Unter Piraten. Miriam Lanz

Чтение книги онлайн.

Читать онлайн книгу Unter Piraten - Miriam Lanz страница 15

Автор:
Серия:
Издательство:
Unter Piraten - Miriam Lanz

Скачать книгу

Mädchen vertrieb diese Feststellung so schnell, wie sie gekommen war. Es war völlig sinnlos sich jetzt Gedanken über etwas zu machen, dass sich nicht mehr ändern ließ...

      Plötzlich fiel ein gewaltiger Schatten über sie. Erschreckt wirbelte sie herum.

      Blackbeards stechende Augen funkelten sie an.

      „Was haben wir denn hier?“, donnerte er, “Wieso arbeitest du nich´, Kleiner?“

      Die Stimme des Piraten wurde mit jedem Wort lauter. Gwyn zuckte erschreckt zusammen.

      „Nun….ich…man hat mir keine Arbeit gegeben…“, flüsterte sie ängstlich.

      „So, man hat dir keine Arbeit gegeben“, wiederholte der Piratenkapitän misstrauisch. „Howard, komm sofort her!“, brüllte er im nächsten Augenblick, wobei er Gwyn nicht aus den Augen ließ.

      Die kleine, gebückte Gestalt des Quartenmeisters erschien hinter Blackbeards massiger Schulter.

      „Ihr habt nach mir gerufen, Käpt´n?“ Als Gwyn seine näselnde Stimme hörte, sah, wie er in kriecherischer Art dem Kapitän salutierte, dachte sie unwillkürlich an einen Wurm, einen kleinen sich windenden Wurm.

      „Der Kleine sagt, er hätt´ keine Arbeit bekommen. Stimmt das?“ Howard sah Gwyn voller Abscheu an.

      „Natürlich hab´ ich dem da ´ne Arbeit gegeben. In der Kombüse soll er helfen, der Bastard.“

      Gwyns Augen weiteten sich vor Überraschung. Wut loderte heiß in ihr auf und ließ ihr Blut förmlich kochen. Sie begann zu zittern.

      ‚Du verdammter Pirat! Du gottverfluchter Lügner!’

      „Diese verlogene Schlange hat mich vergessen. Ich habe nicht gelogen. Mir wurde keine Arbeit gegeben“, rief sie auf einmal aus, noch bevor sie sich über die Bedeutung ihrer Worte bewusst wurde.

      Für einige Sekunden konnte Gwyn die Blicke der beiden Männer nicht eindeutig identifizieren. In ihren Gesichtern spiegelte sich eine Mischung aus Verwunderung, Ungläubigkeit und Abscheu. Dann aber erstarrten ihre Minen. Howard hatte seine Augen zu Schlitzen verengt und fixierte sie voll Hass und Verachtung. Der dominierendste Ausdruck auf Blackbeards Gesicht jedoch war Ungläubigkeit. Aber noch etwas anderes barg sein Blick, etwas, dass Gwyn nicht eindeutig erkennen konnte. War es Anerkennung?

      „Du hast viel Mut, Kleiner!“, erklärte der Piratenkapitän schließlich. Gwyn hörte den höhnischen Unterton in seiner Stimme allerdings sehr deutlich.

      „Ich bin beeindruckt! Und weil ich deinen Mut, oder besser deine Torheit schätze, sollst du auch lernen mich zu schätzen.“

      Wieder nahm das Volumen seiner tiefen Stimme mit jedem Wort zu.

      Inzwischen hatten sich die übrigen Piraten um Gwyn und ihren Kapitän gescharrt und beobachteten das seltene Spektakel mit Genuss.

      Gwyn zitterte unkontrolliert und verfluchte ihre lose Zunge. Langsam kroch eine unbeschreibliche Angst in ihre Glieder und lähmte sie.

      „Howard!“, brüllte der Pirat.

      Der erste Offizier tauchte erneut mit einer Art Peitsche in der Hand hinter Blackbeard auf, die große Ähnlichkeiten mit einer Pferdepeitsche hatte. Die Piraten waren bei ihrem Anblick beinahe ehrfürchtig zurück gewichen.

      Als Gwyn das Zuchtinstrument für einen kurzen Moment genauer betrachtete, erkannte sie mit Entsetzten, dass es nicht nur eine, sondern neun Riemen besaß, die am Ende jeweils verknotet waren.

      ‚Die neunschwänzige Katze’

      Das Mädchen spürte, dass ihr die Farbe aus dem Gesicht wich; sie zog panisch die Luft ein.

      „Die übliche Strafe für Aufsässige, nehm´ ich an, Käpt´n, was?“ Howard grinste bösartig, wobei er einige faule Zahnstumpen enthüllte.

      „Nein! Diesmal nich´!“, entgegnete Blackbeard. Das bösartige Grinsen des Offiziers erstarb mit einem Schlag.

      „Fünf genügen völlig!“

      Hatte Gwyn noch bei seinem letzten Satz die Hoffnung geschöpft, noch einmal mit dem Schrecken davongekommen zu sein, glaubte sie, als sie die Anweisung hörte, man hätte ihr den Boden unter den Füßen weggezogen.

      Nach Blackbeards letztem Wort wurden die Bewegungen um das Mädchen herum langsamer; die Geräusche tiefer und unverständlich. Sie hörte nur noch das Blut in ihren Ohren pochen.

      Wie durch einen dichten Nebel nahm sie wahr, wie man sie zum Großmast führte, wie man ihr die Weste von den Schultern zog und ihr Hemd am Rücken aufriss.

      Widerstandslos ließ sie sich an den Mast fesseln.

      Das alles erschien ihr wie ein schrecklicher Traum, ein Traum, von dem sie hoffte, im nächsten Moment zu erwachen.

      Mit dem ersten Schlag wurde Gwyn wieder in die Wirklichkeit zurückgeholt. Zuerst hörte sie das furchtbare Schnalzen der Peitsche, als sie auf ihre nackte Haut traf und sich in ihr Fleisch schnitt. Gwyn glaubte, ihr Rücken würde lichterloh brennen. Tränen traten ihr in die Augen; sie biss sich in den Oberarm, um nicht laut aufzuschreien.

      Schon folgte der zweite Schlag, noch fester, noch schmerzhafter als der erste. Sie wollte sterben, nur noch diesen Höllenqualen entgehen.

      Beim dritten Schlag schnitten die Riemen tief ins aufgeplatzte Fleisch. Gwyn spürte wie ihr das warme Blut über den Rücken lief. Ihr wurde schwarz vor Augen.

      Beim vierten Schlag riss sie den Kopf in den Nacken. Tausend leuchtende Punkte ersetzten die Schwärze. Ihre Knie gaben nun ganz nach und sie hing nur noch an den Armen. Sie begann zu schreien - ein markerschütternder Schrei, der ihre innersten Qualen wiederspiegelte. Tränen liefen ihr über das Gesicht. Sie würde sterben, jetzt sofort.

      Beim fünften Schlag, war sie sicher, dass ihr Rücken gespalten war. Ihre Sinne verließen sie und sie sank in gnädige Dunkelheit.

      ---

      Langsam kam Gwyn zu Bewusstsein. Der unsagbare Schmerz auf ihrem Rücken hüllte sie in einen Schleier und drückte auf ihre Sinne. Der einzige Gedanke, den sie in der Lage war zu fassen, schrie wieder nach der gnädigen Bewusstlosigkeit. Sie stöhnte.

      „Hey, du bist ja wach!“ Eine fremde Stimme drang durch den Nebel aus Schmerzen. Gwyn öffnete mühevoll die Augen und drehte langsam den Kopf, um den Ursprung der Stimme zu erkennen.

      Der blonde Junge, den sie an Deck gesehen hatte, saß im Schneidersitz neben ihr.

      Ein Eimer stand neben ihm, in den er gerade ein Tuch eintauchte, um ihr damit gleich darauf vorsichtig über den Rücken zu fahren. Bei der Berührung mit dem kalten Tuch zuckte Gwyn zusammen und presste ihre Augenlider fest aufeinander. Der Junge hielt für einige Sekunden in seiner Bewegung inne, ehe er fortfuhr.

      „Das war wirklich mutig von dir, Blackbeard die Meinung zu sagen“, sagte er schließlich.

      „Wohl eher sehr töricht“, flüsterte Gwyn mit rauer Stimme.

      „Na ja, mag

Скачать книгу