlaf erreichen wir Welten, die uns sonst nicht erreichbar sind. Und besonders so klare Träume, wie sie uns nach dem ersten Erwachen in Erinnerung sind, enthalten oft mehr Wirklichkeit, als wir glauben. Wie fühlst du dich jetzt?“

      „Besser, erleichtert. Aber nicht erst, seit ich euch davon erzählt habe. Schon bei meinem letzten Erwachen erfüllte mich eine Linderung meines Schmerzes. Wie immer man den Traum deuten mag, er brachte mir tatsächlich Trost.“

      Durhad nickte wissend. Die Oson hatten Valea für kurze Zeit zu sich geholt, um ihre seelische Verfassung zu stärken. Vermutlich hatten sie es irgendwie herausgefunden, wie es ihr ging. Anscheinend war es aber nur Valea so ergangen, denn die anderen konnten sich nicht an einen solchen Traum erinnern. Ihr Traum war Wirklichkeit gewesen, und immer noch musste diese Wirklichkeit vor ihnen verborgen werden. Doch eines war für Durhad sicher. Spätestens, wenn sie das nächste Fragment gefunden hatten, würden die Oson mit ihnen offen in Verbindung treten, um die drei Fragmente zu übernehmen. Meneas irrte, wenn er glaubte, die anderen lägen in Elgen Damoth. Diese Überzeugung war ihm in seine Erinnerung eingepflanzt worden. In Wirklichkeit befanden sie sich auf ihrem Raumschiff in der Umlaufbahn um Elveran und in Sicherheit vor allen, die sie noch begehren konnten.

      „Haben sie dir noch etwas über unseren Auftrag erzählt?“, fragte Anuim. „Vielleicht sogar, wo das nächste Fragment versteckt ist.“

      Valea schüttelte mit dem Kopf.

      „Ich kann mich an kein Wort erinnern.“

      „Schade, es hätte uns die Suche erleichtert.“

      In diesem Augenblick kamen Tjerulf und Meneas herein. Beide hatten Seile über ihren Schultern.

      „Nanu, was habt ihr denn vor?“, fragte Anuim überrascht. „Unsere Bergtour ist doch vorüber.“

      „Diese schon“, erwiderte Tjerulf lächelnd. „Nachdem wir aber bereits Wochen unterwegs waren und schon öfter Seile hätten brauchen können, haben wir uns entschlossen, nun endlich welche zu kaufen. Wer weiß, wofür sie noch vonnöten sein werden.“

      „Sie sind also nicht für einen bestimmten Zweck?“

      Meneas lächelte.

      „Nein, mein Wort drauf. Weißt du einen?“

      Anuim schüttelte den Kopf.

      „Auch nicht.“

      Wenn ihre Stimmung nicht noch so bedrückt gewesen wäre, hätte Freno eine makabre Bemerkung gemacht, aber unter diesen Umständen unterließ er es lieber. Vielleicht hatte Anuim sie auch schon angedeutet. Tjerulf und Meneas brachten die Seile auf ihre Zimmer und kamen dann zum Essen.

      Den Nachmittag verbrachten sie mit Besorgungen in der Stadt. Auf dem Markt, wo auch einige Schausteller ihre Stände aufgebaut hatten, blieben sie ein wenig länger, als sie es sonst getan hätten, aber nach ihrem Abenteuer im »Einsamen Posten« war ihnen ein wenig nach Abwechslung zumute, bei der sie für eine kurze Zeit vergessen konnten, was geschehen war.

      Nach dem Abendessen gingen sie dann früh schlafen. Die nächsten beiden Tage, bis Landsende erreicht war, würden sie die ganze Zeit wieder auf ihren Pferden unterwegs sein und die Nacht im Freien verbringen müssen. Da war es gut, wenn sie sich vor ihrer Abreise noch einmal ausruhen konnten.

      Am nächsten Morgen brachen sie früh auf. Nephys stand gerade über dem Horizont, als sie durch das Osttor der Stadt ritten. Die Straße führte eine lange Zeit an der Küste entlang, die ein Teil der Bucht von Landsende war. Der Gegend war kahl und öde. So weit ihr Blick reichte, entdeckten sie weder Baum noch Strauch, dafür war die schroffe Hügellandschaft von zahlreichen mehr oder weniger großen Felsbrocken übersät, zwischen denen kurzes Gras wuchs. Bis zum späten Nachmittag sahen sie auch keine menschlichen Behausungen. Zwischen Sprotthausen und Landsende gab es keine Dörfer. Trotzdem lag das Land nicht brach. Hier und dort grasten Weidetiere und gelegentlich erblickten sie einen Schäfer oder Rinderhirten bei seiner Herde.

      Obwohl es ein klarer Morgen war, war es ungemütlich kühl, denn der Wind blies von Nordosten, und solange sie an der Küste entlang ritten, waren sie ihm ungeschützt ausgesetzt. An diesem Tag war auf der Straße fast kein Betrieb, denn es war Wochenende. Über der Woche herrschte zwischen Sprotthausen und Landsende allerdings nicht viel mehr Verkehr, da zwischen diesen beiden Städten vergleichsweise wenige Waren ausgetauscht wurden und es gab auch sonst kaum Reisende auf dieser Strecke. Landsende lag sehr abgelegen und besaß keine große Bedeutung. Der Name dieser Stadt spiegelte ihre ganze Einsamkeit wider.

      Dann, an einer Stelle, wo keine anderen Reisenden unterwegs waren, hörten sie entfernt die mittlerweile gewohnten Schreie von Ithlor und Kerlon. Sie hatten die Reiter aus großer Höhe entdeckt, was ihnen unter diesen Umständen nicht allzu schwer gefallen war. Im Sturzflug kamen sie zu ihnen herunter, überflogen sie rauschend und zogen dann wieder hoch. Tjerulf und Meneas grüßten mit erhobenen Händen. Doch dieses Mal landeten sie nicht, sondern begleiteten die Reiter durch die Luft, bis sie am Abend ihr Lager aufschlugen.

      Am Nachmittag wandte sich die Straße landeinwärts. Nur die Landschaft blieb unverändert. Jetzt lagen die felsigen Hügel zu ihren beiden Seiten. Als Nephys schließlich dem Horizont entgegensank, suchten sie sich einen geschützten Platz in einer Senke. Die beiden Drachen kamen zu ihnen herab und ließen sich einige Schritte von ihrem Lager entfernt nieder.

      „Ich glaube, heute werden wir ganz schön im Dunkeln sitzen“, meinte Anuim. „Weit und breit gibt es kein Feuerholz.“

      Durhad blickte in den klaren Himmel.

      „Kalt wird´s, aber die Monde werden für ein wenig Licht sorgen. Und gegen die Kälte haben wir unsere Decken.“

      Das war tröstlich, ersetzte aber nicht die Annehmlichkeiten eines Zimmers in einem Wirtshaus, oder noch besser im eigenen Heim. Immerhin hatten sie die Gewissheit, in Ruhe schlafen zu können, so lange die beiden Drachen über sie wachten.

      Der Wind hatte über Nacht zugenommen, aber keinen Regen herangeführt. Er wehte steif von der See her und ihnen kalt ins Gesicht. Das machte den Ritt nicht angenehmer. Die kahle Landschaft bot ihnen kaum Schutz. Erst als sie am späten Nachmittag den Wald von Landsende erreichten, hielt er den zum Sturm ausgewachsenen Wind ein wenig von ihnen ab. Dafür setzte nun der erwartete Regen ein. Missmutig klappten sie

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